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MentaleDispersion
Ich stelle mir halt bloß die Frage, ob chronische Panick, Phobien, wie sie die meisten hier ja kennen, durch Dro. ausgelöst werden kann. Es ist ja bekannt, dass latent vorhandene Psychosen durch Dro. ans Tageslicht kommen können. Doch ist das bei Phobien das Gleiche? Ich bin mir da nicht sicher, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
04.02.2010 22:09 •

MentaleDispersion
Gibt es eigentlich irgendeinen Menschen, der komplett geheilt wurde? Ich glaube nicht! Vielleicht ist eine Angststörung fest in unserem Genom verankert
22.09.2010 04:34 •
A
Speed, Amphetamine
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V
Es gibt jede Menge Menschen, die eine Angststörung überwunden haben. Ich zähle mich dazu.
22.09.2010 13:34 •

MentaleDispersion
Du hast wirklich gar keine Symptome mehr? Wie hast du das geschafft?
22.09.2010 18:27 •

C
Ich hatte von Januar 2009 bis Ende 2009 Panikattacken. Und wirklich von der übelsten Sorte. Die gingen weg, auch ohne Therapie und Pillen. Wie? Einfach mal einsehen, es ist eigentlich nichts weiter. Nichts, was einen umbringt.
22.09.2010 19:07 •

MentaleDispersion
Schön, wenn es bei uns allen so toll laufen würde
22.09.2010 20:08 •

A
Vielleicht sind es ja nicht die Dro., als reiner Stoff gesehen, die Auslöser für deine Panikattacken. Mehr die psychische Belastung und Anspannung, die aus den Dro. resultieren. Viele Menschen bekommen eine Angst und Panikstörung nach oder während 'hart' Lebensphasen. Zb wenn ein Familienteil stirbt oder man merkt, dass einem einfach alles über den Kopf wächst(zuviel Stress). Also könnten die Dro. rein theorethisch gesehen der Auslöser deiner Angst sein, bloß nicht auf Grund ihrer Wirkung, sondern auf Grund der durch sie geschaffenen Lebensumstände.

LG!
22.09.2010 21:08 •

MentaleDispersion
@Angstnase

Danke für deine Antwort. Das klingt plausibel, ob es wirklich so war, weiß ich jedoch nicht, da ich über einen langen Zeitraum konsumiert habe, dann lange nichts mehr genommen habe und erst dann Panickattacken auftraten.
22.09.2010 21:46 •

V
@MentaleDispersion
Ich habe momentan nur noch ab und zu innere Unruhe, aber ehrlich gesagt – wenn ich es objektiv betrachte – auch nur noch in Situationen, die per se aufregend sind wie: Reisen, Jobpräsentationen, mit Jobpartnern Essen gehen etc.

Wie ich das geschafft habe? In erster Linie wollte ich wieder gesund werden und habe einen wahnsinnigen Willen entwickelt. Meine Angststörung wurde durch einen Burn-out ausgelöst, ich hatte starke PAs und habe auch noch einen Reizdarm entwickelt – tolle Kombi. Ich habe mir (nach ca. einem halben Jahr leiden und eingeschränkten Alltag) einen guten Verhaltenstherapeuten gesucht und eine Konfrontationstherapie durchgezogen. Insgesamt habe ich in dieser Zeit mein komplettes Leben umgestellt:

- 70-Stunden-Wochen-Job gekündigt und mich selbstständig gemacht (Businessplan geschrieben, Existenzgründung beantragt etc.)
- täglich 45 Ausdaur-Sport
- einmal in der Woche Entspannungstechniken geübt: Bauchatmung, progressive Muskelentspannung, Yoga
- mit meinem Mann zurück in unsere Heimatstadt gezogen
- mich um ein Zweistudium beworben
- eine Familie gegründet bzw. eine Adoption beantragt
- Und das Wichtigste: mich immer und immer wieder konfrontiert und mich nicht entmutigen lassen. Ich habe auch immer ganz offen mit Freunden gesprochen und Unterstützung (wenn ich sie gebraucht habe) eingefordert.

Nach grob zwei Jahren und viel Anstrengung (ja, das war sauanstrengend) kann ich sagen, ich lebe einen ganz normalen Alltag. Ängstlich sein wird immer mein Schwachpunkt bleiben und ich reagiere wahrscheinlich sensibler auf Stress als andere, aber das ist eben so. Andere bekommen Kopfweh, Neurodermitis und, und, und. Ich bin eben schnell nervös. Schaffe es dann aber alleine mich wieder ins Lot zu bekommen.

