Pfeil rechts
47

M
@hereingeschneit
Ich hatte parallel zu Dir mein PS geschrieben.
Habe angefangen Dein Post zu lesen. Habe wieder gestoppt. Jetzt, in diesem Moment, ist es mir zu viel Interpretation Deinerseits. Dass ich enttäuscht war im anderen Thread usw. Damit fühle ich mich gerade nicht wohl.

Ich glaube, Du und ich haben andere Zugänge und Ansätze zum Thema.

24.04.2022 12:50 • x 1 #21


hereingeschneit
Zitat von Maha:
Ich glaube, Du und ich haben andere Zugänge und Ansätze zum Thema.

Möglich. Wir haben ja auch verschiedene Leben. Du darfst für dich entscheiden und ich für mich. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, wie man zurecht kommt. Es gibt kein falsch und richtig und somit wünsche ich dir jetzt auch noch einen schönen Sonntag und für den Moment sehe ich unser Gespräch abgeschlossen.
Es ist für jeden etwas dabei, worüber man nachdenken kann.
Anstrengende Gespräche können lehrreich sein, aber eben auch anstrengend.
Und man muss nicht Recht haben und somit können wir dies jetzt ruhen lassen in dem Wissen, dass wir uns beide bemüht haben und uns respektieren und wertschätzen.

Im Übrigen, sehe ich manches Schweigen auch als Wertschätzung an, weil man den anderen eben respektiert und ihm nichts vorschreiben möchte.

24.04.2022 12:57 • #22


A


ET, Oprah, ich, du und mehr

x 3


M

Jetzt und in diesem Moment - ganz all-ein für sich in den virtuellen Raum gestellt: Es gibt einen Webcast zum Thema A New Earth. Diese 10-teilige Serie hat Inhalte zum Thema wie "Im Moment leben", "Gegenwärtig sein", "Mit Schmerz(körper) umgehen (lernen)", "Das Ego erkennen und immer wieder und wieder und wieder entmachten" und einiges mehr.

Dann gibt es – auf der so genannten Metaebene - das Sprechen/Schreiben über diese Webcasts an sich. Warum jemand die "sektiererisch-gefährlich" findet (oder finden könnte). Was es bedeutet, zurück zum Thema selbst zu kommen (oder vergeblich kommen zu wollen). Die Projektionen oder Interpretationen zum Schreibenden… was dieser vermeintlich oder wirklich zu lernen hofft (in diesem Falle "ich"), wie enttäuscht dieses "Ich" vermeintlich ist, weil kein anderer sich zu Wort meldet… Das als Tatsachenfeststellung. Ist es so? Wer kann das wirklich wissen?

Ich bin mit meiner Therapeutin im Austausch zur Prozessebene des Threads. Ja. Ob ich enttäuscht bin und wie sehr ich enttäuscht bin, spielt in meiner Wahrnehmung keinerlei, wirklich 0,00 eine Rolle. Mir geht es um die Inhalte. Nicht, "wie gut" oder "wie schlecht" ich diese anzuwenden im Stande bin.

Ganz ehrlich – Achtung Selbstoffenbarung – beim Lesen der Ideen wurde mir ganz schwindelig. Habe ich irgendwo gesagt, dass ich "Probleme mit meinem Ego" habe? Ich habe ein Ego, ja, wie (fast) jeder der Milliarden Menschen auf dem Planeten. Ego = konditioniertes Gedanken- und Bewertungs/Entwertungsgeplapper… Woran ich arbeite(n mag), ist meine eigene Sache.

"Ich" fühle mich wie unter ein Mikroskop gelegt. Worte werden zitiert und bewertet. Das war niemals meine Intention. Fragen können auch Statements sein, ohne jedes Fragezeichen. Dann transportieren sie das, was der Fragesteller denkt.

Zwei Beispiele, ganz unabhängig von allem, was hier bisher geschrieben wurde: Bäume umarmen und das weltberühmte "halbvolle oder halbleere Glas".

Darf ich mich vorstellen: Ich bin Bäumeumarmerin. Eigentlich umarme ich nur einen. Den ich sehr, sehr in mein Herz geschlossen habe. In einer schlimmen Lebenskrise habe ich mich immer wieder an ihn gelehnt hingesetzt. Habe ihn umarmt. Habe dort geweint. Habe seine über 100 Jahre alte Kraft gespürt. Seine Verbundenheit mit den anderen Bäumen. (Bäume sind der Wahnsinn!) Seine tiefe Verwurzelung, die mir so oft zu fehlen schien und scheint. Habe Trost bei ihm gefunden. Darüber lachen Leute. Sollen sie. Diese Menschen können sich (noch?) nicht mit der Kraft der Natur verbinden. So ist es und so sei es.

Dasselbe mit der Analogie vom halbleeren oder halbvollen Glas… Klugschei*erisch kann jemand sagen: "Halbleer gibt es nicht. Leer ist 0 und die Hälfte von 0 ist 0." Aber es kann auch Spaß machen und Sinn ergeben, spielerisch dieses Bild zu hinterfragen. Statt abzukotzen, weil es so profan und ausgelutscht und "falsch" ist, kann es auch die Phantasie beflügeln… Welches Glas hätte ich denn heute und jetzt gerne? Was fülle ich hinein? Wie köstlich schmeckt das, was ich davon trinke… usw.

Alles ist eine Frage der Wahrnehmung… der Bezugsysteme… der Offenheit (oder Geschlossenheit) oder sogar strikt-erbarmungslosen Abwehr…

Die Webcasts habe ich nicht eingestellt, damit ich daran gemessen oder dabei beobachtet werde, wie "gut" oder "schlecht" ich sie umsetze. Ich habe sie eingestellt und phasenweise übersetzt zusammengefasst, um der Gemeinschaft zu dienen, um ins Gespräch zu kommen. Über die Inhalte, Und nur diese.

Und das eben Geschriebene kommt direkt vom

Einen schönen Abend und morgen harmonischen Start in die neue Woche...

24.04.2022 18:37 • x 1 #23


M
Mit etwas Abstand noch direkt zu Deinem Post:
Für Dich ist, wie Du schreibst, die Seele/Deine Seele erhaben (positiv gemeint) und ohne jedes Bedürfnis. Deine Seele braucht keine Wertschätzung. Das ist das Ego, das sie in Deinem Wahrnehmen braucht/will. Jeder empfindet das wahrscheinlich für sich individuell. Was Du beschrieben hast, trifft in mener Wahrnehmungswelt auf das zu, was höheres Selbst oder das Göttliche in uns oder die Quelle genannt wird. Die Seele kann krank werden, die Quelle nicht. Und viele Menschen, die hierher kommen, teilen diese Erfahrung, dass die Seele Heilung braucht. Deren Seele wünscht sich bestimmtes oder wird gesundheitlich stärker oder schwächer durch bestimmtes. Auch das individuell. Abhängig von persönlicher Geschichte und Resilienzfaktoren.

Dass für mich Wertschätzung und Respekt sehr wichtig für den Heilungsprozess sind, habe ich in meiner Therapie erfahren. Sowohl wenn sie fehlt als auch wenn sie wie jetzt erstmalig da ist. Meine (wieder: ich spreche von mir) Seele braucht diese Validierung und liebevolle, manchmal auch direkt auf den Punkt herausgefeuerte Wahrnehmung und Wertschätzung meiner Therapeutin. Das andere habe ich auch überlebt. Die Frage ist nur wie. Das überdimensionale Ego meiner ersten Therapeutin zeigte sich vor allem in der herablassenden Art, was sie zu mir sagte und wie sie es tat und wie sie mich ohne jede Vorwarnung im Stich ließ. Jetzt könntest Du natürlich theoretisch auch hier wieder einhaken und nach meinem Ego-Anteil suchen. Ich bitte Dich lieb und von Herzen, es zu lassen und meine Worte einfach so stehen zu lassen.

