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Zitat von Cbrastreifen:Neuroenhancement wird ja schon seit Jahrzehnten propagiert. Gezeigt werden natürlich immer nur die Fälle, wo alles bombig läuft. Aber nicht mal bei der Überwachung ist man sonderlich erfolgreich. Da wird einem immer wieder erzählt, nach 70 Likes kennt die KI einen besser als der eigene Partner oder man sich selbst, aber ob dann irgendwer durchdreht, kann man eben doch nicht feststellen, da dreht ja immer wieder mal jemand durch und man weiß eben nicht, wer nur aus Nervenkitzel, Interesse usw. auf komischen Seiten ist oder wer gerade bei ist sich selbst zu radikalisieren.
Die letzte Dekade des Gehirns, die 2023 auslief und mit KI kombiniert worden, ist auf so kleiner Flamme gekocht worden, dass man den völligen Reinfall ahnt. Normalerweise wäre es ein Auftritt mit Tamtam gewesen.
Da ist ja auuch längst nicht alles so klar, wie gerne übervereinfachend getan wird. Bin gespannt, was aus Eurer Zunft da noch kommt, die KI Prüfung für neue Medikamente, bei dem einfach Moleküle durchmodelliert scheint auf jeden Fall gnaz gut zu klappen ... auch ein Vorteil vom Internet, dass man da breit gestreut reinschnuppern kann.
25.10.2024 10:28 • #81
Zitat von illum:aber ich bin andererseits auch der Ansicht, dass der Punkt kommen wird, an dem uns die Kontrolle darüber entgleitet.
Nicht im Sinne von Skynet, dieser besseren Kaffeemaschine für verbrannte Erde udgl. sondern, dass uns die Geschwindigkeit, mit der neues Wissen künstlich generiert wird, als Spezies derart überfordern wird, das wir die Segel streichen und die Kontrolle abgeben müssen wie ein kleines Kind gegenüber seinen Eltern.
26.10.2024 13:45 • #82
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Zitat von Reconquista:Die Erfindung der Gendersprache (und ähnlicher angeblich Diskriminierung beendender Maßnahmen) kommt nicht von den avisierten Gruppen, sondern von linken Intellektuellen und Sozialwissenschaftlern an Universitäten.
Zitat von Reconquista:Sie behaupteten ein Verletztsein, wo keines war. Diskriminierung findet im Handeln statt, übrigens auch von Minderheiten untereinander und gegen Mehrheiten. Das Anliegen ist insofern falsch, dient nur seinen Erfindern, um sich wichtig zu machen und durchzusetzen, während es Segregation sogar vertieft.
28.10.2024 14:14 • x 1 #83
Zitat von Cbrastreifen:Rinder werden auch nicht gegen Massentierhaltung protestieren und Kinder nicht gegen Missbrauch, es braucht bisweilen schon Anwälte.
28.10.2024 14:46 • x 1 #84
Zitat von Reconquista:Damit triffst du den Nagel auf den Kopf: die Minderheiten werden nämlich für „Rinder“ gehalten und entmündigt durch diejenigen, die vorgeben, sich für ihre Interessen einzusetzen.
Zitat von Reconquista:Es ist ein linkes Muster, und es ist heute zu einem universitären Muster in der so genannten woken Szene geworden.
28.10.2024 14:52 • #85
28.10.2024 15:03 • x 1 #86
Zitat von Cbrastreifen:Nicht unbedingt, manchmal ist das einfach ein sich selbst schützender Mechanismus. Kritik an der Struktur, bitte nur innerhalb der Regeln der Struktur. Wenn die Struktur latent rassistisch ist, bist du schon raus, wenn du nicht die richtige Färbung hast. Dann ist es nicht schlecht, wenn jemand mit der richtigen ...
28.10.2024 15:05 • x 1 #87
Zitat von Reconquista:Es gibt, es gibt das. Dies alles ändert nichts am falschen Konstrukt und seinem Versagen.
28.10.2024 15:06 • #88
Zitat von Cbrastreifen:@Reconquista Oder, um es noch mal anders zu sagen. Ich krieg schon mit, gegen wen und was Du etwas einzuwenden hast und bisweilen teile ich sogar Deine Kritik und meine noch öfter, mindestens Deine Beweggründe nachvollziehen zu können. Nur argumentierst Du in meinen Augen manchmal etwas unterkomplex und speziell ...
28.10.2024 15:08 • #89
Zitat von Cbrastreifen:Was ist an dem Konstrukt falsch. Gegen Missbrauch zu sein, was ist daran verwerflich?
