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J
Hallo zusammen,

einer meiner Hauptprobleme ist, dass ich immer in einer Achtung-Stellung bin, dass etwas passieren könnte.
Ich überprüfe permanent wie angespannt ich bin und horche in mich hinein. Ich habe mir das damals (ungewollt) antrainiert, weil ich immer Angst hatte Schmerzen und Panik zu bekommen, weshalb ich gelernt habe mich immer auf mein inneres zu fokussieren und zu schauen, wie die aktuelle Lage / Stresslevel gerade ist. Ich konzentriere mich also ganz stark auf mein Körperbefinden.

Kennt das jemand?

Das Problem ist wohl, dass dieses Verhalten die Angst aufrecht erhält und man immer unter Spannung ist.
Außer Medikamente, hat bei mir nicht wirklich was beholfen bisher, dass ich runterfahre, weil ich immer die Spannung aufrecht erhalte, anstatt loszulassen! Ich kann nicht loslassen!

Ich muss allerdings auch im Gegenzug dazu sagen, dass wenn ich spüre, dass ich entspannt bin (durch äußere Einflüsse wie Medikamenten), dass die Beruhigung dann stärker wird, weil ich ja weiß, dass alles in Ordnung ist.

Kennt ihr das und wenn ja, was hilft euch da, wirklich loszulassen?

01.11.2019 11:31 • 07.11.2019 x 1 #1


F
Also ich kenne das auch mit der Angst vor der Angst,das alleine erzeugt Spannung.

In meinem Falle war es so,dass sich das langfristig auch nur mit Medikamenten durchbrechen liess.
Finde das mittlerweile auch nicht mehr ungewöhnlich.

Regelmässig ein Medikament zu nehmen fiel mir anfangs schwer aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Also wenn Du ein Medikament hast,was Dir hilft,nimm es ruhig,das ist in Ordnung.
Es hat seinen Grund,warum einem ein Medikament verschrieben wird.

01.11.2019 12:17 • x 2 #2


A


Immer in "Achtung"-Stellung

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J
Danke für deine Antwort Flame. Welches Medikament hast du für dich gefunden?

01.11.2019 12:36 • #3


F
Meins heisst Lyrica (Wirkstoff Pregabalin) aber das ist auch schon ein sehr starkes Medikament,das auch nicht ohne weiteres verschrieben wird.
Ich möchte mich nun nicht unbedingt als Härtefall bezeichnen aber ich hatte schon sehr zu kämpfen.


Es gibt aber auch andere (leichtere) Medikamente,die beruhigend wirken und gleichzeitig antidepressiv.
Googel mal trizyklische Antidepressiva.

Amitriptylin (trizyklisches Antidepressivum) z.B. beruhigt sehr gut und nimmt komplett die Spannung raus.
Auch im Kopf hat man dann mal Ruhe.
Macht am Anfang müde und man muss erst die passende Dosierung herausfinden.

Insgesamt ist Amitriptylin auf jeden Fall eins meiner Favoritenmedikamente bei Angststörungen.
Nachteil: Die meisten Menschen nehmen davon zu.

01.11.2019 14:00 • #4


Acipulbiber
Ich bin nicht unbedingt ein Freund von Medikamenten und würde Dir deshalb raten erstmal ohne zu probieren.
Mir hat Autogenes Training sehr geholfen.

01.11.2019 15:07 • x 1 #5


Icefalki
Zitat von joe899:
einer meiner Hauptprobleme ist, dass ich immer in einer Achtung-Stellung bin, dass etwas passieren könnte.


Meiner Meinung nach könntest du dich erstmals fragen, was du denn wirklich befürchtest. Allerdings braucht man dazu eine ruhige Stimmung, und die ist beinahe unmöglich, wenn du gerade auf 180 bist.

Jeder Angstpatient hat natürlich einen erhöhten Muskeltonus, der dann tatsächlich körperliche Empfindungen bewirkt. Meistens leider ein Kreislauf.

Mir hat definitiv geholfen, meine wirkliche Angst zu kennen. Und als die erkannt war, konnte ich raus aus dieser Hilflosigkeit und bewusst dagegen angehen. Allerdings kann ich immer nur 1 Angst bewältigen, wird das mehr, komme ich auch in eine Überforderung, die dann in einer Depression enden könnte.

