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Liebe Experten,

zuerst muss ich sagen, dass ich schon seit Monaten versuche, einen Termin bei einem Therapeuten zu bekommen (habe eine Überweisung vom Hausarzt wegen Depressionen, da sich der psychische Stress auch auf meine körperliche Gesundheit auswirkt), aber ich stelle mich wahrscheinlich zu dumm an. Es heißt immer nur, entweder privat bezahlen (was ich nicht kann) oder monatelang auf einen Termin warten, wodurch ich mich dann so abgelehnt fühle, dass ich es bei diesem Arzt bleiben lasse.

Momentan bin ich aber an dem Punkt, wo ich dringend einen Rat brauche, wie ich mich verhalten soll. Ich glaube, neben anderen Problemen ist das momentane Hauptproblem, dass mein Chef im Büro mich quält (ich nenne ihn jetzt einfach mal Herr F.). Man muss dazusagen, dass er schon meine Kollegin rausgemobbt hat (er kam später zum Team und hätte gerne ein Team von Duckmäusern und Ja-Sagern vorgefunden, so sind meine Ex-Kollegin und ich aber nicht) und dass sein Vorgesetzter (bei dem wir uns schon sehr oft beschwert hatten) uns nicht glaubt, weil Herr F. ihm offensichtlich das Blaue vom Himmel runterlügt, wie schlecht wir wären. Dabei ist er derjenige, der uns konstant beleidigt, mit Skla. bestraft, die gar nichts mit unserem Aufgabengebiet zu tun haben, und uns einfach total wie wertlosen Abschaum behandelt. Er kann auch gar nicht normal reden, er kann von Haus aus nur in schnippischem oder gehässigem Unterton reden.
Da nun meine Kollegin bereits rausgeekelt wurde, bin ich allein mit dem Problem (es sind zwar noch andere Kolleginnen da, aber die sind so voller Angst ihren Job zu verlieren, die würden nie wagen, sich zu beschweren, obwohl sie auch unglücklich sind mit den Umständen). Vor 2 Wochen sagte mein Chef mir ins Gesicht, dass er mit mir nicht mehr arbeiten will und ich mir überlegen soll, ob ich in der Firma richtig bin (der Hintergrund war, dass ich alleine die Arbeit der Ex-Kollegin und auch noch meine machen musste, ohne Hilfe zu haben. Meine ganzen E-Mails an die Chefetage, dass es so nicht funktioniert, wurden ignoriert. Ich habe dann, weil ich nicht weiterwusste, per Mail bei einer anderen Abteilung um Hilfe durch deren Aushilfsstudent gebeten, was meinen Chef dann auf die Palme gebracht hat.) Mit Abmahnung hat er dann gleich 3 mal gedroht.
Normalerweise würde ich ja jetzt auch sagen, dass solch ein negativer Mensch, der mich so quält und selber einfach nur ein Soziopath ist, keinen Einfluss auf mein Leben haben sollte und ich mir wirklich einen anderen Job suchen sollte. Allerdings will ich auch nicht kleinbei geben (es kann doch nicht sein, dass so jemand immer wieder damit durchkommt, seine Angestellten auf so miese Weise rauszuekeln), schließlich hat es mich auch viel Mühe gekostet, diesen Job zu bekommen, ich habe dafür einen anderen guten Job aufgegeben und der Job selbst macht ja wirklich Spaß.
Wie auch immer, ich kann immer nur zum Quartalsende kündigen, es wird also mindestens noch bis März oder Juni dauern, bis ich was Neues anfangen kann. Ich bin also sowieso noch für längere Zeit in der Situation gefangen. Und ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, mit so einem schlechten Menschen auf engstem Raum zusammenzuarbeiten. Wie soll ich mich verhalten? Wie geht man mit einem Sadisten um, dem man schutzlos ausgeliefert ist? Ich muss noch einige Monate dort durchstehen.
Sollte ich den Personalausschuss informieren (das ist noch mal eine Stufe höher als der Vorgesetzte des Herrn F.)? Ich glaube nämlich beinahe, dass die auf geschulte Fachkräfte wie mich nicht unbedingt verzichten wollen, nur weil der Herr F. das so wünscht. Ich bin mir auch sicher, dass Herr F. das niemandem gesagt hat, dass er mich quasi aufgefordert hat, die Firma zu verlassen. Er hofft sicher, dass es bei mir genauso leicht funktioniert, mich rauszuekeln wie meine Ex-Kollegin. Andererseits hat Hr. F. mir das E-Mailen zu diesem Thema auch verboten. Und wenn ich mich trotzdem woanders beschwere, wird er mich noch mehr quälen als bisher (selbst falls der Personalausschuss ihm dies verbieten würde... ich kann es ja nicht nachweisen, was Herr F. mir so alles an den Kopf wirft). Also egal, was ich mache, es wird mir immer nur weiteren Ärger einbringen, aber auch wenn ich nichts mache, ist es nicht gut, denn mir geht es immer schlechter dadurch.
Wahrscheinlich klingt das Problem für einen Außenstehenden wie eine Lappalie, denn sicher gibt es schlimmere Probleme, aber wenn man mittendrin ist wie ich, kann es einen fertigmachen.

