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Spaceman
Zitat von mercilato:
Kann ich denn davon ausgehen, dass mein Eingangspost jetzt schon ein großer Schritt war?

Absolut! Auch mein Eingangspost sowie ein anderer, in dem ich meine schweren Erfahrungen beschrieb, haben sich als Knotenlöser erwiesen. Dass der erste Schritt oft am schwersten ist, ist keine Platitude, sondern eine immer und immer wieder zu beobachtende Tatsache.

Zitat von mercilato:
Ich schäme mich richtig dafür, diese Rolle einzunehmen, das Ganze ernst zu nehmen und so meinem Vater gegenüberzutreten. Während ich die ganze Problematik bzw. das Geschehene in mein Leben integriere. Ich habe Angst, dass ich ihm dann damit Vorwürfe mache, ihn belaste. Für Unruhe sorge. Ich möchte nicht für Unruhe sorgen. Oder ich möchte zumindest nicht derjenige sein.

Wenn ich das richtig verstehe, hast Du genau das seit Jahren gemacht - und es hat Dich kaputt gemacht. Ob es Unruhe gibt (was Dich erst einmal nicht stören sollte, denn Du opferst Deine seelische Gesundheit zugunsten einer scheinheiligen Ruhe), hängt auch davon ab, ob die anderen beteiligten Personen den Anstand und die Stärke haben, sich mit dem Drama auseinanderzusetzen. Was passiert ist, ist passiert und so lange es nicht aufgearbeitet wird, bleibt es immer da und brodelt unter der Oberfläche, erzeugt Spannungen, Aversionen und Stress.

Zitat von mercilato:
Sonst bin ich wieder der Schuldige oder werde als verrückter abgestempelt. Oder als jemand, der dramatisiert.

Zitat von mercilato:
Schläge waren in meiner Kindheit ganz normal. Auch, mit seinem pantoffel auf den Hintern geschlagen zu werden, oder damit von 3m abgeworfen zu werden.

Der Schuldige wirst Du hier nie sein, denn nicht DU warst gewalttätig gegenüber Deiner Mutter - und nicht zuletzt gegen Dich selbst! Du wurdest misshandelt! Wie so viele solcher Opfer befindest Du Dich jetzt in einem Konflikt zwischen der Zuneigung gegenüber der Familie, besonders dem Vater als Täter und den Erinnerungen und dem Leid, dessen was er Dir angetan hat. Aber Du hast ein Recht auf seelische Gesundheit und deshalb auch auf Aufarbeitung.

Habe Mut! Beginne mit der Aufarbeitung. Dabei musst Du nicht gleich aufs Ganze gehen, sondern kannst Dich Schritt für Schritt - auch mithilfe von Therapien - da rantasten. Und zum Schluss wirst Du vielleicht eine Möglichkeit finden, die Sache auch mit der Familie zu besprechen, ohne, dass es zu weiteren Problemen kommt.

29.01.2022 22:00 • x 3 #61


M
Mir wird so langsam schwindelig. Ich dachte immer, der Hintern-Bereich eines Kindes, da geschlagen zu werden - egal wie fest, wäre ganz normal und würde nicht unter die Floskel Kind wurde in Kindheit geschlagen fallen, sondern wäre was ganz normales. Ich fühle irgendwie ehrlich gesagt gar nicht so richtig, dass mir was schlimmes passiert wurde, dass ich misshandelt wurde. Es war irgendwie alles ganz normal.

Als meine Mutter noch hier wohnte, und jeden Tag mit Papa stritt, konnte ich mich nicht auf mein Abi konzentrieren und ich stritt di ganze Zeit mit ihr, dass sie hier nicht rumschreien solle und ich es nicht aushalte.

Ich denke gerade, vielleicht habe ich immer versucht, sie zum Ruhig sein zu bringen, denn in Wahrheit hat es selbst meine Angst vor Papa getriggert, wieder geschlagen zu werden. Denn Streitereien hießen für mich immer, dass ich geschlagen werde. Ich glaube, ich habe selbst panische Angst vor Papa. Vielleicht ist es nicht nur der Schmerz von Mama, die Tatsache, dass er Mama immer verprügelte. Vielleicht auch meine Angst, selbst wieder von ihm geschlagen zu werden. Mir fällt es so schwer, für diese Worte einzustehen. Denn wenn ich es bei ihm jetzt ansprechen würde, würde es heißen, dass ich eine viel zu große Sache darum machen würde und das so ja alles gar nicht stimmen würde und ich ja wie meine Mutter sei. Meine Realitätswahrnehmung ist so extrem verzerrt. Ich weiß manchmal nicht mehr, was ich glauben soll.

