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53

D
Ich bin ein Mensch der zu häufig überangepasst durch das Leben geht.
Wenn ich mit anderen Menschen zum Beispiel spreche, passiert es mir oft (aus verborgenen Ängsten im Hinterkopf) vor Ablehnung so zu sprechen, dass ich abweiche von meiner ganz authentischen Haltung. Auf der Arbeit bei Kollegen die ich wenig kenne oder bei Bekannten. Ich setze mich selber unter Druck alles super hin zu bekommen um nicht Fehler zu machen. Da liegt in mir so eine eigene übertriebene Angst/Scham die ich schon sehr lange habe. Also sprich Angst vor Fehler. Dabei ist es ja kein Weltuntergang Fehler zu machen. Kennt das jemand auch so? Mir fällt es sogar schon schwer hier zu schreiben. Bin dann total nervös und ängstlich vor die Antworten.

03.05.2021 13:53 • 06.05.2021 x 3 #1


Knipsi
Wenn ich das so lese hier und darueber nachdenke... Ja ich ueberspiele auch oft meine schwaechen wenn ich woanders bin. Und weils denn meistens so ein krampf wird, passieren mir erst recht fehler. Ich verhaspel mich oder rutsch gaenzlich am thema vorbei. Oder stolper wenn es hart auf hart kommt, ueber meine eigenen beine. Ich lach denn aber drueber. Meistens faellt denn auch meine eben noch hochgehaltene maske und ich kann sein wie ich bin.

03.05.2021 14:03 • x 4 #2


A


So sein wie man ist

x 3


Icefalki
Schön ist, dass du das schon mal rausgefunden hast, denn damit hast du das Wissen, warum du überangepasst agierst.

Weisst du den Grund hierzu? Wurde in deiner Kindheit diese Angst geschürt?

Und mal was, damit du wieder atmen kannst, ich finde es toll, dass du in der Lage bist, hier nachzufragen um vielleicht ein paar Gedanken zum Thema, ich weiss zwar, dass ich ein Problem habe, noch fehlt es aber an Mut, das Problem angehen zu wollen.

03.05.2021 14:10 • x 4 #3


D
Ja , in der Kindheit musste ich meinen Eltern oder Großmutter gefallen. Es war oft nicht möglich seinen eigenen authentischen Weg gehen. Ich wurde oft so gedrillt. Also richtig selbstständig gelebt habe ich im Elternhaus weniger. Fehler zu machen war dann mit Scham oder Ängsten verbunden in mir. Ich habe immer so gelebt auch bei meiner letzten Parnerschaft, das alles funktionierte.

03.05.2021 14:18 • x 3 #4


J
Die Angst vor Ablehnung kenne ich auch , dadurch bin ich eher scheu und zurückhaltend und genau dieses Verhalten von mir wirkt auf andere arrogant und überheblich .

Ich werde also völlig falsch eingeschätzt dann .

03.05.2021 14:32 • x 1 #5


Icefalki
Zitat von Daniro40:
Ja , in der Kindheit musste ich meinen Eltern oder Großmutter gefallen. Es war oft nicht möglich seinen eigenen authentischen Weg gehen. Ich wurde oft so gedrillt. Also richtig selbstständig gelebt habe ich im Elternhaus weniger. Fehler zu machen war dann mit Scham oder Ängsten verbunden in mir. Ich habe immer so ...


Ja, das kenne ich alles auch, dachte mir, dass das in deiner Kindheit angelegt wurde.

Dazu kommt, so ging es mir, aufgrund einer solchen Erziehung konnte man nicht lernen, wie man mit Konflikten, oder Einstehen zur eigenen Meinung, sachlich, faktisch umzugehen hat. Da die Angst vor Ablehnung immens ist, selbst wenn man es vom Verstand her begreift.

Ich bin das folgendermassen angegangen: 1. Musste ich wie du erstmals herausfinden, was bei mir eigentlich meine Grundangst ist.
2. Herausfinden, warum das so ist. Hier bist du ja schon.

3. Mich ehrlicher machen. Bedeutet, dass mich mein Verhalten echt beschämt hat, denn, ein Loser wollte ich nie sein, musste mir aber klarwerden, dass ich mit dieser Einstellung ein Loser bin.

Bitte jetzt das Wort Loser nicht überbewerten. Ich gehe manchmal ziemlich hart mit mir ins Gericht.

4. Wer über sich selbst gut Bescheid weiss, auch die weniger angenehmen Seiten kennt, kann diese durchaus verbessern.

5. Mein Mantra heisst: wenn ich Veränderung will, muss ich Entscheidungen treffen und mit diesen Entscheidungen auch umgehen können. Und hier kann man dann üben.

03.05.2021 14:33 • x 1 #6


E
Mein Mantra ist
Ich möchte mich lieben und schätzen wie Ich bin egal ob mich andere ablehnen .

03.05.2021 14:48 • x 2 #7


D
Ich selber kann mich meist annehmen wie ich bin. Aber um es allen recht zu machen verbiege ich mich noch immer viel zu sehr und denke nicht genug an mich und meinen Bedürfnissen. Spreche auch für mich wichtige Sachen nicht an. Manchmal aus Angst oder Scham. Glaube bei mir ich bin zu unachtsam auf mich selber.

