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@moo
Vielen Dank für deine wieder sehr ausführliche Antwort. Gleich mal am Anfang die Frage an dich welche Therapieform hältst du am geeignetsten für die Vergangenheitsforschung?

In meinen bisherigen Therapien wurde schon auch immer in der Vergangenheit „gewühlt“, auch bei der aktuellen. Jedoch haben wir das dann nie wirklich vertieft, da meine akuten Beschwerden wichtiger waren.
Wenn man stabil ist, kann man schon mal nach dem Woher forschen. Wobei ich mir jetzt noch nicht vorstellen kann, was das bringen soll. Ich mein vergangen ist vergangen, wichtig ist das hier und jetzt?
Ich weiß dass ich in meiner Kindheit einige blöde Situationen gehabt habe, die genau in das Angst und Sicherheitsthema reingespielt haben, aber das hilft mir jetzt akut auch nicht wirklich weiter.

Trotzdem habe ich mich am Anfang des Jahres wieder in eine Therapie begeben um mich und meine Ängste/Störungen besser kennen zu lernen um in Zukunft einfach besser und mit Leichtigkeit damit umgehen zu können. Dass es dann so ausartet, mit dem hab ich nicht gerechnet und aktuell ist es mir wieder wichtiger mich gut zu fühlen und am normalen Leben teilzunehmen.
Es frustriert einfach so sehr, auch jetzt wieder mit den Medikamenten, ich weiß sie helfen, aber sie haben auch anfangs krasse Nebenwirkungen und man fühlt sich so „anders“ Das hatte ich schon wieder vergessen. Das beißt sich halt auch mit dem Thema Autofahren und sich sicher fühlen. Der Gedanke dass es jetzt wieder Wochen bis Monate dauern wird, bis ich stabil bin macht mich kirre. Ich will ja vorwärts kommen!

Ich bin da bei diesem Thema halt sehr ungeduldig mit mir, aber ich denke halt jetzt bin ich bald 40 und habe „gefühlt“ noch nie wirklich gelebt (was auch immer das heißen mag)
Ich ertappe mich auch immer dabei neidisch auf die anderen Menschen zu sein die einfach so ihr Leben leben und mehr oder weniger glücklich sind.

Sorry wenn ich ich mich hier auskotze, aber das tut schon irgendwie gut das alles niederzuschreiben.

Zitat von Rising-Phoenix:
welche Therapieform hältst du am geeignetsten für die Vergangenheitsforschung?

Da gibt es viele Wege, die sich im Therapeutensprech unter dem Begriff Tiefenpsychologie tummeln. Ich persönlich bin durchaus von C. G. Jung und Erich Fromm angetan. In der (inzwischen auch schon etwas älteren) Neuzeit ist mein Favorit Irvin D. Yalom und dort insbesondere seine Thesen zur Gruppentherapie (siehe auch mein separater Thread hierzu). Ergänzend, weil weniger theoretisch war ich von der Kommunikativen Bewegungstherapie begeistert. Letztere durfte ich in der Psychosomatischen Fachklinik Windach am Ammersee kennenlernen.

Ich glaube, es gibt keine pauschal zu empfehlende Therapieform sondern jeder muss (darf!) seinen persönlichen Weg suchen. Jede Bemühung, jedes Buch, jeder Therapeut ist ein Baustein - wenn man selber aufrichtig an sich arbeiten möchte.
Zitat:
In meinen bisherigen Therapien wurde schon auch immer in der Vergangenheit „gewühlt“, auch bei der aktuellen. Jedoch haben wir das dann nie wirklich vertieft, da meine akuten Beschwerden wichtiger waren.