29.01.2022 22:08 • x 2 #62


A


Vater verprügelte regelmäßig Mutter

x 3


M
Zitat von Spaceman:
Absolut! Auch mein Eingangspost sowie ein anderer, in dem ich meine schweren Erfahrungen beschrieb, haben sich als Knotenlöser erwiesen.

So wie sich das anhört, habe ich ja dann Gott sei Dank schon den schwierigsten Schritt hinter mir.

29.01.2022 22:09 • x 3 #63


M
Ist es denn aber wirklich alles so schlimm, was ich erlebte, was ich hier schreibe? Ist es wirklich alles Misshandlung?
Mein Vater spielte immer alles runter. Die sind so und so, die sind so empfindlich, die sind so und so (Wenn man mal Ähnliches über andere hörte, oder in den Nachrichten oder sonst was). Ich glaube, er macht das ständig, um sein eigenes Verhalten zu legitimieren.

Letztens waren wir im Auto und unterhielten uns normal, dann erzählte er, dass ein zuckerkranker Vater, sein Arbeitskollege, weil er unterzuckert war, mit einer Axt auf seinen Sohn losgehen wollte, aber Gott Sei Dank nichts passierte und nachdem er Zucker zu sich nahm, es ihm wieder gut ging. Dann sagte er, dass so ein Erlebnis ja für das Kind natürlich schrecklich sei (und hier denke ich mir dann immer: Du blödes A., dir sollen deine Hände abfallen, du tust so, als ob du nie etwas gemacht hättest). Und dann ergänzte er noch so ganz normal: es ist ja nicht sowas, wie wenn man ein Kind schlägt, was ja noch voll ok ist. Ich schaute ihn dann nur noch verwirrend an und er sagte dann: ja was denn, es ist doch für das Kind was anderes, wenn der Vater mit der Axt auf einen losgeht und so.

Solches Verhalten bringt der so nebenbei ziemlich oft hervor, nehme ich aber nicht so richtig wahr, weil ich versuche, es auszublenden. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist das doch schon ganz schön dreißte Manipulation, oder?

Wenn ich noch einen Schritt weiter gehe und objektiv betrachte, und mal die Annahme treffe, dass er durch mein Verhalten weiß, dass ich traumatisiert/verwirrt bin, und dann zusätzlich noch solch ein Verhalten aufweißt, dann bestimmt nicht, um mir damit zu helfen oder mich zu heilen, sondern, um mich von der Wahrheit zu entfernen. Von der Wahrheit über ihn, was er alles getan hat und wie schlimm es war. Oder sehe ich das falsch? Oder bin ich jetzt verrückt?

29.01.2022 22:13 • x 1 #64


M
Mich macht es auch so unheimlich aggressiv, dass er permanent einfach glücklich ist, witze macht, so tut, als ob nichts wäre. Es ist komisch. Ich weiß nicht, ob er es extra macht und mich damit unterdrückt/unterspielt, oder ob er es wirklich nicht wahrnimmt, dass es mir schlecht geht. Er lebt einfach so, als ob nichts wäre, vor sich hin und lacht vor sich hin.

29.01.2022 22:21 • x 1 #65


M
Mein Vater hat als ich noch ein Kind war, auch immer meine Großeltern Mutters Seite bei mir so extrem schlecht geredet und solche Sachen gesagt wie: Irgendwann steche ich denen die Reifen auf, damit die einen Unfall bauen und solche Sachen. Inwiefern mich das beeinflusst hat, weiß ich nicht, aber ich hatte extreme Angst. Er hat sie so sehr bei mir schlecht geredet und mir quasi verboten, weiter Kontakt zu ihnen zu haben, sodass ich eine zeitlang immer oben in meinem Zimmer war, wenn sie am Wochenende zu uns kamen und unten waren. Ich hatte so eine große und starke Angst, nach unten zu ihnen zu gehen und normal zu ihnen zu sein, weil mir Papa quasi im Nacken saß und ich mich beobachtet fühlte, und ich es also nicht sein durfte, sondern so sein musste, und das machen musste, was er von mir verlangte. Das ist alles so komisch und unreal.

Ist das alles denn wirklich so schlimm. Wenn man das als Außenstehender hört.

29.01.2022 22:29 • #66


M
Es war immer so eine komische Atmosphäre, wenn er immer wütend in mein Zimmer hoch kam und bei mir oben blieb, und ich ihm dann Ohr bieten musste für seine Wut und seine kranken Gedanken, wenn er vor Wut mit sich selbst redete. Ich hatte immer so eine Todesangst und war erleichtert, wenn er wieder runter ging.
Das wird mir erst heute bewusst. Heute noch achte ich immer drauf, wenn ich die Treppen höre, und merke, wie ich die Luft anhalte, wenn er sich im Haus die Treppen hoch oder runter bewegt. Ich denke, das kommt von damals.

