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Weil es vielen Traumapatienten schwer fällt, mit ihren inneren Kindanteilen oder verletzten Innenanteilen umzugehen, wollte ich hier einen allgemeinen Thread anlegen. Das Problem, dass man eben eine dissoziative Störung hat, in der es viele Anteile in einer Persönlichkeit gibt, die mehr oder weniger voneinander getrennt autonom in uns existieren, haben ja viele Menschen. Ein inneres Kind in einem Traumapatienten ist auch was Anderes als dieses therapeutische Konstrukt vom inneren Kind, das in vielen Therapien auch bemüht wird. Aber das ist ja doch was sehr Verschiedenes. Jeder Mensch hat das, was er 15 Jahre war, in sich drin. Insofern haben wir alle ein inneres Kind, sprich eine kindliche Seite, Erinnerungen an die Kindheit, die Beziehung zu unseren Eltern, wo wir immer das Kind derer bleiben werden.

Aber inneres Kind und verletzte Traumaanteile sind doch wesentlich mehr.

Ich habe früher viel Innere-Kind-Arbeit nach PITT/Reddemann gemacht und es hat mich in den Wahnsinn getrieben. Statt das was besser wurde, wurde alles noch schlimmer. Statt schlecht zu funktionieren, funktionierte ich irgendwann überhaupt nicht mehr. Stattdessen wurden die Depression, die Suizidalität, die SV und die Flashs noch intensiver und mehr und mehr.

Mit EST war es nicht besser. Verletze Traumainnananteile damit zu versorgen klappte nie, weil ich total von denen übernommen wurde. Sie haben sich den ganzen Körper geschnappt und ich war machtlos. Mit ständigem Switchen, z.T. alle 5 Minuten dreht man am Rad. Wie soll man da noch sein Leben irgendwie normal begehen können? Das geht nicht. Alles, was raus kam, war, dass es immer schlimmer wurde.

Inzwischen mache ich in meiner Traumatherapie nur noch wenig mit Inneren Kindern arbeiten. Und wenn, dann macht das mein Traumatherapeut mit Schematherapiemethoden. Mit EST arbeiten wir gar nicht. Wir setzen andere Traumatherapiemethoden ein. Und wenn doch, dann arbeiten wir mit Anteilen im Sinn von hypnotherapeutisch oder hypnsystemisch. Wir haben aber auch noch viele ganz andere Ansäte, die sehr helfen.

Ich weiß nach all meinen Versuchen und Erfahrungen mit allen möglichen Therapieverfahren jedenfalls sehr genau, was gut hilft und was nicht. Und Therapeuten wissen es eben oft nicht.

Sehr bezeichnend ist auch das Interview, was neuerdings im Netz kursiert, was Prof. Luise Reddemann aktuell zu ihrer PITT sagt. So ein paar kleine kritische Töne findet man darin. Früher hat man diese Therapieform so beworben. Es ist wirklich an der Zeit, dass man jetzt nach ungefähr 20 Jahren, wo diese Therapieform jedem Traumatherapie-Anfänger in der Psychoszene aufgedrückt wurde, endlich zu sagen, was da für Risiken drin stecken und dass ganze viele Patienten mit dieser Therapieform gar nicht gut beraten sind und auch nicht gut damit fahren werden. Die PITT kann ganz übel nach hinten losgehen. Das kann jede Form von Innere-Kind-Arbeit. Aber die PITT finde ich noch meisten gefährlich. Da bilden sich zum Teil massive Abhängigkeiten zu Therapeuten oder die Patienten werden total destabilisiert, bis zum totalen Zusammenbruch ist da alles drin.

Richtig aufgeklärt werden die Patienten idR nicht. Es wird mal angesprochen, aber dass man wirklich mal aufzeigt, dass es richtig zur Verschlimmbesserung kommen kann, hat z.B.mir damals keiner gesagt.

Mit der Ego-State-Therapie es auch so ähnlich. Wenn das falsch und zu viel gemacht wird, dann führt es zu mehr Chaos im Gefühlshaushalt. Und das ist nicht gut.

