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C
Hallo, ich hab seit geraumer Zeit diverse soziale Probleme (Angst). Das ganze soll keine Jammerthread sein, nein, ich bin auf der Suche nach konstruktiven Vorschlägen. Ich fange am besten einmal mit einer groben Zusammenfassung meines Lebens an.

Also zum Anfang mal etwas zu meiner Person, ich bin 23 Jahre alt und Student.

Naja, das ganze fing mehr oder weniger mit der Scheidung meiner Eltern an (12 Jahre alt), gefolgt von Mobbing in der Schule (habe nach den Umzügen versucht das zu verheimlichen, um nicht wieder gemobbt zu werden). Wir sind dann einige male umgezogen und als ich dann 16 war lernte meine Mutter einen neuen Lebensgefährten kennen und zog zu ihm, kurze Zeit später musste ich zu ihnen ziehen(kam von Anfang an nicht mit ihm aus, es gab am ersten Tag bereits Streit, wo ich dann auch weggelaufen bin), damit fingen dann die Probleme an.

Ich verlor den Kontakt zu meinem ganzen damaligen Umfeld, zog mich immer mehr zurück, brach meine Ausbildung ab und wurde Depressiv. Als ich dann 17 war bekam ich Antidepressiva (2 Gladem pro Tag). Meine Stimmung wurde zwar besser doch mir war alles egal. Ich hatte in der Zeit sehr viele Ausbildungsplätze Jobs die ich aber alle nach kurzer Zeit wieder hin schmiss, ich war auch zeitweise Arbeitslos. Als ich dann 20, fing ich an neben den Antidepressiva verstärkt Alk. zu trinken, was mein Gesamten befinden wieder stark absacken ließ. Das ganze Endete damit das irgendwann umgekippt bin und in der Intensiv-Station landete (was mich wohl davor gerettet hat Alk. zu werden).
Ich habe da das Antidepressiva übergangslos und ohne Arzt abgesetzt.

Naja, dann ging es ein paar Wochen, danach wurden meine Ängste vermehrt sichtbar (waren in einem gewissen maß schon da seit ich mich erinnern kann). Ich zog mich extrem zurück, traute mich nicht mehr allein aus dem Haus, wurde wieder verschlossener. Das ging dann eine Weile so, bis ich mich dann freiwillig in die (offene) Psychiatrie einweisen ließ (wo ich es ganze 2 Tage aushielt, und dann wieder abgehauen bin). Ich ging wieder ambulant zu einem Psychiater (mehr wegen meiner Ängste) und bekam wieder Antidepressiva (Paroxetin). Nach einer Weile ging es wieder halbwegs, nur hatte ich mit extremen Schwitzen als Nebenwirkung zu tun(wodurch ich mich weiterhin relativ isoliert hatte). Ich suchte mir dann auch einen Psychotherapeuten der mir half gegen meine Depressionen anzukämpfen, mir bei der Bewältigung meiner Vergangenheit half und mich beim Umgang mit meinen Ängsten unterstützte. Als ich dann 22 war setzte ich (mit dem Arzt) das Antidepressiva wieder ab, wodurch es mir nochmals besser ging (Ängste wurden zwar wieder leicht stärker), ich begann aber meine Situation zu realisieren.

Ich bekam als Diagnose Dysthymie + Soziale Phobie.


Naja, inzwischen geht es mir soweit wieder gut und ich arbeite wieder an meiner Zukunft.

Nur wird mir klar das ich viele wichtige Dinge verpasst habe, ich hatte noch nie eine feste Freundin und noch keinen Sex (bin also noch Jungfrau ). Das Problem ist das ich mich in den ganzen Jahren abgeschirmt habe, ich hatte/habe große Angst Leute über meine Vergangenheit aufzuklären (ich schäme mich dafür, ich schäme mich auch für meine psychischen Probleme, ich schäme mich dafür noch Jungfrau zu sein). Ich habe das ganze früher krampfhaft geheimgehalten und niemanden außerhalb der Familie erzählt. (was die Folge hatte das Freunde recht spärlich wurden, und ich bei neuen Leuten sobald es zu Privat wurde abblockte). Ich habe praktisch nen großen Schutzwall um mich gebaut.

