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A
Kleinigkeit.

hallo,
ich bin in den letzten 7 Tagen nicht dazu gekommen, Klavier zu spielen und das belastet mich unheimlich. Für einen Menschen, zu dem tägliche Berührungen mit Musik zum Leben gehören, ist das ein ganz unheimlicher Vorfall. Der Teufelskreis zieht sich zu, denn man fängt an mitten in der Nacht zu spielen, weil man nicht schlafen kann. Also kommt auch noch massiver Schlafmangel dazu. Man kann dabei aber auch nicht fehlerfrei spielen, man nimmt die Musik nicht mehr auf. Ich bin total fertig-heule blöd rum und alles nur, weil der Tag lächerliche 24 Stunden hat.

Es geht schon die ganze Woche: 4.50 aufstehen, 6.00 Kind wecken und zur Arbeit rasen. Auf der Arbeit 2 Stellen besetz durchkloppen, 15.30 Enkelsohn abholen, Einkaufen...Haushalt...Essen machen...Wäsche...aufräumen...18.30 Mama kommt Enkel abholen und beschäftigen (nebenbei Telefonate), 19.00 14jährige kommt Heim und Schulsachen, Tag besprechen, 21 Uhr alle sind weg und ich erledige Schreibkram (Versorgungsamt, Rentenversicherung, Lehrermitteilungen, Hausaufgabenheft alles so ein Kram), 22-23 Uhr falle ich irgendwann ins Bett, weil ich um 4.50 aufstehen muß.

Keine Musik...Klaustrophobie mit jedem Tag schlimmer und dabei war es die letzen 3 Monate so gut. Ich konnte Sachen machen, die ich Jahre vorher niemals machen konnte. Ich wagte mich auch musikalisch an wirklich schwierige Sachen ran.

Jetzt kann ich gar nichts mehr, noch nicht mal lächerliche 3 Minuten Stücke am Klavier.

Ich will alleine sein, ganz alleine, nichts hören, nichts sehen, nichts machen, ich will gar nichts mehr. Klaviatur habe ich weg geräumt. Ich bin traurig und mein Vater fehlt mir so entsetzlich. Ich halte das nicht mehr durch.

Grüsse

26.02.2011 16:57 • 11.03.2011 #1


A
Meine Kleinigkeit jedenfalls ist kaputt. Ich darf gar nicht wirklich schreiben, was ich denke. Das werde ich auch nicht tun. Es ändert aber nichts daran, wie ich darüber denke.

Ich bin ein hochsensibler Mensch, der gerne tut, als hätte er das Gemüt stampfender Elefanten. Mir ist todtraurig zu Mute und ich kann nichts tun dagegen.

Naja, wenigstens kann ich hier darüber texten.

26.02.2011 18:40 • #2


A


Für mich ist es fürchterlich-für andere wohl nur eine

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B
Feste und für ALLE verbindliche Pause(Musik)Zeiten festlegen ...

26.02.2011 19:47 • #3


A
okay,
ich hole die Klaviatur wieder raus. Dann mache ich mir hübsch einen Glühwein, nach dem ich gegessen habe und spiele Übungsstücke rauf und runter. Wenn es sein muß, werde ich das die ganze Nacht tun. Ich werde das Magdalena-Buch von Bach spudeln, bis mir schlecht wird. (dabei ist mir jetzt schon schlecht)

Ich werde wieder auf ein erträgliches Maß an Selbstkraft kommen und zwischen durch 10 Liegestütze einschieben, um mich selbst zu bestrafen, weil ich so bescheuert bin.

Hat sonst noch jemand eine Idee dazu?

@Beobachter, ich mache bei Musik niemals Pause. Das kenne ich nicht, denn es wurde jede Minute mit Musik gefüllt. Stücke, die man nicht sofort umsetzen kann, werden gedrillt. Selbst an Tagen, an denen wenig Zeit ist, werden kurze Stücke perfektioniert aufgesetzt. Das ist ja das schlimme. Ich bin an der Grenze der 24 Stunden eines Tages angekommen. Mich fängt niemand und nichts auf.

Grüsse

26.02.2011 19:51 • #4


G
Mach dir doch wenigstens während deiner übrigen Tätigkeiten entsprechende Musik im Radio an oder leg eine CD deiner Wahl auf.

Und sei nicht maß-los.

Beobachter hat auch nicht gesagt, dass du bei Musik Pause machen sollst, sondern für Musik.

26.02.2011 20:28 • #5


B
ganz genau,
nicht VON der Musik Pause machen, FÜR die Musik Pause machen ...

26.02.2011 20:33 • #6


B
Infonachtrag:

Bei Pearl (Elektronikversand) gibt es ein T-Shirt mit eingenähter
funktionsfähiger elektronischer Orgel.
Damit kann man dann überall, auch im dicksten Stress, spielen.

26.02.2011 20:40 • #7


A
Du bist süss@Beobachter.

