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M
Hallo!

Ich habe mich vor zwei Jahren von meinem Mann getrennt, und das auf eine sehr unschöne Art, also nicht die Trennung an sich, wir können immernoch gut miteinander reden, aber ich habe ihn sehr lange betrogen und belogen. SOgar eine heimliche Abtreibung hatte ich.
Nach der Trennung bin ich schweren Herzens in meine Heimatstadt zurück gekehrt, um ein Studium zu beginnen. Da es finanziell nicht anders ging, habe ich die letzte zwei Jahre bei meinen Eltern wieder gelebt. Die Finanzen sehen nun auch nicht besser aus, aber ich wohne nun alleine in einer Wohnung, die meine Eltern mir finanzieren-toll mit über 30!
Ich habe wirklich sehr gute Freundinnen, die immer ein offenes Ohr für mich haben und mich sehr unterstützen, aber ich mag die auch nicht mehr belasten. Und eigentlich weiß ich ja auch, dass ich etwas ändern muss, aber ich schaffe es nicht. Ich habe die letzten drei Tage im Bett verbracht, ich habe gerade Semesterfrei und weiß nix mit mir anzufangen. Ich sollte viel lernen, aber stattdessen lenke ich mich mit stumpfen Fernsehen ab. Ich fühle mich so erstarrt. Diese Tag häufen sich immer mehr. Auch die letzten Wochen/Monate, hatte ich immer Tage, an denen ich nicht weiter weiß. Ich habe jetzt schon viel gelesen, dass ich es selber in die Hand nehmen sollte- Ehrenamtliche Tätigkeiten, Soziale Kontakte pflegen... Ja, stimmt ja alles, aber es ist so schwer diesen Schritt zu machen. Wenn ich meinen Bekanntenkreis, oder auch alleine meine Familie anschaue, und wieviel die schaffen. Und ich?
Und nun? Ich weiß auch nicht genau was ich hier eigentlich will, aber vielleicht kann ich zusammen mit eurer Hilfe die ersten Schritte machen oder mir auch Tipps für eine gute Beratungsstelle geben- wohne in der Region Hannover!
marie

29.09.2010 14:04 • 01.10.2010 #1


M
Hallo marielou,wie wärs wenn Du erst mal zu Deinem Hausarzt gehst und mit ihm über Deine Antriebslosigkeit sprichst.Dann könnt Ihr zusammen abwägen ob eine zusätzliche Behandlung bei einem Psychologen nötig ist und dir ggf Medikamente verordnen.Du könntest auch zum SPDI (Sozial-Psychiatrischer-Dienst) gibts bestimmt bei euch da sind auch Psychologen mit denen Du über Deine Probleme reden kannst und die haben auch wie jeder andre Schweigepflicht.Viel Glück Maggie

29.09.2010 16:18 • #2


A


Und nun?

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V
Hallo Marielou,

ich kann Dich gut verstehen. Ich bin auch über 30 und studiere. Gerade in den Semesterferien fehlen so völlig die Strukturen und es ist leicht in Depressionen zu verfallen.
Ob Du Medikamente brauchst kann ich nicht beurteilen, aber eine Therapie kann sehr hilfreich sein. Vielleicht kannst Du da lernen Deine Schuldgefühle abzubauen und Dir selbst zu verzeihen. Gespräche mit guten Freunden reichen leider manchmal nicht.
Aber Du hast eine Vergangenheit in der Du gelebt hast! Du hast Lebenserfahrung und Entscheidungen getroffen. Das ist viel wert. Vor Dir liegt eine Zukunft, die Du gestalten darfst.
Das kann auch bedeuten, dass Du in der nahen Zukunft etwas für Dich tust, damit Du wieder stark genug wirst um Dein Leben so gestalten, dass Du glücklicher wirst.

Ein Studium ist leider für viele auch eine große psychische Belastung, da es häufig so wenig Strukturen und sowenig Miteinander - soziale Eingebundenheit - bietet. Das hängt natürlich von Deinem Studiengang ab von dem ich jetzt nichts weiß.
Für mich ist es schwierig Gespräche mit Studierenden anfang 20 zu führen, weil ich immer nicht weiß, welche Rolle ich als uralt-Studentin für sie einnehme. Ich bin da leider nicht souverän und denke immer beweisen zu müssen, dass ich mehr weiß als sie. Dabei komme ich mir oft als Versagerin vor. Aber ich bin da in einer anderen Situation als Du, weil ich mein Studium nicht gerade erst begonnen habe, sondern schon viele Jahre dabei bin.

