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Hallo, liebe Leute!

Ich habe gerade die Nachricht von Berit1992 gelesen. Ich würde gerne dazu sagen, daß ich das Phänomen sozusagen von der anderen Seite her kennengelernt habe: Meine Freundin, mit der ich seit vergangenem Jahr im August sehr verbunden war, hat ganz plötzlich Schluß gemacht - nicht weil sie einen anderen hat, sondern weil sie so nahe Beziehungen nicht erwidern will und irgendwelche Ängste davor hat. Es gab vorher aber gar keinen Streit zwischen uns. Zu meinem Geburtstag im Januar (bin Mitte 30 geworden) hatte sie selbst noch vorgeschlagen, im Sommer zwei Wochen gemeinsame Ferien zu machen (wir wohnen nämlich nicht in derselben Stadt...). Mir geht es jetzt natürlich gar nicht gut, zumal ich vorher gerade eine andere Beziehung aufgegeben hatte - wegen ihr! Aber ich möchte mich gar nicht ausheulen. Meine Idee ist jetzt einfach, daß sie mich wirklich sehr mochte, aber mit den eigenen Gefühlen nicht zurecht kam, bzw. mit sich selbst nicht im Einklang stand. Ich bin auch nochmal all unsere Emails und Briefe durchgegangen - da bleibt kein Zweifel, da es zwischen uns echte Gefühle waren, aber sie hat in ihrer letzten Mail gesagt, daß sie den Kontakt erstmal völlig einstellen will, weil sie mehr Ruhe und Stille benötigt.

Natürlich bin ich immer noch sehr traurig und sogar wütend, aber ich möchte die Freundschaft sicher nicht erzwingen, sondern GEgenseitigkeit ist mir wichtig - aber die hat sie bis in den Januar hinein auch immer deutlich signalisiert. Es muß halt für beide in Ordnung sein. Die Message von Berit hat mir aber geholfen, zu verstehen, wie groß die Spannungen sein können zwischen tatsächlicher Sympathie und Bindungsangst. Verzeih, Berit, wenn ich noch sage, daß Berith im Hebräischen Bund bedeutet.
Meine vorherige Beziehung hatte dagegen 5 Jahre gedauert. Da gab es auch Streit und Meinungsverschiedenheiten, aber keine solchen plötzlichen Sprünge, sondern ein Aneinander-Reifen.

Egal, warum schreibe ich das alles? Ich habe einfach gemerkt, daß es (über den Liebeskummer hinaus) viele Sachen gibt, an denen ich bei mir arbeiten muß: Ich bin wohl ein Mensch, der sehr stark von einer sehr intensiven Zweierbeziehung her lebt und darüber leider viele andere Kontakte vernachlässigt... So stehe ich jetzt ziemlich einsam da - obwohl ich schon noch einige wenig Freunde habe, die ich aber sehr selten sehe: ich wohne nämlich die meiste Zeit des Jahres im Ausland, wo ich Privatdozent für Philosophie bin.
Aber evtl. möchte ich ab 2013 wieder nach Deutschland zurückkommen. Kurz und gut (bref, wie der Franzose sagt): Ich glaube, ich hab auch so was wie Kontaktschwierigkeiten oder eine soziale Phobie, was natürlich das wissenschaftliche Arbeiten und die Kontaktpflege auch nicht gerade erleichtert.

Und: Ich neige manchmal zum Zittern, wenn ich im Streß bin oder allzu neugierigen Blicken ausgesetzt fühle. Alk. als Mittel dagegen ist aber glaub ich ein falscher Weg.

Oh je, sicher merkt ihr, daß es mein erstes Mal in einem solchen Forum ist. Ich muß auch gleich weg (zum Mittagessen mit Kollegen). Komisch ist nur, daß ich dabei immer so eine innere Leere spüre - mir fehlen halt gerade die Menschen, mit denen ich am liebsten zusammen wäre, so daß ich diejenigen, die um mich herumsind, leider oft nur oberflächlich, ja mit innerer Ablehnung wahrnehme...