Momentan ist es so das ich eigentlich nur einige Bekannte habe, die ich aber aus Scham auf Distanz halte. Ich habe keine Ahnung wie ich den Leute meine Vergangenheit beibringen soll ohne das sie mich für einen Psychopathen halten (heißt ich schweige mich über meine Vergangenheit aus und erzähle Notlügen (ich hasse es zu lügen). Das ganze schlägt sich auch auf meine Beziehung zu Frauen nieder, wenn ich merke das eine Interesse an mir hat blocke ich ab, flüchte oder gehe ihr aus dem Weg (toll ne?). Mit Frauen die nichts von mir wollen/von denen ich nichts will kann ich normal umgehen/reden.

Inzwischen versuche ich mich auch dazu zu zwingen auf die Frauen einzugehen (was schwer für mich ist, ich hab da nen richtigen Fluchtreflex). Ich habe wirklich große Angst das ich das niemals überwinden kann und allein sterbe.

Vor kurzem hab ich einer mit müh und not sagen können das ich sie mag wenn auch nur über SMS (und das auch nur weil mir eine Freundin von ihr gesagt hat das sie mich mag und ich mich auch in sie verliebt hatte), es gab dann sogar ein Treffen das ich verdorben habe (kam viel zu spät, kümmerte mich dann kaum um sie), und ich geh ihr inzwischen wieder aus dem weg, ich habe einfach Angst das was draus werden könnte obwohl ich mir nichts mehr wünschen würde. (paradox ne?)

Wenn ich in einer Disco oder auf einer Party bin, komme ich mir irgendwie so hyperaktiv vor (im negativen sinne). Ich rede mit vielen Leute, aber nie lang, dann hau ich wieder ab und spreche mit anderen kurz (das geht die meiste Zeit so). Auch vor potentiellen Onenightstands flüchte ich.

Nach außen wirke ich Selbstbewusst (innerlich bin ich es nicht wirklich ) und teilweise nehmen mich Leute als sehr arrogant wahr. Innerlich bin ich ziemlich scheu und ängstlich (was ich aber so gut wie möglich verstecke).

Ich weiß einfach nicht mehr wie ich mit meiner Vergangenheit (psychische Probleme), meiner einzelgängerischen Art (die wohl auch davor kommt das ich Angst habe mich Leute anzuvertrauen) und der Sache das ich noch Jungfrau bin (das mit dem Sex ist für mich weniger ein Problem, aber meine Beziehungsunerfahrenheit, ich hatte zwar in meiner Pubertät zweimal kurzzeitig eine Freundin, aber das bringt mich nicht weiter) umgehen soll, ich habe große Angst davor mich outen zu müssen, ich habe große Angst deswegen gemobbt oder abgelehnt zu werden. Könnt ihr mir Tipps geben aus diesem Dilemma herauszukommen. Ich will es einfach schaffen mich zu öffnen und glücklich zu werden.

Der Text ist scheinbar länger als erwartet geworden, danke wenn ihr es geschafft habt euch durchzukämpfen. Und schon mal danke für jede Antwort.

31.03.2009 19:45 • 13.07.2010 #1


9 Antworten ↓

P
Hallo confused,

nur zu ein paar Sachen, die Du erwähnt hast: ich bin sogar noch ein paar Jahre älter als Du und hatte noch nie eine Freundin, bei zweien stand es kurz davor, aber es lag an meiner Unentschlossenheit, dass es nicht geklappt hat.
Das ist beides schon wieder ziemlich lange her und bin mir fast sicher, dass es nicht auf Dauer gehalten hätte. Von daher, who cares?

Dieser Konflikt zwischen dem extremen Wunsch nach einer Beziehung und der Angst davor - wie von Dir angesprochen -, hat mich schon mehrmals an den Rand einer Psychose gebracht.

Was das Jungfrauendasein angeht, ich habe da die altmodische Einstellung, dass man seine Sexualität nicht leichtfertig mit jemandem teilt. Von daher gibt es da nix zu schämen, ganz im Gegenteil.
Wenn ich nicht einmal vor ein paar Jahren zuviel getrunken hätte, wäre ich jetzt auch noch Jungfrau und das wäre eigentlich besser so nach meinem Verständnis.

