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Hallo zusammen,
ich möchte mir einfach mal alles von der Seele schreiben, weil ich das Gefühl habe, mein Körper und mein Kopf spielen gerade komplett verrückt. Vielleicht erkennt sich ja jemand in dem, was ich schreibe, wieder.

In den letzten Wochen ist alles sehr durcheinander. Ich leide schon länger unter Angst, Verspannungen (v. a. im Nackenbereich), Reflux/Sodbrennen und einem Gefühl von innerer Unruhe. Ich nehme Sertralin 25 mg, was mir bisher gut geholfen hat – aber ich habe gestetn leider eine Tablette vergessen. Heute habe ich wie gewohnt mit der Tabletteneinnahmen weitergemacht.

Ich habe aktuell fast täglich:

Kribbeln vom Nacken in Kopf für Sekunden (manchmal wie ein inneres Vibrieren) seit gestern. Habe den Verdacht weil ich meine Tablette 1 Tag vergessen habe.

Nackenschmerzen mit Kopfschmerzen

Schwankschwindel, als würde ich auf einem Boot stehen oder auf Pudding gehen

Ständiges Sodbrennen und aufgeblähten Bauch

Herzklopfen, innere Nervosität, oftmals auch Zittern. Inneres zittern als würden meine Beine nachlassen

LWS Schmerzen wenn ich zu lange unterwegs bin

Oft einfach Rückenschmerzen wenn ich Kleinigkeiten zu viel mache.

und dann natürlich: die Angst, dass etwas mit mir nicht stimmt

Was ich tatsächlich habe:

Bluthochdruck, Diabetes ohne Tabletten oder Insulin, oftmals Unterzucker, Angststörung und Hypochondrie, Weber c Fraktur vor 3 Jahren und immer wieder schmerzen im Fuß


Ich bekomme meine Periode gerade, was meine Symptome noch mehr verstärkt. Ich fühle mich wie fremdgesteuert, ausgelaugt, überfordert und schwach. Und jedes Symptom bringt mich direkt zur Angst: „Was ist, wenn es etwas Ernstes ist?“

Ich war schon oft beim Arzt – Blutwerte, EKG, MRT (Nacken) etc. Alles ohne akuten Befund. Trotzdem ist dieses „Was ist, wenn diesmal doch was ist?“ immer wieder da. Ich kann manchmal gar nicht mehr unterscheiden, ob das jetzt „nur“ psychisch ist oder ob mein Körper wirklich Hilfe braucht.

Ich versuche es mit Wärme, ruhiger Musik, kleinen Spaziergängen – aber in akuten Momenten hilft mir nichts. Ich fühle mich in meinem Körper so unwohl, und mein Kopf dreht sich nur noch um Symptome.

Hat jemand Ähnliches erlebt? Wie geht ihr damit um?
Wie unterscheidet ihr körperlich bedingte Symptome von der Angst?

Ich würde mich über Austausch, Tipps oder einfach ein paar ehrliche Worte freuen. Ich fühle mich gerade einfach sehr allein mit allem.

Liebe Grüße

Heute 00:13 • 25.06.2025 #1


7 Antworten ↓


@Hypochondi1989

Körper und Psyche stehen ja miteinander ständig in Kontakt und beeinflussen sich gegenseitig. Sie sind wie eine einzige Einheit. Funktioniert eine davon eingeschränkt oder gar nicht, hat es Auswirkungen auf die andere. Man darf sie deshalb nie getrennt voneinander betrachten.

Ich bin ebenfalls ein kleiner Hypochonder und Ängstlerin und habe die Erfahrung gemacht, sobald der Körper außer Rand und Band ist, dass es meine Psyche immens beeinträchtigt und ich mit sehr viel verstärkten und intensiveren Ängsten reagiere. Je mehr dann die Psyche runter ist, desto mehr beeinflusst es widerrum meine körperlichen Symptome, sie werden unangenehmer und stärker. Es ist ein ständiger Kreislauf und kann sich echt ziemlich aufschaukeln, dass man irgendwann nicht weiß, wo oben und wo unten ist.

