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Adler83
Ein Thread über Nietzsche als Fortsetzung dieses Threads:

Kurz aus meiner relativ oberflächlichen Vogelperspektive: Nietzsche konnte mit Glaubenssystemen grundsätzlich nichts anfangen. Im Spätwerk Der Antichrist hat er so richtig gegen das Christentum gewettert; vermutlich hat ihn seine protestantische Ursprungsfamilie derart geprägt, dass er im Antichrist damit abgerechnet hat (Darauf hatte ich übrigens unter anderem angespielt: Götter sind des Teufels).

Den Stil seines Werks Menschliches Allzumenschliches bezeichnet man als aphoristisch; es ist eine Sammlung von Notaten ohne konsistentes philosophisches System (warum auch). Es sprechen große Menschenkenntnis und Humor daraus.

Nietzsche wird posthum geistige Umnachtung in seinen letzten Lebensjahren unterstellt. Solche Aussagen müssen unbedingt kritisch hinterfragt werden, und Nietzsche hatte nach meinem Eindruck ein dementsprechendes Schicksal, das manche Genies ereilt, wenn sie sich - beispielsweise durch familiäre Verstrickungen - nicht (mehr) wehren können oder wollen. Im Gegensatz dazu von Hotel Mama zu reden wäre in diesem Fall sicherlich nicht angemessen.

16.11.2010 19:04 • 10.07.2011 #1


Adler83
Also, sprach Zarathustra schon? Hier ist noch nichts zu beobachten ...

20.11.2010 11:16 • #2


A


Nietzsche

x 3


B
Geduld, beide Hirnhälften sind derzeit mit dem täglichen Überleben beschäftigt,
aber wenn sie einmal wieder Pause haben, dann werden sie Zarathustra antworten.

20.11.2010 15:53 • #3


Adler83


Klar, erfolgreiches Überleben! Akrobatischen Adlergruß.

Der Mensch ist nur ein Seil, gespannt zwischen dem Tier und dem Übermensch. Ein Seil über einem Abgrunde.
Nietzsche (Zarathustra)

PS: Bitte nicht antworten, während deine Hirnhälften Pause haben ...

Zitat von Beobachter:
wenn sie einmal wieder Pause haben, dann werden sie Zarathustra antworten.

20.11.2010 16:54 • #4


P
Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel.
(Nietsche)

20.11.2010 19:06 • #5


G
Zitat von pax:
(Nietsche)

Wer ist DAS denn?

20.11.2010 19:51 • #6


P
Friedrich Nietzsche
(Philosoph)
Rechtschreibfehler

21.11.2010 13:59 • #7


B
Die beiden Gehirnhälften wollen immer noch nicht zusammen spielen.

Leider hat man Friedrichs Texte oft missbraucht um ein selektives
Menschenbild zu untermauern.
Der arische Übermensch ist eines der traurigsten Beispiele dafür.

Aber Nietzsche wollte uns eigentlich etwas völlig anderes sagen.
Er wollte die Perversion einer Welt voller Götter zum Ausdruck bringen.

Ja, und selbst mich als Beziehungsängstler hat er in seinen Werken bedacht:
Wenn du zum Weibe gehst, dann vergiss die Peitsche nicht
Natürlich ist das nicht wörtlich zu betrachten, aber es sollte Hoffnung geben.

21.11.2010 14:26 • #8


Adler83
@Beobachter
Was hat er unter dem 'Übermensch' verstanden? Jemand, der keine Fela macht, oder etwas anderes?

21.11.2010 21:04 • #9


B
Meiner bescheidenen Meinung nach etwas anderes.

Fehler benennen, bedeutet im Vorfeld Richtlinien erstellen,
also global festlegen, was richtig und was falsch ist.

Also denke ich, diese Typisierung weist eher auf Persönlichkeitsmerkmale.

Im Dritten Reich wurde diese Klassifizierung schändlicherweise sogar
auf Merkmale wie Rasse und Religion angewendet.

Für mich persönlich ist der Begriff Übermensch ein Kunstwort ohne reale Bedeutung.

PS:
Habe Nitzsche etwa im Alter von 20 bis 22 Jahren gelesen, bin heute über 50.
Nicht alle seine Worte haben diese lange Zeit in meinem Gedächtnis überlebt.

21.11.2010 22:46 • #10


Adler83
Zitat von Beobachter:
Nicht alle seine Worte haben diese lange Zeit in meinem Gedächtnis überlebt.

Gott sei es gedankt.



Zitat von Beobachter:
Habe Nitzsche etwa im Alter von 20 bis 22 Jahren gelesen, bin heute über 50.

Wer ist DAS denn?

21.11.2010 22:52 • #11


Adler83
Zitat von Beobachter:
Fehler benennen, bedeutet im Vorfeld Richtlinien erstellen,
also global festlegen, was richtig und was falsch ist.