Also, meine Meinung ist, dass man, wenn eine Therapie bei einem zu einer Zunahme von Symptomen führt, dies dem Therapeuten sagen sollte und dass ER dann gehalten ist, eine andere therapeutische Strategie zu fahren als bisher. Wenn ein Therapeut auf so eine Red Flag nicht reagiert, dann ist er kein guter Traumatherapeut.

Ich würde das Interview hier gerne verlinken, aber ich habe grade Ärger mit dem Verlinken, aber man findet das schon im Internet. Frau Reddemann hat inzwischen ihr Buch überarbeitet. Ich meine, dass sie inzwischen etwas geläutert ist und endlich verstanden hat, dass ihr angeblich so tolles Verfahren, gar nicht so toll ist, wie es lange dargestellt wurde. Kritikpunkte gibt es an PITT und EST genug. Di gehen beide in die gleiche Richtung, bauen auch auf dem Konzept von struktureller Dissoziation auf. Ich denke, es gibt heute bessere Möglichkeiten.

Ich denke, es ist besser, mit der Gesamtperson zu arbeiten und mit ihr als eine Person zu arbeiten.

29.01.2023 17:46 • 21.02.2023 #1


5 Antworten ↓

So, hier ist das Interview von Frau Prof. Reddemann:

https://psylife.de/magazin/icd-11-was-b...plexe-ptbs

Ich finde das bezeichnend.

Für mich ist Frau Prof. Reddemann jemand, der zu den Pionieren der Traumatherapie gehört. Aber ich glaube, mir wäre das alles zu altbacken. Ich habe auch ein Interview mit ihr gesehen und für mich wirkt sie wie aus der Zeit gefallen. Wieviel kann einem bitte eine Therapeutin/eine Traumatherapeutin geben, die es schafft, ein längeres Interview zu absolvieren, ohne ein einziges Mal zu lächeln, zu grinsen oder zu lachen?

Ich glaube, da ist man sich schnell einige, dass der Spaßfaktor mit solchen Vorbildern zum Gruseln ist?

Wenn man Traumapatienten abholen will und wieder ins normale Leben zurückbringen will, dann braucht man andere Methoden und auch andere Haltungen. Und vor allem braucht man einen eigenen Spirit und Power. Ohne den passenden Humor ist sowieso nix los und zwar nie im Leben, nirgendwo.

Sie hat ja irrsinnige Probleme mit der neuen Diagnose kPTBS im ICD-11. Die ist gar kein Problem, wenn man es richtig verstanden hat, wie diese Diagnose zu stellen ist. Ja, die PTBS-Symptome werden vorausgesetzt. Und scheinbar haben viele komplex Traumatisierte keine. Das stimmt so nicht, bloß muss man sie in den richtigen Zusammenhang stellen. Traumaspätfolgen kann man da genauso unterbringen wie Traumafolgen, die nach ein paar Monaten nach einem Trauma auftauchen. Den Zusammenhang muss man herstellen und das können moderne Traumatherapeuten mit ihren Forschungserkenntnissen und zwar auch da, wo es eben diesen Urgesteinen der Traumatherapie nicht gelingt, weil sie zu alten und zu engen Trauma-Definitionen anhängen.

Und all ihre Wünsche, wie ihre PITT wirken sollte, hat nix damit zu tun, wie sie in echt nach hinten losgehen kann. Die Funktionsfähigkeit der Patienten soll nicht verspielt werden? Ah, genau das passiert aber sehr oft. Und ist eben nicht hilfreich, wenn erwachsene angeschlagene Patientinnen sich dann in traumatisierte Innenkinder verwandeln und da nicht mehr aus diesen Gefühlen rauskommen.

Mein Hauptkritikpunkt an der PITT ist, dass die PITT fleißig alle Wunden aus der Kindheit aufreißt und dann kaum Möglichkeiten hat, die wieder zu schließen.

Ich ärgere mich maßlos drüber, wie es solche Meinungsführer mit geschickten Formulierungen immer wieder schaffen, so eine Augenwischerei zu vollbringen, und ein Verfahren, das über viele Jahrzehnte auch oft genug total versagt hat, als was ganz Tolles zu präsentieren.

