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Nicki93
Hallo, mein Name ist Annika. Ich bin 23 Jahre alt und habe schon seit längerem eine extreme Abneigung gegen sämtliche Arten von Dro..
Ich habe keine Ahnung woher das kommt aber mittlerweile steht es mir oft im Alltag im Weg, im Umgang mit Menschen oder z.B. Medikamenten. Ich sollte dazu vielleicht ein ganz klein wenig ausholen:
Seit ich 17 bin lebe ich allein, habe früh gelernt für mich selbst zu Sorgen. Meine Mama und mein Papa waren beide Alk.. Mein Papa verstarb 2013 an den Folgen davon. Meine Mama hat viele Therapien gemacht und ich habe mich als einzige Tocher immer um alles gekümmert.
Ich bin seit ich ausgezogen bin auch so gut wie gar nicht mehr feiern gewesen. Meisten musste ich arbeiten, hatte mehrere Jobs. Ich war auch noch nie im Urlaub oder so etwas. Mittlerweile hat sich ein Hass auf das zügellose Leben anderer entwickelt. Wenn ich glückliche Menschen tanzend an Sandstränden sehe bekomme ich Bauchweh. Ob das einfach Neid ist ?! ... Ich würde nicht sagen, dass ich Menschen ihr Glück und Vergnügen nicht gönne aber die Medien und Facebookfotos machen mich regelrecht krank!
Etwa ein halbes Jahr nachdem mein Papa verstorben war wurde ich depressiv. Ich hatte das Gefühl sämtliche Anlaufstellen für mich verloren zu haben, ging nicht mehr raus, schwänzte Schule und Job ... Ich war bei einer Psychologin und zumindest die Symthome der Depression bekam ich wieder in den Griff. Es haben sich zwar einige Ticks entwickelt mit denen sich aber eigentlich ganz gut leben lässt.

Ein Problem hat sich ganz stark entwickelt. Angst vor Kontrollverlust und somit auch die Angst vor dem berauscht sein. Ich selber habe noch nie Dro. genommen, noch nie Kontakt gehabt und kann sehr gut damit leben (muss man ja auch nicht). Ich kann auch nicht gut Schmerzmittel nehmen und falls ich es doch muss, bekomme ich Panik, weil ich Angst habe man könne mir etwas antun oder weg nehmen, weil ich nicht bei mir bin. Am schlimmsten ist, dass ich auch Angst davor habe was passieren könnte, wenn sich Menschen berauschen, die ich gern habe. Ich habe keine ruhige Minute zu Hause, wenn ich weiß, dass mein Freund unterwegs ist und bloß ein bisschen trinkt ! Ich kann damit überhaupt nicht umgehen und neige dazu überzureagieren. Daraus entsteht Streit aber ich kann ihm nicht bewusst machen, was es für Gefühle in mir auslöst ! Es ist als würde er Bungeejumpen ohne Seil und ich stehe daneben und kann nichts tun ! ... Ich liebe ihn sehr und würde vermutlich auch nie jemanden finden, der für mich sämtlich Laster aufgibt... Ich bin ratllos. Oft wache ich nachts weinend auf, schweißgebadet, weil ich geträumt habe, dass er an einer Überdosis Dro. stirbt... Der Gedanke ist da wenn ich einschlafe und auch wenn ich morgens aufwache. Deswegen kann ich z.B. auch nicht allein schlafen, wenn nicht der Fernseher läuft...

Habt ihr eine Idee wie ich damit besser umgehen kann ?

LG Annika

01.08.2016 15:28 • 02.08.2016 #1


7 Antworten ↓


Icefalki
Erstmals begrüße ich dich herzlich bei uns.

Wenn du selbst Angst vor Dro. hast, ist das doch gut. Kommst in nix rein.

Was deinen Freund betrifft, wirst du insgesamt lernen dürfen, dass man Unglücke, Schicksale leider überhaupt nicht steuern kann, du definitiv keinen Einfluss darauf hast.

Und das ist dein Grundproblem.