Wieso global? Du kannst doch ganz individuell für dich Ziele festlegen. Wenn du dann etwas tust, um Ziele zu erreichen, machst du wahrscheinlich auch Fehler, kannst daraus lernen und machst es dann besser, denn du willst ja ein Ziel erreichen, oder nicht?

Meinst du mit global/richtig/falsch vielleicht eher Schwarz-Weiß-Denken? Oder gesellschaftliche Erwartungen? Das Über-ich vielleicht?

21.11.2010 23:02 • #12


Adler83
Zitat von Beobachter:
Für mich persönlich ist der Begriff Übermensch ein Kunstwort ohne reale Bedeutung.

Und welche Bedeutung denkst du, hat der Begriff für Nietzsche gehabt?

21.11.2010 23:05 • #13


B
Hallo Flugvogel

Ja, jetzt hat sich der Namenschreibfehlerteufel auch bei mir ein Zuhause gesucht.

Die Fehlerdefinition entspricht natürlich meinem Denken, ich habe sie hier einfach
einmal ganz frech auch Nietzsche unterstellt.

Global bedeutet alle Punkte die du geistesgegenwärtig erkannt hast.
Schwarz/Weiss: Schubladenpasserwartung
Gesellschaftlich: Ist gerade zum Thema Imigranten aktuell
Über-Ich (Selbst): Frühkindlich eingeprägte Zielvorstellungen

Was das Ziel betrifft, und damit den Weg zum Ziel mit all seinen Irrwegen, die
standartmässig nach dem richtig/falsch Muster korregiert werden, habe ich heute
eine eigene Vorstellung.
Bei Fehler oder Misserfolg korregiere ich nicht mehr den Weg, sondern ich definiere
den Zielpunkt neu.
Anders gesagt, nach 50 Jahren Irrweg durch das Leben, erachte ich heute diesen
Irrweg selbst als mein Ziel.
Wo auch immer mich das Schicksal oder mein Tun hinführt, dort möge auch mein Ziel sein.

Welche inhaltliche Bedeutung der Begriff Übermensch für Nietzsche gehabt hat,
könnte ich derzeit nur spekulieren. Wahrscheinlich müsste ich seine Werke noch
einmal mit meinem heutigen Bewusstsein aufmerksam neulesen.

Für mich persönlich könnte der Übermensch ein Mensch (kein einzelner sondern
eine ganz neue Art) ein Mensch sein, der sich von den Fesseln der Evolution löst.
Ein Mensch, der nicht mehr nach der Vorgabe Fressen oder gefressen werden
denkt und handelt, sondern seine Fähigkeiten sinnvoll nutzt.
Der derzeitige (heutige) Mensch ist ein parasitäres Raubtier, dem sein vermeintlicher
Verstand, Spielzeuge wie die Atombombe (*) hat hervorbringen lassen.

In diesem Sinne, Der Beobachter

(*) = Platzhalter für alle Fehlleistungen dieses Lebensform

22.11.2010 13:48 • #14


Adler83
Zitat von Beobachter:
Bei Fehler oder Misserfolg korregiere ich nicht mehr den Weg, sondern ich definiere
den Zielpunkt neu.


Zitat von GastB:
Oder um es kurz und prägnant mit Nietzsche zu sagen:

Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel.


Hmm ...
Zitat von Beobachter:
Ein Mensch, der nicht mehr nach der Vorgabe Fressen oder gefressen werden
denkt und handelt, sondern seine Fähigkeiten sinnvoll nutzt.
Das kommt mir sinnvoll und vernünftig vor.

Zitat von Beobachter:
Der derzeitige (heutige) Mensch ist ein parasitäres Raubtier, dem sein vermeintlicher
Verstand, Spielzeuge wie die Atombombe (*) hat hervorbringen lassen.
Ich denke, die Menschen sind da verschieden. Gesellschaftskritk ist eine Sache ... aber parasitär ist ein ziemlich böser Ausdruck

PS: Vielen Dank, dass du mich jetzt Flugvogel, anstatt - wie vorher - Raubvogel genannt hast

22.11.2010 15:38 • #15


B
Hallo Adlerauge

Ganz sicher ist parasitär ein sehr böser Ausdruck.
(Er impliziert gedanklich Plattläuse und/oder Heuschrecken etc.)

Aber leider trifft er ökologisch vollkommen zu, ganz unabhängig davon,
ob ich ihn verwende oder (der Erwartung wegen) zu vermeiden versuche.

Der Mensch, nicht der einzelne liebe Mitbürger, aber die Art (Lebensform) als solche,
ist die einzige, die ihr Habitat (die Erde) wie ein Parasit rücksichtslos ausplündert.

