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E
servus alle zusammen,
vielleicht kann ich ein bisschen Hoffnung vermitteln,obwohl ich bei weitem selber noch nicht
wirklich über den Berg bin.Ich hatte ja schon mehrfach von meinen Problemen und Angst-
störungen berichtet, wovon die Schlimmste am Ende die Angst vor der Schlaflosigkeit war.
In der schlimmsten Phase, vor einigen Wochen ging es dann tatsächlich so , dass ich eine
Nacht gar nicht, oder fast nicht schlafen konnte, die nächste dann vor lauter Müdigkeit fast
schon schlafend ins Bett gefallen bin, bis sich irgendwann die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass sich mein Körper den Schlaf schon holen wird, den er braucht.Mit dem rationalen
Verstand ist das natürlich so eine Sache im Moment eines Angstanfalls oder gar einer
Panikattacke.Wer kann da schon noch klar denken oder ernsthaft an die eigene Vernunft
appellieren? Nun hatte ich aber gar keine andere Wahl, als mich jede Nacht aufs Neue
meiner Angst zu stellen, nämlich ins Bett zu gehen.Es ging rauf und runter.Mal bin ich
innerhalb weniger Minuten eingeschlafen, dann war der Rest der Nacht kein Problem, auch dann nicht, wenn ich nach 1,5 stunden erstmal wieder aufgewacht bin. Allein das Glücksgefühl, schon etwas gepennt zu haben, liess mich dann bald wieder einschlafen.
Meine Angstzustände am Tag, konnte ich in letzter Zeit immer besser bewältigen, doch
je mehr es auf den Abend zuging, desto nervöser wurde ich oftmals noch.Mein Hirn hat
gerattert und gearbeitet wie verrückt, ich weiss schon nicht mehr, wie es sich ohne Kopfschmerz anfühlt. Jeden Tag hatte ich eine neue Erkenntnis und glaubte, das wäre nun der Durchbruch.Doch die Nächte blieben so wechselhaft wie die Stimmung am Tag.
Da der ganze Mist bereits vor 9 Wochen schleichend begonnen hat, mit der hoch-
phase von etwa drei Wochen und einer-wie ich meine- kontinuierlichen Verbesserung in
den letzten drei - einhalb Wochen, geht das Dilemma inzwischen mit einer leichten(?)
Depression einher.Das Positive: Ich schlafe wieder seit jener Zeit jede Nacht.Mal schneller, mal dauert es länger, bis ich das erste Mal eingeschlafen bin. Mal mehr, mal weniger, aber es geht. Zwei verschiedene Ärzte haben mir unterschiedliche Antidepres-
siva verschrieben, ich könnte nun wählen zwischen Opipramol, Doxepin und Citalopram.
Habe noch gar nix genommen und bin der Meinung, dass ich es vielleicht noch einmal
ohne schaffen könnte. Folgende Ratschläge habe ich dazu in den vergangenen 2 wochen
bekommen: 1. von einem Psychologen bei einer freien Beartungsstelle, bei dem ich letztes Jahr schon einmal war und zu dem ich wirklich grosses Vertrauen habe: Die
Berührungsängste vor Psychopharma sind unbegründet, stellen sie es sich als Rettungsnetz ins Regal und wenn es einfach zu schwer wird, spielen Sie nicht den Helden. Man muss mit diesen psychischen Problemen heute nicht mehr leiden, sondern kann
mit solchen Medikamenten Linderung bekommen. Aber es ist okay, es erstmal ohne zu