Das verstehe ich, aber die Zuhilfenahme von Medis führt m. E. oft zu einer verzerrten Akutsituation: Wenn sie nicht richtig gewählt und eingestellt sind, machen sie alles noch schlimmer. Und wenn sie funktionieren schwindet meiner Erfahrung nach die Motivation für die Ursachensuche. Letzten Endes ist es, insbesondere bei gesetzlich Versicherten, doch auch eine Frage des Budgets.
Zudem nahm und nehme ich auch Heilpraktiker zuhilfe. Sowas wie Du erlebt hast (Unfall), kann, je nach aktueller Belastungslage, durchaus als Trauma bezeichnet werden. Mit nicht nur psychischen sondern auch körperlichen Folgen. Hier würde ich erstmal grundsätzlich einen guten (!) top ausgebildeten Chiropraktiker besuchen. Dann einen HP, der sich mit nitrosativem Stress, Nebennierenschwäche und Mitochondriopathie gut auskennt. Weder ein normaler Arzt noch ein Psychiater wird mit diesen Begriffen viel anfangen können (oder wollen). Von daher muss man einfach selber aktiv werden. Die rein psychologische und medikamentöse Herangehensweise greift m. E. in den allermeisten Fällen viel zu kurz.
Zitat:
Wenn man stabil ist, kann man schon mal nach dem Woher forschen. Wobei ich mir jetzt noch nicht vorstellen kann, was das bringen soll. Ich mein vergangen ist vergangen, wichtig ist das hier und jetzt?

Die Vergangenheit ist Teil Deines Hier und Jetzt. Die Vergangenheit ist die Brille, durch die Du Dich und die Welt erlebst.
Zitat:
Ich weiß dass ich in meiner Kindheit einige blöde Situationen gehabt habe, die genau in das Angst- und Sicherheitsthema reingespielt haben, aber das hilft mir jetzt akut auch nicht wirklich weiter.

Was bringt Dich zu dieser Überzeugung? Wahrscheinlich Deine o. g. These, dass Vergangenheit sozusagen nicht mehr aktuell ist? Hm, da ist m. E. offenbar noch einiges an Beschäftigung mit Deinem Geist notwendig.
Zitat:
...aktuell ist es mir wieder wichtiger mich gut zu fühlen und am normalen Leben teilzunehmen.

Krisen sind aus Sicht von Erich Fromm idR gesünder als das (vermeintlich) normale Leben.
Zitat:
Es frustriert einfach so sehr, auch jetzt wieder mit den Medikamenten, ich weiß sie helfen, aber sie haben auch anfangs krasse Nebenwirkungen und man fühlt sich so „anders“. Das hatte ich schon wieder vergessen. Das beißt sich halt auch mit dem Thema Autofahren und sich sicher fühlen. Der Gedanke dass es jetzt wieder Wochen bis Monate dauern wird, bis ich stabil bin macht mich kirre. Ich will ja vorwärts kommen!

Kann ich alles verstehen. Aber, mit Verlaub, wo ist denn vorwärts bzw. vorne? Hast Du nicht oben gesagt, das nur das Hier und Jetzt wichtig ist? Gilt das denn nur, wenn es Dir gut geht?
Zitat:
Ich bin da bei diesem Thema halt sehr ungeduldig mit mir, aber ich denke halt jetzt bin ich bald 40 und habe „gefühlt“ noch nie wirklich gelebt (was auch immer das heißen mag).

Richtig - was heißt es denn, wirklich zu leben? Spaß zu haben und zu funktionieren - war´s das?
Zitat:
Ich ertappe mich auch immer dabei neidisch auf die anderen Menschen zu sein die einfach so ihr Leben leben und mehr oder weniger glücklich sind.

Überschätze nie das (vermeintliche) Glück der anderen. Muho (ein deutscher Zen-Abt in Japan) sagte mal: Zu erkennen, dass es kein Glück zu finden gibt - das ist das höchste Glück. Er meinte das übrigens absolut ernst.
Zitat:
Sorry wenn ich ich mich hier auskotze, aber das tut schon irgendwie gut das alles niederzuschreiben.

Wenn Du das bereits als Auskotzen empfindest, kannst Du Dich fürwahr glücklich schätzen...

A


Angststörung/Zwangsstörung Autositz

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Kleines Update meinerseits.
Mir geht es besser und fahre jetzt seit gut einem Monat mit der „bequemen“ aber nicht so „sicheren“ Einstellung. Manchmal klappts besser, manchmal nicht so. Aber ich werde auf jeden Fall so weitermachen und in meiner Therapie und auch außerhalb nach dem Warum forschen. Vielen lieben Dank an alle die hier geantwortet haben und mir Tipps und Ratschläge gegeben haben. ️

Ein sehr schlimmes Thema ist das.





Mira Weyer
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