Dass ich nie die Erfahrung gemacht habe, wie es denn tatsächlich ist, eine Freundin zu haben, das macht mir ehrlich gesagt auch richtig schwer zu schaffen. Vor allem weil ich jetzt nicht mehr die Chance habe, so eine typische Jugendbeziehung wie sie die meisten so mit 15 - 18 gehabt haben, zu führen. Ich habe einfach das Gefühl, etwas verpasst zu haben, das ich nie mehr nachholen kann. Was Beziehungen im Allgemeinen betrifft, ich habe mich von meinen früheren eigentlich komplett zurückgezogen. Mir hat mal ein Psychologe gesagt, dass ich wegen meiner Vergangenheit (gravierende Erziehungsfehler manchmal Gewalt, Psychoterror, psy. Krankheitsphasen) eben auch nur mit wenigen Leuten diese Sachen besprechen kann und das gilt wahrscheinlich auch für Dich. Wenn man diesen Anspruch hat, tiefergehende Dinge zu besprechen.

Was Frauen betrifft, ich bin der Meinung, dass es überhaupt nichts bringt, sich zu irgendwas zu zwingen, zu meinen, man muss jetzt unbedingt Erfahrungen machen. Trotzdem kenne ich auch das Gefühl, womanizer die nichts anbrennen lassen, hätten mehr vom Leben und dass man seine Chancen nutzen müsse, wenn man sie doch hat, aber ich kenne da selbst jemanden, der so drauf ist und in Wirklichkeit unglücklich darüber ist, dass er mit wirklichen Liebesbeziehungen bisher immer Pech hatte.

Das bringt einen doch eher davon weg, jemanden zu finden, der wirklich zu einem passt! Und da gibt es auch nicht so viele, wenn man eine schwierige Vergangenheit hat, finde ich.

Liebe Grüße

panicchief

31.03.2009 21:19 • #2


A


Scheu?

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G
@ confused

Du hast offenbar viel durchgemacht, aber offenbar auch gut gekämpft! Ich denke nicht, dass du dich schämen musst, auch wenn ich das gut nachvollziehen kann. Ich finde es prima, dass du dir einen Psychotherapeuten gesucht hast, mit ihm richtig gearbeitet hast und ohne Antidepressiva weitermachen willst.

Du machst einen ziemlich intelligenten und durchsetzungsfähigen Eindruck und hast es inzwischen offenbar geschafft, trotz all dem Murks, den du erlebt hast, Student zu werden! Aber hallo! Wie hast du das eigentlich geschafft?! Das hast du geflissentlich übergangen.

Du hast jetzt also doch schon so viel geschafft und bist erst (!) 23 Jahre jung. Demnach hast du noch alles vor dir, was du dir wünschen kannst. Denk bitte nicht, dass alle 23-jährigen Männer gereifte, interessante Persönlichkeiten mit jahrelanger - und vor allem - guter und nützlicher Erfahrung mit Frauen sind. Denn wenn man mit 23 schon so viele Erfahrungen mit Frauen gemacht hat, dann hat man offenbar schlechte Erfahrungen gemacht - oder?

Was panicchief zur Mann-Frau-Beziehung schreibt, kann ich nur unterschreiben. Ich finde nicht, dass man sich wegen Beziehungs- oder Sexunerfahrenheit schämen oder outen muss. Zumindest nicht vor dem ersten Mal (GV), und dieses erste Mal muss ja nicht unbedingt schon am Abend des Kennenlernens sein.
Vor dem ersten Mal kommen aber normalerweise nicht wenige kleine erste Male, also Zärtlichkeiten, Küssen usw., wo man sich langsam annähert und testet, wie man selber und die Frau tickt, was man mag, fühlt, und wie die Frau reagiert. Und irgendwann geht man(n) dann aufs Ganze - oder lässt es sein.

Erfahrung bekommt man nur durch das Tun. Niemand hätte Erfahrungen, wenn er nicht einfach mal mit Unerfahrenheit begonnen hätte, es einfach zu tun.

Die Frage ist, ob man es tatsächlich tun will, und alles, was damit zusammenhängt und dem nachfolgt, mit auf sich nehmen will - also wirklich eine Beziehung führen will,
oder ob man Sex oder eine Beziehung einfach nur haben will, ohne etwas zu tun und die Folgen mit auf sich zu nehmen.

Nur Habenwollen ohne vorheriges Tun funktioniert nicht.

Partnerschaft, Beziehung sind keine Technik, kein Programm, das man irgendwo erlernen kann und dann fluppt's. Und da helfen einem Erfahrungen mit früheren Beziehungen auch nicht so wirklich. Beim Aufbau einer Beziehung muss man zum einen selbstbewusst sein, zum anderen sich auf den anderen einstellen - und jeder neue Partner ist eine individuelle, neuartige Persönlichkeit.