Wiederholt kamen Worte von Dir bei mir an wie allgemeingültig klingende Aussagen. So wie die mit der Seele, die nichts braucht. Du schreibst, wie Du schreibst. Nur ensteht in mir Unwohlsein, wenn ein mir unbekannter Mensch - ich schrieb es gestern schon - mich gefühlt unters Vergrößerungsglas schiebt. Das bedeutet für mich etwas anderes als gleiche Augenhöhe. Jemand erzählt mir etwas über mich (das was er/sie als mich wahrnimmt, deutet usw.).

Ich sage nicht, dass es bei Dir so ist wie bei mir. Ich weiß nichts über Dich, Deine Seele und Deine Geschichte. Einfach, weil ich erst ab dem Tag meiner Mitgliedschaft lese und keine Recherche zu Leuten mache, was sie hier früher geschrieben haben. Mir ist klar, dass dies gemacht wird - aus unterschiedlichen Motivationen. Mich interessieren die Geschichten mancher Menschen sehr und ich vertraue darauf, dass sie mir erzählen, wenn es für sie passt (stimmig) ist, was sie mir mitteilen wollen.

Zum Wert von 50 Euro... Ein zerrissener Schein müsse, so sagte man mir in einm Geschäft, in die Landesnotenbank, um ausgetauscht zu werden. Er ist in seiner Zerrissenheit nicht mehr 50 Euro wert. Jedenfalls wurde die geklebte Banknote nicht angenommen. Dass ich sie selbst schon so bekommen hatte, interessierte nicht. Was sagt ein Wert von 50 Euro? Letztlich ist es Papier. Gut, in einem sehr teuren Druckvorgang hergestelltes Papier. Aber es bleibt Papier. Und dass es irgendeinen Wert hat, geschah nur auf Basis der Übereinkunft eines Systems. Davor waren es die Muscheln usw. beim Tauschen. Das bedruckte Papier an sich ist, was es ist. Eintauschen für 50. Ich brauche es zum Einkaufen. Solange ich mich mit Geld (dem Haben Haben Haben) nicht identifiziere, krallt das Ego sich auch nicht dran fest. Wir geben Dingen/Verhalten etc. Wert. Bedeutung. Raum. Hier sind wir wieder gefragt: als denkende, beobachtende Menschen.

Du hast, um zum Ende zu kommen, meine Reaktion im anderen Thread sinngemäß als mangelnde Wertschätzung meinerseits benannt. (Rein beschreibende Sachaussage, keine Du-Botschaft.) Das las sich für mich erneut so, als sei das eine allgemeingültige Aussage über mein Verhalten. Du hast nicht geschrieben, dass Du es so wahrgenommen hast. Dass meine Worte dort bei Dir so ankamen. Das war der Punkt, wo ich die Lust verlor. Du kannst mir alles, wirklich alles über Deine Wahrnehmungen schreiben, aber Aussagen über (Deine Interpretationen etc. zum) Verhalten von mir sind für mich... keine gleiche Augenhöhe.

Angenommen Du hättest mir etwas geschrieben wie: Deine Worte an xy habe ich als wenig wertschätzend, ja harsch erlebt (wahrgenommen/empfunden). Dann hätte ich Dir ohne jedes merkwürdige Gefühl der Unbalance geantwortet. Die Antwort bleibt inhaltlich dieselbe, die ich jetzt gebe. Nur beim einen Mal mache ich es mit einem Gefühl des Einklangs egal, wie unterschiedlich die Stand- und Fühlpunkte sein mögen, beim anderen Mal aus einem Gefühl der Überwindung. Meine Antwort ist: Eine klare Grenze zu ziehen, ist für mich (und meine Seele) wichtig, wenn ich etwas als übergriffig oder destruktiv erlebe. Ein anderer, der dasselbe liest, kann dabei ganz anders oder gar nichts fühlen. Darum geht es (mir) jedoch nicht. Ich habe bewusst entschieden, in dem Falle Laut zu geben. Keines meiner Worte war beleidigend. Oder herabwürdigend. Es war ein klares Stopp. Dass Du es anders erlebt hast - nochmal - ist davon unabhängig. Dass Du weiter gemacht hättest oder die Einwürfe ignoriert... okay. Mir ging es eben anders. Ein Stopp ist, so wie ich es verstehe, nicht immer automatisch vom Ego. Denn ich habe es bewusst entschieden. Nicht aus einem Impuls ohne Nachdenken.

Aktuell höre ich gerade Wut ist ein Geschenk von Arun Gandhi, dem Enkel von Mahatma Gandhi, das ich schon einmal gelesen hatte. Das Hörbuch dauert 300 Minuten. Es ist tiefgründig in meinen Augen und auch leicht, an manchen Stellen humorvoll. Ein anderes Buch von ihm über Leben und Werk seines Großvaters heißt Sanftmut kann die Welt erschüttern. In beiden geht es darum, klar Stellung zu beziehen und so auch selbst Wandel-Prozesse in Gang zu setzen - in sich und außerhalb. Das haben Gandhi und ANE gemeinsam. Wenn das Ego die Wut nicht kidnapped, kann aus der Wut-Energie viel konstruktiver Wandel angestoßen werden.

Ich trage eine selbstgemachten Armkette: dort steht das Wort selfcompassion zwischen den Worten mild und wild. Und genau darum geht es für mich gerade auf meinem Weg. Immer wieder daran erinnert zu werden: Du kannst jederzeit neu entscheiden und Dich positionieren zwischen den Polen: mild oder wild (natürlich im gesunden Maße gemeint). Kristin Neff hat mich mit ihrem Fierce Selfcompassion wieder daran erinnert. Es war für mich sehr hilfreich.

Dies noch zu gestern. Ab jetzt schaue ich wieder nach vorne hier im Faden. Auch was das Lesen betrifft, so es etwas zu lesen gibt.

Einen guten Start ins...
...jetzt

25.04.2022 08:48 • x 1 #24


hereingeschneit
Zitat von Maha:
Das las sich für mich erneut so, als sei das eine allgemeingültige Aussage über mein Verhalten. Du hast nicht geschrieben, dass Du es so wahrgenommen hast. Dass meine Worte dort bei Dir so ankamen.

Kannst du mir eigentlich den Unterschied erklären?
Was ist der Unterschied zwischen einer allgemeingültigen Aussage von mir und meiner Wahrnehmung? Immer in Bezug auf mich.

25.04.2022 10:47 • #25


M
Guten Morgen

ich habe mit heute als Tag ausgesucht, an dem ich Deinen letzten Post lese @hereingeschneit und Teil 3 zusammenfasse, wenn mir danach ist, also aus Freude am Tun und nicht aus einer Haltung des mir so vertrauten Was du anfängst, musst du durchziehen!. Soeben habe ich gesehen, dass Du mir eine Frage gestellt hast, auf die ich nach Teil 3 eingehe. Mir war wichtig, erst einmal für mich selbst einen Abstand zu finden, aus dem heraus ich dann wieder frisch starte.

Teil 3

Eines der Hauptmerkmale des Ego - sowohl auf den Einzelnen als auch unser Kollektiv als Menschheit bezogen - ist das Leiden. Durch Identifikation mit den automatisierten Gedankenprozessen und durch unser anschließendes Verhalten auf deren Basis, entsteht Leiden. Lokal. Global. Ein Blick auf die aktuelle Weltsituation macht es deutlich. Krieg. Hunger. Ungleiche Ressourcenverteilung. Rassissmus usw. All das sind Auswüchse einer ausgelebten, vermeintlichen Trennung, die es so eigentlich nicht gibt. Menschen sind in ihrem Menschschein niemals wirklich getrennt. Alle Menschen sind im Kern gleich. Und alle Menschen, egal welcher Religion sie (oder nicht) angehören mögen, sind Teil der Quelle (des Formlosen, des Zeitlosen = des Lebendigseins). Wir Menschen - die Form sind und zugleich aus der (Energie)Quelle des Lebens gespeist werden - sind äußerlich vergänglich. Wir altern. Wir verlassen irgendwann die Form-Hülle unseres Körpers. Wenn wir aufgebahrt werden, ist unsere Essenz gegangen. Nur die Form bleibt zurück.