Dann muss ich auch mal wieder Medis nehmen. Hab den Käse aber wirklich schon lange, deswegen erschreckt mich das nimmer.

01.11.2019 18:49 • x 2 #6


Mondkatze
Zitat von joe899:
einer meiner Hauptprobleme ist, dass ich immer in einer Achtung-Stellung bin

Zitat von joe899:
man immer unter Spannung ist.

Zitat von joe899:
Kennt ihr das und wenn ja, was hilft euch da, wirklich loszulassen?


ja, das kenne ich alles.
Keine ruhige Minute, immer unter Strom stehen.

Mir hat meine Therapie geholfen. Mein Therapeut hat mir u.a. die EFT Klopftechnik beigebracht.
Ich muß sagen, das ist wirklich gut. Allerdings muß man das akute Problem benennen und das fiel mir oft schwer, weil ich meine Ängste / Befürchtungen nicht aussprechen konnte aus lauter Angst.
Deswegen konnte ich die Klopftechnik nur anwenden, wenn mein Therapeut dabei war.

Ansonsten meditiere ich viel, das hilft mir und wovon ich auch sehr überzeugt und sogar begeistert bin, sind Achtsamkeitsübungen.
Durch die regelmäßigen Übungen haben sich meine Aufmerksamkeit und meine Wahrnehmung sehr verändert.
Ich nehme Dinge wahr, die ich früher nie erkannt habe. Mein Verstand ist irgendwie wacher, empfänglicher für die Fremd-und Eigenwahrnehmung. Einfach nur ein super Gefühl.
Aber, wie es immer so ist, Rückfälle in alte Verhaltensmuster und Ängste habe ich immer noch. Aber man muß einfach weiter an sich arbeiten.

01.11.2019 23:38 • x 5 #7


A
Ja mir hat auch eine Therapie geholfen,alleine hätte ich es nicht geschafft aber ich nehme auch gleichzeitig Medikamente ,ohne diese ginge es nicht.
Diese permanente Anspannung kenne ich sehr gut und es ist heute zum Teil noch so wenn ich in Stress Geräte oder überfordert bin. Habe bis heute hin Myogelosen die sehr schmerzhaft sind. Lg

01.11.2019 23:51 • #8


B
Nach meiner Erfahrung liegen hinter ständiger Anspannung (sofern sie nicht durch realistische Akutauslöser bedingt sind) eine Vielzahl möglicher Ursachen.

Nicht immer sind diese psychisch begründbar, sondern oft auch körperlich (organisch). Themen: Schilddrüse, Nebennierenschwäche, Fehlernährung, Konsum psychotroper Substanzen (am meisten verbreitet Alk.), mangelnde Bewegung, fehlende Naturnähe, müder Stoffwechsel, uuu.

Gleichzeitig sind oft unerledigte Themen im - oft unbewussten - Köcher, die nach Erkenntnis und heilsamer (Be-) Handlung schreien.

03.11.2019 09:38 • #9


I
Zitat von joe899:
Ich muss allerdings auch im Gegenzug dazu sagen, dass wenn ich spüre, dass ich entspannt bin (durch äußere Einflüsse wie Medikamenten), dass die Beruhigung dann stärker wird, weil ich ja weiß, dass alles in Ordnung ist.


Du weißt eigentlich in jedem Zustand, dass alles in Ordnung ist nur will die Angst nicht zulassen das du entspannt damit umgehst.
Meistens sind es unkontrollierte Gedanken oder eine unangenehme Situation die man überbewertet und schon wird aus einer Maus ein Elefant und aus einer harmlosen wird eine bedrohliche Situation und schon entsteht Angst.

Kennst du spürbare Auslöser, also zum Beispiel ein Gedanke oder ist sie einfach da?

03.11.2019 10:10 • #10


J
[quote=Inkompatibel][/quote]

Tatsächlich ist es beides. Wenn ich in einer angstauslösenden Situation bin, wie z.B. in der Uni in einem Seminar dann bin ich DEUTLICH mehr angespannt. Ich stell es mir wie in Schichten vor, die sich dann aufeinander reihen... also Grundanspannung + Seminar = heftige Anspannung

Aber es ist auch einfach da manchmal ohne das ich aktiv grübel oder mich etwas konkret belastet in meinen Gedanken.
Und deshalb habe ich mich auch schon oft gefragt was mit mir los ist, ob es auch neben der Psyche andere Einflüsse sein können, die meinen Körper permanent in einen Grundstress versetzen ... oder ob es mittlerweile einfach eine ganz automatisierte, unterbewusste Grundanspannung ist, dass etwas passieren können und man nicht loslassen kann. Ich weiß es nicht und das macht mir auch etwas fertig, dass ich da keine Lösung bisher gefunden habe.