28.10.2024 15:16 • #90
Zitat von Reconquista:Es ging nicht um Missbrauch, sondern um Diskriminierung. Das Konstrukt Gendersprache ändert überhaupt nichts an Diskriminierung. Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Zitat von Reconquista:Sie erzeugt Widerstand, mehr Segregation und gegebenenfalls mehr Diskriminierung. Sie blüht übrigens auch nur im weißen, universitären und den angeschlossenen Milieus, nirgendwo sonst.
Zitat von Reconquista:Am wenigsten in den Milieus der Millionen Zugewanderten. Das Konstrukt ist ein so genannter Rohrkrepierer. Nur ist das Rohr lang …
28.10.2024 15:36 • x 1 #91
Zitat von Jakob02:Verzeih, dass ich mich erst jetzt ausführlich bei dir melden kann. War bis eben noch in der Uni, um ein Kapitel für meine Arbeit fertigzustellen.
Zitat von Jakob02:Sellars betont natürlich, wie wichtig es ist, zwischen sensorischen Daten und den kognitiven Prozessen zu unterscheiden, die diese Daten interpretieren und ihnen Bedeutung verleihen. Dass Sinneseindrücke als Resultate natürlicher Ursachen intrinsisch keine Bedeutung tragen, würde ich gar unterschreiben. Nehmen wir uns mal wieder die Quantenmechanik vor - so stellt nämlich auch diese die klassischen Vorstellungen von der materiellen Realität infrage, indem sie nahelegt, dass die Beobachtung die beobachteten Phänomene beeinflusst. Im Wesentlichen verändert der Akt der Messung in Quantensystemen den Zustand des Systems, was mit Sellars' Ansicht insofern übereinstimmt, dass die kognitive Interpretation für das Verständnis sensorischer Erfahrungen entscheidend ist.
Zitat:„Im seinem Meisterwerk Empiricism and the Philosophy of Mind beutet Sellars diese Konsequenzen seiner Einsicht, in die Signifikanz inferentieller Verknüpfungen für den Begriffsgebrauch aus, und zwar auch für Fälle reponsiver Klassifikation: Nichtinferentielle Berichte, durch die Wahrnehmungszustände explizit gemacht werden, können keinen selbstständigen, unabhängig von anderen Bereichen verständlichen Bereich der Sprache bilden. Beobachtungsberichte haben zwar einen gewissen Vorrang bei der Rechtfertigung empirischer Behauptungen, nicht aber beim Verstehen. Da zum Wissen nicht nur Rechtfertigung, sondern auch Begreifen oder Verstehen des gerechtfertigten Inhalts gehört, kann es kein Beobachtungswissen ohne Inferenz geben. Man kann keine reine Beobachtungssprache oder Beobachtungsbegriffe haben und dann fragen, ob die Entscheidung ihnen einen inferentiellen Überbau zu verpassen, rational zu rechtfertigen ist. Der Fels, auf den der erkenntnistheoretische Fundamentalismus baut, ist dementsprechend seine Unfähigkeit zu erklären, was es heißt, die Signifikanz von Elementen der beobachtungsgestützten Rechtfertigungsbasis zu verstehen. Denn um einen Begriff nichtinferentiell anwenden zu können, um unterscheidend auf nichtsprachliche Reize zu reagieren, muss man andere Begriffe inferentiell anwenden können. Nur wenn die Reaktion eine solche inferentielle Signifikanz hat, ist sie begrifflich gehaltvoll. Der Gedanke eines autonomen Sprachspiels (oder Menge von Praktiken der Begriffsanwendung), in dem nur nichtinferentielle Berichte vorkommen (und sei es auch über rein mentale Ereignisse), geht komplett in die Irre.“
(Robert Brandom, Expressive Vernunft, 1994, dt. 2001, Suhrkamp, S. 153f)
Zitat von Jakob02:Genauso wie sensorische Daten interpretiert werden müssen, um Bedeutung zu erlangen, zeigen Quantenphänomene nur dann Ergebnisse, wenn sich ein bewusster Beobachter mit ihnen auseinandersetzt.
Zitat von Jakob02:
Und in der Tat sind die Naturwissenschaften - obwohl sie für ihre systematischen Methoden und ihre Fähigkeit, Schlussfolgerungen aus empirischen Beweisen abzuleiten, gelobt werden - nicht immun gegen die inhärente Fehlbarkeit, die jedes menschliche Unterfangen begleitet.
Zitat von Jakob02:Dennoch können bestimmte Erkenntnisse innerhalb der Grenzen der empirisch verfügbaren Daten ein gewisses Maß an Konsens erreichen.
Zitat von Jakob02:Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass dies nicht mit Unfehlbarkeit gleichzusetzen ist noch mit einer Wiedergabe der Realität. Vielmehr spiegelt es ein Arbeitsmodell wider, das zwar robust ist, aber dennoch von den Grenzen des Verstandes abhängt und durch philosophische Einwände herausgefordert oder sogar infrage gestellt werden kann.