Deinem Freund in der Richtung zu sehr zu beschränken, macht eure Beziehung schwierig.

Darum wirst du dir generell, jetzt nicht nur auf deinen Freund bezogen, dein Problem mit Verlustängsten anzusehen.

Hattest du schon mal eine Therapie?

01.08.2016 15:37 • x 1 #2


A


Ich weiß nicht was mir fehlt Angst vor Dro. ?!

x 3


Nicki93
Hallo Icefalki

So richtig in Therapie war ich nicht, ich hatte ein paar Sitzungen und danach ging es mir auch insgesamt schon viel Besser.
So richtig schlimm wurde dieses Problem aber dann danach...
Du hast schon Recht, ich werde damit leben müssen... aber im Moment hat es mich total in der Hand. Als müsse ich alle beschützen und kann es nicht ... dieses hilflos sein... gerade in Bezug auf Alk. ect.

Danke dir

01.08.2016 16:19 • #3


Hotin
Hallo Nicki93,

willkommen hier im Forum.
Das Du eine totale Abneigung gegen Rauschmittel hast, kann ich gut verstehen.
Immerhin hast Du bei Deinen Eltern erlebt, was Alk. anrichten kann.

Zitat:
Mittlerweile hat sich ein Hass auf das zügellose Leben anderer entwickelt. Wenn ich glückliche Menschen tanzend
an Sandstränden sehe bekomme ich Bauchweh. Ob das einfach Neid ist ?!


Neid ist das bestimmt nicht. Klug ist Deine Über-Reaktion vielleicht auch nicht. Einerseits finde ich Deine Reaktion
absolut verständlich. Du hast schließlich schon mal hinter die Bühne geschaut und weißt, wie die Rückseite aussehen
kann. Andererseits, was ist das Leben ohne Spaß und Vergnügen.

Das Richtige wäre dann vermutlich der Mittelweg.
18 Jahre lang habe ich geraucht. Die Befreiung davon war extrem schwer und noch heute bin ich froh darüber, davon los
gekommen zu sein. Als junger Mensch habe ich gelegentlich auch schon mal etwas mehr Alk. getrunken. Heute trinke
ich wenig Alk., kann das aber mehr genießen. Erfahrung mit Dr.og.en habe ich keine. Allein meine Erfahrung mit der
Abhängigkeit von den Zigar.ett.en erzeugt immer genug Angst um so ein Zeug nie zu probieren.

Damit möchte ich folgendes sagen. Rauschmittel gibt es, weil sich Menschen gern in einen entspannten Zustand versetzen
möchten. Der Alk., oder das Schmerzmittel ist nicht das Problem. Schwierig wird es immer nur dann, wenn
ein Mensch Rauschmittel benutzt, um seine Probleme im Leben zu verdrängen, oder zu überdecken.
Somit glaube ich, ist Deine Abneigung völlig zu verstehen. Nur scheint sie mir zu stark zu sein.

Zitat:
zumindest die Symthome der Depression bekam ich wieder in den Griff. Es haben sich zwar einige Ticks entwickelt mit
denen sich aber eigentlich ganz gut leben lässt.


Dazu kann ich Dich nur beglückwünschen. Dann bist Du eine starke Frau.
Wer hat denn keine Tick`s. Die gehören dazu.

Zitat:
Ein Problem hat sich ganz stark entwickelt. Angst vor Kontrollverlust und somit auch die Angst vor dem berauscht sein.


Angst vor den berauscht sein brauchst Du eigentlich nicht zu haben, wenn Du so etwas einfach nicht zu Dir nimmst,
passiert ja nichts. Normale Schmerzmittel erzeugen in der empfohlenen Dosis eigentlich keinen Rauscheffekt.
Solltest Du jedoch wirklich Angst vor Kontrollverlust haben, dann ist es sicher sinnvoll, dass du Dich noch mal
psychologisch beraten lässt.