Wenn es nötig ist gibt es sicher auch Wege um aus der finanziellen Abhängigkeit von Deinen Eltern rauszukommen. Mir hat es immer viel Kraft gegeben, wenn ich gejobbt habe. Aber vielleicht kannst Du auch lernen Dir zu erlauben, das Geld Deiner Eltern anzunehmen. Wenn sie das Geld haben und Dich gerne unterstützen mußt Du Dich eigentlich nicht geißeln.
Den Raum Hannover kenne ich übrigens auch ganz gut, wobei ich da jetzt nicht mehr wohne.

Eine gute Nacht und viel Kraft wünscht Dir V.

30.09.2010 01:48 • #3


P
Hallo Marie,

Bevor du dich über deine Antriebslosigkeit wunderst oder psychologische Hilfe in Anspruch nimmst, erst einmal der Rat: Lass mal beim Hausarzt ein Blutbild machen. Manchmal liegt die Antriebslosigkeit schlicht und ergreifend an einer Mangelerscheinung. Ich hatte das selber einmal, bei mir war es ein Eisenmangel, ich konnte mich zu nichts mehr aufraffen und bin schier verzweifelt - und am Ende war das Problem mit ein paar Tabletten binnen weniger Wochen wieder völlig korrigiert.
Es ist auch nicht unüblich dass Menschen bei grautrübem Wetter im Herbst sich zurück ziehen, mehr für sich sein wollen, weniger Antrieb haben. Zum Einen weil wir dazu neigen genau dann zu wenig Vitamine zu uns zu nehmen wenn der Körper sie am Meisten braucht, nämlich jetzt im Herbst. Es kann sinnvoll sein A-Z-Tabletten zu nehmen, Zink und Vitamin C nehm ich selber schon seit Anfang September wieder Dazu mindestens dreimal am Tag frisches Obst und Gemüse, dann hat der Winterblues keine Chance.
Es kann auch helfen sich bei Antriebslosigkeit zu überlegen:
-Wann hab ich zum letzten Mal ordentlich gegessen? Der Körper, speziell das Gehirn, braucht Zucker und Energie um richtig zu funktionieren.
-Wie viel trinke ich am Tag? Mindestens 1,5Liter sollten das sein, andernfalls fährt das Gehirn die Leistung runter.
-Wann hab ich mich zum letzten Mal an der frischen Luft bewegt? Auch wenn es nervt: Gerade bei schlechtem Wetter sollte man raus gehen und etwas unternehmen. Das macht munter, stärkt die Abwehr, und macht glücklich.

Vielleicht ist deine Antriebslosigkeit auch einfach verdiente Faulheit? Manchmal braucht man gerade als Student hin und wieder einfach mal ein paar Tage in denen man sich gehen lässt und keinen Finger krumm macht. Kenn ich aus eigener Erfahrung und von vielen Freunden her. Die letzten Tage hab ich wieder meine Leute aus der Uni getroffen, und Jeder war bis auf den ein oder anderen Urlaub faul in den Ferien und hat wirklich nur ganz wenig erledigt. Uni schafft einen. Und manchmal braucht man dann eine entspannende Phase des Nichtstuns bevor man sich wieder aufraffen kann.

Sei nicht all zu streng mit dir selbst: Mit über 30 bei den Eltern zu leben und zu studieren ist keine Schande. Du gestaltest deine Zukunft aktiv mit. Nicht Jeder kann eben den geraden, direkten Weg gehen, manch einer kommt erst über Umwege und Jahre später an sein Ziel. Mein Freund hat auch bereits mit 18 sein Studium begonnen, ich hab aufgrund langjähriger Krankheit erst mit 21 mein Abi gemacht. Das war mir damals auch peinlich, ich hab mich wie ein Versager gefühlt. Aber im Nachhinein war es eigentlich blöd sich deswegen Gedanken zu machen. Leistung und Konventionen sind nicht Alles das im Leben zählen sollte.
Sei stolz auf dich! Du scheinst deine Fehler aus der Vergangenheit zu bereuhen, daraus gelernt zu haben, und das ist auch schon viel wert.


Aufmunternde Grüße,
Bianca

30.09.2010 10:01 • #4


M
Hallo Ihr!

Ich danke Euch sehr für die einfühlsamen Antworten. Ich habe jetzt einen Termin für nächste Woche beim Hausarzt gemacht. Es tut gut zu hören, dass ich nicht alleine mit diesen Problemen da stehe. So habe ich auch den Mut diesen Schritt zu gehen.

Vielen Dank

marielou

01.10.2010 14:08 • #5





Dr. Reinhard Pichler