Und ich finde es schrecklich, dass diese PITT-Weiterbildungen bis heute an neue, nachrückende Traumatherapeuten verkauft werden, mit einem großen Namen in der Szene verbunden, auch von den Nachfragern gekauft werden. Die kennen sich noch nicht aus und kaufen das für teuer Geld ab und so bleibt das alles in Gebrauch, die Erfinderin wird weiter als Top-Traumatherapeutin und Leaderin in der Medizin gefeiert. Kritiklos läuft das alles weiter.

Aber die Patientinnen, die durch dieses Verfahren massiv geschädigt wurden und ihres Lebens nicht mehr froh wurden, die fragt keiner, wie sie das alles finden.

Es ist leider so, dass in der Psychotherapie nicht nur Patienten geholfen werden soll, sondern dass da die Profis auch ihr Geld verdienen müssen und wollen. Und manche suchen auch den Ruhm und den Reichtum. Und genau da wird es dann für uns Patienten ganz gefährlich, denn dnn werden wir vom Menschen in den Patienten umgewandelt und dann vom Patienten zum Nutzvieh degradiert.

Mein Traumatherapeut hat auch die Weiterbildung in PITT gemacht. Ich habe mit ihm drüber geredet, wie oft und wie massiv diese Therapien schief gehen und dass viele Therapeuten nach einer Weile mit dieser Therapieform gebrochen haben, weil sie Patienten so runtergewirtschaftet hat. Von all dieser Kritik hatte mein Traumatherapeut nie was gehört. Dann habe ich ihm mal gesagt, wie sehr einen diese Innere-Kind-Arbeit ausbrennt, wenn man als Patient alles selbst machen muss, dass viele sehr suizidal werden, weil zu vie an Kindheitstrauma hochgeholt wird usw....

Es ist erschreckend und schockierend für mich, wenn ich das Interview von Frau Prof. Reddemann sehe oder da oben verlinkte lese, weil es mir klar macht, wie wenig dieser Expertin von wirklich guter Traumatherapie versteht. Wir sind echt weiter.

Mein Fazit:

Wenn schon Innere-Kind-Arbeit, dann auf jeden Fall nach anderen Therapieverfahren, z.B. Schematherapie oder EST oder hypnosystemisch, aber nicht nach PITT.

Und der größte Kritikpunkt an der PITT:

Sie sieht die Aufarbeitung und Traumakonfrontation als nicht so wichtig. Also dann kann ich es gleich bleiben lassen. Wenn ich das wichtigste Kernelement einer Traumatherapie weglasse, dann brauche ich auch keine Traumatherapie zu machen.

A


Innere-Kind-Arbeit - Probl, mit PITT Reddemann - Alternat

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Hallo Kosmos,

meine spontanen Gedanken zu Ego State: ich habe ca 4 Traumatherapeuten über Ego State Therapie ausgefragt und die Antworten waren teils sehr sehr vage auf meine zentrale Frage: was passiert mit schwierigen/ destruktiven Anteilen, wenn diese jahrelang schön herausgearbeitet werden und diese sich partout nicht integrieren lassen? Alle haben geantwortet nach Lehrbuch, Ziel sollte eine Integration aller Ego States sein für ein erfülltes Leben (oder so ähnlich) und es sei schwierig wenn es denn nicht so sein sollte und dann müsse man weiter schauen (Klinik,Psychiater, neue Diagnosen). Für mich schwang dabei, das man zur Not die Diagnose noch ändert und dann den labilen Patienten in Richtung Klinik schickt und die Verantwortung abgibt. Dann wird der Traumapatient zu einem psychiatrischen Patienten.