Wenn man aber sowieso schon fühlt, dass man für eine Beziehung nicht bereit oder nicht reif ist, dann hat das Tun natürlich keinen Sinn und dann ist es okay bzw. sogar besser, es zu lassen.

Es hängt sehr stark vom eigenen Charakter ab, welche Frau man sich aussucht. Wenn dein Frauenbild noch von unglücklichen Erfahrungen mit deiner Mutter geprägt ist - eine Scheidung kann die Kinder, v.a. Söhne, sehr verletzen, wenn die Mutter weggeht oder wenn sie den Vater danach ständig schlecht macht usw. -, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du entweder die Flucht ergreifst - wie derzeit - oder an eine Frau gerätst, die sich dann bald so verhalten wird wie deine Mutter. (Das steht dem anderen wie mit unsichtbarer Tinte auf die Stirn geschrieben und man nimmt das innerhalb von Sekunden wahr, habe ich mal gelesen.)

Meinst du, dass du deine Erlebnisse mit deiner Mutter und der Scheidung schon wirklich aufgearbeitet hast? Und was ist mit deinem Vater?

Liebe Grüße,
GastB

31.03.2009 22:26 • #3


C
Zitat:
Was Frauen betrifft, ich bin der Meinung, dass es überhaupt nichts bringt, sich zu irgendwas zu zwingen, zu meinen, man muss jetzt unbedingt Erfahrungen machen. Trotzdem kenne ich auch das Gefühl, womanizer die nichts anbrennen lassen, hätten mehr vom Leben und dass man seine Chancen nutzen müsse, wenn man sie doch hat, aber ich kenne da selbst jemanden, der so drauf ist und in Wirklichkeit unglücklich darüber ist, dass er mit wirklichen Liebesbeziehungen bisher immer Pech hatte.


Es geht mir eigentlich weniger darum endlich fehlende Erfahrungen nachzuholen (ein Womanizer wollte ich nie sein, passt wohl auch nicht zu meinem Charakter), sondern habe ich einfach den tiefen Wunsch nach nähe, aber habe gleichzeitig große Angst davor. Wie bereits erwähnt hab ich auch große Angst davor allein zu bleiben (also das sich nichts an der Situation ändert).

Das Problem ist, das ich es ohne zu kämpfen (mit mir selbst) wohl nicht lange ertragen würde, meine Vorstellungen ist seit jeher eine eigene Familie zu gründen. Also ich meine ein Leben ohne Liebe, ist doch irgendwie trostlos/sinnlos?

Ich bemühe mich auch seit einiger Zeit an meiner Persönlichkeit zu arbeiten und quäle mich durch Psychologische Literatur, nur hat das ganze noch nicht viel an meinem Fluchtreflex geändert.

31.03.2009 22:29 • #4


G
Halo confused,
Zitat von confused:
Ich bemühe mich auch seit einiger Zeit an meiner Persönlichkeit zu arbeiten und quäle mich durch Psychologische Literatur, nur hat das ganze noch nicht viel an meinem Fluchtreflex geändert.

Das Lesen wird dich da nicht weiterbringen, zumindest meiner Erfahrung nach.

Zitat:
Meinst du, dass du deine Erlebnisse mit deiner Mutter und der Scheidung schon wirklich aufgearbeitet hast? Und was ist mit deinem Vater?

Bist du absichtlich nicht darauf eingegangen? Oder flüchtest du vor dieser Frage ...?

Ich denke, ohne eine gründliche Beschäftigung und Aussöhnung mit deinen Eltern wirst du es schwer haben, dich erfolgreich auf eine Frau einzulassen und so einzulassen, dass du dauerhaft mit ihr glücklich wirst.

Magst du mal erzählen, wie du die Scheidung empfunden hast? Und wie deine heutige innere und äußere Beziehung zu deinen Eltern ist?

Gruß,
GastB

31.03.2009 23:17 • #5


P
Der Aufreißertyp bin auch absolut nicht, war nur ein Aspekt dieser Sache.

Gerade wegen der Beschäftigung mit Fachliteratur war es bei mir aber so, dass ich meinte, dass Thema offensiver angehen zu müssen, weil meine Hemmung in dieser Richtung und dieser Konflikt Angst vor / Wunsch nach Nähe sicher mit der Beziehung zu meinen Eltern zu tun hat. Ehrlich gesagt, es hat mir sogar geschadet, ich habe verzweifelt versucht, mich auf Beziehung zu trimmen und mich dabei zeitweise von mir selbst entfernt.