Was ich damit sagen möchte : Körperliche Symptome lösen bzw verstärken die Angst.

Bei dir ist es wohl vordergründig der Nacken. Ist da etwas nicht in Ordnung, dann löst das allerlei unangenehme Gefühle aus, so wie du sie beschreibst. Typisch ist da auch dieser fiese Schwankschwindel.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie super ätzend das ist, ich hätte so ähnliche Symptome wie du und auch diesen Schwindel. Ich könnte keinen Schritt tun, ohne, dass es mich zur Seite gezogen hat bzw. bin ich wie rohen Eiern gelaufen. Das hat meine Ängste sehr getriggert.

Mithilfe von manueller Therapie und Psychotherapie habe ich das dann tatsächlich in den Griff bekommen.
Seitdem versuche ich da stets darauf zu achten, rechtzeitig gegenzusteuern mit Wärme, Übungen, Entspannung und natürlich Behandlungen. Gleichzeitig arbeite ich aber auch mit der Psyche, versuche das Nervensystem mithilfe somatischer Übungen zu regulieren, Meditiere mit Schwerpunkt auf Bodyscan, mache Atemübungen. Möchte jetzt wieder mit progressiver Muskelentspannung anfangen. Passe meine Ernährung (habe ja seit März wieder eine nicht ganz einfache Phase dieses Mal mit Übelkeit, vermutlich Reflux/Sodbrennen Bedingt und dadurch natürlich Ängste) an, sodass ich weniger Reflux habe. Bewege mich noch mehr (Spazieren, Radfahren).

Sehr wichtig empfinde ich auch die Arbeit mit den Gedanken. Wir Ängstler/Hypochonder sind Meister darin, alles mögliche zu zerdenken und hintet jedem kleinen Symptom gleich eine Katastrophe zu vermuten. Aktuell bin ich üben, meine Gedanken zu steuern, sie wahrzunehmen, aber sich nicht in ihnen zu verfangen und sie danm loszulassen. Nicht katastrophisieren, erstmal vom Positiven auszugehen oder zumindest neutral zu bleiben (das is sowieso das beste, weil man da eben in seiner Mitte ist ohne die Extreme wie zu positiv oder zu negativ). Das ist eine ziemlich harte Arbeit und kannst mir nicht glauben, welche Gedankengänge ich in der Zwischenzeit geschoben habe, wieviele gedankliche Stoppschilder ich bereits vorgehalten habe. Wie oft ich mich dabei selber ertappt habe, dass mir immer wieder der berühmte Gedanke aufblitzen Aber, was, wenn es doch was Schlimmes ist oder das kann ich doch gar nicht mit meiner Übelkeit (oder anderen Beschwerden) schaffen, da gehe ich lieber gleich gar nicht hin.

Du siehst, es ist tatsächlich eine ordentliche Arbeit an sich selbst, am Körper und an der Psyche.

Was hast du denn bereits für deinen Nacken gemacht? Und den Reflux? Nimmst du da etwas ein? Reflux verstärkt sich ja ziemlich bei Stress, Ängsten und Sorgen. Und dann ist da noch das verspannten Zwerchfell,welches Reflux sehr begünstigen kann und die Rückenschmerzen mit dazu.
Versuche mal zuerst etwas mehr am Körper anzusetzen. Osteopathie, mehr Bewegung, gesündere Ernährung. Vielleicht bringt das schon viel mehr Ruhe in die Psyche.

A


Ich bin völlig überfordert mein Körper spielt verrück

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Liebe Hypochondrie,

Zitat von Hypochondi1989:
mein Körper und mein Kopf spielen gerade komplett verrückt.