Mir ist das bei einer Osteopathin passiert, die energetisch gearbeitet hat und vor Jahren einen bis dato unbekannten Anteil (Stimmen hören) in mir hochgeholt hat. Ich habe natürlich das Gespräch gesucht und mir wurden dann per Mail psychiatrische Kliniken vorgeschlagen und sie behandelt mich nicht mehr. Keine weitere Hilfe mehr bekommen.
Mit dem jetzigen Wissen würde ich Skills nutzen und nicht mehr panisch über Wochen reagieren aber es wäre nett gewesen, wenn sie mich auf mögliche Gefahren einer energetischen Arbeit hingewiesen hätte. Ich hatte Glück das ich gleichzeitig noch bei einem Traumatherapeuten war, der mir auf kognitiver Ebene versucht hat ,das Erlebnis einzuordnen. Zum Glück gingen die Stimmen nach paar Wochen weg aber das war massivster Stress und ich brauchte Monate ,um mein Nervensystem in einen alltagsfunktionalen Niveau zu bringen.
Habe mich über das Honorar geärgert. Bezahlen für eine Akutverschlechterung

Eine private Therapeutin war sehr ehrlich und sie rechnet mit 4-6 Jahren Therapiezeit mit Ego State und hat mich sofort auf die unkalkulierbaren Kosten aufmerksam gemacht (Akutverschlechterung durch destruktive Anteile etc.) und mir von einer Ego State Therapie bei ihr abgeraten. Sie bevorzugt Pat mit Privatversicherung /Beihilfe oder sehr reiche Patienten. Wir reden dann von mehreren fünfstelligen Beträgen ohne Gewähr auf Heilung.
Ich habe mich dagegen entschieden, da es nicht nur immens viel Ressourcen nimmt (Akutverschlechterung durch Therapie möchte ich nicht in Kliniken auffangen, dann stimmt was mit dem Therapeuten nicht) sondern schlafende Hunde wecke ich nicht gern und kein Geld dafür.

Meine Psychiaterin und ich diskutieren sehr gern über solche Themen und sie hält selber nicht viel von aufdeckender Traumatherapie und Ego State wenn man nicht in gesicherten Lebensumständen lebt und Verpflichtungen gegenüber Job/Kinder hat. Da muss die Stabilisierung über Jahre im Vordergrund stehen.
Leider habe ich Therapeuten gehabt, die oft dieses klassische 3 Stufen Modell gelernt haben (bei Monotraumata super ) und sich nicht mit kPTBS oder gar Dissos auskannten und somit mich auch über Jahre destabilisiert haben . Das bemerkte ich an chronischen Dissozuständen im Alltag aber konnte es nicht auf die Therapie zurück führen weil vom Therapeuten habe ich immer 100% Fachwissen /Expertise erwartet.

Mittlerweile erwarte ich nichts von Therapeuten und coache mich selber.

Es gibt bei kPTBS auch destruktive Anteile, die nicht alltagstauglich sind und diese möchte ich nicht fördern und ausarbeiten. Wir reden hier nicht über kognitiven Anteilen (finde ich noch harmlos) sondern Stimmen hören, Hallus im Sinne von schweren Intrusionen oder flashbacks. Dann auch nicht von paar Sekunden, sondern das kann Stunden dauern und über einen sehr langen Zeitraum gehen und je nach Ausbildung eines Psychiaters ist die Diagnose Psychose sehr schnell gestellt da es sehr viele Überschneidungen geben kann. So ist man schnell in einer anderen Behandlungsecke und die Chance auf eine traumaspezifiische Therapie /Behandlung/Klinik ist dann gering.
Genau diese Überschneidungen mancher Symptome /Anteile zu psychosenahen Symptome macht es für eine Diagnosestellung von nicht erfahrenen Fachärzte sehr schwierig. Meine dissoziativen Trancezustände kann man theoretisch auch unter schizophrener /katatonen Stupor veschlüsseln. Bin froh, das meine Psychiaterin das nicht getan hat.