Mit mehr Abstand wurde mir klar, dass die betreffenden Beziehungen jedenfalls langfristig nichts geworden wären. Von daher betrachte ich es mittlerweile nicht mehr als Fehler, damals auf meinen übervorsichtige Ader gehört zu haben.

Bloß eine Unterstellung, aber kann es sein, dass Du bei bestimmten Frauen gedacht hast, es liegt nur an Dir, obwohl Ihr vielleicht gar nicht zueinander gepasst habt? Dass man verliebt ist, heißt ja gar nichts, möglicherweise war diese Flucht in dem Moment sogar sinnvoll.

Es mag naiv klingen, aber ich bin der Meinung, wenn man die Richtige trifft, dann lösen sich diese Probleme von alleine, Du musst dafür nicht an Dir arbeiten.

Grüße

panicchief

31.03.2009 23:28 • #6


C
Zitat:
Das Lesen wird dich da nicht weiterbringen, zumindest meiner Erfahrung nach.

Ist mir schon klar das das alleine nicht viel bringt, aber es waren auch weniger Selbsthilfebücher sondern eher Fachliteratur, und es half mir mich und meine Probleme besser verstehen und einordnen zu können. (auch wenn ich Zeitweise dadurch dachte an diversen Persönlichkeitsstörungen zu leiden[vielleicht um es Unterbewusst rechtfertigen zu können], was mir aber mein Arzt widerlegt hat )

Zitat:
Bist du absichtlich nicht darauf eingegangen? Oder flüchtest du vor dieser Frage ...?

Ich bin nicht darauf eingegangen weil dein post das noch nicht da war.


Zitat:
Meinst du, dass du deine Erlebnisse mit deiner Mutter und der Scheidung schon wirklich aufgearbeitet hast? Und was ist mit deinem Vater?

Aufgearbeitet, wahrscheinlich schon zum größten Teil da ich weder oft dran denke noch die Schuld auf mich schiebe.

Zitat:
Ich denke, ohne eine gründliche Beschäftigung und Aussöhnung mit deinen Eltern wirst du es schwer haben, dich erfolgreich auf eine Frau einzulassen und so einzulassen, dass du dauerhaft mit ihr glücklich wirst. Crying or Very sad

Magst du mal erzählen, wie du die Scheidung empfunden hast? Und wie deine heutige innere und äußere Beziehung zu deinen Eltern ist?

Naja, die Scheidung hab ich nicht so prickelnd gefunden. Es ging ziemlich schnell, nachdem ich es erfahren hatte waren wir innerhalb von 2 Tagen weggezogen. Und in der darauffolgenden Zeit sind wir noch mehrmals umgezogen. (Schulwechsel, den Kontakt zu meinen Freunden in der Kindheit verloren, ...). Meiner Mutter ging es zu dieser Zeit auch ziemlich schlecht, ich musste damals einiges an Verantwortung übernehmen und Entscheidungen für sie treffen (lol).

Und die heutige Beziehung zu meinen Eltern?

Zu meinem Vater habe ich seit der Scheidung so gut wie keinen Kontakt mehr, es war aber so das ich noch nie eine wirkliche Beziehung zu ihm hatte. Er war die meiste Zeit nicht da wenn er da war war er mürrisch und ich hatte sogar irgendwie Angst vor ihm (nein, Gewalt gab es nie). Das Problem ist das er und meine Mutter schon in meiner Kindheit oft streit hatten, ich denke meine Mutter hat mich damals gegen ihn aufgehetzt und mich zuviel in die Probleme rein gezogen. Naja am Ende war es dann soweit das ich gegen meinen Vater richtige Aggressionen gehegt habe. (aber nicht so in der Richtung Sohn drängt in Richtung Familienbeschützer, ich hab ihn einfach dafür gehasst weil er nie für mich da war)

Zu meiner Mutter habe und hatte ich eigentlich immer einen guten Kontakt. Ich kann mit ihr auch über vieles reden und kriege auch Unterstützung. Sie hat zwar quasi nach der Scheidung die Kontrolle über mich verloren, hab mich dann auch oft aufgeführt wie ich wollte ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen, ...

Damals wo sie ihren neuen Lebensgefährten kennengelernt hat und ich wieder umziehen musste (zu einen Typen vor dem ich Null Achtung hatte) war das ganze längere Zeit ziemlich angespannt. Ich konnte den Freund meiner Mutter auch nie als Vater/Erziehungsberechtigten/jemand der mir was Befehlen kann akzeptieren, es gab dann auch viel Streit mit ihm weil er sich immer wichtig machen wollte, ich bin ihm dann auch mal an den Kragen gegangen.