ET hat einmal in einem späteren Webcast, der noch kommt, sinngemäß gesagt: Es gibt kein Gegenteil von Leben(digsein). Tod/Sterben ist das Gegenteil von Geburt. Das hat mich all die Jahre begleitet. Die Form vergeht, die Essenz der Menschen oder Tiere, die ihre sterblichen Hüllne verlassen hat, ist zeitlos. Das finde ich sehr tröstlich. Und es erklärt mir auch, warum mir meine Großeltern so nah sind. Ich spüre sie ganz nah. bei mir/in mir - als Teil ihrer DNA, klar, aber eben auch in einem spirituellen Sinn des Zwar-rnicht-Greifbaren, doch trotzdem weiterhin Seienden.

Wer bin ich? Diese Frage führt automatisch in die Tiefe, wenn wir unsere Gedanken- und Selbst-Konzepte von Berufen, Rollen, Nationalitäten, Reichtum oder Armut, Aussehen, Intelligenz, Berühmtheit etc. hinter uns lassen. Wenn ich nicht mein Beruf usw. bin, wer bin ich denn dann? Diese Fragen stellen Menschen sich und anderen. Tiefer als sämtliche Äußerlichkeiten, die uns durch unser Ego zu definieren scheinen, sind wir das formlose Bewusstsein hinter dieser Frage. Die unsichtbare Quelle aller lebendigen Formen, die sich weder definieren noch sehen lässt.

Oprah fragt in Folge 3, warum es überhaupt ein Ego gebe. Es müsse doch irgendeine Funktion haben. Die Antwort darauf: Dem Ego liegt die Fähigkeit des Denkens zu Grunde. Der Mensch bildete diese Fähigkeit im Laufe der Evolution aus. Denken ermöglicht das Entscheiden zwischen Polaritäten. Es ist für sich genommen ein sehr hilfreiches Werkzeug. Wie eine Axt. Oder ein Messer. Die Frage ist eben auch beim Denken, wie (bewusst) wir es einsetzen und was wir damit machen. Welchen Zwecken es dient. Zu Beginn der Menschheit und der Evolution gab es ja noch eine vollkommen andere Vernetztheit/Verbindung mit der Natur und entlang ihrer Gesetzmäßigkeiten. Heute sind wir so fern ab von der Natur, haben diese (vermeintlich) in Besitz genommen. Doch all diese Entwicklungen tragen die Saat des Ego in sich: Das immer Mehr Mehr Mehr. Das Entkoppeltsein von Mit-Menschen in armen und ärmsten Teilen der Welt. Die Plünderung und Zerstörung des Planeten. All das ist ja keine vollkommen bewusste Entscheidung. Es geschieht und konnte geschehen, weil das Ego wie ein vermeintlich eigenständiges Wesen, die Macht an sich gerissen hat. So wirkt es. Aber das Ego ist eben kein Wesen. Es lebt nur im Kopf. Leider auch von Staatsoberhäuptern, Industrienationen etc. ET sieht das Ego auch als Katalysator für einen bewussten Wandel. Denn wenn das Ego uns vom wahren Sein trennt, von der Quelle fernhält, dann zeigt es uns auch den Weg dorthin, wenn wir es erkennen (lernen).

Nochmals: Ego ist die Identifikation mit den Gedankenstereotypen in unserem Kopf. Sobald wir diese Gedankenströme erkennen - also in den Spalt des Bewusstseins/achtsamen Wahrnehmens kommen, sind wir nicht mehr voll identifiziert. Das ist der Raum, in dem bewusste Entscheidungen aus einem kraftvollen Antrieb stattfinden können.

Ein größerer Teil der Folge 3 widmet sich dem Jammern und Klagen (des Ego) der Menschen. Mit Jammern und Klagen ist das unaufhörliche Kreisen um Zustände, die uns nicht passen, gemeint. Jammern und Klagen = Feindlich sein im und mit dem gegenwärtigen Moment. Denn das Jammern und Klagen führt in der Mehrzahl der Fälle zu keiner Änderung/Transformation der Situation. Es geschieht um des Jammern und Klagens willen. Mit jeder Klage füttern wir - auch kollektiv - das Feld der Negativität oder Destruktivität. Jammern und Klagen, Abwerten und Verurteilen - all dies geschieht sinnfrei.

ET nennt ein Beispiel: Ein Gast bekommt eine nur noch lauwarme Suppe serviert. Er kann dies in der Sache ruhig und freundlich vorbringen mit dem Ziel einer bewussten Änderung seiner aktuellen Situation. Bitte bringen Sie mir eine heiße Suppe, diese hier ist nur noch lauwarm. Ohne Ego. Die Ego-Version wäre. das Personal anzupflaumen, die lauwarme Suppe als Affront gegen sich selbst zu werten und/oder wutentbrannt das Lokal zu verlassen oder das Personal in einen handfesten Streit zu ziehen, in dem vielleicht sogar Schimpfnamen fallen oder oder. Nur die erste Variante ist die, die eine friedliche Lösung anbahnt und umsetzt. Erkennen und Akzeptanz des Ist-Zustands: lauwarme Speise. Dann Aktion aus einem Energiefeld der Ruhe und des Einklangs mit dem aktuellen, gegenwärtigen Moment.

Das Ego braucht Unglücklichsein, Schmerzen und Leiden. Es braucht das Festklammern an der Vergangemheit, die permanente Sorge um die so genannte Zukunft - da immer j e t z t ist, gibt es die ja eigentlich nicht - die Angst um das Hab und Gut, das immer mehr mehr mehr werden soll und doch niemals einen Zustand von echter tiefer Zufriedenheit erschafft.

Und noch zum Thema Sorgen machen: Sorgen machen ist immer eine Steigerung des Leidens, ohne eine Veränderung zu bewirken. Egal, ob es um uns selbst oder andere geht. Sorgen machen ist nicht nur sinnfrei, es stärkt den eigenen und kollektiven Schmerzkörper. Eine persönliche Anmerkung von mir zu den Ich-mache-mir-Sorgen-über-Symptom xy-Threads hier im Forum. Wenn ich manchmal nur die Überschriften sehe, kann ich den Schmerz der Schreibenden dort förmlich spüren und hören. Ich bin bisher nur zweimal in solch einen Thread gegangen, und das nur, um den Menschen zu signalisieren, dass sie in ihrem Leiden gesehen werden. Einsteigen will ich persönlich nicht. Weder bei meinen eigenen Körperthemen noch bei anderen. Weil es in meiner Wahrnehmung das Leiden vergrößert, wenn wir uns unaufhörlich darum drehen und uns darauf fokussieren. Vielleicht ist das in der persönlichen Geschichte des Leidenden ein wichtiger Schritt. Das vermag ja niemand zu beurteilen. Oder der Sekundärnutzen aus Leidenszuständen ist so wichtig in dem Moment, dass es - wie eine Art Sucht - wirkt. Auch das kann letztlich nur der Leidende selbst für sich erkennen und verändern. Sekundärnutzen wäre beispielsweise Aufmerksamkeit oder Ins-Gespräch-kommen. (Sachlich-faktisch gemeint.)

Will ich Frieden oder Drama? eine Form der Selbstbefragung, wenn das Ego schon in seinem Tun erkannt wurde. Das bedeutet nicht, dass es verschwindet. Aber es kann erkannt und immer wieder neu gebannt werden.

Morgen Teil 4 des Webcasts als Links - für alle, die es interessiert: Jetzt oder zu einem anderen Jetzt-Zeitpunkt

ein schönes Frühlings- Wochenende

30.04.2022 10:00 • x 1 #26


M
Zitat von hereingeschneit:
Kannst du mir eigentlich den Unterschied erklären? Was ist der Unterschied zwischen einer allgemeingültigen Aussage von mir und meiner Wahrnehmung? Immer in Bezug auf mich.