versuchen. Wichtig ist, an und mit den Ängste zu arbeiten, aber wenn der Druck dafür noch zu hoch ist, dann sind Antidepressiva sinnvoll. Dann aber bitte mindestens ein
halbes Jahr oder Jahr lang und nicht gleich absetzen, weil Nebenwirkungen auftreten.
Diese legen sich meist nach einiger Zeit und können sogar in Grenzen gehalten werden, wenn man die Dosis klein anfängt und langsam steigert. Auch mit der vollen Wirkung
muss man Geduld haben.
2.von einem Allgemeinmediziner, der mich noch nicht lange kennt. Ich würde Ihnen
zu Citalopram raten, dazu nachts bei Bedarf eine halbe Doxepin als Einschlafhilfe.
Citalopram sorgt im Laufe eines Jahres dafür, dass die Schwelle zur Angstauslösung
wieder höher gelegt wird. So hoch, wie vor der ersten Angststörung.Hört sich viel-
versprechend an, bin aber skeptisch bei diesem absoluten Hammerzeugs.
Dieser Arzt meinte dann noch, die Stimmungsschwankungen würden auch irgendwann
immer geringer werden, die Wellen nicht mehr so hoch und nieder ausschlagen, und das
hat sich bisher bewahrheitet.An einzelne Tagen geht es mir sogar richtig gut. An anderen
Tagen dann bleibt die Stimmung irgendwie einfach gedämpft. Es sind Fortschritte, die man
zum Teil erst bei genauer Betrachtung so richtig realisiertMan braucht Geduld und darf einfach nicht zu sehr auf den nächsten Quantensprung warten. An den guten Tagen tanke
ich viel Kraft, an den schlechteren wie heute (Sonntag und Regen) zieht es mich wieder
etwas runter, allerdings nicht mehr ganz so sehr, wie noch vor Wochen.
Hoffe, es bald voll überstanden zu haben.
Der 3. Ratschlag kam von einem Kollegen, der jahrelang unter Angststörungen und
Schlaflosigkeit gelitten hat und dessen Geschichte wirklich Mut macht. Das waren seine
Worte in etwa: (ER war gut zwei Jahre in therapeutischer Behandlung, einmal pro Woche) Psychopharmaka ist nicht nötig. Du wirst lernen, mit der Angst besser umzugehen ,sie
kommt immer seltener, aber wenn sie kommt, dann kommt sie halt. Sie geht auch wieder. Schenk ihr nicht soviel Beachtung, dann kommt sie automatisch seltener. Und wenn du weisst, was du tust, wenn sie kommt, dann hast du auch keine Angst mehr vor der Angst. Und zum Thema Schlaf: Wenn du schläfst, dann schläfst du, wenn nicht, dann nicht. Ruhig liegen reicht auch, dass du dich erholst. In der nächsten Nacht schläfst du umso mehr.Ansonsten : Weniger grübeln, nicht ständig an die Ängste denken.Wir
denken einfach alle zuviel.Klingt sehr banal, aber genau diese Dinge sind es, die man als erstes angehen und sich immer wieder einbläuen muss, um zumindest mal einen ersten Erfolg zu erreichen, Linderung zu bekommen.Bei mir geht es nun darum, den letzten
Schritt auch noch zu schaffen und meine Stimmung wieder dauerhaft aufzuhellen. Ich hoffe, das wird mir auch noch gelingen.Bei allem, was ich hier im Forum so gelesen habe, will ich aber ganz froh sein.Ich denke, so mancher ist noch weit von meinem
heutigen Stand entfernt. Wünsche euch allen alles Gute,ciao