Dein Körper spielt nicht verrückt. Durch Deine ständige starke Angst ist Dein Körper nie locker und
nie entspannt. Bei einem Menschen, der locker und entspannt ist, kann der Mensch meistens einfach
fühlen, wenn sich Da mal im Körper irgendetwas wirklich Schlimmes entwickelt.
Du scheinst Durch Deine Ängste völlig verkrampft zu sein.
Und Dein Kopf spielt auch nicht verrückt. Du schreibst doch hier ständig völlig normal.
Bitte rede Dich nicht selbst immer krank.

Zitat von Hypochondi1989:
Wie unterscheidet ihr körperlich bedingte Symptome von der Angst?

So darfst Du das nicht fragen. Denn so kann man das nicht korrekt beantworten.
Bei so vielen Symptomen, die Du hier aufschreibst, kannst Du sicher sein, dass es vermutlich alles
von Deiner ständigen inneren Unruhe kommt.
Zitat von Hypochondi1989:
Ich versuche es mit Wärme, ruhiger Musik, kleinen Spaziergängen – aber in akuten Momenten hilft mir nichts. Ich fühle mich in meinem Körper so unwohl, und mein Kopf dreht sich nur noch um Symptome.

Wie bitte willst Du mit Wärme, ruhiger Musik und kleinen Spaziergängen erreichen, dass Deine Ängste
weniger werden?

Du siehst doch, dass Du Deine Angst ständig von morgens bis abends überforderst.
Du erlaubst ihr keine Ruhepausen. Deine Angst ist nicht Dein Aufpasser.
Deine Angst möchte endlich einmal fühlen, dass Du für Deine Gedanken und Deine Gefühle
selbst die volle Verantwortung übernimmst.
Warum soll Deine Angst immer die Verantwortung für Deine Gefühle übernehmen?
Das ist nicht die Aufgabe der Angst in unserem Gehirn. Die hat andere Aufgaben.
Bitte sage mal Deiner Angst, dass Du nun beginnst sie zu entlasten.
Und dann versuche nun mal langsam selbst Die Verantwortung für Deine Gefühle zu übernehmen.

Zitat von Hypochondi1989:
Ich kann manchmal gar nicht mehr unterscheiden, ob das jetzt „nur“ psychisch ist oder ob mein Körper wirklich Hilfe braucht.

Würdest Du die Verantwortung übernehmen, dann könntest Du das bald unterscheiden.

Bitte sei mal ehrlich zu Dir und versuche zu verstehen, dass Du viel Ruhe und Verständnis brauchst.
Was verhindert, dass Du Dich nie beruhigen kannst und Du immer so reagierst, als wenn
im nächsten Moment etwas Schlimmes passieren könnte?

Welche Gefahr siehst, hörst oder fühlst Du ständig?

@Lerchen erstmal danke für deine Antwort. Ich habe 6x Krankengymnastik bekommen. Nach den Behandlungen ging es mir immer schlechter vom Schwindel her habe mir deshalb kein weiteres Rezept verschreiben lassen. Reflux und Sodbrennen begleiten mich seit Jahren ich habe die letzten zehn Jahre Pantoprazol genommen und seit einem guten Jahr bin ich endlich weg von den Tabletten gekommen. Alle Ärzte haben mir diese Tabletten abgeraten. Ich selber habe sie gar nicht mehr verschrieben bekommen habe sie immer durch meine Mutter oder Vater verschreiben lassen da meine Eltern viele Medikamente nehmen. Wenn ich so dran habe versuche ich es mit geschälten Mandeln oder einem Schluck Milch das hilft meistens aber nicht immer.
Momentan habe ich sogar Ängste Magenkrebs oder irgendetwas in der Richtung zu haben.

Zitat von Hypochondi1989:
mein Körper und mein Kopf spielen gerade komplett verrückt.