28.10.2024 23:05 • x 1 #92
Zitat von Cbrastreifen:Sellars Punkt ist etwas anders, hier in der Version von Robert Brandom. Muss man eventuell mehrfach lesen, ist aber lohnend:
Inferenz kann man grob als innere logische Folgerichtigkeit übersetzen.
Zitat von Cbrastreifen:Wirklich? Wie ist es, wenn ich Schrödingers Kiste vom Roboter öffnen lasse (oder einer vom Zufall gesteuerten Schließautomatik), eine Kamera das Ergebnis aufnimmt und eine Gruppe von Forschern erst später die Aufnahmen sieht? Da war dann physische Interaktion, aber kein Bewusstsein anwesend.
Aber was entscheidet über das Schicksal der Katze? Soweit ich das verstehe, das Öffnen der Box, oder?
Zitat von Cbrastreifen:Der Punkt den Sellars macht, geht tiefer. Den Versuchen geht stets die Theorie voraus und sie wären ohne diese gar nicht durchfühbar. Wir sind also nicht zuerst empirische Wesen, die dann um das, was ganz einfach da ist, Theorien brauen, die alles Einfache dann irgendwie ganz kompliziert machen. Sellars und vor allem Brandom wollen klar machen, dass wir zuerst normative und das meint theoretische Wesen sind.
Wir haben es nur anders herum gelernt, entsprechend schwer ist es, hier den Zipfel in die Hand zu bekommen ... okay, klingt komisch, aber Du weißt schon.
Zitat von Cbrastreifen:Denn auch konstruktivistische und phänomenologische Ansätze haben ihre Fallstricke, also bei Unterforderungsphänomenen kann ich Dir Brandoms 'Expressive Vernunft' empfehlen, da wird das und mehr behandelt, ist nur so ein wenig die Eiger Nordwand.
29.10.2024 00:33 • x 1 #93
Zitat von Jakob02:Seine Einsichten machen also praktisch deutlich, wie kompliziert die Verwendung von Begriffen in Sprache und Denken ist. Brandon betont ja, dass Beobachtungsberichte keine eigenständige Sprache bilden können; stattdessen erfordere das Verständnis dieser Berichte einen schlussfolgernden Rahmen.
Zitat von Jakob02:Was das Schicksal von Schrödingers Katze betrifft, so hängt dieses davon ab, wann und wie die Messung erfolgt.
Zitat von Jakob02:Dennoch bleibt die philosophische Debatte bestehen: Wird das Ergebnis erst dann aussagekräftig, wenn die Forscher sich die Aufzeichnungen später ansehen und interpretieren? Diese Implikation kann zu einem Paradoxon führen, bei dem ein Ereignis ohne menschliches Bewusstsein eintritt, seine Bedeutung aber erst durch menschliche Interpretation entsteht.
Zitat von Jakob02:Sellars’ Argumentation zeigt, so wie ich es verstehe, dass Theorie die Basis unseres Erkennens ist und nicht bloß ein nachträgliches System zur Erklärung. Wir begreifen die Welt also nicht unmittelbar empirisch, sondern durch die Linse normativer Konzepte, welche unser Verstehen überhaupt erst möglich machen.
29.10.2024 07:05 • x 1 #94
29.10.2024 07:36 • x 3 #95
Zitat von Cbrastreifen:Wir sind tastende Tentakel einer großen Intelligenz, der es relativ egal ist, ob es uns damit gut geht, oder nicht
29.10.2024 09:14 • x 1 #96
Zitat von illum:Ich selbst nenne es den großen Oszillator, um der fundamentalen Arithmetik dieser Grundfrequenz kein inhärentes Bewusstsein zuzuschreiben, das mAn falsch, nämlich als subjektives Bewusstsein verstanden würde.
Zitat von illum:Somit ist es der einzelnen Entität, als Fork oder Kindsprozess, sodann auch unmöglich, jene grundlegende Ordnung des Parent selbst rekursiv zu bestimmen, weil sie es nicht vollumfänglich kann.
29.10.2024 09:56 • #97
Zitat von Cbrastreifen:Es sei denn, man erkennt sich als die Illusion oder Dissoziation, die man nach Ansicht mancher ist.
Es ist zwar ein wenig schizophren, hier (in Samsara, Maya oder als Ich-Illusion) weiter zu agieren und sich gleichzeitig auflösen zu wollen (indem man dem Ich nachspürt), aber wir leben im Grunde die selbe negative Schizophrenie, auch dann, wenn wir uns spirituell interessiert nennen.