So, wie ich das sehe, liegt der Unterschied tatsächlich: im Sprachlichen.

Ich könnte Dir jetzt auf die obige Frage antworten (rein als hypothetisches Beispiel):

Meine bisherigen Infos dazu hast Du dann nicht verstanden.
Oder als (vermeintliche) Frage (mit Subtext):
Hast Du meine bisherigen Rückmeldungen zum Thema nicht verstanden?

Beides sehr (ego)tendenziös. Beides Du-Botschaften. Weil Du etwas nachfragst, mache ich Dich und Dein Verstehen zum Thema statt einer inhaltlichen Antwort. Das nennt sich Metakommunikationsebene: Kommunizieren über die Kommunikation statt über Inhalte selbst. Passiert sehr oft - in Foren, im 3-D-Leben.

Hören viele von uns ja oft auch im Alltag: Da haben Sie mich falsch verstanden. Das ist eine Du-Botschaft. Der Sprechende sagt, der andere habe ihn nicht oder falsch verstanden. Eine Aussage, die als allgemeingültig rüberkommt. Das weiß der Sprechende ja nicht, wie und ob der Hörende (Lesende) ihn verstanden hat. Und inwieweit er mit bewussten und unbewussten Signalen dazu beigetragen hat.

Als Ich-Botschaft wäre derselbe Sachverhalt:
Da habe ich mich bisher vielleicht missverständlich (unklar) ausgedrückt.
Und dann kann der Sprechende einen neuen Anlauf nehmen, um sich im Thema verständlich(er) zu machen. Also auch, weil er schon gerne so verstanden werden mag, wie er es gemeint hat.

Es ist beim Empfänger ein großer Unterschied, ob der Sprechende etwas über sich selbst (seine Wahrnehmung) mitteilt oder eben über den Empfänger.

Was regst du dich so auf. (Allgemeingültig klingende Aussage über den anderen)
Du bist schlecht drauf.

--- Beides Du-Botschaften. Meistens provozieren sie impulsartige Antworten wie Ich reg mich nicht auf! oder Ich bin überhaupt nicht schlecht drauf! Defensiv. Und spätestens dann sauer und/oder schlecht gelaunt.

Ich erlebe dich gerade als sehr aufgeregt. Ist alles okay mit dir? (eigene Wahrnehmung als Ich-Botschaft verpackt)
Ich habe den Eindruck, dass etwas mit dir ist? Stimmt der? (eigene Wahrnehmung/Eindruck als Ich-Botschaft verpackt)

Im Teil 3 ging es auch um Streit oder verbale Auseinandersetzungen und das recht haben. Ebenfalls typisch Ego. Der Sprechende ist mit seiner Meinung voll identifiziert und lässt eine andere nicht gelten. Ja, will sich nicht einmal auf die Gedankenprozesse der anderen Seite einlassen. Dazu kann auch das reflexartige Abwerten des Lebens im gegenwärtigen Moment als Sekten-Gedankengut gezählt werden. Abwehren von etwas, das ich nicht einmal kenne, ist eine Strategie des Ego. Ich finde es als Beispiel so stark in der Aussagekraft.

Der Sektenvorwurf ist ebenfalls eine als (vermeintlich) allgemeingültig verpackte Aussage in Du-Botschaftsform.
Als Ich-Botschaft wäre dasselbe Statement: Mir persönlich wird immer ganz anders, wenn ich den Namen Tolle höre. In meiner Wahrnehmung ist er Anführer einer Sekte.

Siehst Du da auch einen Unterschied @hereingeschneit ?

Ich sehe es für mich so: Am Anfang war das Wort. Worte sind in meinen Augen sehr, sehr wichtig im Miteinander. Es geht für mich dabei um die Kraft/Energie der Sprache und Art, sich auszudrücken. Nicht um politische Korrektheit oder eine Diktatur des Sprechens. Das wäre wieder die 100%ge Identifikation mit dem Gedankenkonzept einer friedllichen Kommunikation. Hatte ja bereits geschrieben, dass ich schon Verfechter der gewaltlosen Kommunikation erlebt habe, die krass auf dem Kriegspfad waren und das allen hingeballert haben, die ver*dammt noch mal nicht fähig waren gewaltfrei zu kommunizieren. Ein richtig schönes Paradoxon zum Lachen eigentlich (rechts im Bild der Anhänger gewaltloser Kommunikation )

Mir geht und ging es darum, dass Du-Botschaften bei mir anders (destruktiv) wirken und mich anders beeinflussen, als wenn das Gegenüber etwas über sich sagt/mitteilt. Du schreibst und sprichst weiter, wie Du es für richtig hältst.
Und ich verhalte mich dann - im besten Falle weitgehend egofrei - immer wieder neu im Augenblick dazu. Im Falle eines weniger aktiven Egos bleibe ich weiter im freundlichen Kontakt und gehe auf manches vielleicht nicht mehr ein. Im Falle eines sehr aktivierten Egos wähle ich den Weg, den Dialog zu beenden. Letzteres wäre natürlich die Variante, die mir am wenigsten gefällt. Und ich lasse es einfach auf mich zu kommen, wie dieser Thread weiter geht.



(der in der Mitte ist das Bewusstsein, das die inneren Kräfte beobachtet/wahrnimmt und im Idealfall ausbalanciert... dann wäre Schluss mit dem Gezappel und Drama auf der Wippe ^^)

Liebe Grüße und nochmals schönes Wochenende

30.04.2022 10:06 • x 1 #27


hereingeschneit
Zitat von Maha:
Siehst Du da auch einen Unterschied ?

Nur im Bezug auf mich selbst, nicht im Bezug auf den anderen. Deshalb muss ich an mir arbeiten, weil die anderen sind wie sie sind und ich sie nicht verändern möchte. Aber in gewisser Weise hast du das schon selbst erkannt.


Zitat von Maha:
Du schreibst und sprichst weiter, wie Du es für richtig hältst.
Und ich verhalte mich dann - im besten Falle weitgehend egofrei - immer wieder neu im Augenblick dazu.




Zitat von Maha:
Was regst du dich so auf. (Allgemeingültig klingende Aussage über den anderen)
Du bist schlecht drauf.


Zitat von Maha:
Ich erlebe dich gerade als sehr aufgeregt.

Beides sind Aussagen darüber, wie mich das Gegenüber in dem Moment wahr nimmt. Ich werde als aufgeregt wahrgenommen. Alles andere ist die Verpackung der Wahrnehmung und das liegt daran, wie der andere selbst auf diese Wahrnehmung reagiert.

Stört es ihn, verändert es sein eigenes Energiefeld (wahrscheinlich negativ) oder kann er darauf verständnisvoll eingehen und ist tatsächlich interessiert, was los ist?

Die allgemeingültige Aussage kann bei uns oft als Vorwurf ankommen. So in der Art: Meine Güte, reg dich doch nicht so auf, du stellst dich aber wieder an.....
Aber das ist nur eine Interpretation von uns, vor allem wenn wir nur schriftlich uns unterhalten, weil dann der Tonfall wegfällt.

Den Satz: Warum regst du dich so auf, kann man in vielen verschiedenen Varianten betonen und schon bekommt er jedes Mal eine andere Bedeutung, weil dann die empfundene Energie des anderen mit einfließt. Man kann den Satz nämlich durchaus auch so sagen, dass er so rüber kommt:

Zitat von Maha:
Ich erlebe dich gerade als sehr aufgeregt. Ist alles okay mit dir?

Welchen Tonfall man selbst in den Satz hineinlegt, das liegt wahrscheinlich an den eigenen Erfahrungen.
Letztendlich sind das aber alles Begleiterscheinungen und hat nichts mit der eigentlichen Wahrnehmung zu tun, dass ich als aufgeregt wahrgenommen werde.