Ich hatte dadurch auch das Problem das es mir unmöglich schien Leute mit nach Hause zu bringen, einfach weil ich mich für den Typen so geschämt habe und möglichem generve aus dem Weg gehen wollte. (das war wohl auch mit ein Grund wieso ich engeren Kontakt zu Mädchen abgeblockt habe). Wie auch immer, das ganze hat mir damals dann den Rest gegeben und den Weg zur Depression geebnet.



Zitat:
Gerade wegen der Beschäftigung mit Fachliteratur war es bei mir aber so, dass ich meinte, dass Thema offensiver angehen zu müssen, weil meine Hemmung in dieser Richtung und dieser Konflikt Angst vor / Wunsch nach Nähe sicher mit der Beziehung zu meinen Eltern zu tun hat. Ehrlich gesagt, es hat mir sogar geschadet, ich habe verzweifelt versucht, mich auf Beziehung zu trimmen und mich dabei zeitweise von mir selbst entfernt.

Mag sein das das ganze Schmerzhaft ist oder die Probleme zeitweise verschlimmert. (aber das liegt doch bestimmt daran das man sich dann intensiv mit dem Thema auseinander setzt und dadurch halt sieht was einem fehlt und dadurch niedergeschlagen ist). Aber ich glaube nicht das es einen Weg für mich gibt wenn nicht versuche meine inneren Blockaden zu überwinden?

Zitat:
Mit mehr Abstand wurde mir klar, dass die betreffenden Beziehungen jedenfalls langfristig nichts geworden wären. Von daher betrachte ich es mittlerweile nicht mehr als Fehler, damals auf meinen übervorsichtige Ader gehört zu haben.

Wie bei so vielen anderen Leuten die keine Probleme haben auch, trotzdem ist meiner Meinung nach besser etwas zu versuchen und zu scheitern als es gar nicht erst zu versuchen?

Zitat:
Bloß eine Unterstellung, aber kann es sein, dass Du bei bestimmten Frauen gedacht hast, es liegt nur an Dir, obwohl Ihr vielleicht gar nicht zueinander gepasst habt? Dass man verliebt ist, heißt ja gar nichts, möglicherweise war diese Flucht in dem Moment sogar sinnvoll.

So leicht verliebe ich mich nicht (bis jetzt so 3-4 mal in meinem ganzen leben). Und ich glaube eher nicht das es jetzt unbedingt so gewesen wäre das wir überhaupt nicht zueinander gepasst hätten, naja außer vielleicht das sie ein ziemlich sozialer Mensch ist und ich teilweise ein Eigenbrötler. (nur hat mich dann wieder die Angst gepackt das sie früher oder später meinen Problemen auf die schliche kommt und ich deswegen abgelehnt werde). Dennoch bin ich sogar ein bisschen stolz auch mich es wenigstens versucht zu haben.

Ich weiß das ich es irgendwie in den Griff kriegen muss mich selbst zu akzeptieren, aber es fällt mir unheimlich schwer. Das Problem ich hab es bisher nur geschafft Selbstbewusstsein auf Äußerlichkeiten aufzubauen. Mir kommt es oft so vor als ob ich jeden Tag wieder von Null anfange.

Mann ich merke das mir die ganze erneute Beschäftigung mit der Vergangenheit aufs Gemüt schlägt.

01.04.2009 15:29 • #7


L
ich verstehe gut, dass dir das auf´s gemüt schlägt.

habe mich gerade durch all diese beiträge gelesen.
hey. ein verdammt großes plus ist es doch, dass du frei schreiben kannst. aus dem bach heraus. ein größeres previleg hat der mensch doch gar nicht.

ich denke mit steigendem selbstbewusstsein wird sich die chance deiner herzensdame auch gewährleisten dir nahe zu treten. es ist immer schwer für andere einen schritt auf den mensch zuzugehen, wenn er die angst ausstrahlt.
ich kenne das nur zu gut.
ich muss sagen, dass ich ständig auf der suche bin (früher mehr denn heute) einen passenden menschen für mich zu finden. ich hatte lange zeit exteme angst alleine zu sein und hatte ständig mit irgendwem etwas. hat mir das was gebracht? nein. außer das gefühl sich ausnützen zu lassen. liebeshungrig zu sein ist schlimmer, als sich nach etwas zu sehnen, was man nicht hat. die würde bleibt dir. wenn auch gepaart mit einsamkeit. aber einsam sind wir in diesem fall wohl beide. im grunde haben wir sogar das gleiche problem. die angst, die menschen an uns heran zu lassen, die es GUT mit uns meinen.

beste grüße

und noch was:
die zeit, die du mit dir selbst verbringt - nur mit dir, bringt dich im leben weiter, denn du kennst dich am besten. das ist das, was wir (hier in diesem forum) den gesunden menschen dort draußen zuvor haben. wir kennen uns. manchmal nur leider zu gut.

