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L
Hallo allerseits,

ich geb zu, ich komm mir ein bisschen blöd vor, hier einen thread hinzusetzten und auf ein Wunder zu hoffen. Nicht nur weil ich nicht an Wunder glaube, sondern auch weil ich denke, dass mir nicht zu helfen ist. .

Ich weiß nicht genau, wie lange ich das schon mit mir herumtrage, aber es ist wohl schon eine kleine Ewigkeit, gemessen daran, dass ich erst Mitte 20 bin.

Seit ich denken kann, viel es mir schwer auf andere Leute zuzugehen, Freunde zu finden, oder vor der Klasse zu sprechen, mich anderen vorzustellen, mit ihnen zu sprechen, oder einfach nur mit anderen Leuten den Tag zu verbringen, wenn es nicht darum ging, etwas zu lernen [in aller Stille]. Seit ich denken kann, war es für mich ein Greul das Haus zu verlassen, um - egal wohin - zu gehen. Als eine meiner wenigen Freunde mich einmal darauf ansprach, war mein Kommentar 'So bin ich halt. Ich bleib halt lieber zu Hause'. Im leben wär ich nicht auf die Idee gekommen, dass etwas mit mir nicht stimme...
Naja, mittlerweile bin ich Studentin, und eigentlich müsste ich meine Zwischenprüfungen jetzt ablegen...aber, ich war seit Februar nur etwa 7 Mal in der Uni. Und das letzte Mal als ich dort war, konnte ich nicht aufhören zu heulen. Ich hab angefangen und konnte nicht mehr aufhören, bis ich in der Bahn nach Hause saß. Ich habe grosse Angst zu Versagen, und schäme mich sehr, das zuzugeben.
Meine Freunde hab ich seit meinem Abi vor 5 Jahren etwa 2 Mal gesehen, da ich jedes Mal irgendeine Ausrede erfinde, um das Treffen abzusagen. Mir war das lange nicht bewusst...
Bis jetzt hatte ich keinen Freund, und das störte mich auch nicht weiter, bis meine Großmutter einen Kommentar bei meiner Mum darüber abließ. Seither beschäftigt mich das irgendwie. Nicht nur dass es mir peinlich ist, dass meine Familie von mir denkt ich würde keinen 'abbekommen'..das impliziert ja auch irgendwie was anderes. Nämlich dass ich nicht 'normal' bin.
Ich hab Angst, dass sie sich für mich schämen oder dass sie sich mit anderen über mich 'unterhalten'.
[wow, das tat gut o.o]

Was will ich jetzt hier? Gute Frage, deren Antwort ich selbst nicht recht weiß. Vielleicht kann mir jemand sagen, wie ich was an mir ändern kann, damit...das aufhört?
Ich bin für jeglichen Kommentar dankbar. v_v

05.08.2007 02:56 • 03.09.2007 #1


N
na, den ersten schritt hast du doch schon gemacht, erkannt, dass du selber aus der situation kaum rauskommst und hier um rat nachgefragt. ich denke, der einfache weg ist kontakt zur psychologischen beratungsstelle deiner uni aufzunehmen - die erklären dir dann, wieso du normal bist. ich glaube, es fällt dir leichter das zu akzeptieren, wenn diese aussage aus berufenem mund kommt......

05.08.2007 09:11 • #2


A


Wenn nur alles so einfach wäre.

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B
Hallo Lily,

ich habe Deinen Beitrag gelesen und will mich ausnahmsweise mal als Moderator einmischen, weil ansonsten das ja Euer Forum ist und es ja auch eine Rubrik Fragen an unsere Experten gibt.

Erstmal herzlich willkommen hier im Forum und meinen Glückwunsch für Deinen Mut, hier so offen zu schreiben. Ich denke auch, dass Du damit ja schon einen ersten wichtigen Schritt gemacht hast und sagst: mir ist es genug, ich will was ändern.

Aber um alles in der Welt, wer hat Dir denn gesagt, dass Dir nicht zu helfen ist. Wahrscheinlich doch Du selbst - oder? Und woher weißt Du das? Was hast Du schon alles probiert - ernsthaft probiert, mit Willen und Anstrengung? Natürlich kannst Du Änderungen in Deinem Denken, Fühlen und Handeln erreichen ! So lange, wie Du Deine Probleme schon mit Dir herumschleppst, ist sicherlich eine professionelle Unterstützung sinnvoll.

Schau Dich auch mal intensiver auf www.psychic.de um, schau Dir mal Selbsthilfebücher zur Vorbereitung an, damit Du ein Gefühl dafür bekommst, was es für Möglichkeiten gibt.

Die Idee von der Beratungsstelle an Deiner Uni als erste Anlaufstelle finde ich sehr gut.

Und wenn dies nicht ausreicht - Psychotherapie ist für jeden da, der sich ernsthaft mit seinem Leben auseinandersetzen will - ob ambulant, in einer Tagesklinik oder vorübergehend auch stationär. Viele Wege führen nach Rom - aber man muss selbst gehen (wollen)!