Nicht wer böse Worte gebraucht ist der böse Mensch, sondern wer Bedingungen
schafft, die nur noch mit bösen Worten zu beschreiben sind, ist der böse Mensch.

Kausalität:
Die Beschreibung folgt dem Zustand und (leider) nicht andersherum.

Ja, und wenn auch ich gelegntlich einmal etwas verallgemeinere, dann liegt es ganz
pragmatisch daran, dass ich nicht jeden einzelen Satz 7,5 Milliarden mal (für jeden
Weltbürger persönlich angepasst) schreiben möchte.

Schreibfaule Grüsse, Der Beobachter

22.11.2010 16:37 • #16


Adler83
Zitat von Beobachter:
Kausalität:
Die Beschreibung folgt dem Zustand und (leider) nicht andersherum.


Unschärfe:
Eine Beschreibung kommt nicht ohne den Beschreibenden aus.

Relativität:
Da eine Beschreibung nicht ohne Beschreibenden (Perspektive) auskommt, ist sie relativ - im Gegensatz zu absolut (gültig).

Aktive Kausalität:
Der Zustand folgt der Beschreibung: 1. Denken (Einstellung + Absicht + visualisieren und planen = beschreiben) = handeln = 2. Folgezustand

22.11.2010 18:15 • #17

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B
Hallo Himmelsstürmer

Jetzt sind wir aber von Nietzsche sehr schnell zu Heisenberg gekommen.

Selbstverständlich sind natürlich alle deine aufgelisteten Fakten absolut richtig.

Als Beobachter stehe ich jedoch vor dem Problem, wie ich meine Beobachtungen
noch mitteilen kann, wenn ich mich zuvor (zur Vermeidung der Heisenbergschen
Unschärfe und zum Zwecke der absoluten Objektivität) bei dem Beobachtungsvorgang
selber eliminieren muss.

Wie du also siehst, steht hier nicht nur eigennützig mein letzter Rest Lebenswille
im Weg, sondern ebenfalls wieder die Kausalität.

Kennst du übrigens die Geschichte vom edelen Bäcker ?

Er wollte es einem jeden seiner Kunden zur vollen Zufriedenheit bereiten,
und backte daher jedem Kunden einzeln sein eigenes Wunschbrötchen.
(Es soll dabei glückliche Kunden, aber auch viele Hungertode gegeben haben)

Nicht Fehlerlos, aber noch lebendig, der Beobachter

22.11.2010 19:02 • #18


Adler83
Zitat von Beobachter:
deine aufgelisteten Fakten

Zu viel der Ehre. Mach mal halblang

Zitat von Beobachter:
Als Beobachter stehe ich jedoch vor dem Problem, wie ich meine Beobachtungen noch mitteilen kann, wenn ich mich zuvor (zur Vermeidung der Heisenbergschen Unschärfe und zum Zwecke der absoluten Objektivität) bei dem Beobachtungsvorgang selber eliminieren muss.

Falscher Ansatz!! Die Unschärfe kannst du nicht vermeiden. Es ist eine wichtige Erkenntnis und ein Argument dafür, dass absolute Objektivität nicht beschrieben werden kann und man sich also auch nicht selbst eliminieren muss - auch nicht zum Zweck der Beobachtung. Und warum sollte man das auch? Warum sollte irgend jemand etwas beschreiben wollen, ohne dabei einen eigenen Standpunkt einzunehmen?!

Zitat von Beobachter:
Kennst du übrigens die Geschichte vom edelen Bäcker ?

Nee, woher? Haste dir ja gerade ausgedacht

Zitat von Beobachter:
Er wollte es einem jeden seiner Kunden zur vollen Zufriedenheit bereiten, und backte daher jedem Kunden einzeln sein eigenes Wunschbrötchen. (Es soll dabei glückliche Kunden, aber auch viele Hungertode gegeben haben)

Was willst du damit ausdrücken? Und was ist die Moral?

22.11.2010 20:05 • #19


B
Doch doch, ist nicht zuviel der Ehre.

Deinen Adleraugen bleibt kein Makel verborgen und keine Silbe unreflektiert.

Meinen falschen Ansatz (zur Denkprovokation) hast du übrigens exakt erfasst.

Selbst der Zuhörer einer weitergegebenen Beobachtung (oder Leser eines Buches)
wird immer wieder neu filtern, bewerten und Einfluss auf diese nehmen.

Und die Moral vom Bäcker ist gesegnet an Vielfalt:

Wer es jedem recht machen will, wird nichts Gutes bewirken
Wer immer ein Sonderbrötchen braucht, läuft Gefahr zu verhungern
Wer sich selber eine Geschichte ausdenkt, brauch das Urheberrecht nicht zu fürchten

22.11.2010 20:35 • #20


A


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