Daher reagiert man vielleicht nicht so sehr auf den eigentlichen Inhalt der Aussage - aufgeregt sein - sondern eher auf die Begleiterscheinung, was diese Wahrnehmung bei dem anderen auslöst.
Fühlt er sich dadurch selbst gestört (Ablehnung) oder kann er damit gut umgehen (Annehmen).
Und auf das reagiert man dann wieder selbst. Ablehnung auf die Ablehnung, Zuwendung auf das annehmen.

30.04.2022 11:19 • #28


hereingeschneit
Mein Ego hatte heute auf irgendeine Reaktion von dir gewartet, denn wenn du mich mit einer Frage und meinem Namen anschreibst, gehe ich davon aus, dass du doch nochmal ins Gespräch mit mir kommen wolltest.
Kann natürlich sein, dass du keine Zeit oder Lust hattest und das ist dein gutes Recht, denn du hast mir gegenüber ja auch keine Verpflichtung, aber, da mein Ego jetzt enttäuscht ist und die Gespräche insgesamt mit dir teilweise als anstrengend empfunden hat - da ich eben auch noch ein Ego habe - möchte ich dich jetzt bitten mich nicht mehr zu zitieren oder mich mit @ anzuschreiben.

Lassen wir das alles einfach jetzt so stehen und du konzentrierst dich einfach wieder auf das, was du eigentlich wolltest. Auf deinen Webcast und dessen Inhalt. Wenn du es weiterhin mit uns teilst, dann freue ich mich, weil ich es interessant finde, wenn nicht, dann nicht, aber beteiligen möchte ich mich nicht mehr, nur noch lesen.

30.04.2022 23:56 • x 1 #29


M
Webcast 4
Im vierten Teil geht es um Rollen, die wir in unserem Leben spielen und über die wir uns definieren - und wie das Ego in diesen Rollen-Spielen uns abhalten kann, unser wahres Sein kennenzulernen.

http:// flv.oprah.com/podcast/ane/week4/webcast-vidPodLOW-3_25_2008.m4v

und das englische Transkript
http:// images.oprah.com/images/obc_classic/book/2008/anewearth/ane_chapter4_transcript.pdf

01.05.2022 06:56 • #30


M
Das letzte Post vor dem gerade geposteten Link zum 4. Teil habe ich soeben gelesen. Selbstverständlich entfallen ab sofort direkte Ansprachen wie gewünscht. Das Post davor habe und hatte ich noch nicht gelesen. Da die Kommunikation mit mir das Label anstrengend verliehen bekam, erspare ich es mir auch (vorerst).

Schreiben dauert bei mir - wie Lesen - sehr lange, Gestern habe ich mehrere Stunden an beiden Posts gesessen. Einfach als Fakt. Ohne Vorwurf. Würde ich es wieder genauso machen? Ja. Und auch für Webcast 4 gilt, dass ich mir wie letztes Mal offen halte, den deutschen Transfer - durch meine persönliche Brille und die selektiven Mitschriften - hier zu machen oder nur weiter sonntags die Links zu posten.

Einen schönen Frühlingssonntag

01.05.2022 07:06 • x 1 #31


M
Gestern hatte ich darum gebeten, den Thread umzubenennen. Danke an den Admin für die wieder pfeilschnelle Umsetzung

ET nenne ich Eckhart Tolle seit 2012, weil er ja auch in gewisser Weise nach Hause telefoniert.

Ich habe überlegt, wie ich jetzt von hier aus weitergehe... Greife ich noch etwas aus der Vergangenheit dieses Threads auf? Lasse ich es? Zeige ich (noch) etwas (mehr) von meinem Ego - welche Gedanken es mir so zuflüstert oder auch zischt? Das sind natürlich einige. Und nicht sehr freundliche, klar Der Unterschied ist, dass ich sein Gelaber ja inzwischen (er)kenne. Und wenn ich das jetzt hier ausbreite, bekommt es noch mehr Aufmerksamkeit. Will ich das? Nö

Oder, wie es im Webcast Teil 3 an einer Stelle hieß: Willst du Frieden oder Drama? Ich ziehe Frieden vor. Was ja trotzdem auch gegenteilige Meinungen oder Auseinandersetzungen einschließt. Frieden bedeutet ja nicht Gleichschaltung.

Kleiner Blick zurück:
Das Wort anstrengend, mit dem die Kommunikation mit mir - gekennzeichnet - vom Ego eines Forumsmitglieds bewertet wurde, hat mich auf einer Skala von 1 bis 10 auf 3/10 aktiviert. Das ist für meine Verhältnisse wenig, angesichts des für mich schon starken, negativ besetzten Wortes anstrengend. Ich habe mich gefragt, was die niedrige Schwelle erklärt. Und dann habe ich es verstanden: Die Tatsache, dass diese Aussage als Ich-Botschaft des Ego ausgewiesen war... Das finde und fand ich beeindruckend. Und es hat mir gezeigt, dass ich für meinen Teil sehr viel mehr aus Botschaften mitnehme(n kann), wenn sie als Ich-Botschaften gesendet sind (oder als Ich-Botschaften des Ego).

Es hat mich auch an ein (Beziehungs-/Kommunikations)Modell erinnert, das ich vor Jahren einmal gefunden hatte: die goldene Acht. Dieses Modell finde und fand ich so hilfreich, dass ich es heute kurz vorstelle. Ich hatte es in der Klinik vor Jahren aus Ton nachempfunden und seither aufbewahrt. Auf dem Foto ist das Menschsein beider mit einem goldenen Herz symbolisiert.

Wenn wir auf Augenhöhe und im gegenseitigen Respekt miteinander kommunizieren, sind beide Menschen in einem gleichgroßen Teil der Acht. Es gibt durch den Verbindungspunkt zwischen beiden Kreisen: die Connection. Trotzdem sind sie auch geschützt bei aller Verbundenheit. Sie haben ihren Raum. Beide. Sie haben ihre Seinsberechtigung. Beide. Ihre Wahrnehmungen, die sehr, sehr unterschiedlich sein können. Solange sie im friedlichen Austausch sind, halten das auch beide aus. Einig, uneinig zu sein. Trotzdem wird niemand angegriffen oder runtergemacht wegen seiner Haltung. Und die Verbindung bleibt bestehen bei aller Unterschiedlichkeit. Der Fokus liegt auf dem Verbindungspunkt. Das ist der Bezugspunkt. Das Thema, über das beide sprechen. Nicht die Person mit ihren Schwächen wird zum Thema. Thema bleibt das Thema. Und beide verhalten sich dazu.

Der Unterschied dazu ist, dass eine Person die andere in ihren Kreis zieht oder eine Person freiwillig in den Kreis des anderen tritt, also sich selbst verlässt und nur in Relation zum anderen ist/handelt/spricht. In toxischen Beziehungen - beispielsweise mit Narzissten (oder bei Helfer-Syndrom) - ist dies sehr ausgeprägt. Der Komplementär-Narzisst (Helfer/Retter) ist Verlängerung des Narzissten und existiert nur in dessen Feld. Er hat keinen eigenen Raum. Er hat nur die Aufgabe, dem Narzissten zu Diensten zu sein. Will er oder sie das nicht (mehr), wird er/sie angegriffen.

Sehr einfaches Alltags-Beispiel:
Person A hat sich schön angezogen. Person B sagt sofort: Wieso hast du dich so aufgebrezelt?! Da kann ich ja gar nicht mithalten mit meinem Look! Person A wird gar nicht wirklich gesehen. Sie dient lediglich als Bezugspunkt für B (dessen Ego).

Das ist auch das bis zur Erschöpfung Ermüdende in solchen unbalancierten Beziehungen. Dieses Sich-Verausgaben-und-trotzdem-nie-genügen können. Weil man selbst keinen eigenen Raum hat/sich nimmt.