LG Vida
23.09.2010 08:07 •

C
Na ja..., Veränderungen. Klar wird da viel geredet, von z.B. Psychologen. Auch ich war ja in einer Klinik. Gehen sie wieder arbeiten und die Panik wird besser, wurde mir gesagt. Dabei war ich gerade 2 Monate arbeitslos und die PA fingen ja genau in der Zeit an. Oder wieder eine Beziehung. Die fällt ja auch vom Himmel. Oder neue Freunde, die ja auch an jeder Ecke lauern (?).

Bei mir verschwanden die PA auch ohne diese angeblich wichtigen Veränderungen. Es reicht nämlich schon, sich da nicht mehr so reinzusteigern und zu erkennen, es ist quasi alles harmlos. Wichtiger als alle Veränderungen im Leben ist die Klarheit, die Klarheit, was ist das mit den PA, der Umgang damit, anerkennen, es ist eben nur die Psyche und kein Herzinfarkt oder was auch immer. Man muss sich einfach nur selbst vertrauen.

Und ich denke, es kann nicht sein, bei jedem Problem immer gleich alles komplett umzukrempeln. Viel wichtiger ist, mit den Problemen zu leben und der gesunde Umgang damit. Denn, jede Veränderung könnte sich auch mal wieder in das Gegenteil umkehren, was dann ein neues Problem sein könnte und da kann es nicht sein, wieder in ein Loch zu fallen.

An erster Stelle in einer Therapie sollte stehen, mit den negativen Dingen und Situationen im Leben umgehen zu können. Und nicht bei jedem Problem alles ändern und umkrempeln, denn das ist nach m.M. nur ein Wegrennen vor dem Problem.

Konfrontation bedeutet auch, mit Einsamkeit leben zu können, mit Magenschmerzen oder Schwindel, mit Angst. Und ob Singledasein oder Arbeitslosigkeit, man kann es ändern, wenn man das Gefühl hat, es tut einem nicht gut. Man sollte aber im Blick behalten, es könnte einen immer wieder treffen und dann ist es wichtig, damit umgehen zu können.
23.09.2010 09:18 •

V
@Crazy
Ich schrieb nur von mir und da waren die Veränderungen nunmal der Schlüssel, denn ich hatte einen berufsbedingten Burn-out. Hätte ich im 70-Stunden-Wochen-Takt weiter gerödelt inklusive Nachtschichten, Wochenendarbeit, wäre ich irgendwann zusammengeklappt. Eine Veränderung meiner Lebensweise war somit dringend notwendig. Das alleinige aushalten der PAs hätte auf Dauer nicht geholfen, nur körperliche und psychische Probleme verlagert.
23.09.2010 09:35 •

C
@ Vida, ja, wenn natürlich Lebensumstände eindeutig dafür verantwortlich sind, dann sollte das auch geändert werden. Versteht sich von selbst.
23.09.2010 09:38 •

C
Da gebe ich Vida Recht....auch ich musste einige Dinge in meinem Leben komplett ändern um wieder Leben zu dürfen...
23.09.2010 09:41 •

V
Ich meine, klar, kann ich eine PA nachts um zwei im Büro aushalten. Die Frage ist aber warum sitze ich da? Im Nachhinein betrachtet: völliger Nonsens.

Viele Kollegen von mir nehmen Dro. oder Aufputschmittel, verschrieben von ihrem Psychiater. Dahin wollte ich nie hinkommen.

Leider ist es in meiner Branche so: Friss oder stirb. Ich habe mich für das Sterben also den Ausstieg aus der Festanstellung entschieden.

Ohne meinen Psychologen hätte ich auch gar nicht gemerkt, was ich da wirklich für einen körperlichen Raubbau mit mir betreibe. Um mich herum waren ja alle so irre (und sind es noch).
23.09.2010 09:52 •

C
Ich meinte es so: Natürlich kann und sollte man es ändern, wenn man z.B. unter dem Job leidet, dem Singledasein und vielleicht noch ein paar Dingen. Auch wenn es vielleicht in einer Beziehung schlecht läuft und einen das stört, dann sollte man darüber reden und was ändern.

Das kann und wird sicher helfen.

ABER: Irgendwann können genau solche Situationen wieder eintreffen und dann sollte man AUCH lernen, damit entspannter umzugehen.