Aber Fakt ist, es nimmt mir massive Lebensqualität, macht mich depressiv und sehr eingeschränkt leistungsfähig, zumal es schon eine lange Zeit so geht.

03.11.2019 13:42 • #11


I
Ich denke dieser Druck sich einer Situation aussetzen zu müssen, also Pseudo Pflichten privat oder beruflich macht es erst problematisch. Vorträge halten oder überfüllte Verkehrsmittel zu nutzen sehe ich nicht als Pflicht oder Lebensnotwendig an.
Von allen Menschen genau das zu verlangen ist inakzeptabel.

Eingeredete Pflichten die in Wirklichkeit keine sind, hat mit Verwirklichung und dem wahren Leben eines Menschen wenig zutun.
Das sind künstliche Erfindungen an die man sich in einer Gesellschaft gewöhnt oder eben nicht und deshalb zweifle ich auch ob es richtig ist, wenn man Menschen die das nicht mögen immer sagt, sie sollen sich unbedingt solchen Situationen aussetzen.

Es gibt Menschen denen liegt das vermeintlich normale Leben und es gibt Menschen denen liegt es eben nicht.
Sie zu zwingen halte ich für fragwürdig.

Ich weiß nicht ob man sich das immer so einfach machen kann indem man behauptet dies sei Vermeidungsverhalten, Fakt ist
es tut einigen Menschen nicht gut und man muss auch nicht alles in einer Gesellschaft akzeptieren nur weil es die Mehrheit tut.

03.11.2019 14:23 • x 4 #12


A
Dieses Gefühl immer angespannt zu sein kenne ich sehr gut,meistens komme ich nicht zur Ruhe!
Bei mir sind es Erwartungsängste ,ja und das was ich mir vornehme nicht zu schaffen. Bin aber dabei in der Therapie es zu lernen,dass heißt über ein Hindernis zu springen wenn es da ist und nicht schon lange davor Anlauf nehmen! Liebe Grüße

03.11.2019 14:35 • #13


Hoffnungsblick
Zitat von Mondkatze:
Ansonsten meditiere ich viel, das hilft mir und wovon ich auch sehr überzeugt und sogar begeistert bin, sind Achtsamkeitsübungen.


Mir hat das auch sehr geholfen. Seit ich Meditation, Achtsamkeitsübungen u.a. kenne und trainiere, hat sich mein ganzes Leben verändert. Davor war ich eher ängstlich, gewissermaßen gefangen in der Außenwelt , deren wechselnden Bedingungen, Erwartungen und Anforderungen.
Vielleicht hilft es auch, wenn du alles kombinierst: Arzt, Therapie, notfalls Medikamente, wenn du glaubst, dass das hilft und vielleicht auch die oben erwähnten Methoden, wenn sie zu dir passen?
Vielleicht sind deine Ängste und Anspannungen erst mal dein Hauptthema, vor dem Studium? Habe festgestellt, dass Ängste auch Wegweiser sind, dass es sich lohnt, sich selbst näher kennen zu lernen, die Ursachen für die Ängste herauszufinden.
Jeder Mensch ist ein spannendes Abenteuer. Sich selbst mutig zu entdecken und hinter die Ängste zu schauen,das kann sehr lohnend und erkenntnisreich sein.
Alles Gute dir!

05.11.2019 22:00 • x 1 #14


Robinson
Kenne ich auch.
Meditation ist schon ganz gut, wenn man nicht wie ich Angst vor der Leere hat.
Wi bei anderen ein Fallenlassen in Liebe ubd Hingabe entsteht, kommt bei mir Horror.
Aber Akzeptanz ist schon mal ein guter Weg, denn es ist wie es ist, warum noch dagegen ankämpfen?
Das muss alles auch geübt werden.
Du siehst,es gibt viele Wege.