12.07.2010 19:13 • #8


P
Hallo confused,

Ich bin selber erst 22 und hab auch eine durchwachsene Kindheit hinter mir. Ich hatte keine Probleme mit den Eltern oder der Familie so wie du, sondern ich war einfach sehr lange Zeit sehr krank. Und wie dich auch hat mich das sehr geprägt, weil man als Kind solche schlimmen Erfahrungen nicht wirklich begreift und sie einen oft noch lange festhalten und nicht loslassen. Wie du auch hatte ich wenig Chancen Freundschaften zu gründen, weil ich die meiste Zeit im Krankenhaus war anstatt in der Schule. Viele aus meiner Klasse kannten mich gar nicht. Und ich hab mich geschämt für meine tragische Vergangenheit, für die Sorgen die ich meiner Familie bereitet hab und für meine Krankheit, für die ich eigentlich nichts konnte. Ich hab die ganzen Traumata aus dieser Krankenhauszeit nur langsam und mühsam aufgearbeitet, hatte z.B. Schlafstörungen, Versagensängste, allerhand Dinge mit denen die Anderen aus meiner Klasse nichts zu tun haben.

Ganz wichtig war für mich zu erkennen: Meine Vergangenheit hat mich zu dem Menschen gemacht der ich heute bin. Sie hat meine Persönlichkeit geformt. Aber sie macht mich nicht aus.
Deine Vergangenheit war nicht leicht, aber sie hat dich zu dem Menschen gemacht, der du heute bist. Etwas kantig und etwas eckig vielleicht, ein Eigenbrötler, wie du selber sagst. Aber du bist nicht NUR deine Vergangenheit. Der Mensch hat auch immer eine Gegenwart und eine Zukunft. Und dein Charakter hat mehr Facetten als nur die die du als Anhängsel durch deine Vergangenheit mitgebracht hast. Deine Vergangenheit hat dich auch zu einem Kämpfer gemacht, zu Jemandem der sich um sich selber zu kümmern weiß und der selbstständig schon früh Entscheidungen für sich selbst treffen musste. Vermutlich kannst du viel besser mit Krisen umgehen als der Otto-Normal-Mensch, denn aus Krisen geht man eigentlich fast immer gestärkt hervor. Vielleicht mit ein paar Narben und ein paar Ecken und Kanten mehr, aber Hauptsache man ist durch.

Definier dich nicht ausschließlich über deine Vergangenheit. Damit kehrst du all das was du erreicht hast, all das worauf du stolz sein kannst unter den Teppich. Übrig bleibt dann nur das Negative auf das du dich konzentrierst - und dann versteckst du dich, klar.

Anderen, gerade so jungen Menschen wie in unserem Alter die eigene Vergangenheit zu eröffnen ist schwer, das stimmt. Ich hab z.B. meine Krankheit mittlerweile gut hinter mir gelassen, dafür ist der Tod meines Papas ein Verlust der ab und an doch noch recht präsent ist, er ist auch erst 1 1/2 Jahre her. Ich hab bis heute ganz wenigen einzelnen neuen Freunden an der Uni davon erzählt, oder davon dass ich auf einem Auge fast blind bin, aber wirklich nur ganz wenigen. Oftmals ergibt sich nie die Situation in der man das anbringen will, und oftmals möcht ich auch nicht die Stimmung kaputt machen. Es ist schwer, damit rauszudrücken, aber ich hab bisher nie negative Erfahrungen gemacht. Wenn überhaupt, meinen die Anderen, macht es mich nur noch liebenswerter, weil man dann erst weiß wie tapfer und stark ich bin. Aber ich kann auch mit Menschen befreundet sein die meine Vergangenheit eben nicht kennen. Weil ICH als Mensch, wie gesagt, mehr bin als meine Vergangenheit. Du hast doch sicher auch was Anderes zu erzählen als über die Scheidung und deine psychischen Probleme, oder? Und wenn das Gespräch dann doch mal auf deine Vergangenheit geht, dann kannst du schlicht sagen, dass du sehr unter der Scheidung deiner Eltern gelitten hast. Punkt. Scheidungskinder leiden, das ist ein Fakt. Wer sollte dir daraus einen Strick drehen wollen?

