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E
Hallo und guten Morgen,

wie ich in der Vorstellung ja schon geschrieben habe, wohne ich seit ca. 3 Jahren jetzt in einer für mich fremden Stadt-Familie gibt es nicht mehr und neue Freunde konnte ich hier nicht so für mich gewinnen.

Zum einen habe ich mich nach einigen Rückschlägen nur schwer wieder aufrappeln können, zum anderen habe ich Menschen kennen gelernt, die so dermaßen fanatisch waren mit ihren Belangen (z.B. mal eine Kirchgängerin, der es nicht reichte, dass sie ständig Rosenkranz betete, sondern mich bekehren wollte), dass mir das einfach zuviel war-ich bin ein sehr toleranter Mensch, lasse die Menschen so leben wie sie möchten, aber ich beanspruche dasselbe für mich.

Oder eben halt auch Menschen, die gerade selbst in Trennung waren und ich aussortiert wurde, als der Ex wieder vor der Tür stand.
Ich bin in einem Sportverein angemeldet, wo alles nach dem Kurs die Taschen reißt und wacker nachhause stürmt, also auch wenig Anschluss, außer dass Sport immer gut tut, aber dieser Verein hat jetzt auch Ferien-immer dann, wenn auch Schulferien sind.

Die Nachbarschaft hier auf dem Dorf ist schon sehr eigen: hier wird alles gesehen, beurteilt und kommentiert-es herrscht keine Scheu, den Nachbarn in eigener Sache zu jeder Zeit auf den Keks zu gehen-jetzt habe ich um Hilfe gebeten in Form von Gespräch und ich bin definitiv keine Heulsuse-da bin ich ganz schön abgeblockt.

So ist es dann bei lockeren Bekanntschaften geblieben, einer besseren Freundin, aber dennoch ist mein soziales Gerüst recht instabil und gerade jetzt, wo ich dann auch noch meinen Hund kurzfristig verloren habe, kommt mit die Keule Einsamkeit mit der vollen Breitseite.

Ich bemühe mich trotzdem vor die Tür zu gehen-habe Urlaub gerade-heute Abend gehe ich sogar mit Bekannten zum Essen, da ich eh über diese Tage jetzt sehr wenig aß und einige Kilo verlor, aber es ist eher so eine Zwangshaltung/Lebenserhaltungstrieb.

Die Überlegung wieder in die Heimatstadt zu gehen, war natürlich auch da-gestaltet sich aber schwierig:ich habe hier ein Haus und natürlich auch den Job, dort habe ich erst einmal nichts und die Freunde von damals haben sich auch anders entwickelt, bzw. waren die schon nicht so zahlreich, weil ich dort ständig mit meinem Führungsposten, meinem Leben und noch dem meiner Eltern beschäftigt war.

Der nächste Gedanke ist, sich sofort wieder einen neuen Hund aus dem Tierheim zu holen, wo ich aber auch denke, das löst das Grundproblem nicht, das bleiben wird und setzt nur ein dünnes Mäntelchen über das Eigentliche.

Ich habe verdammt viel selbst in meinem Leben falsch gemacht, aber wie mache ich es jetzt richtig, wie durchbreche ich meine Muster?

Liebe Grüße an alle....

31.12.2014 08:31 • 02.01.2015 #1


H
Zitat von Eweresz:
... dass mir das einfach zuviel war-ich bin ein sehr toleranter Mensch, lasse die Menschen so leben wie sie möchten, aber ich beanspruche dasselbe für mich.

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Hi Eweresz

Evtl. ist das der Schlüssel, die sog. Toleranz. Man könnte auch sagen (wenn man es weitläufiger sieht) eine sog. Sch..egal-Einstellung, vielleicht zu Allem. Denn das Wort Toleranz hört sich zwar sehr toll an, ist aber, wenn man es genauer definiert, eben kein so tolles Wort. Dieses Wort definiert sich eigentlich als Duldung. Du duldest, wenn Du sehr tolerant bist, dann einfach alles. Und man muss an Dir alles dulden. Für mich ist das Wort nix anderes als die sog. Ist mir egal-Einstellung, Du duldest, also widersprichst Du nicht, Du hast keine eigene Meinung und willst auch keine Meinung von and. hören, weil Du es ja eh duldest.
So zumindest kommt mir der Text rüber. Wenn es so ist, wie ich schreibe, dann ist es evtl. sinnvoll hier zu suchen. Wenn ich das Ganze missverstanden habe, dann liegt da wohl woanders was im Argen.