Ein Ego-freier Mensch braucht natürlich keine Modelle, um neues zu trainieren. Nur, wer ist das schon auf unserer Welt

03.05.2022 09:21 • x 2 #32


hereingeschneit
Ich habe das Bedürfnis ein paar meiner Gedanken der Allgemeinheit zu Verfügung zu stellen.

Mir gefällt das Modell der Acht sehr gut und ich habe es in meinen Gedanken weitergesponnen. Wenn das Gegenüber in meinen Teil der Acht eintritt, dann habe ich die Möglichkeit meinen Teil der Acht zu verlassen und in den anderen rüber zu gehen. Der ist leer und bietet mir somit wieder meinen möglichen Freiraum. Nur wenn ich der Meinung bin, dass mir genau diese Hälfte der Acht gehört, dann hab ich keinen Freiraum mehr.

Wie sagt man so schön? Zum Ausnutzen, Erpressen.... gehören immer zwei. Einer, der es tut und einer, der es mit sich machen lässt. Man lässt es mit sich machen, weil man auf seine Hälfte der Acht besteht. Das ist mein Raum und da hast du nichts verloren. Das ist für mich das Ego. Ohne Ego darf der andere in der Hälfte sein, wo er möchte und ich entscheide, ob ich in der gleichen Hälfte sein möchte oder eben in die andere gehe.

Sätze wie: Du bist zu nichts nutze oder du bist für alles zu blöd..... das sind abwertende Aussagen. Das sind Aussagen, die jemand braucht um andere klein zu halten, damit er sich selbst nicht so klein fühlt, wie er sich eigentlich fühlt. Denn wenn er sich nicht klein fühlen würde, dann bräuchte er andere nicht klein machen.
Da es Du-Botschaften sind, und somit vom eigentlichen Ich fühle mich klein ablenken möchten, sind diese Botschaften sehr schmerzhaft. Das ist auch verständlich, weil ein anderer eine negative Wertung über einen abgibt. Wer will schon negativ bewertet werden?

Ich vermute jetzt einfach mal, dass diese Menschen die anderen so schlecht bewerten, obwohl sie die anderen Menschen gar nicht wirklich sehen. Sie haben Angst das Positive in anderen zu entdecken, weil sie sich dann selbst minderwertig vorkommen und somit schauen sie erst gar nicht hin.

Andere sehen hin, sehen das Positive, aber haben ebenfalls damit ein Problem, dadurch selbst in den Hintergrund zu kommen, selbst nicht mehr gesehen zu werden. Sie bringen das auch zum Ausdruck und auch das kommt oft beim Gegenüber an als ob er nicht gesehen wird, weil man ihn nicht zum Mittelpunkt macht. Das Ego verhindert die wahre Aussage zu erkennen.
Wieso hast du dich so aufgebrezelt?! Da kann ich ja gar nicht mithalten mit meinem Look!

Was steht denn da übersetzt? Oh wow, du siehst aber toll aus. Du ziehst bestimmt alle Blicke auf dich, so wunderschön. Ich bin neidisch und habe Angst, dass ich deswegen übersehen werde. Ich werde nur in deinem Schatten stehen und keiner wird mich beachten.

Er hat also sehr wohl erkannt (wahr genommen), dass die Person sich Mühe gegeben hat mit ihrem Aussehen, nur er kommt damit nicht zurecht, weil er Angst hat, wie er im Bezug dazu, selbst wirkt. Und weil er diese Angst hat, kann er sich nicht mit der anderen freuen oder es wertschätzend äußern.

Es ist sein Ego, dass er auch im Mittelpunkt und nicht im Hintergrund stehen möchte und es ist ihr Ego, dass sie es nicht erkennt, weil sie unbedingt auf ein Lob wartet. Wenn sie dies nämlich erkennen würde und dahingehend z. B. sagen würde: Ich habe mich doch nur so hübsch gemacht, damit ich mit dir mithalten kann, damit du dich wegen mir nicht schämen musst, dann würde bestimmt eine andere Stimmung herrschen, als wenn sie enttäuscht ist, weil sie nicht so beachtet wird, wie sie erhofft hatte.

06.05.2022 10:25 • x 1 #33


hereingeschneit
Man kann das Modell mit der Acht noch mal ganz anders interpretieren, sich vorstellen.

Man kann seinen eigenen Kreis nicht verlassen, man kann nur selbst bestimmen, an welcher Stelle man sein möchte. Der Kreis ist das eigene Ego. Wenn beide am Schnittpunkt stehen entsteht ein Energieaustausch. Dieser kann im positiven oder im negativen Sinne sein und man kann entscheiden, ob man im Schnittpunkt bleibt (vielleicht aus Angst, weil man seinen eigenen Kreis gar nicht erkunden möchte?) oder ob man den Schnittpunkt wieder verlässt. Das kann man tun um einfach eine Pause zu machen und dann später im Schnittpunkt wieder die gleiche Erfahrung machen oder aber den Schnittpunkt ganz zu meiden um andere Punkte von seinem Kreis zu entdecken. Man kann aber auch versuchen sein Ego zu verändern und anders in den Schnittpunkt zu treten, damit ein anderer Energieaustausch stattfindet und es sich wandeln kann. Das ist das, was ich in letzter Zeit oft in allen möglichen Varianten versucht habe (in meinem Leben).
Wenn man irgendwann die Beschränkung seines eigenen Kreises (seines Egos) leid ist, dann springt man auf das Herz in der Mitte und betrachtet alles von dort. Erst nur den eigenen Kreis und dann auch den/die anderen und dann entscheidet man wieder, ob, wann, wo und wie lange man sich wieder im Kreis aufhalten möchte.
Man geht wieder in/auf seinen Kreis, weil auf dem Herz gibt es kein Ich und ohne ich ist es schwer in einer Illusion zu leben, somit brauchen wir das Ego um hier jemand oder etwas zu sein.
Jetzt möchte ich versuchen mal ab und zu die Herzposition einzunehmen um festzustellen, wie sich das auf mein Ego auswirkt.

So in der Richtung. Diese Variante gefällt mir sogar noch besser, als meine andere. Sie gefällt mir sogar richtig gut.

06.05.2022 16:31 • x 1 #34


M
+

06.05.2022 16:39 • x 1 #35


M
STeil 4
Das Ego und die Rollenspiele

Zu Beginn berichtet Oprah über die bisherigen Reaktionen der Webcast-Teilnehmer*innen auf der ganzen Welt. Da taucht immer wieder als ein Kernthema die Frage auf, wie diese mit den Menschen umgehen sollen, die sich (noch) nicht auf den Weg gemacht haben oder es gar nicht wollen. Menschen aus dem nahen Umfeld, die nicht auf dem Weg des Erwachens sind oder gehen wollen. Die klare Antwort darauf: Der Shift (hm... Veränderung im Deutschen ist mir fast zu wenig)... vielleicht der Ruck, mit dem die Transformation beginnt... kann nur in uns selbst, in unserem Inneren stattfinden. Wir können andere nicht dazu bringen, weil es nur funktoniert, wenn wir selbst es (vor)leben, nicht jedoch denselben Wandel von anderen einfordern.

Es gilt, sich immer wieder daran zu erinnern, dass wir uns auf das Verhalten eines Menschen beziehen, nicht die Person selbst, die im Kern ebenso wie wir unantastbar ist (als Repräsentant*in des Lebens/Gottes oder wie es jeder für sich nennen mag).

Nun ist es schade, dass wir im Deutschen das Wort Mensch haben, mit dem sich nicht so gut das Spannungsfeld zeigen lässt wie mit dem englischen human being. Human Menschlich Being Sein. Mensch = menschliches Sein. Menschlich ist alles, was der Form Mensch so geschieht im Leben. Sie altert und vergeht. Sie bekommt in vielen Fällen Nachwuchs und wird Vater/Mutter etc. Partner. Übt einen Beruf aus. All das sind Rollen, die zum Menschsein gehören (können). Das Sein im Wort human being deutet wieder auf die Quelle allen Lebendigseins. Das ist wieder das Formlose, Unendlichwährende...