29.01.2022 22:31 • x 1 #67


Spaceman
Zitat von mercilato:
Mir wird so langsam schwindelig. Ich dachte immer, der Hintern-Bereich eines Kindes, da geschlagen zu werden - egal wie fest, wäre ganz normal und würde nicht unter die Floskel Kind wurde in Kindheit geschlagen fallen, sondern wäre was ganz normales.

Sag bitte Bescheid, wenn es Dir zu viel wird. Vieles davon ist bestimmt schwer zu verdauen. Aber:

Nein, das ist ganz und gar nicht normal. Es ist sogar ein Rechtsverstoß, der strafrechtlich belangt werden kann. Seit 2001 steht im BGB, § 1631, Absatz 2:

Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.

Zitat von mercilato:
Ist es denn aber wirklich alles so schlimm, was ich erlebte, was ich hier schreibe? Ist es wirklich alles Misshandlung?

Ich habe nicht jede Bescheibung gelesen, da ich so etwas nur sehr schwer ertrage. Das was ich über Deine Mutter las (Telefonkabel raus und dann ... ) ist grausam, brutal, sadistisch. Ein Kind so heftig zu schlagen, dass es zu Boden geht oder immer wieder zu schlagen ist eindeutig Kindesmisshandlung. Auch meinem Vater ist ein, zwei Mal die Hand ausgerutscht wie das manchmal formuliert wird, aber er hatte wenigstens den Anstand auf Toilette zu rennen und aus Scham zu weinen.

29.01.2022 22:35 • x 1 #68


M
Er beleidigte mich auch immer als Missgeburt und so und machte mir immer Angst, dass ich ja nicht in der Grundschule etwas erzählen dürfte, da die anderen Kinder und Nachbarn ja dann alle erfahren würde, was für ein Mensch ich wirklich sei und dass ich ganz anders sei als alle anderen Kinder und ja nicht normal sei usw....
Beleidigungen und Einschüchterungen waren der Standart...

29.01.2022 23:16 • #69


Nora5
Zitat von mercilato:
Ist das alles denn wirklich so schlimm. Wenn man das als Außenstehender hört.

Ja, absolut. Es läuft mir kalt den Rücken herunter, weil Du so schwer manipuliert und missbraucht wurdest, so dass Du heute so schwer an Deiner Wahrnehmung zweifelst. Das Ziel ist damit ja erreicht worden. Du traust Dir selber nicht mehr, das schützt den Täter.

30.01.2022 02:31 • x 1 #70


Nora5
Zitat von mercilato:
Er beleidigte mich auch immer als Missgeburt und so und machte mir immer Angst, dass ich ja nicht in der Grundschule etwas erzählen dürfte, da die anderen Kinder und Nachbarn ja dann alle erfahren würde, was für ein Mensch ich wirklich sei und dass ich ganz anders sei als alle anderen Kinder und ja nicht normal sei usw....
Beleidigungen und Einschüchterungen waren der Standart...

Das klingt für mich mega grausam und auch sadistisch

30.01.2022 02:32 • #71


M
Ich denke, ich ziehe die nächsten Monate hier aus.

30.01.2022 10:59 • x 1 #72


M
Ist es normal, dass mein Kreislauf runter geht und mir schwindelig wird, je mehr mir bewusst wird, was mein Vater mit mir machte?
Es ist wie eine Welle in meinem Kopf, die mich und meinen ganzen Körper runter drückt.

30.01.2022 14:10 • #73


Krieger
Zitat von mercilato:
Ist es normal, dass mein Kreislauf runter geht und mir schwindelig wird, je mehr mir bewusst wird, was mein Vater mit mir machte? Es ist wie eine Welle in meinem Kopf, die mich und meinen ganzen Körper runter drückt.

Ja, ist es. Der psychogene Schwindel (in Form von Angtschwindel) beginnt meist im Zusammenhang mit besonderen psychischen Belastungen. Bei Dir bricht zur Zeit alles wie ein Tsunami über dich herein...

30.01.2022 14:32 • x 1 #74


M
Danke dir. Ich hoffe mal, das ist gut, dass das passiert. Es ist doch eher ein Zeichen von Verarbeitung, anstatt ein Zeichen von Verschlimmerung, oder?

30.01.2022 15:00 • #75


M
Ihc spüre auch vermehrt seit den Tagen nach der letzten Hypnos ein Kribbeln in meinem Kopf. meistens oben in der Mitte, aber auch links und so. Ich denke, es ist ein gutes Zeichen der Verarbeitung, dass mein Gehirn wieder arbeitet, denke ich. Hoffe ich zumindest.