Wenn ich immer gleich bei jedem Problem alles ändere, dann lerne ich auch nicht, mit Problemen umzugehen. Ich kann immer wieder arbeitslos werden, die Beziehung kann in die Brüche gehen, es kann Verluste geben. Damit muss man dann einfach umgehen können, denn auch nach positiven Veränderungen wird in Zukunft nicht immer alles glatt lauf.
23.09.2010 10:11 •

V
Crazy, da hast du vollkommen recht. Ich habe z. B. in der Verhaltenstherapie durchaus gelernt mit den PAs umzugehen, sie zuzulassen etc. War ja eine Konfrontationstherapie und da ist das Annehmen der Ist-Situation ein wesentlicher Teil. Nur hat das eben in meinem Fall nicht ausgereicht, da die Paniktstörung so klar mit dem Job verbandelt war.
Und auch bei Auslösern wie Traumas, Dro. oder Medikamentenabhängigkeit bestimmten Krankheiten muss auch Veränderung her. Ob nun Bearbeitung, Entzug, Ernährungsumstellung oder, oder – alles auch ganz eng an Veränderungen bzw. Lebensumstellungen geknüpft.
23.09.2010 10:18 •

MentaleDispersion
@vida

Du scheinst wirklich gekämpft zu haben und ich muss sagen, solch ein Musterbeispiel sollte hier echt alle ermutigen. Aber gerade, was du am Schluss sagst, gibt mir eben zu denken:

Zitat:
Ängstlich sein wird immer mein Schwachpunkt bleiben und ich reagiere wahrscheinlich sensibler auf Stress als andere, aber das ist eben so. Andere bekommen Kopfweh, Neurodermitis und, und, und. Ich bin eben schnell nervös. Schaffe es dann aber alleine mich wieder ins Lot zu bekommen.


Das bedeutet doch, dass es jederzeit wieder möglich ist, in alte Muster zu verfallen, z.B. nach einem schweren Schicksalsschlag. Ich persönlich kann meine Ängstlichkeit einfach nicht akzeptieren, weil sie nicht zu meinem Charakter gehört. Ich war vorher nie ängstlich, ganz im Gegenteil. Ich sehe die Angst in mir als Fremdkörper an. der entfernt werden muss. Wäre ich schon immer schüchtern und ängstlich gewesen, würde es mir wohl einfacher fallen, dieses zu akzeptieren und damit zu leben, aber gerade das kann ich momentan einfach nicht. Möglicherweise ist das ein wichtiger Schritt: Die Angst als einen Teil von sich akzeptieren, so wurde es mir zumindest mal gesagt... Aber das kann ich einfach noch nicht...
24.09.2010 15:59 •

V
Hallo

Natürlich ist es so, dass man immer wieder zurück in alte Muster verfallen kann – aber ist das nicht grundsätzlich menschlich? Jemand der abgenommen hat könnte wieder zunehmen, jemand der Alk. ist könnte wieder rückfällig werden. Betonung auf
könnte.

Ich war früher auch nicht übermäßig ängstlich und bin es heute auch nicht mehr, wenn ich allerdings mal Angst habe, bewerte ich sie einfach anders als früher – und darin liegt doch der Fehler. Angst ist eine gute und völlig normale Emotion und auch wichtig. Bei uns ist sie allerdings aus dem Ruder gelaufen. Ziel kann doch jetzt nur sein, die Angst wieder in richtige Bahnen zu lenken, nicht sie komplett abzuschaffen. Das komplette Abschaffen von Angst ist ja gar nicht möglich. Glück, Trauer und Mitgefühl kann man auch nicht abstellen.

Klar, ist eine übermäßig gewordene Angst ein Fremdkörper. Du musst sie auch nicht akzeptieren. Was du aber akzeptieren musst ist die IST-Situation. Du hast momentan Angstattacken. Punkt. Aus. Ende. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten: du resignierst oder du fängst aktiv an etwas zu verändern – am besten (gerade wenn Alk. und Dro. im Spiel waren und sind) mit professioneller Unterstützung, die dir salopp ausgedrückt, auch mal in den Hintern tritt.

Ich kann dir nur das Buch von Doris Wolf Ängste verstehen und überwinden ans Herz legen. Sozusagen eine Verhaltenstherapie in Buchform. Sehr aufschlussreich, aber auch richtig praktisch für den Alltag.

LG Vida
25.09.2010 09:38 •
A
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Dr. Hans Morschitzky

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