26.12.2010 20:34 • 28.12.2010 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Muenchnerin,

das, was Du schilderst ist sicherlich keine Lappalie. Das Thema mobbing hat inzwischen eine große Bedeutung, weil man die krank machenden Folgen deutlicher als früher erkennt.

Die wichtigste Entscheidung, die Du m.E. treffen musst, ist, ob Du bereit bist, zu kämpfen und die Folgen daraus zu tragen. Wenn dies der Fall ist, solltest Du das möglichst nicht mehr alleine tun, sondern Dir unbedingt Unterstützung holen, weil sonst die Machtverhältnisse sehr zu Deinen Ungunsten verteilt sind. Eine solche Unterstützung kannst Du versuchen, innerhalb der Firma zu finden 8personalausschuß? Betriebsrat !). Du kannst Dich auch an die Gewerkschaft wenden, die inzwischen Fachleute für dieses Thema haben. Und ganz wichtig: lass Dir dort auch einen Fachanwalt nennen, der sich auf dieses Thema spezialisiert hat und hole Dir dort Rat und Unterstützung.
Wichtig ist, dass Du nachweisen kannst, dass Du den übergeordneten Vorgesetzten auf die Situation aufmerksam gemacht hast. Fordere ihn eventuell noch einmal zum Handeln auf und lasse Dir seine Entscheidung schriftlich geben !

Solltest Du Dich gegen einen solchen mit viel Mut und kraft verbundenen Kampf entscheiden, dann ist es wichtig, dass Du nicht zulässt, dass Du Dir das auch noch als Feigheit oder Kapitulation auf Dein inneres Konto schreibst und damit Dein Selbstwertgefühl schädigst. In diesem Fall ist es Dein gutes Recht, Deine Kräfte gut einzuteilen und vor allem Dir klar zu machen, dass die Machtverhältnisse eine entscheidende Rolle spielen und Du eventuell ganz real unterlegen bist - aber eben nur in dieser beruflichen Situation und nicht als persönliche Schwäche Deinerseits. Dann kann auch ein Arbeitsplatzwechsel eine gute und richtige Entscheidung und nicht Zeichen persönlicher Schwäche sein.

Du befindest Dich im Augenblick in einer real schwierigen und belastenden Situation. Sei Dir immer bewusst, was Du Dir selbst wert bist und lass Dir keine Fremdbilder aufzwingen. Das kostet Kraft und Mut, aber es ist lohnenswert !

Alles Gute für Dich wünscht Dir

Bernd Remelius

28.12.2010 15:16 • #2





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