Als ich meinen jetzigen Freund kennen gelernt hab hab ich ihm auch erst nach einigen Wochen von meiner durchwachsenen Vergangenheit erzählt. Er fand es schön, dass ich das mit ihm teile, und es erklärt auch einige meiner Verhaltensweisen oder Spinnereien (dass ich z.B. keine rein weißen Räume mag und solche Sachen) aber ansonsten hat es in unserer Beziehung wenig Platz. Weil die Zeit ja nach vorne läuft, nicht zurück. Wir erleben viel gemeinsam, wir planen gemeinsame Zukunft, da brauch ich nicht nach hinten zu gucken. Ich hoffe du verstehst was ich meine.

Übrigens war er auch 23 und Jungfrau und ein Eigenbrötler als wir uns kennen gelernt haben, und ich fand das absolut nicht peinlich, dass er noch keine vor mir hatte, sondern sogar richtig schön. Weil ich mich dadurch wie was ganz Besonderes gefühlt hab Und besseren Sex als mit den erfahrenen Kerlen vor ihm hatten wir auch. Vermutlich, weil's einfach endlich mal gepasst hat. Erfahrung bringt einem in der Liebe nämlich so gut wie gar nichts. Das Einfühlungsvermögen macht's, und manch einer lernt das nie. Und vor Allem kann man Beziehungs-Fähigkeit nur durch Beziehungen üben. Die Fehler z.B. die man in der ersten Beziehung macht macht man in der zweiten im Idealfall nicht mehr. Im ganz idealen Fall passt man einfach so gut zusammen, dass es gar keine Probleme gibt, oder wenn, dass man die dann galant umschiffen kann. Mach dir außerdem eines klar: In einer Beziehung gibt es kein ich sondern nur ein wir. Du brauchst keine Angst zu haben, dass DU scheitern könntest. Wenn es auseinandergeht, dann weil WIR gescheitert sind, weil die Beziehung gescheitert ist. Einer allein ist nicht verantwortlich für eine Beziehung, sondern immer beide.

Du brauchst dich wirklich für nichts zu schämen. Weder für deine Vergangenheit (das wird jeder verstehen wenn du es erzählst, und wer's nicht versteht den kannst du eh in die Tonne kloppen) noch für deine Unerfahrenheit noch für deine Krankheiten. Der Mensch kann immer nur so entscheiden, wie er es in diesem einen Moment für richtig hält. Und ich meine, du hast dich wacker geschlagen und brauchst dich ganz bestimmt nicht verstecken. Ecken und Kanten machen Menschen schließlich erst interessant.
Du bist gut so wie du bist.

Liebe Grüße,
Bianca

12.07.2010 20:28 • #9


G
Hey,

das kenne ich auch von mir, dass ich meine Phobie regelrecht versteckt habe vor anderen. Das ging über Jahre so, hat mein Leben aber stark beeinträchtigt, weil sie damit ja erst recht nicht fortging.

Seitdem ich mich jetzt dazu bekenne, vor mir selbst, und vor anderen (das übrigens behutsam, aber ich traue mich, es immer mehr Leuten zu erzählen), befreit mich das schon spürbar. Eine Therapie will ich dazu auch machen, ohne geht's wohl nicht. Kann ich Dir auch nur empfehlen: weiter zu machen und Dir Hilfe zu gönnen. Die viele Innere Arbeit, die ich schon geleistet habe, hat mir enorm viel gebracht (sonst stünde ich heute noch äußerst übel da).

Es ist toll, wie Du hier darüber schreibs, Dich selbst beobachtest und merkst, was abläuft.

Extremangst ist eine Höllenstour! Echt wahr!

Versuch es einmal und gestehe vor anderen ein, dass Du eigentlich sehr schüchtern, scheu, unerfahren, ängstlich usw. bist. Im Grunde haben wir alle Änste, jede/r in ihrem/seinem Bereich ... und wer weiß, was Du plötzlich von den anderen erzählt bekommst!

Viele Grüße!

13.07.2010 17:50 • #10


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