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M
Ich (w, 40) bin letzten Samstag mit meiner Tochter (17) zu Hause ausgezogen (zunächst zu meinen Eltern, richte mir jetzt eine Wohnung ein). Mein Mann (43) hat meiner Ansicht nach ein Alk. (findet er überhaupt nicht). Die Ehe ist stark zerrüttet. Hierzu habe ich in anderen Foren bereits geschrieben.

Seit ich ausgezogen bin, ist er krank geschrieben. Er geht nicht mehr aus dem Haus, weint Tag und Nacht, hat Panickattacken, fällt nach seinen Angaben häufig um, bricht immerzu. Meist nachts bekomme ich dann von ihm SMS, dass er nur noch eine Lösung sieht, sich umzubringen.

Wie er sagt, verkraftet er mein Weggehen nicht, hinzu kommen finanzielle Probleme und Probleme auf seiner Arbeit, dazu noch ein Gerichtsprozess, den er vor einigen Wochen eingeleitet hat. Es wächst ihm alles über den Kopf und das glaube ich ihm.

Das alles lastet schwer auf meinem Gewissen. Ich selbst habe mir Hilfe gesucht bei meinen Eltern, Freunden und bei einer psycho-sozialen Beratungsstelle der Caritas. Ich weiß, dass ich für mich selbst das Richtige getan habe.


Kann ich etwas für meinen Mann tun? Wir waren 20 Jahre zusammen, es waren mehr schlimme als gute Jahre, ich kann und will ihn jedoch nicht tatenlos untergehen lassen. Gibt es ein Beratungsangebot, was ich ihm vielleicht vermitteln kann oder ärztliche Hilfe oder irgendwas??

Bitte helfen Sie mir!

Mary

17.01.2008 13:24 • 21.01.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Liebe Mary,

ich kann mir vorstellen, dass dies keine einfache Situation für Dich ist und es ehrt Dich, dass Du Deinem Mann trotzdem helfen willst.

Zuerst einmal erscheint es mir wichtig, dass Du Dir klar machst, dass Du das Recht hast, Deine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn andere eventuell darunter leiden. Jeder hat eine eigene Verantwortung für sein Denken, Fühlen und Handeln - und damit auch für sein Leiden.

Lasse auch keine emotionale Erpressung durch Deinen Mann zu ! Das würde auch nicht Deinem Mann helfen. Letztendlich wird er selbst entscheiden, was er tut - unabhängig von Dir. Sonst würdest Du Dich in eine Co-Abhängigkeit begeben, was die Probleme Deines Mannes nur noch verfestigen würde.

Hier liegt auch die Grenze Deiner Verantwortung Deinem Mann gegenüber. Du kannst ihm raten, ihm einen Weg aufzeigen, wo er sich Hilfe holen kann. Aber Du kannst es nicht erzwingen und Du kannst keine Therapeutin für Ihn sein.

So, nun konkret, wo Du Dich hinwenden kannst.
Du hast schon einmal Kontakt zu einer Beratungsstelle gehabt. Wende Dich dort noch einmal hin und lass Dich beraten, was Du tun kannst. Wenn Dein Mann ein Alk. hat, ist eine Beratungsstelle für Suchtfragen sinnvoll, die auch Angehörige berät.

Wenn Du glaubst, dass eine akute Suizidgefahr bei Deinem Mann besteht, kannst Du Dich immer an einen sozialpsychiatrischen Dienst oder eine Psychiatrische Klinik in der Nähe Deines Wohnortes wenden. Wenn die nicht reagieren wollen oder können, ist das Gesundheitsamt von Amts wegen hier Ansprechpartner. Die müssen dann etwas unternehmen und Du bist Deiner Verantwortung gerecht geworden.

Denke aber immer daran, dass eine Zwangseinweisung nur erfolgen wird, wenn eine akute Lebensgefahr besteht. Ansonsten ist alles davon abhängig, ob Dein Mann freiwillig Hilfe annimmt oder nicht. Das ist oft schwer zu ertragen, aber nicht zu ändern. Meiner Erfahrung nach nehmen Männer in dieser Situation oft lange keine Hilfe an, weil sie damit ein Druckmittel gegenüber ihren Partnern verlieren würden. Sie übernehmen selbst keine Verantwortung für die Lösung ihrer Probleme, sondern machen lange andere dafür verantwortlich.

Also denke bitte immer daran, dass Deine Macht und Dein Einfluss auf Deinen Mann begrenzt ist !

Ich wünsche Dir Standhaftigkeit und Durchhaltevermögen.

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius

21.01.2008 10:32 • #2