Ich bin nicht gegen Ego State Therapie aber mit kPTBS und Dissos gehe ich lieber den ganz langsamen Weg und beschäftige mich die nächsten Jahre mit Selbstregulation und Umgang mit Triggern.
Mich hat es ehrlich abgeschreckt mit welcher Selbstverständlichkeit eine private Traumatherapeutin mir erzählt hat, das bei einer Akutverschlechterung ein langer Klinikaufenthalt notwendig ist und dann am besten jährlich Klinikaufenthalte zur Kurzstabilisierung (neben der ambulanten Therapie) gut wären. Da sie aus einer privaten Traumakliniken war, musste ich auch an ein lukratives Geschäftsmodell denken. Ich habe diese Traumaklinik auch kontaktiert und war im telefonischen Gespräch mit der Chefärztin nicht verwundert dasselbe zu hören. Wer sich das leisten kann super aber ich war eher skeptisch ob das mein Weg sein sollte. Da spielt aber auch mein Wesen eine Rolle , ich bin gern autonom von Psychiatern und Therapeuten. Nie wieder möchte ich da abhängig sein. Ich habe nichts gegen lange Klinikaufenthalte wenn die richtigen Therapien für Traumapatienten angeboten werden aber davon gibt es zu wenige und lange Wartezeiten. Ich fände es sehr schlimm wochen- oder monatelang in einer psychiatrischen Klinik ohne entsprechende helfende Therapien zu sein und dann nach Hause geschickt zu werden.

Ich wünsche Dir noch eine gute Woche!

Ich habe es durchgelesen und verstehe die Schwierigkeiten sehr gut. Ich weiß, dass es z.T. sehr schwierig ist in manchen Regionen, an fachkundige Kassentherapeuten zu kommen. Ich habe auch schon öfter gehört, dass es bei Dir in der Region wirklich viel zu wenige Möglichkeiten gibt.

Das sind zentrale Probleme, die nicht nur bei Dir so auftreten und aufgetreten sind, sondern die kommen öfter vor. Das mit den schlafenden Hunden ist mehr wahr als einem lieb sein dürfte.

Ich werde mal drüber nachdenken.

Ich wünsche Dir auch eine gute Woche!

Diese Intervall-Therapien sind üblich. Das ist kein Geschäftsmodell einer Privatklinik, sondern Kliniken, die gesetzlich versicherte Patienten behandeln, machen das auch so.

Bei den ganz schlimmen extremen Traumapatienten, die mit sehr schweren dissoziativen Störungen wie DIS, z.B. solche, die in Sekten/Kulten zusätzlich mit Mindcontroll (Manipulation/Gehirnwäsche) überzogen wurden und von frühester Kindheit oft über Jahrzehnte gefoltert und missbraucht wurden, sind so 20 Jahre Behandlungsdauer ambulant und regemäßig stationäre Intervalle in hochspezisalisierten Traumakliniken notwendig. Das, was ich eben gesagt habe, gilt für Therapien mit EST und EMDR.

Jetzt kommen aber mittlerweile so viele neune Therapiebausteine dazu, dass man noch gar nicht absehen kann, wie die alle miteinander verbunden werden und wie man dann die Prognosen stellen muss. Das ist also alles noch gar nicht so raus. Die Spezialisten und Patienten sammeln damit erst sein wenigen Jahren die ersten Erfahrungen.

Und wie es immer ist, sind in einer Berufsgruppe manche ganz vorne und bilden sich immer total up-to-date weiter, andere machen ein bisschen was davon und andere machen nur das Allernötigste und arbeiten auf nicht gerade hochaktuellem Stand.

Ich sag's mal so, wenn ich eine gesicherte, funktionierende Lebenssituation habe und für Kinder verantwortlich wäre, würde ich auch nichts tun, was das gefährdet. EST und EMDR reißen viel auf und ich denke schon, dass wir gerade in eine Phase kommen, wo die Traumatherapien mit softeren und sicheren Methoden ergänzt wird. Insofern kann man die Leute sicher ein bisschen beruhigen und sagen, dass man sich nicht zu sehr unter Druck setzen sollte. Diese schweren dissoziativen Störungen können chronifizieren und machen den Körper mit der Zeit krank, deswegen kann man nicht einfach nur drüber weggehen und sagen, man lässt alles, wie es ist. Aber eine Traumatherapie ein Stück weit nach hinten im Leben zu schieben, geht.

Und die ganzen Ärzte und Therapeuten, die in Deutschland, im deutschsprachigen Raum, auch international an den Macht- und Entscheidungspositionen sitzen, haben alle verstanden, worum es geht und wie wichtig Traumatherapien sind. Die Politik zieht auch immer mehr nach, weil jeder, der die Zusammenhänge kennt, versteht, dass diese Traumaerkrankungen, psychische Erkrankungen nur der Vorläufer von chronischen schweren Erkrankungen sind und so viele soziale Probleme auslösen und extrem hohe Kosten, dass jeder versteht, dass das wichtig ist, an Lösungen zu arbeiten.