In aller Regel möchten wir die Spiritualität dann nämlich als Trick verstanden wissen, mit dem man Bestellungen beim Universum einreichen kann und irgendwie besser, entspannter lebt. Man will ein besseres Dasein für das Ich, spätestens im nächsten Leben, wenn möglich aber sofort.
Man kann das Ich zwar mit dem Ich, durch Einsicht und Praxis überwinden, aber nicht, indem man die Komfortzone des Ich weiter polstert.
29.10.2024 12:10 • x 2 #98
Zitat von illum:Die These, das Ich als eine Illusion zu betrachten, ignoriert mMn grundlegende Erkenntnisse der phänomenologischen Ontologie, die das Ich als den unumstößlichen Mittelpunkt jeder intentionalen Bewusstseinstruktur betrachtet.
Zitat von illum:Eine völlige Auflösung des Ichs also, so wie es sich vorgestellt wird, widerspricht damit doch zwingend der performativen Paradoxie, die besagt dass jede Behauptung der Ich-Negation stets selbst von einem reflexiven Subjekt getroffen wird - getroffen werden muss.
Zitat von illum:Die Illusionsthese unterläuft damit, wie ich es einschätzen würde, die Erkenntnistheorie, da eine vollständige Selbstaufhebung diese Möglichkeit von Autonomie und Verantwortung gänzlich unterminieren würde.
Zitat von illum:Zudem - Meinung - verkennt der metaphysische Monismus die dialektische Notwendigkeit einer Differenzierung zwischen dem Subjekt und der Welt als das epistemische Frame. In der humanistischen Psychologie fungiert das Ich ja als ein Entwicklungsfaktor, dessen Integration und Kohärenz psychische Stabilität fördert, nicht negiert.
Zitat von illum:Die spirituelle Praxis bzw. die Kulturlandschaft der Spiritualität als Selbstoptimierung ist in vielen Traditionen ja nicht egostärkend, sondern ego-transzendierend und damit integrativ im Sinne eines erweiterten Selbstbewusstseins. Ein pragmatischer Ansatz in der Spiritualität bemisst ihren Wert also in den erlebten Effekten, ohne im gleichen Atemzug eine ontologische Radikalität einzufordern.
Zitat von illum:Diese ich-transzendente Sichtweise führt sodann oft zu den regressiven, nihilistischen Strömungen, die das Subjektive zum bloßen Schatten eines unbestimmten Absoluten reduzieren. Letztlich aber stabilisiert die prozessuale Perspektive auf das Ich ja den Widerspruch zwischen Selbstsein und Selbsttranszendenz, ohne die ganze semantische Kohärenz der Erfahrung zu opfern.
29.10.2024 15:21 • x 1 #99
Zitat von Cbrastreifen:Ja. Naturwissenschaften und Philosophie haben einen anderen Startpunkt. Für Naturwissenschaften gibt es einen zeitlichen Ablauf, der, sagen wir mal mit dem Urknall beginnt. Daraus entwickelt sich dann alles gemäß dem naturalistischen Mythos des Gegebenen, denn die unbedeutende Frage wo Materie denn eigentlich herkommt, ist ja ungeklärt, auch wenn man entstehende und vergehende Universen unterstellt.
Zitat von Cbrastreifen:Der Ausgangspunkt der Philosophie ist der Akt der Reflexion, in dem man sich bewusst wird, dass man ist und damit zugleich, dass man anders ist, also seine Umgebung. Das war vorher - gesetzt wird funktionierten gemäß Bio-Algorithmen - nicht klar. Kastrup unterscheidet Bewusstsein und Meta-Bewusstsein oder einfach Intelligenz und Reflexion und das ist der Startpunkt der Philosophie.
Hier angekommen findet man sich immer schon vor, als in die Welt Geworfener (Heidegger), aber eben nicht nur als ein in die physische Welt Geworfener, sondern auch eingebunden und Sprechpraktiken, ein normatives Gitter.
Wir können Dinge sprachlich herausgreifen (das Verhältnis von Anapher und Deixis wird von Brandom beleuchtet) aber schon Quine tat das, bei seinem Übersetzer Beispiel: gavagai sagt jemand, während er auch ein Kaninchen zeigt und schon ist uns klar: Aha, gavagai heißt Kaninchen.
Kurzschluss, sagt Quine, und seine Pointe ist, dass ab da alles schief gehen kann, denn gavagai kann auch Kaninchenschwanz, heiliges Tier, lecker Abendessen oder Kaninchenfliegen, die das Tier begleiten oder sonst was bedeuten und selbst - Quines Pointe - wenn man eine Sprache entwirft, die konsistent ist, kann man nicht sicher sein, dass es die Sprache der Eingeborenen ist.
29.10.2024 23:35 • x 2 #100
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