Im Original heißt es: Human alone is never enough, no matter how hard you try and what you achieve... Der menschliche Aspekt bleibt zu sehr an der Oberfläche. Egal, wie sehr wir uns engagieren und gleichgültig, was wir an Irdischem (Besitz, Titeln etc.) erwerben, in die Tiefe - in die Ebenen von wahrer Freude, Leidenschaft, Sinnhaftigkeit - kommen wir nur über das Sein. Als Menschen meinen wir, dass ein hohes Energieniveau, wie viele von uns es haben, ein Zeichen von Kraft und Power ist. Doch diese Energien sind oft sehr stresshaltig und auf längere Sicht eher kräftezehrend. Wir verbrennen eher (Burnout) statt dauerhaft und von innen heraus zu leuchten.

Eine Übung, um mit stressigen Situationen und Herausforderungen umzugehen, ist: Stell dir vor, du wärst durchlässig. Vollkommen transparent. Die Quelle des Stresses - beispielsweise Presslufthammer-Lärm - geht durch dich hindurch. Dein konditionierter Verstand bekommt gar nicht erst die Gelegenheit, sich den Lärm zu krallen und daraus ein Riesenfass aufzumachen, dass er nicht sein darf, dass es dies ist und jenes jada jada bla bla. Tolle vergleicht uns Menschen auch mit einem See. An der Oberfläche des Sees spielen sich alle Dinge des Lebensalltags ab. Doch ganz in der Tiefe bleibt der See vollkommen unberührt und unbeeindruckt von allem, was sich oben abspielt... Mit Training können auch wir lernen, uns von den Herausforderungen/Störungen/Irritationen nicht so hinwegfegen zu lassen, sondern an unsere Ruhe im innersten Kern zu denken und uns mit ihr verbinden lernen. Das braucht natürlich Zeit.

Ein Anrufer aus Russland schildert, dass die Meditationspraxis bei ihm sehr gut klappt, wenn er zu Hause ist. Doch sobald er seinen Fuß ins Büro setzt, geht der Stress los und er schafft es nicht, dem etwas entgegenzusetzen. Darauf rät ET ihm, beispielsweise eine Pflanze ins Büro zu stellen und täglich mehrmals immer wieder für kurze Momente die Pflanze zu betrachten, ruhig zu atmen und sich mit dem gegenwärtigen Moment zu verbinden. Oder: Wenn das Telefon klingelt, es zweimal länger klingeln zu lassen, als er es normalerweise machen würde und in diesen zwei Klingel-Intervallen ruhig zu atmen, sich mit dem Moment zu verbinden und j e t z t das Klingeln bewusst zu hören und dann ganz bewusst abzunehmen.

Überidentifikation - Ego - mit der Rolle Arbeitnehmer führt in Japan beispielsweise nicht selten zu Suiziden, wenn Menschen gekündigt werden oder ins Rentenalter kommen. Die Rolle wird zum Selbst (egobasiert) und mit Verlust der Rolle, geht alles verloren. Überidentifikation mit der Elternrolle führt zu unangemessenem Verhalten gegenüber erwachsenen Kindern (Reinreden, Kontrolle etc.). Überidentifikation mit äußerlicher Attraktivtät führt ebenfalls zu großem Leiden und tiefer Entwurzelung, wenn die körperliche Form Mensch sich altersgemäß wie bei allen Menschen verändert.

Anruferin Jenny aus Los Angeles bringt das Thema Schuldgefühle auf, das ja für viele Frauen auf der ganzen Welt engstens mit der Mutterrolle verbunden ist:
Mütter fühlen sich schuldig, weil sie arbeiten und eine andere Person ihr*e Kind*er betreut.
Mutter fühlen sich schuldig, weil sie zu Hause bleiben und sich mit dieser Rolle alleine nicht ausgefüllt oder als gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft fühlen.
Mütter fühlen sich schuldig, wenn ihr Kind krank zur Welt kam (Jenny hat einen autistischen Sohn).
ET geht darauf ein und erinnert sie daran, dass die Ego-Struktur im menschlichen Denken nur das kann: anklagen, verurteilen, Schuldgefühle einreden... Diese Form des Denkens kann nichts anderes. Crazy talk in your head = verrücktes Gerede im Kopf... mehr ist es nicht. Doch es vermittelt uns den Eindruck, dass es eine ernstzunehmende Instanz sei . Es geht darum durch achtsames Beobachten, was da wieder im Kopp los ist , den konditionierten Strukturprozess des Ego zu erkennen. Gefahr erkannt, Gefahr (fast) gebannt, so in der Art.

Hier noch am Rande erwähnt: Ich habe kürzlich eine Reihe von Anthologie-Kurzfilmen gesehen. Eine hieß: Die Frau, die Bissspuren an sich selbst fand. Das war so megainteressant umgesetzt: das Thema Mutter mit Karriere und wie ihr schlechtes Gewissen gegenüber ihrer kleinen Tochter sie buchstäblich auffrisst. Redensarten also wortwörtlich genommen. Was für eine Idee...

Zurück zum Webcast: Es geht auch darum, in welchen Schritten die Veränderungen stattfinden. Natürlich sind viele Menschen da sehr ungeduldig mit sich selbst. Erleuchtung JETZT UND SOFORT GEFÄLLIGST! Ha ha. Die gute Nachricht: Einmal damit begonnen, geht es nie mehr wieder zurück in die Unbewusstheit. Wer einmal sein Ego erwischt hat, kann es nicht mehr unsichtbar machen. Wie beim Meister Eder und seinem Kobold Pumuckl. Einmal sichtbar, weiß der Eder, dass der Pumuckl existiert, ob er ihn gerade sieht oder hört, ist egal. Das hat natürlich keiner im Webcast gesagt Die Lücke zwischen Reiz und konditionierter (EGO-)Reaktion wird mit der Zeit größer. Irgendwann merken wir, bevor wir losschlagen, dass hier mal wieder das Ego unser Schiff auf Autopilot übernehmen will... und dann schaffen wir es, ihm zuvorzukommen.

Eine wichtige Frage, die sich in herausfordernden Situationen stellt, ist: Kann ich der Raum sein für...? Und dann folgt das, was uns stresst/irritiert/nervös macht usw. Jede schlimme Situation kann für uns zum Erinnerungsmoment werden:
J e t z t bin ich bewusst mit dieser Situation xy und bin der Raum dafür... Wenn mich einer anpampt, bleibe ich freundlich/ruhig, Wenn ich in einer langen Schlange an der Kasse stehe, nutze ich die Zeit, um meine Füße auf dem Boden zu spüren, zu atmen, mich mit dem gegenwärtigen Moment zu verbinden. Ich bin dann ein Raum für langes Warten ohne mich vom Ego ins Genervtsein ziehen oder locken zu lassen. Und wenn ich nach einer Weile ruhigen Atmens um das Öffnen einer weiteren Kasse bitte, geschieht dies aus einer anderen Kraft/Präsenz als der genervt-gestresst-getriggerten des Ego. Wenn wir vollkommen präsent sind, entsteht in den Schwierigkeiten und Problemen des Alltags eine Art Heiligkeit.

Das Geheimnis des Glücklichseins ist die Verbundenheit mit dem Leben, die Verbundenheit mit dem gegenwärtigen Moment. Das Leben ist der Tänzer, du bist der Tanz. Das Leben tanzt mit uns den Tanz der Form (Mensch, Pflanze, Tier, Gegenstände). Wir reden ja oft von unserem Leben, als ob es etwas außerhalb unserer selbst ist. Oder wir fürchten uns davor, das Leben zu verlieren... In der Sicht ETs sind wir Leben. Es gibt keine Trennung.