03.05.2021 15:54 • x 2 #8


Icefalki
Zitat von Daniro40:
. Manchmal aus Angst oder Scham.


Das ist erlerntes Verhalten. Wenn man einmal erkennt, dass das nimmer nötig ist, kann man umdenken. Es geht ja auch darum, wie man seine Bedürfnisse oder Einwände ansprechen kann. Das meine ich mit üben.

Und wenn man da ohne Erwartungen rangeht, einfach mal wartet, was dabei rauskommt, gibt es auch keine negativen Gefühle dabei.

Überlegenswert ist dabei ja auch, immer die Klappe halten, oder eigene Interessen hinten anstellen, macht doch auch Stress. Insofern kann man bissle Stress anfangs auch mal in Kauf nehmen, wenn man beginnt, gegen seine alten Vorstellung anzugehen.

03.05.2021 16:37 • x 1 #9


Hoffnungsblick
Was mir in solchen Situationen geholfen hat, das war und ist, mich auf mich selbst besinnen, auf das Hier und Jetzt.

Beispiele:
Wie sitze ich auf dem Stuhl? Welche Haltung nehme ich ein?Was fühlen meine Fußsohlen, wenn ich dastehe? etc.
Auch die Konzentration auf den Atem hilft mir.
Weil das alles subtil abläuft, merken die anderen es nicht. Aber ich konzentriere mich auf mich selbst und weniger auf die Meinung der anderen.

Außerdem ist meiner Erfahrung nach die Sache paradox: Je mehr ich gefallen und ankommen will,
umso weniger gelingt das.
Je mehr ich ich selbst bin, umso eher komme ich an.

04.05.2021 18:18 • x 4 #10


moo
Wenn uns die Fremd-gefall-Energie für das Wesentliche zur Verfügung stünde...

Wir denken, reden und handeln hierhin, dorthin, von dort aus, über uns, von anderen aus - aber nie

hören wir einfach damit auf.

Warum wollen wir gefallen? Weil wir uns bestätigt wissen wollen.

Wissen wir, wer wir sind?

Wenn ja, wofür ist dann Bestätigung nötig?
Wenn nein, wie sollten wir dann abschätzen, ob eine Bestätigung von außen zutrifft?

Das Ego ist abhängig von Bestätigung, jeden Augenblick!

Kann es diese Sucht ablegen?

Gesetzt den Fall, es gäbe weder Raum noch Zeit, weder Ich noch Du - wer könnte dann was bewerten? Die Bewertung ist ein festes Joch des Egos. Das Ego ist Bewertung!

Durch Achtsamkeitsübungen wie von @Hoffnungsblick beschrieben, erfährt das Ego einen kurzen Energieverlust und unmittelbar fällt wie bei Stromausfall das Licht (= die Bewertung) aus.

Wenn man das ein paarmal praktiziert hat und diese Quintessenz daraus als Merkposten mitnimmt, wird vieles Drängende, Ziehende leichter. Der Griff mit dem wir uns anjochen, lässt nach.

Bis man irgendwann an dem Punkt anlangt, dem Ego zu misstrauen.

04.05.2021 19:22 • x 4 #11


Calima
Zitat von moo:
Wissen wir, wer wir sind?

Wenn ja, wofür ist dann Bestätigung nötig?


Weil wir als soziale Wesen immer in Verbindung mit anderen sozialen Wesen stehen. Ein Stern existiert nur für sich. Der Mensch nicht. Und deswegen ist er darauf angewiesen, sich sozial adäquat zu verhalten, um im sozialen Gefüge seinen Platz zu finden. Dazu braucht es immer auch die Rückmeldung durch die, mit denen wir umgehen.

Zitat von moo:
Wenn nein, wie sollten wir dann abschätzen, ob eine Bestätigung von außen zutrifft?

Indem wir die Bilder immer wieder miteinander abgleichen. Alles ist ständig im Fluss und verändert sich. Der Mensch, der ich vor 20 Jahren, 6 Monaten oder 5 Minuten war, bin ich im selben Augenblick nicht mehr, in dem ich versuche, mich auf etwas festlegen zu wollen, was das ICH ausmacht.

Wir sind immer die Summe unserer Handlungen, Erfahrungen, Begegnungen. Wenn ich mit meinen Kindern bin, bin ich eine andere, als wenn ich mit Kollegen bin. Dennoch bin ich immer ich selbst - nur in ganz unterschiedlicher Ausprägung.

Ohne Bestätigung durch mein jeweiliges Gegenüber kann ich nicht wissen, ob ich das verkörpere, was genau diese Begegnung mit diesem Gegenüber braucht, um zu gelingen.

Mir graut vor Menschen, die von sich sagen, sie seien, wie sie sind und alle anderen hätten das gefälligst zu akzeptieren. Sie sind erstarrt in ihrer Selbstgerechtigkeit, die sie mit Selbstbewusstsein verwechseln.

04.05.2021 19:39 • x 3 #12


D
Das sind gute Ratschläge.

