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felice87
Brief an meine Mutter, meinen Stiefvater und meinen Vater, um meinen momentan aufsteigenden Schmerz zu verarbeiten. Werd ihn aber nicht abschicken, zumindest nicht in absehbarer Zeit…..

Persönlichkeitsunterdrückung

„Und nun zu mir. Warum habt ihr mir das angetan? Ich war doch so klein und bemüht alles richtig zu machen. Ich wollte nur eure Liebe und eure Zuwendung, doch dieses Gefühl hab ich immer vermisst. Das weiß ich JETZT…!, doch früher dachte ich, dass an mir etwas falsch sein muss. Das ich es nicht Wert bin, weil ich falsch bin und es keinen Grund gibt mich zu lieben! Nie hatte ich eure Bestätigung und deshalb konnte ich mich nicht normal entwickeln.
Abgelehnt von den wichtigsten Bezugspersonen, allein gelassen mit meinen verschobenen Selbstbild, ohne jegliche Selbstliebe und Wertschätzung. Getrieben von Missachtung und Hass!! Das war meine Kindheit!! Dankeschön!!
Gequält habt ihr mich durch eure Ignoranz. Vernachlässigung war an der Tagesordnung.
Nie habt ihr mich ernst genommen oder aufgebaut, wenn´s mir schlecht ging. Und mir ging es sehr sehr oft schlecht!!!
Ich hätte doch nur ein bisschen Liebe und Verständnis gebrauch. Ein offenes Ohr, das zuhört und einem kleinen traurigen Mädchen zeigt, das es die Berechtigung hat auf dieser Welt zu sein. Ich habe mich gefühlt, wie eine Aussätzige, minderwertig, dumm und hässlich.

Und heute? Geprägt von dieser Tyrannei ist es schwer Selbstvertrauen zu fassen. Ich bin auf dem Weg der Besserung…. Denn ich habe eingesehen, dass nicht ich falsch bin, sondern ihr alles falsch gemacht habt!! Ich war einfach nur das perfekte Opfer für eure Unzufriedenheit. Ich hasse euch dafür!!
Ich hätte mir einen deutlich leichteren Start ins Leben gewünscht. Nie werde ich so unbekümmert sein können. Nie werde ich das volle Selbstvertrauen erlangen, denn Prägung ist Prägung. Die Nervenenden haben sich über Jahre hartnäckig verknüpft.
Hier bin ich, aber in mir lebt immer noch das kleine, verletzte, einsame Mädchen. Es ist misstrauisch, ängstlich und frustriert. Es hat kein Vertrauen zu sich und dieser Welt.“

Danke für´s lesen. 

Eure, Felice

08.09.2010 15:07 • 11.09.2010 #1


4 Antworten ↓

Chili
Hallo liebe felice87,

dein Brief hat mich sehr berührt, weil ich dich voll verstehen kann. Der Brief hätte auch von mir sein können. Du hast ganz toll geschrieben. Alles auf den Punkt gebracht.
Es ist schon Wahnsinn, was in der Kindheit alles kaputt gemacht werden kann. Ich kenn das nur zu gut und wenn das einem erstmal richtig klar im Kopf wird, woher der ganze Mist kommt.............tja, dann kommt auch viel Wut...........man war doch noch so klein und hilflos........
Dann kommen tolle Sprüche, wie ......jetzt bist du ja erwachsen.........jetzt kannst du ja was ändern.............jetzt bist du das kleine Kind nicht mehr.........u.s.w., aber man ist doch davon geprägt worden..............oder??
Ist alles nicht so einfach, man kann sich leider seine Eltern nicht aussuchen............
Machst du denn eine Therapie

Wünsche dir viel Kraft für deinen weiteren Lebensweg
und lass dich ganz dolle umarmen
Gib dich nicht auf...............GVLG Chili

09.09.2010 09:28 • #2


A


Kindheitserlebnis

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Welli
Hallo felice87 hallo chili
bin auch seit gestern dabei einen Brief an meine Eltern zuschreiben den ich aber auch nicht abschicke weil:
Meine Mutter (82) liegt seit Jan im Pflegeheim in einem Zustand wo sie wenig bis garnichts mitkriegt. Also zweckos sie jetzt mit Fragen zu bombadieren wieso, weshalb warum. Mein Vater(78) versteht mich nicht, schließlich hätte meine Mutter auch eine schwere Kindheit gehabt und Krieg und erste Ehe mit Schläge. Für meinen Vater liegt da jetzt eine heilige ich muß zu sehen wie ich klar komme. Meine Mutter hatte mir als Teenie (also schwere Phase wenn man selber nicht weiß was so los ist) immer damit gedroht sich das Leben zu nehmen wenn ich nicht so tickte wie sie wollte.
Ich glaube das mit dem Brief (sagte mir mein Therap.) ist ganz gut. Ich hatte ein ganz gutes Gefühl beim schreiben mußte aber auch weinen und bin glaube ich noch lange nicht fertig mit schreiben.

09.09.2010 16:33 • #3


felice87
Hey Chili!
Danke für die netten aufmunternden Worte! Hätte mit keiner Antwort gerechnet, aber umso mehr freue ich mich^^
Es rührt mich, wenn du schreibst, dass sich deine Gedanken und Erinnerungen mit meinen decken.


Um noch kurz auf Deine Frage zu antworten, ich hatte noch nie professionelle Unterstützung. Ich weiß nicht genau, ob ich dort wirklich die Hilfe bekomme, die ich bräuchte.
Man muss letztlich seinen eigenen Weg finden, jeder auf seine individuelle Art und Weise, und da hilft kein bequemes Sofa in irgendeiner Praxis, da hift nur sich seinen Problemen zu stellen und aktiv zu werden! .....Dinge bewusst zu wagen und Grenzen zu überschreiten! Immer mit dem Blick nach Vorn ( und zur Seite!)

Größtenteils komm ich auch ganz gut über die Runden....mittlerweile konnte meine Psyche ein bisschen genesen ......gestern war nur einer dieser absoluten sch*** Tage

@Welli:
Ja, hat echt hammer gut getan, diesen Brief zu schreiben! Kann ich nur weiter empfehlen. Aufschreiben hilft! Am besten mit emotionaler Musik im Hintergrund...


Heute war schon wieder alles gut!
Liebe Grüße, felice

09.09.2010 22:42 • #4


D
hallo felice87,

das hätte ich auch so geschrieben. ich bin doch euer kind, redet doch mit mir. ich dachte ich könnte mich an meiner mutter rächen, indem ich nicht zu ihrer beerdigung gehe. das hat nicht funktioniert.

kindheit, freiheit, selbstvertrauen.

ich bin sehr schwer und langsam in's leben gekommen. du bist voller energie mach etwas damit und zwar das worauf DU spaß hast.

liebe grüße
dirk

11.09.2010 11:53 • #5





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