Das war für mich einer dieser Flash-Momente 2012, als ich zum ersten Mal den Kurs gemacht habe. Er hat seine tiefe Wahrheit für mich behalten. Life is the dancer, you are the dance... In meiner Wahrnehmung wunderschön... und auch mit einer wohltuenden Demut versehen...

Wer bis hierher gelesen hat: Danke für die Aufmerksamkeit und das Interesse.

Einen wunder-vollen Samstag und für alle Moms natürlich Muttertag morgen (ja ja, ich weiß, wer den erfunden hat, trotzdem werde ich mich feiern mit meinem Nachwux, weil ich etwas aus der Rolle gemacht habe und noch mache, das ich zu deren Beginn nicht einmal zu träumen gewagt hätte...

07.05.2022 09:46 • x 1 #36


M
Hier kommen die Links zum Webcast 5 - Der Schmerzkörper
(Bergfest/die Hälfte der 10 Kurse)

Oprah and Eckhart sprechen über den so genannten Schmerzkörper und darüber, wie ungelöste emotionale Schmerzen sehr schädliche Auswirkungen auf uns, unsere Beziehungen und das ganze Leben haben können und meistens auch haben.

http:// flv.oprah.com/podcast/ane/week5/webcast-vidPodLOW-4_1_2008.m4v

Das Skript:
http:// images.oprah.com/images/obc_classic/book/2008/anewearth/ane_chapter1_transcript.pdf

08.05.2022 06:21 • #37

Sponsor-Mitgliedschaft

M

Beim Heilwerden geht es darum,
unsere Herzen zu öffnen,
nicht sie zu verschließen.

Es geht darum, die Stellen in uns,
die die Liebe nicht einlassen wollen,
weich zu machen.

Heilung ist ein Prozess.
Beim Heilwerden schaukeln wir
hin und her zwischen
den Misshandlungen der Vergangenheit
und der Fülle der Gegenwart.

Es ist das Schaukeln,
das die Heilung bewirkt,
nicht das Stehenbleiben
an einer der beiden Stellen.

Sinn des Heilwerdens ist nicht
für immer glücklich zu werden;
das ist unmöglich.

Der Sinn der Heilung ist, wach zu sein
und sein Leben zu leben,
nicht bei lebendigem Leibe zu sterben.

Heilung hängt damit zusammen,
gleichzeitig ganz und zerbrochen zu sein.

Verfasser leider unbekannt

Den Text finde ich sehr berührend und stimmig für den menschlichen Part unseres Seins (human)… Das being ist ja unzerstörbar und unzerbrechlich… Wir sind nun mal hier als Menschen…

10.05.2022 09:41 • x 1 #38


M
Aktuell beschäftigt mich sehr das oben in dem Text von Unbekannt angesprochene heilsame Schaukeln zwischen meiner Vergangenheit (Traumata/im Körper gespeichert) und dem jetzigen Augenblick. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch ein bewusstes Jetzt - für einen Zeitraum X - aufmerksam s e i n für frühere Erfahrungen/Emotionen und wie sie ins Heute ausstrahlen etwas ganz anderes ist, als das 100%ige Mich-identifiziert-Fühlen mit dem Schmerz/Trigger. Im Gespräch mit meiner Therapeutin merke ich das immer wieder.

Je leichter es einem (mir) fällt, sich auszudrücken - entwickelt als Folge der Traumata durch frühestes Lesen, Lesen, Lesen als Flucht in andere, sicherere Welten und später das Schreiben - desto mehr neigt man ja auch zum Rationalisieren oder zu perfektem Verständnis von allen Zusammenhängen. Ohne dies alles jedoch zu fühlen - ohne, dass das wirklich in Herz und Bauch ankommt. Ich konnte schon als Teenager Zusammenhänge herstellen und vom Kopf her verarbeiten. Doch es hat mich weder entlastet noch weiter gebracht auf dem Weg meiner Heilung(en). Im Gegenteil: Die Selbstanklagen wurden dadurch nur schlimmer, dass ich es nicht verarbeitet krieg(t)e. Dass es so elend lange dauert. Die unbewusste Sprache des Körpers war eindeutig(er).

Das Thema Schmerzkörper steht diese Woche ja noch an im Webcast. Habe ich noch nicht angesehen. Trotzdem verstehe ich die Inhalte bisher so, dass es für alles eine Zeit gibt. Auch für die Vergangenheit. Nur geht es dann in meinem Verstehen darum: Die anderen Jetzt-Momente eben offen für die Gegenwart zu sein und das Ego/den Schmerzkörper nicht zu füttern. Weil es uns dann eben genau wieder aus der Gegenwart reißt und in alte (Leidens)Muster zurückzieht...

Ganz schön spannend und ebenso herausfordernd.

Ich habe vorgestern einem sehr spannenden (Hör)Buch gelauscht: Dieser Schmerz ist nicht meiner von Mark Wolynn. Da hab ich mal wieder Bauklötzchen gestaunt, was so alles (auch in wissenschaftlich fundierten Untersuchungen renommierter Forscher und Institutionen nachgewiesen) möglich ist in der Welt der Traumata und der Ahnen Nur ein Beispiel aus Wolynns Praxis: Ein junger Mann (20), der sich immer bester Gesundheit erfreute, wacht plötzlich eines Nachts auf, ihm ist eiskalt bis in die Knochen, und er hat furchtbare Angst, dass etwas Schlimmes passiert, wenn er wieder einschläft. Das beginnt, als er 19 ist. Zum Therapeuten geht er nach einem Jahr, nachdem er keine einzige Nacht mehr durchgeschlafen hat... Herauskommt: Der Onkel des jungen Mannes, über dessen Schicksal nie jemand in der Familie sprach, ist im Alter von 19 Jahren bei der Arbeit verunglückt und erforen. Er hatte tatsächlich gegen das in diesem Falle tödliche Einschlafen gekämpft. Dieses Trauma tauchte in der nächsten Generation wieder auf. Es gibt noch viele Beispiele mehr.

Ich war vor zwanzig Jahren schon einmal mit der Frage beschäftigt, woher eigentlich meine Riesenwut kommt. Ich habe damals wörtlich gesagt: Die ist manchmal so mörderisch, die kann einfach nicht meine alleine sein... Klar, ich hatte genug eigene Wut aus meiner Kindheit/Jugend... Doch die war einfach zu überwältigend. Und inzwischen gibt es dazu ja ernstzunehmende Forschungen und Erkenntnisse.

Damals bei mir kam heraus - und das erschien mir irgendwie vollkommen hanebüchen zu der Zeit, habe das abgeblockt - dass mein Opa, dessen eineiiger Zwillingsbruder im Zweiten Weltkrieg gefallen war, massive Wut- und Schuldgefühle deshalb hatte. Weil er überlebt hat... Mörderisch... Krieg... Großvater/unbekannter Großonkel...Heute kann ich allerdings das wirklich selbstzerstörerische Verhalten meines Opas durchaus in solch eine Richtung nachvollziehen. (Auch mein eigenes von früher: Starke Raucherin von Jugend an wie mein Opa...) Und was auch noch ein interessanter Gedanke des Buches ist: Wir sind, so Wolynn, in unseren Familien-/Ahnen-Systemen auch mit den Menschen und deren Familien verbunden/verstrickt, die beispielsweise durch uns Schaden nahmen oder gestorben sind (Krieg; Verbrechen, Betrug etc.)

Wer also offen ist, auch in eher unkonventionelle Richtungen dem eigenen Leiden nachzuspüren, kann mit dem Buch vielleicht eine interessante Hilfestellung bekommen.

11.05.2022 09:13 • #39


M
PS
https:// markwolynn.com/articles/
Einige englischsprachige Artikel zum Thema Vererbte Familientraumata

Und einige bebilderte Einsichten aus dem oben erwähnten Buch
https:// markwolynn.com/insights/

11.05.2022 15:21 • #40


A


x 4


Pfeil rechts



Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl