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. und bin ich eine schlechte Person?

Hallo ihr Lieben,

es wird etwas länger und ich danke jedem, der sich das durchliest.

Ich befinde mich zurzeit in Therapie (hatte erst eine Stunde) wegen meinen Panikattacken, durch die ich auch starke Todesängste entwickelt habe. Als ich mit meiner Schwester darüber geredet habe, erfuhr ich Sachen aus meiner Kindheit, die einfach so schrecklich klingen.

Und ich kann mich ÜBERHAUPT nicht daran erinnern!

Meine Schwester fand es krass, dass mir nichts davon im Gedächtnis geblieben ist und sagte, dass es vielleicht Verdrängung war. Also hier sind die Situationen, die ich erfahren habe (alles aus ihrer Sicht):

Als ich jünger war, war ich ein sehr liebes und extrovertiertes Kind und habe sehr gerne Fotos von mir machen lassen. Als dann aber mein kleiner Bruder geboren wurde und sich meine Eltern nach vielen Streitereien getrennt haben, hat sie mir erzählt, dass ich mich um 180° geändert habe. Ich war nur zickig und habe schnell angefangen zu weinen. Ich habe mich oft mit meinem Bruder gestritten und einmal war es so schlimm, dass ich ihn am Hals gekratzt habe und er stark geblutet hat (daran erinnere ich mich noch). Dabei hatte er eigentlich nie Schuld bei irgendwas, eigentlich habe ich immer nur Müll gebaut.
Wenn ich heute mit ihm rede (ich bin 18 und er ist 14) dann haben wir eine typische Geschwisterbeziehung und ich ziehe ihn immer damit auf, wie knuffig und süß er mit den Glubschaugen und den langen Haaren aussah. Aber wenn ich so darüber nachdenke, empfand ich es anscheinend als Kind nicht so. Jetzt kommt es mir überhaupt nicht in den Sinn, ihn irgendwie zu verletzen, selbst wenn wir uns streiten.

Dieser offensichtliche Drang nach Aufmerksamkeit nach meiner Mutter und dieses niedrige Selbstbewusstsein wurde dann anscheinend so schlimm, dass solche Situationen zustande kamen, an die ich mich nicht erinnern kann:

Ich bin einmal zu meiner Schwester gegangen und habe ihr gesagt, wie hässlich ich mich mit meinen Brüsten finde und ich sie gar nicht haben will. Ich habe einmal ein Theater in einer Umkleidekabine veranstaltet, weil ich unter keinen Umständen ein Bikini anziehen wollte, weil ich mich zu hässlich und dick fand. Keiner verstand es, weil ich als Kind einen gesunden Körper hatte.

Ich wollte nie raus und irgendwas machen, habe mich leicht von vielen Freundinnen manipuliert hab lassen. Ich bin, auf gut Deutsch gesagt, jeden hinterhergerannt. Außerdem war ich ein unglaublich schüchternes Kind. Bei Gruppenarbeiten war ich leise. Gemeldet habe ich mich nie und das ging bis in die zehnte Klasse. Ich hatte sehr lange Probleme gehabt, mit Fremden Leuten zu reden und habe mich nie getraut, zu telefonieren. Der Krasseste Fall war, als ich den Friseur angerufen habe, sie nicht verstanden habe und anstatt nachzufragen, habe ich sofort mittendrin aufgelegt. Nach dem Anschiss meiner Mutter musste ich wieder weinen. Außerdem habe ich mich viele Sachen nicht getraut, wie Regenschirme draußen zu tragen, Kaupzen anzuziehen oder gar Kopfhörer in der Öffentlichkeit zu tragen.

Das Krasseste war dann in Russland, als wir meine Familie besucht haben. Ich muss um die 10 Jahre alt gewesen sein, als meine Mutter im Yogacamp war und ich mit meinen Großeltern zuhause war. Ich habe dann meiner Oma gesagt, dass ich gar nicht nach Hause will, weil mich eh niemand haben will und mich sowieso keiner vermissen wird, wenn ich einfach hier bleibe. Meine Oma war so schockiert, dass sie das meiner Schwester erzählt hat.