30.01.2022 15:10 • #76


M
Mir wird jetzt erst bewusst, dass ich immer Angst davor hatte, mich mit diesen eigenen Problemen zu beschäftigen, da ich immer Angst davor hatte, dass das auslöst, dass Papa wieder Mama schlägt. Denn ich durfte ja nie für mich einstehen und musste mir immer alles gefallen lassen, damit Mama nichts abbekommt. Wenn ich mich gewehrt habe, oder sie verteidigt habe, schlug er sie. Bekam sie alles ab. Also habe ich gelernt, alles auszublenden und zu ignorieren.
Deswegen ist letztens auch mit der Hypnose die Bombe geplatzt. Papa schlägt Mama. Damit steht und fällt alles.

30.01.2022 15:52 • #77

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M
Alles bricht gerade wie ein Kartenhaus zusammen. Nichts hält mehr. Meine Mama ist in Sicherheit, ihr kann nichts mehr passieren. Sie ist nicht mehr hier. Alles ist anders. Sie ist in Sicherheit. Und ich somit auch. Mir kann nichts passieren, wenn ihr nichts passieren kann. Alles ist irgendwie vorbei. Es war alles surreal. Wie ein Spiel. Was war das.

30.01.2022 15:54 • #78


Flame
Zitat von mercilato:
Alles bricht gerade wie ein Kartenhaus zusammen. Nichts hält mehr.


So fühlt sich ein Neubeginn an,man steht erstmal gefühlt vor dem Nichts und da macht auch gehörig Angst (körperliche Symptome) aber ab jetzt bist Du dafür selbst der Gestalter Deines Lebens.

Pass ein bisschen auf,dass Du Dich nicht zu sehr in die Vergangenheit steigerst,nicht verdrängen aber auch nicht reinsteigern bzw. das bewusste Hineingehen lieber zu Beginn mit einer Therapeutin zusammen.
Wenn der Tsunami (treffender Begriff) kommt,lass ihn über Dich hinwegfegen in dem Wissen,dass er vorüberzieht und Du in Sicherheit bist.

Du bist auf einem schmerzhaften aber dem einzigen und sehr guten Wege zu einem glücklichen und erfüllten Leben!

30.01.2022 17:33 • x 3 #79


K
Zitat von mercilato:
Ich denke, ich ziehe die nächsten Monate hier aus.

Du bist 25, und scheinbar hat die Manipulation durch Deinen Vater super funktioniert bei Dir. Du wohnst noch Zuhause, fährst mit im Auto Deines Vaters mit und hast Dich super in die Rolle eingefügt die Dein Vater Dir aufgedrückt hat.

Versuche bitte, auch mit therapeutischer Hilfe, Dein Leben aufzuarbeiten und gehe Deinen eigenen Weg. Es wird sicherlich extrem schwer für Dich, aber Du musst es Dir selbst wert sein.
Eine eigene, kleine Wohnung kann da schon Wunder bewirken.

Ich habe als Kind ähnliches erlebt. Nur war es bei mir genau anders herum. Meine Mutter war die, die meinen Vater regelmäßig verprügelt hat. Als Kind wurde ich auch schwer misshandelt. Aber um so älter ich wurde, um so mehr lernte ich mich zu wehren. Nur mein Vater hat es nie geschafft sich gegen meine Mutter zu wehren. Verstehe mich nicht falsch, ich bin kein Typ der Frauen schlägt oder sowas gut heisst, aber mein Vater war meiner Mutter hilflos ausgeliefert. Ich habe nie verstanden warum er sich das bieten lässt. Um so älter ich wurde, um so mehr verstand ich dass ich nicht die Verantwortung übernehmen kann für meinen Vater. Er war ein erwachsener Mann, angesehener Handwerksmeister, der sich wahrscheinlich zu Tode geschämt hätte wenn jemand gemerkt hätte dass seine Frau ihn zusammen schlägt.

Genau so, wie mein Vater in die Rolle reingewachsen ist der Prügelknabe zu sein, genau so wird auch Deine Mutter in die Rolle einfach eingewachsen sein. Du bist nicht dafür verantwortlich was Deine Mutter macht ! Aber Du bist für Dich verantwortlich. Bitte versuche, Dein Leben trotz aller Hürden alleine zu meistern, ohne Deinen stark manipulativen Vater. Such Dir Hilfe. Es gibt in jeder Stadt Stellen, wo man Hilfe bekommt wenn man in solchen Lebenssituationen steckt. Ich bin damals mit 19 weg von Zuhause, und danach niemals wieder zurück gekehrt. Das war das Beste, was ich tun konnte. Und das war ich mir wert. Und Du musst es Dir auch wert sein nicht mehr die Marionette zu sein deren Fäden von Deinem Vater dirigiert werden.

30.01.2022 23:17 • x 7 #80


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