Und da komme ich zum Schluss zu einem entscheidenden Punkt. In der systemischen oder Familientherapie unterscheidet man drei Arten von Patienten: 1. die Besucher ( die kommen einfach zu Besuch in die Therapie, aber wollen eigentlich nichts, werden vielleicht von Jemandem indirekt oder direkt geschickt und lassen den Therapeuten schaffen, um zu beweisen, dass der es auch nicht schaffen wird), 2. die Kläger (die kommen, um zu klagen und sich Streicheleinheiten abzuholen, wie schlecht es ihnen doch geht, und dass nichts hilft, und dass man sie nur bedauern kann - aber ändern wollen sie nicht wirklich etwas) und 3. diejenigen, die wirklich etwas wollen, die bereit sind , an sich zu arbeiten, auch wenn es manchmal weh tut oder beschwerlich wird - und die erreichen auch etwas). Wenn Du zu den letzteren gehörst (dazu musst Du Dich aber ehrlich prüfen), dann laufe los und tue etwas für Dich.

Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft zum Gehen

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius

06.08.2007 17:19 • #3


G
Hallo Lily!

Mir ist es so ähnlich ergangen wie Dir mit dem Studium. Es war sehr schmerzlich für mich erleben zu müssen, daß ich mit dem sozialen Umfeld an der Uni schlichtweg überfordert war. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben Anschluß zu finden und bin ganz kläglich gescheitert. Ich bin damals immer sehr tapfer zu allen Vorlesungen gegangen, aber nach einem halben Jahr konnte ich einfach nicht mehr und musste aufgeben. Ich habs einfach nicht mehr ausgehalten. Du bist immerhin schon bis zur Zwischenprüfung gekommen, so weit hab ichs gar nicht geschafft.

Dein heftiges Weinen in der Bahn erinnert mich sehr an meine eigene Verzweiflung damals. Vor allem, wenn man sich so sehr bemüht mit der Situation zurecht zu kommen und einfach keinen Weg findet. Meine Eltern, vor allem mein Vater, haben mir damals auch sehr viele Vorwürfe gemacht und mir ihre Enttäuschung und ihr Unverständnis ganz deutlich zum Ausdruck gebracht. Was mir dann noch den Rest gegeben hat. Ich konnte mich selbst ja schon nicht leiden, weil ich die Situation nicht geschafft habe zu bewältigen und jetzt kam auch noch zusätzliche Ablehnung dazu. Ich bin damals in eine sehr große Krise geraten, die meine Lebenseinstellung ganz grundsätzlich verändert hat.

Du hast den Vorteil, daß Du weißt, daß es auch noch andere gibt, die solche Probleme haben. Ich wusste das damals nicht und habe gedacht ich wäre die einzige, die aus solchen Gründen versagt. Versuch so viel Hilfe wie möglich zu bekommen und Deiner Familie zu erklären, welche Schwierigkeiten Du hast, damit sie besser damit umgehen können und Dich nicht noch zusätzlich mit ihrer Enttäuschung belasten oder verletzende Bemerkungen machen. Du brauchst jetzt Unterstützung und jemanden, der Deine Probleme ernst nimmt. Dann läßt sich bestimmt auch ein Weg finden.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß Du nicht viel an Dir ändern kannst, aber Du kannst Dir Unterstützung holen und versuchen so offen wie möglich mit Deinen Ängsten umzugehen. Für mich ist es das wichtigste mich so anzunehmen wie ich bin. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt viel liebevoller und nachsichtiger mit mir umzugehen. Mit diesen sozialen Ängsten muß man sehr viele Abstriche im Leben machen, die Behinderung dadurch ist enorm. Hinzu kommt noch, daß man sich immer so allein gelassen fühlt und es einem so schwer fällt sich Unterstützung zu suchen. Zum Glück ist in den letzten Jahren viel bekannter geworden, wie groß der Leidensdruck bei sozialen Phobien tatsächlich ist.

Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute, daß Du einen Weg findest Dein Leben so zu gestalten, daß es Dir Glück und Zufriedenheit schenkt und daß Du nachsichtiger mit diesen Schwierigkeiten und mit Dir selbst umgehen kannst.

Alles Liebe,
Yoni

08.08.2007 09:55 • #4


J
Hallo Lily,

ich habe eigentlich nicht so sehr Probleme auf jemanden zuzugehen und so, nur auf meiner Arbeitsstelle habe ich unheimliche Angst zu versagen.
Naja ich habe mir auch lange überlagt, was ich dagegen tun kann und vielleicht gibt es das ja auch bei dir in der Nähe.
Ich habe bei uns in verschiedenen Krankenhäusern angerufen und gefragt, ob es eine Psychologische Abteilung gibt. Und dann gefragt, ob ich einen Termin bei einer Therapeutin haben kann.
Naja, auf jeden Fall sollte ich eigentlich in eine Tagesklinik, bin letzten Endes aber nur in einer sozialen Kompetenz-Gruppe gelandet.
Was ich eigentlich damit sagen will ist, probier es doch mal aus, vielleicht gibt es bei dir ja auch so etwas. Diese Gruppe bei mir ist hauptsächlich auf Leute ausgerichtet,, die genau so ein Problem haben wie du. Wir lernen dort, wie man mehr selbstbewusstsein bekommt, machen Rollenspiele...

Ist zwar nicht leicht dort, aber ich denke es hilft einem weiter.

Viel Glück und vielleicht findest du ja auch Leute, denen es ähnlich geht

Ich drück dir die Daumen


Lg Jojo

08.08.2007 10:22 • #5


L
Danke für die vielen Ratschläge. Ich werd mich gleich mal um einen Termin in der Uni kümmern.

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03.09.2007 16:12 • #6





Dr. Reinhard Pichler