Der Grund, warum meine Mutter nichts davon weiß, ist, dass sie sowas nie ernst nimmt und sowas sagt wie sind halt Kinder oder Pubertät. Selbst meine Panikattacken schreibt sie dem Fakt zu, dass ich momentan einen Minijob habe und ich viel zu viel Zeit hätte und sobald die Ausbildung beginnt, würde es mir eh besser gehen.

Heutzutage ist der einzige Charakterzug, der mir geblieben ist, dass ich schnell anfange zu weinen, egal ob ich nur doof angemacht werde oder aufgeregt bin.

Ich fühle mich auch total schlecht wegen meinem Bruder. Seine Psyche ist (soweit ich weiß) super, er denkt, er ist der beste (auf eine gesunde Art und Weise), schreibt super Noten und ist ein ernsthaft guter Mensch. Wieso habe ich das getan?

Außerdem ist mir das nie aufgefallen, aber ich kann mich überhaupt nicht an meine Kindheit erinnern.

Danke für's Lesen.

04.07.2024 14:04 • 07.07.2024 #1


4 Antworten ↓


Ja, Kinder können schon Depressionen haben, aber das was du über dich erzählst, klingt nicht nach Depression sondern nach diversen Ängsten.
Zitat von stasiali:
und bin ich eine schlechte Person?

Nein, wie kommst du auf diese Idee?

A


Kann man als Kind eine Depression haben?

x 3


Hallo @Schlaflose
danke für deine Antwort.

Ich fühle mich einfach so schlecht, dass ich meiner Mutter immer so viel Stress bereitet habe und meinem Bruder eigentlich immer nur Unrecht getan habe. Ich war öfter daran Schuld, dass schlechte Stimmung herrschte, weil ich total negativ drauf war immer.

Hey Stasiali,

hier eine kurze Nachricht für dich:
Bist Du eine schlechte Person? Defintiv nicht. Du hast vielleicht damals oder aktuell nicht immer richtig gehandelt, aber wer tut das schon? Wir sind Menschen.
Bist Du Schuld daran, dass schlechte Stimmung herrschte? Absolut nicht. Vielleicht hast Du dazu beigetragen, dass es Streit und schlechte Laune gab - aber auch das ist doch menschlich. Auf die Stimmung anderer hast du eh nie einen direkten Einfluss. Du kannst der netteste Mensch der Welt sein und dennoch von allen gehasst werden - darauf haben wir keinen Einfluss.

Diese Gedanken, die in deinem Kopf herumschwirren, haben nichts mit der Realität zu tun. Es sind Lärm und Lügen, die bei uns allem im Kopf herumschwirren.

Was kannst Du also machen?
Gibt es wirklich etwas, dass du schlecht gemacht und damit jemandem geschadet hast? Kannst du mit dieser Person sprechen? Kannst Du dich entschuldigen? Mach das, es hilft oft sehr, auch wenn es enorme Überwindung kosten kann.

Ansonsten - schreib Deine Gedanken auf, lass sie weiterziehen und dich nicht davon überzeugen, dass du aufgrund Deiner Vergangenheit jetzt nicht die Möglichkeit hättest, ein gutes Leben zu leben.

Menschen, die wirklich viel Böses tun, sind oft sehr überzeugt von ihrer Handlungsweise. Allein die Tatsache, dass du dich hinterfragst und Hilfe suchst, zeigt, wie viel Gutes in dir ist.

Zitat von stasiali:
und bin ich eine schlechte Person?


Bist du das?

Es ist normal, dass man zu Beginn einer Therapie alles mögliche denkt, und null Ahnung hat, wo das alles hinführen wird.

Als denkender Mensch kann man dann zu solchen Gedanken kommen, denn man sucht ja verzweifelt den Grund, warum man ängstlich oder depressiv geworden ist.

In der Regel liegt das an der Genetik, auch an körperlichen Mängeln wie Vitamin D und B-Verlust, an der Schilddrüse oder am Eisenmangel...

Und daran, dass viele von uns meinen, ein Leben leben zu müssen, weil das eben so verlangt wird. Das macht Stress und Stress führt dann irgendwann zur Panik.

Insofern ist es wichtig, dass man begreift, was Angst, Panik und Depri eigentlich ist, und was die Ursache sein könnte. Das dann abarbeitet und langsam lernt, was man selbst für wichtig erachtet, usw...

Und übe dich in Geduld, aber Angstpatienten werden vom Universum besonders geliebt, da wir alle eine 2. Chance bekommen.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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