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L
Hallo

ich leide unter Angst- und Panikatacken schon seit monaten.
Jetzt habe ich endlich einen Termin (in Zwei Wochen) bei einem Psychologen bekommen und bin schon etwas erleichtert, dass mir bald jemand hilft.

Was mir nur sehr zu schaffen macht ist das ich große Probleme mit meiner Wirbelsäule. es springen ständig wirbel raus und mein HA muss mich alle 3-4 Wochen einrenken. ich kriege sonst immer so starkes Stechen in der Herzgegend was bei mir natürlich Panik auslöst und mir schreckliche Angst macht und außerdem tuts weh.

Meine Frage nun: ist jemand von Euch bei einem Osteopathen in Behandlung (vielleicht auch wegen Rückenproblemen) ? Ich habe gelesen das Osteopathen auch Angstzustände unterstützend behandeln können.

Hat jemand vielleicht Erfahrung?

03.04.2008 10:57 • 06.04.2008 #1


L
Hallo Lesley,

dass Osteopathen auch Angstzustände unterstützend behandeln können, habe ich noch nie gehört. In Deinem Falle ist das vielleicht so, denn der Arzt verschafft Dir ja für gewisse Zeit eine Erleichterung bzgl. bestimmter Symptome, was wiederum weitere Panikattacken verhindert. Grundsätzlich aber würde ich behaupten, dass das mit der Behandlung von Angststörungen nichts zu tun hat.

Ich habe so meine persönliche Einstellung zu Osteopathen, denn die permanente Auflösung von Blockaden (das Einknacksen) ist ja keine Dauerlösung und zudem auch wieder recht umstritten.

Ich frage mich, wieso Dir dieser Arzt nicht mal Krankengymnastik verschreibt? Oder ist er kein Orthopäde?

Natürlich führt unsere Angst zu Verspannungen und Verkrampfungen, was wiederum dazu führen kann, dass sich Blockierungen im Bewegungsapparat bilden können. Dennoch finde ich, dass andere Therapien auf Dauer sinnvoller sind, wie z.B. Entspannungstechniken und KG und Bewegung i. A.

Die Osteopahen streiten ab, aber es gibt andere Fachleute die sagen, dass die Gelenke auf längere Sicht leiden, wenn sie immer wieder manipuliert werden. Da wird Dein Arzt bestimmt auch müde lächeln, wenn er das hört. Es ist ähnlich wie diese Sache mit dem Schwindel. Die einen Fachleute lehnen ab, dass der auch von der HWS kommen kann, die anderen sehen es in jedem Falle so.

Letztendlich ist wichtig, dass Du entscheidest, was für Dich gut ist und was Dir ganz persönlich gut tut. Vielleicht schaffst Du es, eine andere Lösung für die Zukunft zu finden, mit der Du Dir selbst helfen kannst und nicht so auf den Osteopathen angewiesen bist.

Alles Liebe

03.04.2008 11:40 • #2


A


Osteopathen

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Christina
Hm, diejenigen, die einrenken, sind eher Chiropraktiker. Osteopathen machen doch nichts außer sanften Berührungen zur Stimulation des Bindegewebes. BTW - wörtlich übersetzt bedeutet Osteopathie Knochenkrankheit, ein Osteopath wäre ein Knochenkranker.
Zitat:
Die Theorien, auf denen die Osteopathie beruht, widersprechen den heutigen Kenntnissen über die Anatomie, Physiologie und Pathologie des menschlichen Organismus. (Quelle)

Es finden sich sicher bessere Verwendungszwecke für überflüssiges Geld.

Liebe Grüße
Christina

03.04.2008 14:05 • #3


E
Hallo

ich bin gerade zufällig auf dieses Forum gestoßen und möchte versuchen als Osteopath einige Sachen deutlicher zu machen.

Immer wieder begegnen wir der Frage Hilft Osteopathie bei Krankheit xy?

Jeder von uns unterliegt ständig sowohl physischen (z.B. körperliche Arbeit...) als auch psychischen (Stress bei der Arbeit, Existenzsorgen, Liebeskummer...) Kräften, gegen die der Körper angehen muss, die er kompensieren muss.
Kompensation bedeutet alles im Gleichgewicht zu halten und trotz potenziell krankmachenden Faktoren gesund zu bleiben.

Osteopathie ist keine Therapiemethode, mit der man konkrete Krankheitsbilder behandelt sondern den Körper in all seinen Funktionen möglichst optimiert, sodass über seine Selbstheilungskräfte dieses Gleichgewicht besser wieder hergestellt werden kann.

Die Heilung übernimmt also der Körper selbst, der Osteopath versucht über seine Therapie nur die Möglichkeit dazu wiederherzustellen.

Ein schönes Beispiel ist eine Studie, die in den USA gemacht wurde, mit der Fragestellung Hilft Osteopathie bei Morbus Parkinson? Es handelt sich um eine Krankheit, die als unheilbar gilt.
Das Ergebnis der Studie war trotz allem ein positives, die Symptome der Patienten konnten verbessert werden, die Lebensqualität gesteigert. Behandelt wurde nicht die Krankheit sondern der Körper in seiner Gesamtheit.
Funktioniert ein Körper optimal, kann er auch mit einer unheilbaren Krankheit besser umgehen.

