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M
Hallo,

Ich leide unter einem Reizdarm. Das ist mir sehr peinlich. Ich war ein halbes Jahr lang in Therapie (allerdings wegen Vergangenheitsbewältigung) und dort wurden meine Ängste als Agoraphobie und depressiv-ängstliche Störung verbucht. Selbst diese Bezeichnung war mir mehr recht, als zuzugeben, ich hätte ein Problem mit meinem Darm.
Ich weiß, dass mein Problem psychosomatisch ist und nichts Organisches vorliegt. Seit fünf Jahren fühle ich mich in meiner Persönlichkeit extrem eingeschränkt und jetzt droht es sogar meine Beziehung kaputt zu machen.
Mein Freund wohnt bei seiner Familie und immer wenn ich dort bin werde ich schrecklich nervös (obwohl wir schon zwei Jahre zusammen sind). Besonders wenn wir am Tisch sitzen und vor allem wenn wir dabei essen. Ich habe immer Angst ich könnte versehentlich pupsen oder ich müsse schon wieder aufs Klo und was auch wieder beunruhigend ist: die Toilette ist genau neben dem Esszimmer, wo man ja etwas hören könnte. Ist jemand von seiner Familie in der der Nähe, bin ich nicht fähig, ein normales Gespräch zu führen und wenn wir essen verschwinde ich ständig einfach, was als unfreundlich empfunden wird.
Vor ein paar Tagen ist das wieder passiert und seine Mutter ist zu ihm und hat mit ihm wegen mir gestritten. Sie fühle sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Haus und mit mir könne man kein normales Gespräch führen und immer verschwinde ich wenn sie kommt.
Für mich war das ein Schlag ins Gesicht das zu hören und der größere Schlag folgte noch: mein Freund gestand mir, dass er ihr vor einem Jahr einen Brief geschrieben hätte was in meiner Vergangenheit passiert ist (was betroffen macht wenn man das hört) und dass ich ständig verschwinde weil ich mit sozialen Kontakten nicht klar komme-mich das unruhig macht.
Seitdem sie sich jetzt so offen über mich beschwert hat, weiß ich nicht wie es weitergehen soll. Jeder bezieht meine Probleme sofort auf meine beängstigende Vergangenheit und ahnt nicht, dass es um so etwas banales geht wie um das Klo und ich Angst habe peinlich aufzufallen und das hinter diesem ganzen Tohuwabohu eine solche Banalität steckt ist mir doppelt so peinlich.
Bis jetzt war ich nicht noch einmal bei meinem Freund und habe auch Angst hinzugehen. Ein Jahr lang hab ich geschauspielert und sie wusste die ganze Zeit, dass es mir gar nicht so gut geht. Ihr wäre es bestimmt am liebsten, mit ihrem Sohn und mir wäre Schluss und selbst ich komme auf diesen Gedanken, obwohl ich meinen Freund sehr liebe. Aber einfach weil ich nicht weiß wie man diese Situation auflösen soll und mein Problem löst sich ja auch nicht einfach in Luft auf, wenn es dafür überhaupt eine Lösung gibt...

Also liebes Expertenteam, wie soll ich denn jetzt weiter vorgehen? ich bin wirklich verzweifelt

Liebe Grüße! (und tut mir leid für die lange Nachricht!)

27.08.2011 19:30 • 31.08.2011 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo moeweX,

das Wichtigste am Anfang: Es ist am Wichtigsten, dass Du Deine Einstellung zu Deinen Problemen veränderst,weil Deine jetzige Einstellung die Probleme stabilisieren und verschlimmern. Reizdarm ist weder etwas Banales noch muß es Dir peinlich sein. Du hast da einfach ein Problem, eine Erkrankung ! Oder muß es Menschen peinlich sein, wenn sie z.B. Grippe haben ?

Wichtig ist, wenn Du Dein Problem lernen willst, zu verändern, dass DU offensiv damit umgehst, d.h. es nicht zu verbergen wollen, dazu stehen und Dich nicht selbst klein zu machen, nur weil Du eine Erkrankung hast. Es wäre am Wichtigsten, wenn Dir die Beziehung zu Deinem freund wichtig ist, mit ihm und mit seiner Mutter offen darüber zu sprechen und genau das zu sagen, was Du mir geschrieben hast ...ich Angst habe peinlich aufzufallen. Ich weiß, das ist im ersten Moment schwierig für Dich und vielleicht denkst Du §der hat gut reden. Aber es ist der erste Schritt zur Lösung Deines Problems, Rückgrat zu zeigen und zu Dir zu stehen.

Erst danach kannst Du vielleicht auch einen Weg finden, das eigentliche Problem (Angst, Reizdarm) zu bewältigen. Hast Du eine internistische Untersuchung gemacht und ist die Diagnose Reizdarm gesichert ? Welche medizinischen behandlungsmöglichkeiten gibt es? Oder geht es mehr um den psychischen Anteil - die Angst, Umgang mit Stresssituationen u.ä. Dann käme eine Verhaltenstherapie ambulant oder in einer psychosomatischen Klinik in Frage. Adressen habe ich schon in vielen Antworten hier im Expertenforum genannt.

Hier kannst Du zusätzlich mögliche Angsttheme finden, die für Dich relevant sind und Dir entsprechende Informationen holen:

https://www.psychic.de/reizdarm.php

Zum Schluss möchte ich aber nochmal betonen, dass der erste Teil meiner Antwort wirklich entscheidend ist und Du meine Empfehlung hier ernst nehmen solltest. Es ist die Tür für einen neuen Anfang und wird Dich weiter bringen !

Alles Gute für Dich und liebe Grüsse

Bernd Remelius

31.08.2011 15:55 • #2





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