Danke @GastB, ich weiß ja, daß ich mich nicht verrückt machen sollte, aber es ist eben so. Wenn du den Drill drin hast, kannst du ihn nicht abstellen. Im Leben willst du immer und überalle GUT sein, BESSER sein und natürlich hast du Familie, natürlich mußt du funktionieren. Du kannst das sehr gut unterscheiden und du funktionierst auch für die Familie. Du kannst aber nicht garantieren, ob es nicht gleich vorbei geht.

Der Drill aber ist, niemals zu Lasten der Musik zu funktionieren, du bist Musik und funktionierst für die Musik. Alles andere hängt davon ab. Wenn dann mal so in eine Lage kippt, dann willst du am Liebsten in ein tiefes schwarzes Loch versinken-auf ewig.

Ich glaube, daß ist die tiefsinnigere Defininition von 'Schöngeist'. Jeder Künstler kennt das. Es gab mal einen, der versuchte das Gelb von Sonnenblumen einzufangen in Farben. Der hatte irgendwie plötzlich was an den Ohren. Aber auch wenn er früh von dieser Welt gegangen ist, so hatte er doch die schönsten sonnengelben Sonnenbluhmen gemahlt, die je ein Mensch malen würde.

Ich krame mal jetzt die Klaviatur vor.

Bis dann.

26.02.2011 21:14 • #8


B
Eigentlich heisst das Thema:

Wieviel kerngesunden Egoismus (Zeit für MEINE Musik etc.) darf/muss
ich für mich haben dürfen ?

Antwort:

Alle Zeit der Welt, solange bis auch die letzte Partitur beendet ist.

Weil:

Wer sich selbst schlecht behandelt, wird bald auch seine Nächsten
nicht mehr gut behandeln können (Kraft weg).

Musik ist Kraft, und nicht Gegenstand einer Belohnung, die erst verdient
werden muss.

26.02.2011 21:42 • #9


A
Genau so ist es @Beobachter. Ich weiß das ja tief in meinem Inneren auch.

Mein Übungswille der letzten Nacht zeigte Wirkung. Irgendwann zwischen 3 und 4 Uhr morgens bin ich schlafen gegangen und fühlte mich wieder stimmig. Heute morgen gleich aus dem Bett springend an die Klaviatur und siehe....es ist alles gut.

Mich hat der Stress diesmal nur richtig an den Ohren gehabt. Und dann habe ich mit meiner Familie heute Vormittag darüber gesprochen. Ich kann nicht immer nur für alle funktionieren, ein wenig muß ich auch für mich da sein dürfen. Und es fand sich, oh Wunder eine gute Lösung: der Vater meines Enkels wird von heute abend an bis Mittwoch abend meinen Part übernehmen und seinen Sohn alleine betreuen, damit die Mama des Kleinen ihren Lehrgang machen kann und ich entlastet bin.

Noch so eine Woche wie die Letzte, würde ich nicht sofort wieder packen.

Ich kann nun erstmal Kraft gewinnen und mich danach wiedermal in den Wahnsinn stürzen.

Danke, daß du so nett bist @Beobachter und auf meine bescheuerten Launen immer eine gute Antwort hast.

Liebe Grüsse

27.02.2011 15:48 • #10


B
Hallo Anna

Es ist mir Dank genug, an solchen Geschichten die Vorteile meines eigenen
Daseins zu erkennen.

Der Wert der absoluten Freiheit und Selbstbestimmung, Der Beobachter

27.02.2011 16:04 • #11


A
hallo,
ich freue mich so, denn ich habe mit einem ehemaligen Musikerkollegen eine Vereinbarung getroffen: ich darf einige seiner Work offs samplen. Ich kann mir dabei aussuchen, ob ich dafür zu Hause mit der Technik aufrüsten möchte oder ob ich sein kleines Klangstudio im Keller nutzen will. Im Gegenzug dafür hilft er mir bei einem bestimmten elektronischen Musikprojekt einen Fuß rein zu kriegen.

Ich habe zu lange Pause gemacht, obwohl ich es besser hätte wissen sollen. Alles rächt sich jetzt. Eigentlich aber auch nicht. Ich hatte mich für meine Kinder und die Familie entschieden. Nach dem Tod meines Vaters war niemand mehr da, der uns aufgefangen hat. Meine Musik blieb dabei liegen.

Das schöne im Leben ist, nach jeder Schlappe kommt wieder etwas, was nach Kraft holen schreit und man rafft sich und alles zusammen und macht weiter-es geht immer weiter.

Liebe Grüsse

04.03.2011 20:00 • #12


B
Nee, nimm die Software, die bleibt dir erhalten,
das Kellerstudio wäre dagegen nur eine Leihgabe.

(Zum Riemen auf der Orgel sag ich jetzt aber nichts)

05.03.2011 18:07 • #13


A
So, nun habe ich beides.
Im Keller war ich vergangene Woche, wenn ich gerade in der Nähe war. Für zu Hause habe ich jetzt feine Software auf meinem 64 bit Pferdchen.



Es macht Spaß und es geht mir gut!

Liebe Grüsse

11.03.2011 20:01 • #14


A


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