Zitat:
Am schlimmsten ist, dass ich auch Angst davor habe was passieren könnte, wenn sich Menschen berauschen, die ich gern
habe. Ich habe keine ruhige Minute zu Hause, wenn ich weiß, dass mein Freund unterwegs ist und bloß ein bisschen trinkt !
Ich kann damit überhaupt nicht umgehen und neige dazu überzureagieren.

Das ist natürlich allein Dein eigenes Problem, solange Dein Freund nicht übermäßig viel Alk. trinkt. Gefahr besteht auch
nicht, wenn er in etwas größeren Abständen ein paar Mal betrunken ist. Die Gefahr entsteht, sobald eine Regelmäßigkeit des
Trinkens beginnt.

Zitat:
Daraus entsteht Streit aber ich kann ihm nicht bewusst machen, was es für Gefühle in mir auslöst !
Ich liebe ihn sehr und würde vermutlich auch nie jemanden finden, der für mich sämtlich Laster aufgibt... Ich bin ratllos.


Du solltest nicht ratlos sein. Aber sehr konsequent. Natürlich wirst Du kaum jemanden finden, der auf vieles schöne im Leben verzichtet.
An Deiner Stelle würde ich mit meinem Partner einige klärende Gespräche führen. Ich würde so etwa folgendes sagen.
Ich habe Dir wiederholt erklärt, womit ich nicht umgehen kann. Und jetzt höre mir bitte genau zu. Bei meinen Eltern habe
ich die schädliche Wirkung des Alk. erlebt. Das war sehr schlimm.
Sollte ich eines Tages feststellen, dass Dein Alk. zunimmt, oder Du in eine Alk. rein rutschst,
bedeutet dies das gleiche, als wenn Du unsere Freundschaft aufkündigst. Du kannst also jederzeit frei entscheiden, was
Dir wichtiger ist. Übertreibst Du die Geschichte, bin ich weg. Ohne noch darüber zu diskutieren.
Wie so eine Formulierung bei Dir ankommt, weiß ich nicht. Nur damit lässt Du Deinem Partner die notwendige
Entscheidungsfreiheit. Und Du behältst auch Deine völlige Handlungsfreiheit. Man kann keinen Partner zwingen.

Zitat:
Oft wache ich nachts weinend auf, schweißgebadet, weil ich geträumt habe, dass er an einer Überdosis Dro. Stirbt.
Deswegen kann ich z.B. auch nicht allein schlafen, wenn nicht der Fernseher läuft...


Wenn Du einen Freund oder Partner hast, musst Du ihm bis zu einem bestimmten Punkt völlig vertrauen. Du beschreibst aber
hier, Du vertraust ihm gar nicht.
Macht eure Freundschaft dann überhaupt einen Sinn?

Oder was verstehe ich falsch?

Viele Grüße

Bernhard

01.08.2016 16:48 • x 2 #4


Icefalki
Ich würde sagen, dass das mit deinen Eltern zusammenhängt. Das würde man bestimmt in einer Therapie anschauen. Versuch doch mal, dieses Thema aufzuarbeiten.

Und dein Hilflos sein, hat mit damals zu tun. Denk ich mal.

Du möchtest und kannst nicht wieder etwas verlieren, das du liebst. Und da Alk. ja damals eine große Rolle gespielt hat, ist es nur verständlich, dass du alles damit verbindest.

Und diese Gefühle werden erst besser, wenn du loslassen kannst. Es verstehen kannst, ein Umdenken erfolgt.

Nicht der Alk. ist das Problem, sondern der Verlust deiner Eltern. Und damals hattest du keine Macht darüber. Konntest sie nicht retten. Wirst du auch nie können.

Alk. sind krank. Und es tut weh, dass sie es nicht geschafft haben, davon loszukommen und dich zurückgelassen haben. Darum deinen Hass auf Alk. und Dro., was aber stellvertretend für deine Gefühle deiner Eltern gegenüber stehen könnte.

Und damit sitzt alles viel tiefer und es würde defintiv Sinn machen, das aufzuarbeiten.