Und das betrifft auch nicht nur Traumafolgestörungen, sondern gilt für den ganzen Bereich der psychischen Erkrankungen.

Man hat heute ein anderes Verständnis dieser Erkrankungen und auch darüber, wie sie entstehen und wie man sie behandeln muss.

Ich habe da viel Hoffnung und berechtigte Hoffnung, dass sich vieles verbessern wird. Auch im Sozialrecht wird in Deutschland irgendwann die Lage zumindest leicht verbessert werden. Das wird kommen müssen, alles Andere macht unter den gegebenen Bedingungen keinen Sinn.

Und auch was Psychosen angeht. Es wird immer mehr klar, dass ein ganz hoher Anteil der Psychotiker auch zusätzlich Traumapatienten sind. Und ich bin sicher, dass die Therapie von Schizophrenie auch Innovationen erleben wird und dass man versuchen wird, auch diesen Patienten besser zu helfen.

Es war eben lange so eine Haltung in Bezug auf psychische Erkrankungen:

Man behandelt ein bisschen, probiert ein bisschen rum und wenn das dann nicht schnell gute Erfolge gebracht hat, dann hat man die Leute als chronisch psychisch krank und austherapiert hingestellt und sich damit abgefunden.

Und genau diese Denken, diese Einstellung wird zunehmend aufgebrochen. Jeder wirklich modern ausgebildete Therapeut und Psychiater sieht das sehr kritisch und sie versuchen für jeden Patienten die beste modernste Therapie zu bieten.

Die sind einfach sehr motiviert, ehrgeizig, wollen es besser machen und machen es besser als die Vorgänger in ihrer Branche.

Ich mache zur Zeit ja auch grade wieder so ein paar Einheiten Innere-Kind-Arbeit. Aber wir machen das nicht nach EST und nicht nach PITT, sondern nach anderen Methoden. Das ist viel sanfter und es entsteht keine emotionale Abhängigkeit in der Therapie. Die Anteile werden vom Therapeuten versorgt und auch geretttet. Zum Beispiel war bei mir gestern ein ganz kleines Kind in einem Trauma-State gefangen. Das war so klein, dass es zwar schon laufen kann, aber nicht sprechen. Und er hat das dann eben abgearbeitet und auch Vorschläge gemacht, was er jetzt in der Szene, die aufgebrochen war, für die Kleine machen kann und wir sind dann zu dem Ergebnis gekommen, dass so ein kleines Kind ein sicheres Zuhause braucht und dass er den Täter rausschaffen muss und somit ein geborgenes sicheres Zuhause für die Kleine geschaffen wird. Aber er macht da noch viel mehr, mit vielen verschiedenen Methoden und das geht weit über das raus, was man aus der PITT und der Schematherapie kennt. Aber das mag ich nicht hier beschreiben, das ist mir zu persönlich. Jedenfalls wird man davon nicht abhängig und holt auch keine x kaputten Anteile hoch, die einen dann funktionsunfähig machen.

Sowas könnte ich mir für Dich auch vorstellen. Und entweder findest Du jetzt bei Euch da schon jemand, der Dir so helfen kann oder es kommt in den nächsten Jahren. Aber dass es kommt, da bin ich sicher.

Und wenn die Kinder schon noch ein bisschen Zeit hatten, wo die Mama stabiler war, dann sind die auch wieder ein bisschen älter und stabiler. Und dann kann man seine Traumatherapie machen.

Auf diese total destabilisierenden Traumatherapien kann man - ehrlich gesagt - wirklich verzichten. Das kann ganz böse nach hinten losgehen. Und wer sich dann nicht berenten lassen kann mit viel Geld oder einen reichen Mann hat, der alles finanziert, der ist übel dran. Es ist nun mal nicht so, dass solche Therapien einfach sind, sondern viele Traumapatienten haben damit angefangen und sind dann auch davon aufgefressen worden. Deshalb habe ich nach schonenderen Alternativen gesucht. Und dann hat man das Problem, dass die einfach noch nicht für die harten dissoziativen Fälle angepasst wurden. Es kommt sehr auf den jeweiligen Therapeuten an, wie kompetent er ist. Jemanden zu finden, wo man gut aufgehoben ist, ist nicht ganz einfach. Die superguten Traumatherapeuten sind für die ganz schweren Fälle reserviert. Was man aber auf keinen Fall machen sollte, ist, jemanden nehmen, der eher zu den schlechteren Therapeuten gehört.

