Guten Morgen zusammen,
Yci83 - ich hatte Dir ja schon per PM ein bisschen was geschrieben und mache es hier vielleicht nochmal für alle.
Ihr müsst versuchen, aufzuhören, so auf Euren Körper und folglich auch Puls zu achten.
Ein normaler Ruhepuls eines gesunden Menschen liegt bei bis zu 90 Schlägen pro Minute.
Es gibt unendlich viele Gründe, warum das gesunde Herz den Puls auch in Ruhe ansteigen lässt. Neben dem Essen, welches hier erwähnt wurde (denkt doch z.B. auch mal an Kaffee - das ist der Klassiker!), ist aber das Wahrscheinlichste bei Leuten wie uns mit Angststörungen, die unterbewusste Psyche, die von Unsicherheit, Nervosität und Anspannung geprägt und bei vielen auch sozusagen lange Zeit antrainiert ist.
Bei mir ist es auch oft so, dass der Ruhepuls ohne Grund einfach hoch geht. Vor einiger Zeit habe ich da auch immer den Finger auf mein linkes Handgelenk gelegt und erspürt, dass er zu schnell ist und dann ging das Gedankenchaos wieder los und genau das reicht ja schon, dass der Puls nicht runter geht.
Eine andere Erklärung, die vielleicht nachvollziehbarer ist:
Wer sich mit Panikattacken auskennt, der weiß, dass diese einfach so aus dem Nichts kommen können. Sie benötigen keinen besonderen Reiz oder eine besondere Situation. Man kann z.B. ruhig im Kino oder Bus sitzen oder einfach daheim gemütlich auf der Couch. Plötzlich kommt dieses unangenehme Gefühl hoch völlig ohne Grund und es geht los.
Und nun versteht, dass ein Pulsanstieg aus dem Nichts um ein paar Schläge nichts anderes ist also sozusgen eine Panikattacke mit nur 5% Power, also eine Minimini-Attacke oder man könnte auch sagen Nervosität/Mini-Angst aus dem Nichts. Das liegt wie gesagt einfach daran, dass unser ganzes System durch unsere Angststörung/Erkrankung ganz anders gepolt ist, viel sensibler, fast nie komplett ganz entspannt und unten. Das vermehrte und leider oft antrainierte Achten auf Körperreaktionen tut das übrige.
Bei mir ist es z.B. so, dass ein einziger kurzer Gedanke an etwas reicht, dass ich einen Herzstolperer bekomme. Der Gedanke kann total banal sein (ist er aber für mich ganz innerlich offensichtlich nicht).
Daher nochmal:
Lernt, zu verstehen, dass wir hier mit unserer Erkrankung ein hochsensibles System haben, welches nicht logisch oder nachvollziehbar läuft und immer durch die im Schnitt höhere Anspannung auf verschiedenste Weisen aus dem Tritt kommt oder kurz verrückt spielt. Dies gilt es eben durch z.B. Entspannungsübungen, die man aber regelmäßig machen muss, zu bessern oder eben durch Sport.
Ich weiß, dass es für Leute wie uns unheimlich schwer ist, nicht auf unsere Körperreaktionen zu achten und ebenso, dass es uns schwer fällt, etwas einfach zu ignorieren, wenn es nicht logisch ist. Dann zweifeln wir, möchten es verstehen usw. Genau DAS ist aber unsere Erkrankung - dass wir eben dieses Beobachten und Denken/Analysieren nicht sein lassen können. Daher ist Ablenkung/Aktivität/Sport usw so wichtig. Das Hirn wird dann auf andere Dinge gepolt und wir lernen, das übertriebene Beobachten und Analysieren wieder auf ein normales Maß zu bringen, wie es gesunde Menschen haben.
Man muss ein gewisses Leck mich am Ar.-Gefühl entwickeln. Es reicht, zu wissen, dass man körperlich (grob) durchgecheckt ist und man z.B. bei Belastung keine Schmerzen am Herzen hat usw.
Zudem ist die Akzeptanz wichtig, dass wir psychische Störungen haben!
Versucht doch mal, lästige kleine Körperreaktionen einfach eine eine nervige Comicfigur zu sehen, die mal wieder Aufmerksamkeit benötigt und wie ein kleines Kind herumquengelt. Sagt euch Ach du Kasperl schon wieder. Ja, hallo....aber jetzt lasse mich in Ruhe - ich habe keine Zeit für dich!.
16.06.2023 07:38 •
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