Herzliche Grüße
Euer Alpenrausch

25.02.2012 15:26 • 26.02.2012 #1


B
Hallo Alpenrausch,

herzlich willkommen im Forum und danke für die Grüße, Gruß zurück!
Ich finde es schön, dass dir meine Nachricht helfen konnte, das Problem aus einem anderen Blickwinkel zu sehen... war zwar nicht meine Absicht, aber ich freue mich, dass mein Problem für dich auch etwas Gutes mitbringt.
So wie du es schilderst, könnte es wirklich sein, dass es deiner Freundin ähnlich geht/ging wie mir. Ich bin mir der Irrationalität dieser Angst auch völlig bewusst, und ich sehne mich auch wirklich nach einer Beziehung - (zumal ich noch nie eine hatte und ich das Alleinsein leid bin) - aber jedes mal wenn i-welche Komplimente, kleine Liebesbeweise oder (besonders schlimm) Fragen nach einem erneuten Treffen aufkommen, bekomme ich richtig Panik und mache zu... es ist mehr ein Reflex, diese Angst kann ich nicht steuern. Bin auch schon am Überlegen, ob ich nicht den Kontakt zu meinem Tanzpartner, der Interesse an mir zeigt, nennen wir ihn mal X - abbreche... nur um mich zu schützen und diese Gefühle nicht jede Woche erleben zu müssen, aber dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen und dann tut er mir Leid... er hätte es nicht verdient... umso schlimmer eigentlich, dass X gar so lieb zu mir ist. Es ist ein Teufelskreis. Heute hab ich wieder eine Mail von ihm erhalten, in dem er mich nach einem weiteren Treffen fragt. Ich habe jetzt schon Angst, obwohl ich ihn wirklich mag.
Ich weiß, er würde es persönlich nehmen, wenn ich ihm absage - was auch vollkommen logisch wäre, weil mein vermeintlicher Grund keiner ist. Aber anscheinend kann man vor allem Angst haben...
Ich wünsche dir auch weiterhin alles Gute,

Berit1992

25.02.2012 18:16 • #2


A


Erstvorstellung und Gruß an Berit1992

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A
Hallo Berit1992,

hm, das ist wirklich eine schöne erste Erfahrung für mich hier im Forum, daß Du gleich geantwortet hast. Vielen Dank dafür
Es ist wirklich interessant und wohl auch hilfreich, daß man hier ganz offen über das reden kann, was sonst aus ganz verschiedenen Blickwinkeln, aber eben ohne wirkliche Kommunikation erlebt wird.

Ich glaube, ich habe auch kein eigentliches Patentrezept - ich bin ja nicht der Maßstab aller Dinge; aber eine aus Erfahrung gebildete Meinung hab ich schon. Ich denke, daß man nie aus Mitleid oder bloß aus falscher Rücksichtnahme auf die Avancen und den Liebeswunsch eines anderen eingehen sollte - aus schlechtem Gewissen sozusagen. Das kann nur schief gehen und macht das Ganze nur noch schlimmer: eben der Teufelskreis, von dem Du sprichst. Am Ende hat man dann Dinge versprochen, die man gar nicht halten will oder kann, bzw. man hat dem anderen falsche Hoffnungen gemacht.

Aber ich meine das gar nicht moralisch. Es ist einfach so. Ich verstehe nun aber auch besser den unangenehmen Zwiespalt, in dem Du steckst und wie schrecklich das Ganze wohl auch für Dich ist...

Ich weiß nicht, ob es möglich ist, mit Deinem Tanzpartner offen über diese Probleme zu sprechen oder Dir einfach mal eine Bedenkzeit auszubedingen? Damit Du Dich selbst sortieren kannst und nachher nicht im inneren Zwiespalt wärest... Wenn man Gründe vorschieben muß, weshalb es mit einem nächsten Treffen nicht klappen kann, dann stimmt ja schon mal was nicht - und man fühlt sich sehr unwohl und unfrei bei der ganzen Sache...

Im Grunde bin ich aber fest davon überzeugt, daß jeder Mensch auf Beziehung hin angelegt ist und das braucht. Aber es ist sicher genauso wichtig, daß Du herausfindest, wovor genau Du eigentlich Angst hast... Denn wenn Dir der andere völlig unsympathisch wäre, würdest Du ja keinen Gedanken an ihn verschwenden bzw. hättest Du auch kein Problem damit, ihn anbblitzen zu lassen, oder?

Ein letzter Gedanke: Echte Beziehungen brauchen Zeit, um zu wachsen - und diese Zeit solltest Du Dir und ihm gönnen...

So, einen schönen Sonntag Dir - und fühl Dich frei, das zu tun, was Du wirklich für richtig hältst!

Herzliche Grüße vom
Alpenrausch

26.02.2012 11:52 • #3


B
Hallo Alpenrausch,

Vielen Dank für deinen Beitrag, er hat mir geholfen. Das mit der Bedenkzeit ist ein guter Vorschlag, vllt werde ich ihn in Erwägung ziehen.
Vollkommen richtig hast du erkannt:
Zitat von Alpenrausch:
Denn wenn Dir der andere völlig unsympathisch wäre, würdest Du ja keinen Gedanken an ihn verschwenden bzw. hättest Du auch kein Problem damit, ihn anbblitzen zu lassen, oder?


Genau, das ist es... ich denke auch, dass ich auch überhaupt keine Angst haben würde, wenn er mir egal wäre. Wie gesagt, ich mag ihn wirklich gerne. Na, mal sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Habe aber seit heute auch einen Verdacht, was die Ursache(n) angeht.

Liebe Grüße,

Berit1992

26.02.2012 16:10 • #4





Dr. Reinhard Pichler