Was Du falsch gemacht hast und richtig machen kannst, obliegt ja bei Dir. Man kennt Dich ja hier nicht und folglich kann man Dir dahingehend keine genauen Tipps geben.
Für mich persönlich ist es immer wichtig, eine eigene Meinung zu haben UND zu vertreten - also einen klaren Standpunkt zu haben. Wenn es sein muss ggf. auch gegen den Willen Anderer; allerdings nicht soweit, dass es in's Fanatische abdriftet. So möchte ich wahrgenommen werden und so möchte ich es auch andersrum. Evtl. erwartest Du etwas von Anderen, was Du selber vielleicht nicht einbringst. Ein Zugehen auf Andere, trotz eig. Standpunkt geht dennoch. Nur etwas holpriger.

31.12.2014 13:21 • #2


A


Wie geht ihr mit Verlusten/Einsamkeitsverstärkern um?Ha

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D
Ich kannl dich da sehr gut verstehen und ja, es können durchaus Vorurteile sein, wenn man die Nachbarschaft vielleicht erstmal mehr kennenlernt, könnte ein ganz anderer Eindruck entstehen.

Bezüglich des Vereines solltest du überlegen, vielleicht andere aufzusuchen. Also ein Wechsel oder vielleicht auch was anderes.

31.12.2014 14:59 • #3


E
Hallo Holger,

ja und nein:

nehmen wir als Beispiel mal Besagte Kirchgängerin:
ich habe eine ganz eigene Meinung zur Kirche-ich will damit nichts zu tun haben.
(So habe ich im Übrigen zu vielen Dingen eine eigene Meinung)
Zu Beginn der Freundschaft hab ich auch klar gesagt: Kirche nein danke, aber wenn du das für dich richtig empfindest-gut-wegen meiner.
(Wenn jemand zweimal am Tag ne Stunde betet und drei mal in der Woche in die Kirche geht-kann er es machen, ich empfinde das als sehr zwecklos und will das nicht)

Obwohl das so klar ausgedrückt wurde von mir, hat o.g. Dame einfach nicht davon abgelassen. mich in den Kreis der Gläubigen ziehen zu wollen und irgendwann hatte ich die Diskussionen darum satt und auch die Vorwürfe, die daraus entstanden sind (u.a. dir geht es nicht gut, weil du nicht an Gott glaubst, das nimmt der übel und lässt dich leiden-ich war zu der Zeit arbeitslos und es war nicht so einfach was Neues zu bekommen.)

So ähnlich sind einige Beziehungen abgelaufen, vielleicht nur nicht so extrem.

Heute sage ich mir auch: du hättest dich mit der Kirchendame niemals näher befassen sollen-angetan habe ich mir sie aber definitiv, weil ich anfangs gar nicht mit dieser fremden Stadt hier zurecht kam und einfach wer anders nicht verfügbar war-siehe z.B. Sportverein, wo die Normalos mit Familie sofort auch wieder zur Familie gehen und einfach andere Interessen haben, als sich mit wem Zugezogenen zu beschäftigen, der niemanden groß kennt oder meinetwegen auch zu wenig Zeit einfach haben aufgrund vom Familie, Job etc.

Also hab ich mir ein paar Male die Extremfälle angetan, wahrscheinlich sogar auch in der Hoffnung, sie mit meiner Einstellung etwas verändern zu können und sich dann irgendwo mittig zu treffen-hat natürlich nicht funktioniert-so hab ich dann gesagt gut_ lässte halt die Finger davon, bin zwar weiter zum Sport, hab mich aber auch nicht mehr groß um Menschen bemüht und eben jetzt ist ja dann das Nonplusultra passiert, dass der Lebensinhalt, auf den man sich verstärkt begrenzt hat, nicht mehr da ist.

Ich bin sogar heute der Meinung, dass meine Toleranz schwer abgenommen hat, also eben nicht mehr wie in obigen Beispiel, sondern, ich bin dann sehr tolerant, wenn man das gleiche mir gegenüber ausübt und mit solchen Extremen will ich schon gar nichts mehr zu tun haben, das blocke ich sofort ab.

Der Grundgedanke liegt eher darin, dass ich mich selbst in die Einsamkeit katapultiert habe, dass ich jahrelang selbst wohl versuchte Menschen umzugestalten und letztendlich zu spät die Situation erkannt habe und ich einfach nicht weiß, wie ich die das umdrehen kann-weil letztendlich kenne ich anscheinend in der Sache nur schwarz oder weiß...

31.12.2014 15:04 • #4


E
Hallo DP80,

mit dem Verein hast du völlig recht-es ist der nächstgelegene hier-war halt sehr praktisch, man musste nicht noch extra fahren, aber das werde ich demnächst wohl in Anlauf und auch in Kauf nehmen....weil warum da weiter hinterher schlörren

31.12.2014 15:12 • #5


D
Ich kenne es von mir selbst, ich bin vor ca. 4 Jahren in eine neue Stadt gezogen und fühle mich da so fremd. Mann kann das wirklich nur hinbekommen, wenn man sich vor Ort ein soziales Netzwerk aufbaut.

31.12.2014 15:27 • #6


E
wie baust du dir dieses Netzwerk auf? Hast du eine Partnerin oder Familie, die unterstützend mitwirken?

31.12.2014 15:33 • #7


C
Hallo,

der Verlust von geliebten Menschen und Tieren ist was ganz schlimmes. Damit habe ich auch schon zu viele Erfahrungen gemacht.
Es tut mir sehr leid für dich.
Leider kann man es nicht verhindern und ich glaube das macht es noch schlimmer. Natürlich habe ich auch schlechte Tage an denen das Vermissen und die Sehnsucht mein Herz ganz schwer werden lassen und ich das Gefühl habe ich verliere den Boden unter den Füßen und schaffe es einfach nicht ohne sie. Und ersetzbar werden sie niemals sein.
Aber ich trage die Verstorbenen in meinem Herzen und gebe mein Bestes um ihnen ganz viel Leben zu zeigen und sie vor allem durch mich am Leben zu erhalten.

Fakt ist das eigene Leben geht weiter.

Ich habe leider auch die Erfahrungen gemacht, dass ich keine Chance hatte in Vereinen Kontakte zu schliessen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich nicht auf die anderen Mitglieder zugegangen bin, sondern darauf gewartet habe, dass jemand anderes den ersten Schritt macht .

Wenn du dir noch keinen Hund aus dem Tierheim holen möchtest, wie wäre es denn mit ehrenamtlichen Aktivitäten im Tierheim? Ich weiß nicht, ob es in jedem Ort möglich ist und kenne mich generell nicht damit aus, aber normalerweise kann man sich als Gassigeher anbieten.
Vielleicht kannst du auf diese Weise Kontakte zu Menschen/Tierfreunden knüpfen?!
Und du hättest die Nähe zu Hunden .

02.01.2015 04:41 • #8


E
Hallo Chihiro,

vielen Dank erst mal....
...ich hab schon versucht, auch selber ins Gespräch zu kommen, manche Menschen sind einfach auch echt komisch,
z.B. bin ich mit einer näher ins Gespräch, das war aber über einen anderen Kurs und die hat mich dann zu sich eingeladen und eigentlich regelrecht ausgefragt, wie ich hierhin gekommen bin und was ich jetzt so mache und ich hab erzählt, wie es ist-so doof vertrauensvoll, auch, dass ich mich manchmal schon allein fühle, aber auch nach meiner letzten Beziehung einfach auch keinen Partner wollte.
Das hat mir dann eingebracht, dass diese Frau überall rumtratschte, dass ich total problembeladen sei und man sich besser vor mir schütze.

Ich war echt fassungslos_erst einmal hatte sie gefragt, ich bin nicht davon angefangen, dann habe ich sicher nicht gejammert, sondern war sachlich, wei ich es eigentlich immer versuche und ich bin der Meinung, wenn ihr meine Geschichte Angst macht, okay, aber andere zu warnen, fand ich schon untere Kategorie-allerdings hatte ich das Glück, dass man ihr nicht so glaubte, sondern mir das erzählte, mit dem Vermerk, dass ich mich besser von der fernhalte, weil die total falsch ist....naja....aber so eben und dann kommt eine Erfahrung zur anderen und irgendwann ist es passiert, dass ich mich immer mehr auf den Hund begrenzt habe, alles andere eher oberflächlich und das macht jetzt gerade diesen Verlust noch tragischer, als er eh schon ist-klar das Leben geht weiter...

Ich war in der letzten Woche sogar hier im Tierasyl aushelfen, hatte dann aber wieder nen echten Hänger-ich probiere es einfach noch mal...

LG

02.01.2015 09:04 • #9


C
Ich kann mir ein Leben ohne Hund auch gar nicht mehr vorstellen. Er ist mir auch das Wichtigste.
Ich kann nachvollziehen, wie schwer der Verlust für dich sein muss. Sicherlich ist das eine gute Sache, wenn du noch mal im Tierasyl vorbei schaust. Klar, es ist immer schwer sich zu überwinden überhaupt raus zu gehen, wenn man einen Hänger hat, aber es nicht zu tun macht es meistens nur schlimmer. Das merke ich gerade auch wieder sehr. Und obwohl ich das weiß, fällt es mir so schwer einfach etwas zu unternehmen. Aber ich bin mir recht sicher, dass es hilft und wenn man sich selbst und dann noch einem Tier helfen kann, dann muntert es auch das Herz ein wenig auf .

Ich selbst opfere mich schnell für andere auf und musste es erst selbst ein mal realisieren. Ich habe auch nicht gemerkt, wie sehr ich mich dann auf eine Person fixiere, wenn ich dann mal jemanden gefunden habe, der Freund sein könnte.
Das Problem ist, dass andere Menschen auch Probleme haben, zudem hat jeder einen Charakter, der sich über Jahre durch Erfahrungen entwickelt hat.
Dazu kommt, dass es viele Menschen gibt, die ihre Probleme nicht sehen wollen oder verbergen wollen und dann die Probleme anderer größer machen als die eigenen.

Nicht jeder Mensch, den man kennen lernt ist gleich ein richtiger Freund. Es ist auch etwas, das ich noch lernen muss. Man kann mit Menschen befreundet sein, aber das heißt nicht, dass sie die tollsten und zuverlässigsten Menschen sind.
Niemand ist perfekt und jeder hat seine Macken und (teils schlechten) Angewohnheiten.
Während man mit dem einen gar nicht über Probleme reden kann, dafür aber zum Beispiel das gleiche Hobby teilt und diesem Hobby gemeinsam nachgehen kann, kann man mit einem anderen Menschen dafür umso besser über Probleme reden, hat aber einen völlig verschiedenen Geschmack was Hobbys und Interessen angeht.
Ich glaube, dass Ding ist es sich an Menschen heranzutasten, man selbst zu sein, aber auch nicht gleich zu viel preiszugeben.
Ich bin absolut nicht dafür sich zu verstellen (was auch schnell zu einem Abbruch von Kontakt führen würde) oder etwas zu verheimlichen, aber man muss auch bedenken, dass man sich schnell angreifbar und vor allem verletzbar macht, wenn man direkt alles auf den Tisch legt.
Ich gehöre definitiv zu den Menschen, die sehr ehrlich sind, für viele Menschen bin ich zu ehrlich und höchstwahrscheinlich gebe ich direkt zu viel von mir preis .
Ich versuche damit so umzugehen, dass ich mir denke entweder man mag mich so wie ich bin, oder es hat eh keinen Sinn.
Es gibt so viele Menschen auf der Welt, irgendjemand wird mich so mögen wie ich bin und mich vor allem so akzeptieren wie ich bin.
Man darf nur niemals aufgeben .

02.01.2015 16:03 • x 1 #10


E
Ja,

Hunde machen es einem auch einfach: während du bei Menschen strampeln kannst, wie du willst und trotzdem noch in Ungnade fällst, begrüßt dich dein Hund auch super freudig, wenn du morgens verpeilt aus dem Bett kommst und erst mal gar nichts für ihn tust-vor allen Dingen gibt dir so ein Hund das gute Gefühl, nie ganz allein zu sein und so ist es auch: Gehst du mit deinem Hund morgens um fünf durch die Gegend, macht sich keiner einen Kopf, machst du das allein, weil du nicht schlafen kannst, ist das wieder was anderes...

Jeder der mal ein bisschen Psychologie studiert hat, weiß, dass es ein Abwehrmechanismus zu der eigenen Problematik ist, sich anderer Probleme anzunehmen und zu großen zu machen, um selber zum einen nicht über eigene nachdenken zu müssen und sie auch besser verleugnen zu können-doof nur, dass ich gerade darauf reingefallen bin....und zudem immer noch so kindlich naiv bin, zu denken, dass eine/r, der nett zu mir ist und sich für meine Geschichte interessiert auch automatisch mein Freund ist oder würde....auf der anderen Seite denke ich auch immer_alle Menschen können ruhig ehrlich wissen, wie meine Vergangenheit war, dann wundern sie sich vielleicht auch nicht, wenn ich gewisse Situation anders meistere wie sie, aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein-die Leute halten mich teilweise für so tough, dass ihnen das Angst macht....

Wahrscheinlich hast du recht, irgendwer wird einen schon mögen, aber diese ständige Suche kostet sehr viel Kraft....aber danke für diese Antwort, die echt sehr viel Sinn und Gehalt hat!

LG

02.01.2015 18:02 • #11


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Dr. Reinhard Pichler