Und eins will ich auch mal ganz klar sagen, mit dem was Frau Reddemann da so erzählt, bin ich null einverstanden. Eine Traumaaufarbeitung muss sein, wenn man wirklich mal gesund werden will. In welcher Form man das dann macht, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Aber nur mit Stabilisierung arbeiten ist zu wenig. Was natürlich geht, ist mit Achtsamkeit die Traumafolgestörung anzugehen. Mit Achtsamkeit kann man alles ausheilen. Meditation ist eine starke Waffe. Mit Meditation kann man das ganze Gehirn unter Kontrolle bringen und damit natürlich auch Traumafolgen aufheben. Aber dann muss man auch endlose lange Zeit einsetzen, bis man das erreicht hat. Wir sind eben keine Shaolin-Mönche, die ihr ganzes Leben trainiert haben und meditiert haben. Wir haben nicht diese Art von trainiertem Körper und diszipliniertem geübtem Gehirn, wie man es für Trauma brauchen würde. Tibetische Mönche haben z.T. nicht mal nach Folter PTBS-Symptome entwickelt. Der Grund ist, dass sie durch ihre lange Meditationspraxis so ein gestärktes Gehirn haben und auch noch dazu gelernt haben, ihr Gehirn, ihr Denken so zu steuern, dass sie stärker sind als die Macht der Traumata. Aber man muss auch sehen, wie lange die sich vorbereitet haben, ehe sie in solchen Situationen solche Traumata erlitten haben. Da kann man so einen Westler nicht damit vergleichen.

Es gibt ja noch viele andere Ansätze, aber das wird hier von der Krankenkasse noch nicht bezahlt und in Kliniken gibt es das - soweit ich weiß - in Deutschland auch noch nicht. Außerdem muss man dafür auch gewisse Rahmenbedingungen haben. Z.B. darf ein Tool nicht angewendet werden, wenn sich das Opfer noch nicht in einem liebevollen Umfeld befindet. Wenn die soziale Situation nicht stimmt, kann man das nicht einsetzen.

Ja, das ist hochspannend, was es da so alles gibt... Und ich bin gespannt, was noch kommt. Diese neue Borderline-Pille, die jetzt überall getestet wird, da bin ich mal neugierig, ob die was bringt.... In Bezug auf Depressionen gibt es einige neue interessante medikamentöse Forschungen und neue Medikamente, die in der Testung sind..... Man setzt halt mittlerweile auch viel genauer an. Es gibt nich die Depression, sondern wahrscheinlich ganz viele verschiedene Arten. Das alles wird zu beforschen sein... Somatisierungsstörungen und viele andere Störungsbilder sind auch sowas, waas immer besser verstanden wird...

Ich halte überhaupt gar nichts von Aussagen wie: Damit muss man sich abfinden! oder Man kann es nicht verbessern.... Das kann im Einzelfall sein. Auch mit sehr langwierigen und frustrierenden Therapien muss nach wie vor gerechnet werden. Aber ich finde, die Chancen und die Möglichkeiten muss man auch sehr klar aufzeigen. Menschen in der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung hängen lassen, das kenne ich nur zu gut. Und wer hat sowas gemacht? Die schlechten Ärzte und Therapeuten, die nix drauf hatten, die haben solche Aussagen getätigt. Und dann ist man zu besser qualifizierten Profis gekommen und die haben einem dann erst mal erklärt, was man alles machen kann und dass sie eine ganz andere Prognose stellen als die Vorbehandler.

Medizin ist ein weites Feld. Man darf da nicht zu schnell die Flinte ins Korn werfen. Und durch neue Forschung kann es immer neue Faktoren geben, die das eigene Schicksal ändern können.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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