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A
Hallo liebes Expertenteam,

mein großes Problem ist die Verlustangst.

Ich kann mit den meisten Gefühlen (Wut und Aggression, Freude, Ärger, ...) ganz gut umgehen, nur nicht mit der Traurigkeit, die mit Verlust zusammenhängt.
Dieses Gefühl reißt mir den Boden unter den Füßen weg.
Ich bin so verzweifelt, habe Angst, wieder in eine Depression abzurutschen.
Ständig habe ich das Bedürfnis zu weinen und es tut einfach sehr weh.

Gibt es Tipps, wie man sich in einer solchen Phase oder überhaupt bei Verlustangst verhalten kann, um die negativen Folgen zu reduzieren?
Wie überwinde ich diese tiefe Traurigkeit; das Gefühl, einen Menschen so sehr zu vermissen?

Vielen herzlichen Dank schonmal! Danke, dass ihr das Forum begleitet!
Anne

12.03.2008 22:56 • 17.03.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Anne,

bei einem Verlust traurig zu sein, ist erst einmal ganz normal und hilft, so eine Erfahrung zu verarbeiten. das darf man auch nicht mit einer Depression als Erkrankung verwechseln, wobei es sicherlich hier auch Übergänge gibt.

Zum Problem wird dies, wenn ein - vielleicht noch gar nicht stattgefundener Verlust - große Erwartungsangst auslöst, man anfängt, Beziehungen schon zu vermeiden, aus Angst, man könnte wieder einen Verlust erleiden. Oder man wird abhängig in einer Beziehung, verliert sein Selbstvertrauen, wird durch andere manipulierbar - aus Angst, jemanden zu verlieren, wenn man nicht alles tut, was derjenige will. Man verliert sich mit der Zeit selbst, ist nur noch etwas wert im Zusammensein mit jemand anderem. Dann wird oft Liebe auch mit emotionaler Abhängigkeit verwechselt. Ein Abrutschen in depressive Phasen wird dann deutlich wahrscheinlicher.

Häufig sind frühe Erfahrungen von Ablehnung, unsicherer Bindung und negativer Selbsteinschätzung die Grundlage. Droht dann ein Verlust (und auch nur in der Vorstellung), werden diese frühen Gefühle und Ängste rasch wieder erlebt, Verluste werden innerlich zu Katastrophen gemacht, obwohl sie zum Leben dazu gehören. Wären Beziehungen selbstverständlich, könnte man sie also nicht verlieren, wären sie auch nichts wert und man könnte sie nicht genießen und sich an ihnen erfreuen.

Was Du tun kannst? - Das Wichtigste ist sicherlich, Deine Einstellungen, Denkweisen und situativen Gedanken herauszufinden und sie in Frage zu stellen. Dies muss man üben. Die Stärkung Deines Selbstbewusstseins ist der zweite wichtige Ansatzpunkt: schrittweise lernen, auch mit sich alleine sein zu können und dies zu genießen. Sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden und für sie - auch in Beziehungen - einzutreten trotz aufkommender Angst. neue Lernerfahrungen mit Dir selbst machen, die die alten Erfahrungen aus Kindheit und Jugend - oder früheren Erfahrungen - zumindest teilweise korrigieren. Denn Verlust sind für jeden unangenehm, traurig, man möchte sie nicht haben - aber sie sind definitiv keine Katastrophen ! - auch wenn sie sich momentan bei Dir noch so anfühlen.

Hilfreich könnte dabei vielleicht das Buch von Wolf/Merkle, Gefühle verstehen, Probleme bewältigen aus dem PAL Verlag sein, das Dir Anleitungen geben kann, wie Du Deine Einstellungen heraus findest und veränderst - in kleinen Schritten, aber stetig.
Auch das Buch von Fr.Dr.Wolf über die Bewältigung von Trennungen (Wenn der Partner geht) kann Hilfestellung geben - auch wenn eine solche Trennung vielleicht nur in Deinem Kopf droht.
Und als letzter Buchtipp: Wege aus der Abhängigkeit. Destruktive Beziehungen überwinden von Heinz-Peter Röhr aus dem Patmos Verlag.

Ich hoffe, dass Du mit diesen Möglichkeiten etwas für Dich anfangen kannst und wünsche Dir, das vor allem Deine Beziehung zu Dir selbst von mehr Respekt und Liebe geprägt wird - um dann Beziehungen aus freiem Willen und nicht aus Abhängigkeit eingehen zu können.

Herzliche Grüße

Bernd Remelius

17.03.2008 14:57 • #2





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