01.08.2016 17:32 • x 1 #5


S
Hallo Nicki93
Eigentlich ist dem Bernhard, nichts hinzu zu fügen. Will dir lediglich nur schreiben, das ich das Gefühl, zwar nicht in dem Maßen, auch habe. Ich habe mich vor vier Monaten von meinen zweiten Alk. Mann getrennt. Jedesmal, wenn ich Alk. roch oder leere Flaschen sah, widerte es mich an.Nun ist ja eine Weile vergangen und ich habe permanent an mir gearbeitet um diesen Ekel los zu werden. Mit Erfolg, Ich gönne Anderen nun ihr Bierchen und fühle mich dabei ganz ok. Will damit sagen, du kannst nur an dir arbeiten und dich verändern. Andere lassen sich nicht verbiegen oder zwingen. Zum Schluss muss ich noch erwähnen, dass ich eine ganz lange, erfolgreiche Therapie hinter mir habe. Ohne wäre ich mit Sicherheit, nicht so weit, wie ich jetzt bin.
Ich wünsche dir viel Kraft und den Willen dieses auch zu schaffen.
Lieben Gruß. Ulla

01.08.2016 17:35 • x 2 #6


Nicki93
Ich denke, dass es auf jeden Fall auch ein Vertrauensproblem gibt...
Wir hatten schon mal eine Situation, in der er sagte: (Er wusste von meiner Abneigung): „mach dir keine Sorgen“
Und in der gleichen Nacht lag er nahezu bewusstlos im Badezimmer...
Ich habe ihm hoffentlich jetzt sehr deutlich gemacht, dass ich ihn gern habe aber für ein solches Trinkverhalten in meinem Leben kein Platz mehr ist.
Ich möchte ihn auf keinen Fall für meine Probleme verantwortlich machen und möchte ihn auch nicht einsperren oder ihm seinen Spaß streitig machen.
Aber total verdrängen kann ich es auch nicht und möchte mich auch nicht mehr damit quälen.
Es fühlt sich etwas egoistisch an, muss ich zugeben, ihm ein solches Ultimatum zu stellen aber es ist auch ein gutes Gefühl einen klaren Standpunkt zu haben.

Ich denke, dass es dennoch sicherlich sinnvoll wäre einige Dinge aufzuarbeiten, denn so ist es wirklich sehr sehr ... schwierig.

Vielen vielen Dank für eure Mühe und entschuldigt die Tippfehler, ich war nervös ... ^^

02.08.2016 17:57 • x 1 #7


Hotin
Hallo Nicki93,

Zitat:
Und in der gleichen Nacht lag er nahezu bewusstlos im Badezimmer...
Ich habe ihm hoffentlich jetzt sehr deutlich gemacht, dass ich ihn gern habe aber für ein solches Trinkverhalten in
meinem Leben kein Platz mehr ist.


Wenn das so ist, dann ist es unbedingt wichtig, so klar zu reagieren, wie Du es machst. An Deiner Stelle würde ich da
auch wenig Risiko eingehen. Das sind keine guten Startbedingungen für eine Partnerschaft in der ihr euch
gegenseitig achtet und helfen wollt.

Zitat:
Es fühlt sich etwas egoistisch an, muss ich zugeben, ihm ein solches Ultimatum zu stellen aber es ist auch ein
gutes Gefühl einen klaren Standpunkt zu haben.


Natürlich ist das egoistisch. Nur sei froh, dass Du diesen gesunden Egoismus
hast. So lange Du weißt, was Du möchtest und auch danach handelst, ist das in Ordnung, Es ist Dein Leben.
Zitat:
Ich denke, dass es dennoch sicherlich sinnvoll wäre einige Dinge aufzuarbeiten, denn so ist es wirklich sehr sehr ... schwierig.


Na klar.

Zitat:
und entschuldigt die Tippfehler,


Na gut, ausnahmsweise. Meine Tippfehler gehören zu mir.

Einen schönen Abend für Dich

Bernhard

02.08.2016 19:55 • x 1 #8





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