01.07.2012 20:49 • 03.07.2012 #1


4 Antworten ↓


L
Deine Probleme hören sich für mich ziemlich normal an;
An deiner Stelle würde ich mich niemals wieder bei dem Therapauten melden, der dir rät die Pillen für 1/2-1 Jahr zu schlucken; Das Zeug macht dich zu nem Roboter.
Ich liege auch regelmäßig stundenlang wach, aber bin deshalb niemals auf die Idee gekommen zum Arzt zu gehen.
Die Erkenntnis oder den Durchbruch nach dem du anscheinend strebst, wirst du niemals erlangen so viel vorweg.
Als Tipp zum einschlafen kann ich dir japanisches Heilöl empfehlen, das gibts beim Rewe und riecht nach Eukalyptus (oder Minze?) eins von beidem, jedenfalls.
Ist gut gegen Nervenschmerzen!
Das macht den Kopf frei. Alk. tuts auch, aber ich will ja keine falschen Tipps geben
Also auf keinen Fall Pillen schlucken wegen so nem pipifax (auch wenn du das wohlmöglich anders siehst )

01.07.2012 22:51 • #2


A


Erfahrungen,Tipps und Hoffnung

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E
hallo leonis
vielen Dank für deine Antwort. Sie bestärkt mich tatsächlich in meiner Ansicht, dass ich
es ohne Chemie schaffen werde. Die jetzigen Probleme hören sich wohl wirklich normal
an, ich glaube auch nicht, dass ich so schlimm dran bin wie die meisten hier im Forum.
Allerdings hat das Ganze eine kleine Vorgeschichte und ich bin einfach zu leicht zu verun-
sichern.Eine Mischung aus Depression und einer panischen Angst vor dem Tod (durch nicht
bewältigte traumatische Erlebnisse in der Kindheit) standen am Anfang. Das erste Mal hatte
ich eine solche Phase 2003, danach im Sommer letzten Jahres wieder. Jedesmal habe ich es
ohne Pillen überwunden und glaubte, es auch endgülig abhaken zu können. Ende letzten
Jahres habe ich dann einen krebskranken alten Schulfreund (41 jahre jung) beim
Sterben begleitet.Kurz vor seinem Tod wog er nur noch 28 kilo, es war ein absolutes
Elend, das so mitzuerleben, doch ich fühlte mich der Sache gewachsen. Erst mit der Trauer
kam dann im Januar eine weitere Phase von ca. 4 Wochen, die ich aber auch ohne Pillen
geschafft und, wie ich meine, auch die Angst vor dem Tod auf ein Normalmass reduziert
habe.
Die jetzige Phase, die es Ende April ausgelöst hat, ist eigentlich total lächerlich.Nur auf-
grund einer dummen Aussage einer Bekannten, die nix von meinen vorigen Problemen
wusste, und die zu wissen glaubte ,dass meine wetterbedingten Probleme wie Kopfweh
und Müdigkeit bei Temperaturwechseln auch ein Hinweis auf Depressionen sein könnte,
habe ich unterbewusst angefangen, zu weit in mich reinzuhören und alles genau zu
deuten und zu diagnostizieren.So kam der Druck auf, unbedingt schnell und viel schlafen
zu müssen, verdammt, ich brauche doch mindestens 7 Stunden, wieso schlafe ich nur 5
oder 6 .Wie gesagt, es ist wirklich lächerlich und rein verstandsmässig ist mir das
auch völlig klar, aber sag das mal meinem Unterbewusstsein. Aber: Es ist schon um ein
vielfaches besser, als noch vor Wochen, jetzt muss nur noch dieser Hang zur Gemüts-
verstimmung weg.Es schwankt noch etwas und ist mitunter ziemlich unangenehm.
Werde es aber weiter ohne Antidepressiva versuchen und meinen Termin im August
in einer psychiatrischen Praxis wahrnehmen.Deine Antwort jedenfalls nehme ich
dankend als Hilfestellung zur Kenntnis. ciao, Eddie

02.07.2012 10:15 • #3


L
Mach dir nichts aus deinen Gemütsschwankungen; life is a roallercoaster
Ich schwanke täglich von am Boden Zerstört bis Himmelhoch jauchzend, aber so, dass man die Uhr danach stellen könnte!

Ich habe meinen besten Freund verloren als er 20 war, vorher hatten wir uns zerstritten und ich hatte nie die möglichkeit das wieder ins reine zu bringen-
Konnte ihn nicht besuchen, weils viel zu schnell ging.
Das mit dem Selbst-Diagnostizieren ist sehr gefährlich, würde ich das tun wäre von Schizophrenie bis Borderline so ziemlich alles zutreffend
Tatsächlich durchleben (fast) alle Menschen depressive Episoden! Aber hey, ohne die wüsstest du die guten Zeiten doch gar nicht zu schätzen oder?

02.07.2012 20:15 • #4


E
hi,
naja, also ich könnte gut und gerne ohne die düsteren Phasen und wüßte die guten
Momente trotzdem zu schätzen.Wie ein Roboter fühle ich mich übrigens auch ohne Pillen
manchmal, besonders bei der Arbeit in der widerlichen künstlich beleuchteten verkaufs-
halle.Bei den Gefühlsschwankungen, die du beschreibst, frage ich mich wirklich, wie
du das aushältst.Hast du niemals Medikamente probiert? Hast du eine Ahnung, ob sich das Ganze jemals wieder wenigstens weitgehend normalisiert? Ich meine, dass es im Leben
rauf und runter geht, ist mir schon klar, da haben wir wohl beide schon einige Erfahrung.
Ich habe auch nicht den Anspruch, in seliger Euphorie oder in Watte gepackt durch
das Leben zu kommen, aber so eine gewisse Grundneutralität mit den mehr oder weniger
gewöhnlichen Schwankungen von schlecht gelaunt über etwas verstimmt und zufrieden bis gut drauf wäre schon okay. Weniger grübeln, keine zu grosse Nervosität ,mehr
Gelassenheit und Ausgeglichenheit,das hätte doch was, oder? Eine gelegentlich auftretende
Angst, die dann auch innerhalb von Minuten wieder verschwindet, ist auch noch zu ertragen, wenn sie nicht allzu häufig kommt und vor allem keine Depression auslöst. Aber ich merke schon: Ich denke schon wieder zuviel.Muss noch mehr an mir selber arbeiten und hoffe, das auch bewältigen zu können. Ich wünsche dir natürlich auch das Allerbeste. Habe gehört, dass eine deutliche Besserung bis hin zur völligen gesundung
tatsächlich möglich ist. Warum sollten du und auch ich es also nicht schaffen?
bis dann ,ciao Eddie

03.07.2012 10:53 • #5





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