Alle Symptome (Schmerzen, Blockaden, Entzündungen, Angstzustände...), die nicht durch ein konkretes Trauma (man knickt mit dem Fuß um, der Fuß tut weh) ausgelöst sind haben meiner Meinung nach immer mehr als nur einen Grund.

Die Summe von vielen Faktoren führt letztendlich dazu, z.B. einen Rückenschmerz auszulösen. Sicherlich ist dann eine bestimmte Sache, wie z.B. lange am Schreibtisch sitzen der Auslöser, wenn dies jedoch der Grund wäre, müssten alle die viel am Schreibtisch sitzen Rückenschmerzen bekommen. Dies ist sicher nicht der Fall.

Somit kann eine psychische Störung, auch wenn sie nicht auf körperlicher Ebene entstanden ist, therapeutisch unterstützt werden, indem man auf körperlicher Ebene alles frei macht.

Ganz klar ist allerdings, dass die Osteopathie nicht die primäre Therapieform für psychische Krankheitsbilder ist und ich würde niemals von mir behaupten Angstzustände behandeln zu können! Das wäre unseriös!

Ein großes Missverständnis ist, dass Osteopathen nur einrenken.
Bei den Einrenkmethoden handelt es sich um die Chiropraktik, die zwar auch zum osteopathischen Handwerk zählt, jedoch nur einen kleinen Teil des Ganzen ausmacht.

Wenn ein Wirbel recht frisch blockiert ist, durch z.B. eine plötzliche, schnelle Bewegung, dann kann man eine solche Technik anwenden, nicht jedoch bei solchen, die schon seit Monaten oder Jahren bestehen. Hier würde als Mobilisationstechnik eine weichere Methode angewandt werden (Muscle Energy Techniken, Jones-Techniken, Sutherland-Techniken, General Osteopathic Treatement (GOT)...) da sich durch das lange Bestehen Muskeln, Bänder und Gelenkkapsel schon entsprechend verkürzt haben und nicht mit einem Ruck wieder in ihren alten Zustand gebracht werden können.

Eine Wirbelblockade hat i.d.R. auch einen Grund. Diesen gilt es aufzufinden und zu beheben, sonst blockiert der Wirbel immer wieder. Ein guter Osteopath sollte in der Lage sein dies herauszufinden. Der falsche Weg wäre den Wirbel immer wieder freizuknacken.

Das hieße im Falle von Lesley, dass die Blockaden in der Wirbelsäule und dem scheinbar dadurch bedingten Stechen in der Herzgegend, zumindest nicht nur dort behandelt werden sollten sondern mit der Gesamtfunktion des Körpers in Verbindung gebracht und behandelt werden muss.


Der Begriff Osteopathie ist tatsächlich nicht die beste Wahl für dieses Therapieverfahren.

Wie Christina schon richtig bemerkt steht Osteopathie als Oberbegriff für diverse Knochenkrankheiten.

Osteon ist der Knochen, Pathos das Leiden, die Krankheit.

Es gilt allerdings ganz klar zu unterscheiden zwischen diesem Begriff aus der Medizin und dem therapeutischen Berufsbild.

Der Begründer der Osteopathie, Dr. A. T. Still, hat Ende des 19. Jh. festgestellt, dass er über Osteon dem Knochen auf Pathos die Krankheit Einfluss nehmen kann.
Das heißt, indem er die Mobilität aller Knochen wieder hergestellt hatte, konnte der Körper über seine Selbstheilungskräfte eine Krankheit wieder besser bewältigen.

Daher nannte er sein Therapiekonzept Osteopathie. Dies war lange bevor der medizinische Begriff der Knochenleiden begründet war.

Ich kann Lesley nur empfehlen zu einem Osteopathen zu gehen und sich auch auf körperlicher Ebene behandeln zu lassen. Es ist allerdings nicht einfach einen guten Osteopathen zu finden da es sich nicht um einen geschützten Begriff handelt und sich leider sehr viele Ärzte, Heilpraktier, Physiotherapeuten und andere mit dem Begriff schmücken und dann vielleicht nichts weiter machen als z.B. Einrenken.

Die osteopathische Ausbildung dauert zwischen 4 und 6 Jahren, je nach Schule.
Man sollte sich in jedem Fall erkundigen wo die Ausbildung gemacht wurde und wie lange sie gedauert hat.

Über den Verband der Osteopathen Deutschlands kann man sich erkundigen. Es gibt eine Therapeutenliste, nach Postleitzahlen geordnet. Hier sind nur Osteopathen gelistet, die eine fundierte mehrjährige Ausbildung gemacht haben.

Ich hoffe ich konnte hiermit einen kleinen Beitrag zur Aufklärung leisten und wünsche Lesley viel Erfolg bei der Behandlung ihrer Angstzustände.

Liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende,

Sven

05.04.2008 15:50 • #4


Missyou
Vielen Dank für den Beitrag.
War wirklich sehr interessant, da ich mich schon länger für das Thema interessieren.
Habe mir mal den Link angesehen, leider gibt es keinen Osteopathen in meiner Nähe.
Ich habe schon sehr oft versucht einen guten zu finden,, aber es scheint als ob weit und breit keiner ist

06.04.2008 22:42 • #5





Dr. Hans Morschitzky