Ich stelle bei mir leider immer wieder fest, wie sehr oft sich in mir Unsicherheit im Kopf einschleicht du machst das falsch oder eben Angst entsteht. Bei nur wenigen Menschen kann ich frei sprechen wie zb bei Freunden. Das ist am schwersten wenn ich mich auf neue Situationen einlassen muss, wo ich wenig oder keine Erfahrung habe. Da wird so ne Art Unbeholfenheit von mir ans Tageslicht gebracht. Und das tut mich dann unsicher machen, weil ich weiss das ich verletzlich sein kann. Wie so ein Teufelskreis eben und dann klappt es erst recht nicht weil ich hibbelig werde.

Das mit dem Tip mich dann selbst auf mich zu konzentrieren: wie sitze ich grade , wie ist mein Atem wie spüre ich mich bei schwierigen Situationen werde ich demnächst mal ausprobieren. Lenkt mich vielleicht auch ab vor den Scham und Ängsten.

04.05.2021 19:54 • x 4 #13


Calima
Zitat von Daniro40:
und dann klappt es erst recht nicht weil ich hibbelig werde.

Was muss denn klappen?

04.05.2021 19:57 • #14


moo
Zitat von Calima:

Mir graut vor Menschen, die von sich sagen, sie seien, wie sie sind und alle anderen hätten das gefälligst zu akzeptieren. Sie sind erstarrt in ihrer Selbstgerechtigkeit, die sie mit Selbstbewusstsein verwechseln.


Ich gebe Dir in allen Punkten aber insbesondere im letzten Absatz Recht, Calima. Aber mir ging es um den Bewertungsaspekt der Bestätigung.

Egal ob extern oder intern: Bestätigung wird m. E. fast immer mit einer Bewertung (gut, schlecht) verquickt und hier beginnt Selbst-Gewissheit schnell in Richtung Selbst-Bewertung zu marschieren.

Und wenn wir unbewusst aus der Vergangenheit auch noch eine gewisse Negativ-Ladung mitbringen, kann es ganz schön bedrückend werden.

Ich persönlich (!) nehme auch die meisten Bestätigungen selber nicht mehr ernst - von Bewertungen mal ganz abgesehen. Und zwar nicht, weil ich glaube zu wissen, wer ich bin, sondern ahne zu wissen, was ich alles nicht bin.

04.05.2021 20:03 • x 2 #15


D
Wenn ich zb sagen möchte ich bin grade an der Grenze meines machbaren auf der Arbeit zum Beispiel oder im Alltag. Dann weiss ich das will niemand gerne hören da alles laufen muss. Im Inneren will ich aber meine Haltung zum Ausdruck bringen. Das trau ich mich aber nicht um den andern nicht zu enttäuschen. Solche Dinge eben

04.05.2021 20:05 • x 2 #16


D
Glaube das liegt bei mir an Versagensängste.

04.05.2021 20:10 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

moo
Zitat von Daniro40:
Wenn ich zb sagen möchte ich bin grade an der Grenze meines machbaren auf der Arbeit zum Beispiel oder im Alltag. Dann weiss ich das will niemand ...


Muss Deine Haltung denn immer anderen mitgeteilt werden? Genügt es nicht, dass Du Deine Haltung hast?

Du brauchst doch keine Bestätigung für Deine Haltung! Wir sind doch hier nicht am Stammtisch oder in der Politik...

05.05.2021 06:09 • x 2 #18


moo
Zitat von Daniro40:
Wenn ich zb sagen möchte ich bin grade an der Grenze meines machbaren auf der Arbeit zum Beispiel oder im Alltag.


...dann sage es und warte auf die Folgen. Oder, vielleicht besser - so wie es mal vor längerem ein gestresster Mitarbeiter zu mir sagte: Also eins ist klar: So mit dieser Personaldecke kann es nicht weitergehen!
Er sagte das ruhig und mit Nachdruck, sodass ich sofort gehandelt habe.

Gerade die stillen Typen werden gehört, wenn sie denn mal Klartext reden. Genau das sollte sich jeder Kollege und Vorgesetzte wünschen. Und im Alltag gilt dasselbe.

Ich habe gelernt, dass es sich deutlich harmonischer anfühlt, meine Meinung zwar selbst erstmal zu hinterfragen aber sie dann auch - sofern als richtig befunden - zu vertreten. Ob das immer auch verbal geschehen muss, ist eine andere Frage. Ich kann auch gerne mal meine Meinung für mich behalten. Das kommt allerdings, zugegeben, eher selten vor...daran muss vielleicht ich arbeiten.

05.05.2021 06:23 • x 2 #19


D
So, heute habe ich es auf der Arbeit mal geschafft und etwas angesprochen ohne Gewissensbisse oder mit vorher Gedanken zu machen , was dann folgen könnte. Und habe gemerkt, dass ich mich ohne Erwartungshaltung viel authentischer fühle , wirke und verstanden wurde. Gab sogar ein gutes Gefühl für mich , zu sehen das alles ganz easy ablief. War toll, glaub das übe ich jetzt mal so nach und nach. Erstmal die für mich leichten Situation zumindest.

05.05.2021 14:43 • x 4 #20


A


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Mira Weyer