Du hyperventilierst am Stück. Das Zuviel an Sauerstoff in deinem Gehirn und Blut erzeugt die Überbetonung des Sympathikus und der alle deine Symptome, weil der Körper und dein Kopf dich im Denken schützen will. Du erzeugst nonstop eine Kampffluchtreaktion in deinem Körper durch das Hyperventilieren. Konzentriere dich auf den Ausatem und die Pause nach danach. So aktivierst du den Vagus und deine Symptome werden weniger werden. Mach Atemübungen die den Ausatem betonen, mit der Zeit wirst du dir das angewöhnen und du wirst die Symptome dauerhaft los. Wenn du nicht mehr von allein in der Lage bist in die Ruhe kommen zu können, helfen beruhigende Medikamente, die du dir vom Hausarzt oder Psychiater verschreiben lassen kannst.

Zitat von Windy:
Konzentriere dich auf den Ausatem und die Pause nach danach. So aktivierst du den Vagus

Super auf den Punkt! Ich egänze noch: auf ene Bauchatmung achten! In der Stressatmung atmen wir nur flach in der Brust. Bauchatmung signalisiert dem Körper, dass keine Gefahr besteht.

@Hypochondi1989

Natürlich erkennt man sich da wieder – und ehrlich gesagt: Genau das ist ja das Kernproblem. Je mehr du dich auf die Symptome fokussierst, desto mehr wirst du auch finden. Das ist einfach so: Wer mit der Lupe ständig am Körper entlanggeht, entdeckt immer was. Und wenn dann noch die Angst draufspringt („Was ist, wenn es diesmal doch was Ernstes ist?“), dann sind wir im perfekten Teufelskreis.

Und ja – dass dir deine ganzen “Beruhigungsmethoden” wie Musik und Wärme nichts bringen, liegt halt daran, wie du sie gerade nutzt: Du machst es ja nur in der Hoffnung, die Symptome wegzukriegen. Aber genau dabei beobachtest du sie natürlich weiterhin ganz genau – und hältst sie damit schön am Leben. Solange im Kopf ständig dieses „Hoffentlich hilft es… oh Mist, es hilft nicht…“ läuft, bleibt der Körper in Habachtstellung. Er kann gar nicht runterfahren.

Dazu kommt: Du bist ja schon selbst draufgekommen – das alles ist nichts, was plötzlich aus heiterem Himmel kommt. Das sind ganz klassische Folgen von Dauerstress, Angst und Körpersensibilisierung. Und klar, Hormone und Zyklus hauen da nochmal einen drauf.

Wichtig wär jetzt, raus aus dieser Spirale zu kommen – und zwar nicht durch „noch bessere Beruhigungstricks“, sondern indem du wirklich langfristig an der Angst arbeitest. Nicht nur an den Symptomen. Sonst steckst du in zwei Monaten wieder hier.

Und um deine Frage direkt zu beantworten: Nein – du kannst nicht verlässlich unterscheiden, was jetzt körperlich und was psychisch ist. Kein Mensch kann das. Deshalb der wichtigste Satz: Wenn organisch alles EINMAL (!) abgeklärt ist – dann vertrau drauf. Alles andere ist dann eben Angst. Punkt. Und genau da muss man ansetzen. Sonst drehst du dich nur weiter im Kreis.

Zitat von Hypochondi1989:
„Was ist, wenn diesmal doch was ist?“

Das ist das miese, den Gedanken kenn ich, ich hab auch immer Rücken, Rippenprobleme usw. und hab auch Sorge nicht unterscheiden, wann es mal wirklich organisch ist. Dann denke ich mir aber, mein Körper wird es mir schon zeigen und es bringt mir ja nichts, mir vorher darüber Sorgen zu machen.

Zitat von Hypochondi1989:
Wie unterscheidet ihr körperlich bedingte Symptome von der Angst?

Ich habe mich ärztlich abchecken lassen und vertraue darauf bzw. versuche es.
Dazu versuche ich mir die Bausteine logisch zusammen zu setzen, also mein Alter, meine Ernährung, mein Sport plus die Absicherung durch einen Arzt. Dann frag ich mich, wodurch sich jetzt etwas verändern haben soll, sodass ich wirklich eine organische Krankheit entwickelt haben soll.




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Dr. Matthias Nagel
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