06.11.2019 00:59 • x 1 #15


B
@Robinson

Das mit der Leere muss man richtig verstehen. Dieser Begriff wird gerne im Zen oder in deutschen Übersetzungen verwendet und sollte nicht vorschnell als nicht-voll oder leer-von-etwas interpretiert werden.

Der Begriff Leere (Sunnata) versucht die Bedeutung frei von einem Selbst auszudrücken.

06.11.2019 07:42 • x 2 #16


Hoffnungsblick
Zitat von Robinson:
Wi bei anderen ein Fallenlassen in Liebe ubd Hingabe entsteht, kommt bei mir Horror


Bis man mal frei von einem Selbst erreicht (Zitat Bernie, oben; Danke!) ist es ein weiter Weg...
Hab von einem Zenmeister (es gibt auch Yogameditation) gehört, der in seinem Zenkloster gleich auch noch Psychologen mitarbeiten lässt. Er sagt in einem Vortrag, dass, wenn man auf dem Entwicklungsweg zu größeren Gefühlstiefen vorstößt, dorthin wo Liebe ist, dass dort mit der Liebe erst mal auch der Schmerz aktiviert wird. Das ist deswegen der Fall, weil unsere Erfahrungen mit Liebe, auch frühkindliche, oft mit Zurückweisung oder Ablehnung gekoppelt sind. Das kann dann vielleicht mal eine Horrorerfahrung sein. Damit man durch diese Phase besser hindurchkommt, muss man aufgefangen werden von anderen, z.B. Zenmeister oder Psychologen. Erst danach gehts dann weiter zur Leere oder Freiheit von einem Selbst.
Es hört sich immer so schön an, wenn jemand sagt, er meditiert. Aber es erfordert sehr viel Mut, sich mit sich selbst zu konfrontieren. Alleine schaffen das wohl nur wenige. Aber es lohnt sich. Auch wenn man es nicht tut, werden verdrängte Anteile sich, wenn auch verkleidet, immer wieder melden.
Eine gute Therapie kann auch sehr hilfreich sein. Jedenfalls wünsche ich dir , joe899, deinen richtigen Weg. Aber auf dem bist du schon...

06.11.2019 14:43 • x 2 #17

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F
Eine Alternative zur Meditation ist das Autogene Training.
Es zielt - wie auch die Meditation- darauf ab,sich selbst zur Ruhe zu bringen.

Allerdings wird das beim Autogenen Training ganz anders angegangen.

Im A.T. geht man im Prinzip mehr in den Körper und weniger in die Seele.
So versuche ich es jetzt mal mit meinen Worten zu erklären.

Dadurch,dass sich schliesslich der Körper entspannt,zieht die Seele/Psyche quasi unwillkürlich nach.

In einem entspannten Körper entspannt sich quasi zwangsläufig auch das Innere.

06.11.2019 14:51 • x 1 #18


Hoffnungsblick
Zitat von Flame:
Dadurch,dass sich schliesslich der Körper entspannt,zieht die Seele/Psyche quasi unwillkürlich nach


Das klingt logisch und auch entspannter. Wahrscheinlich kann man sich sowohl über den Körper (wenn die Seele nachzieht) als auch über den Geist kennen lernen und positiv verändern.

06.11.2019 15:04 • x 1 #19


F
Ja genau und dem einen gelingt es halt besser,erstmal nur über den Körper zu gehen und anderen hilft es eher eine Meditation zu machen.

Wobei ja auch beides erstmal erlernt werden muss.

@Bernie1970

Dieser Begriff der Leere interpretiert man halt zunächst mit: Da ist nichts mehr.
Wobei mit Leere denke ich was anderes gemeint ist.

Wenn ich wirklich mal leer bin (frei von allen unnützen Gedanken) ist das ein sehr schöner Zustand.
Man fühlt sich dann eher erfüllt,ohne das etwas besonderes passieren muss und man hat das Gefühl,sogar noch viel abgeben zu können.

Und dann gibt es noch die Leere,die man empfindet,wenn man z.B. depressiv ist und die ist sehr qualvoll.

Das Problem ist halt,dass wir Menschen ja hauptsächlich mit Worten kommunizieren können und dabei können viele Missverständnisse entstehen.
Weil ja jedes Wort oder jeder Satz bei jedem Menschen anders gefühlt und aufgenommen wird.

06.11.2019 15:11 • x 2 #20


A


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Mira Weyer