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W
Hallo, liebes Expertenteam!

Ich habe momentan große Sorgen irgendwie. Meinem Mann macht meine Angst immer mehr zu schaffen. Obwohl ich jahrelang alles mit mir alleine ausgemacht habe und er wirklich nicht meine erste Anlaufstelle war, reagiert er jetzt total über, wenn ich wieder mal eine schlimme Krankheit habe und dies äußere (bin Hypochonder). Gestern abend habe ich ihm gegenüber meinen neuesten Verdacht geäußert (Leukämie wegen gehäuften Lippen-Herpes-Auftretens, diese Theorie hab ich mir leider hier im Forum geholt *seufz), und dann drehte er durch. Obwohl ich eine Schulter zum Anlehnen gebraucht hätte, ließ er mich wutentbrannt sitzen. Heute morgen meinte er dann, wegen meiner Ängste habe er bereits Herzflattern.
Natürlich bekommt er es hin und wieder mit, und die letzten Wochen waren besonders hart. Aber ich schlucke im Grunde die meisten Sorgen runter und mache sie mit mir aus oder befrage meine Ärztin.
Ich würde mir einfach mehr Verständnis wünschen, wohingegen er sagt, dass er schon unmenschlich viel Verständnis aufbringen würde, ich merke das nur nicht.
Welche Möglichkeit hätten wir, dass auch er sich irgendwie intensiv mit meinen Ängsten auseinandersetzt? Soll er mal zu einem Therapiegespräch mit (habe in nächster Zeit keines, deshalb frage ich hier) oder sollte er da alleine etwas für sich tun? Ich habe ihm schon Bücher gegeben, aber bisher sah er es nicht für notwendig an, sich da auch mal mir zuliebe einzulesen. Er findet das alles MIst und sagt, nur eine Therapie kann mir helfen. Ich dagegen versuche es eben auf verschiedenen Wegen, weil eine Th. bei mir bislang am wenigsten erfolgreich war.
Habt ihr einen Tipp für mich / uns, wie wir das als Paar bewältigen können?

Danke,
Wonnie

16.11.2008 10:49 • 17.11.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Wonnie,

Du kommst da in eine Situation, in die viele Paare in ähnlichen Konstellationen kommen.

Es ist häufig so, dass Angehörige versuchen, Verständnis aufzubringen und zu unterstützen. Wirklich verstehen können sie ein solches Krankheitsbild letztendlich aber nicht wirklich, weil sie nicht die gleichen Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster haben. Das solltest Du bitte auch bedenken. Irgendwann sind Angehörige einfach erschöpft, können nicht mehr, sehnen sich nach einem normalen Leben. Dein Mann scheint auch an einem solchen Punkt zu sein.
Du wünschst Dir, dass er sich intensiv mit Deinen Ängsten auseinandersetzt. Das ist aber nicht seine Aufgabe und Du mutest ihm an dieser Stelle zu viel zu. Es sind Deine Ängste, nicht seine ! Bedenke das bitte, sonst überforderst Du Eure Partnerschaft.

Es kann hilfreich sein, wenn es zu einer solchen Krise kommt, Deinen Mann in therapeutische Gespräche mit einzubeziehen. Das würde ich auf jeden Fall mit Deinem Therapeuten und Deinem Mann besprechen
.
Ob er für sich selbst etwas - Du meinst wahrscheinlich therapeutisches oder beratendes - tun will, muss er auch selbst entscheiden. Ich würde ihn keinesfalls dazu drängen.

Wichtig ist, in Gesprächen unter Beteiligung Deines Therapeuten, die Auswirkungen Deiner Erkrankung auf Eure Beziehung zu besprechen. Geht das offen an, denn sonst werdet ihr immer mehr versteckte Konflikte haben. Ihr müsst klären, was ihr voneinander erwartet und was Eure Beziehung überhaupt noch aushalten kann. Auch Du musst wissen, woran Du bist, auch wenn es schmerzhaft sein kann. Und Du musst Dich damit auseinandersetzen, welche Anstrengungen Du bereit bist, zu unternehmen, um an einer Veränderung Deiner Person und Eurer Beziehung zu arbeiten. Und in Bezug auf Eure Beziehung gilt das auch für Deinen Mann. Manchmal können Ängste, wie Du sie schilderst, aus meiner Erfahrung auch das kleinere Übel sein gegenüber notwendigen Auseinandersetzungen und Klärungen einer ehelichen Beziehung. Nur hält dies eine Beziehung meist auf Dauer nicht aus.

Ich wünsche Euch, dass Ihr einen Weg findet, notwendige Dinge zu klären und notwendige Entscheidungen dann zu treffen, auch wenn sie auch schmerzhaft sein können, aber eben auch Chancen für Neuanfänge und andere Wege eröffnen, die sonst verschlossen blieben.

Noch ein Tipp: In den Videos zur Krankheitsangst

gibt es auch ein Video für Angehörige. Vielleicht hat dein Partner ja Lust, sich dieses mal anzuschauen.

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius

17.11.2008 17:43 • #2





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