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Ich bin 45 Jahre alt, arbeite von zu Hause und lebe in einer WG. Ich bin total unzufrieden, da ich mich nicht mit meinen 2 Mitbewohnern verstehe. Ich würde sofort ausziehen, wenn ich mir ein kleines 1-Zimmer Apartment leisten könnte. Leider verdiene dafür zu wenig, so wenig, dass ich teilweise sogar von meiner Freundin abhängig bin. Sie geht für mich Einkaufen, da ich regelmäßig Panikattaken in Supermärkten bekomme. Meine Freundin kann nur schwer mit der Verantwortung umgehen, auch Ihr Ego nutzt meine Abhängigkeit wenn wir uns Streiten aus. Ich lebe in einer Hass-Liebe und ertrage es nicht mehr.

Ich schaffe es nicht mir Hilfe zu holen, ich spüre bereits im Wartezimmer so viel Druck, dass ich die Praxis einfach wieder verlasse. Danach setzte ich aus Scham auch nie wieder ein Fuß in diese Praxis. Ich weiß nicht weiter, jedes Gespräch, dass mit Du musst beginnt, kann ich nicht ernst nehmen, da der Muß-Zwang ja gerade mein Problem ist...

14.01.2018 16:52 • 16.02.2018 #1


P
Hallo,

auf Druck, etwas zu müssen, reagiere ich auch extrem empfindlich.
Was die Sache mit der Wohnung betrifft, wünsche ich Dir viel Glück und Durchhaltevermögen beim Weitersuchen, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es in diesem Bereich aussehen kann ...
Zitat von Freiflieger:
Ich schaffe es nicht mir Hilfe zu holen, ich spüre bereits im Wartezimmer so viel Druck, dass ich die Praxis einfach wieder verlasse. Danach setzte ich aus Scham auch nie wieder ein Fuß in diese Praxis.
Ich denke, es gibt sehr wohl Verständnis für ein solches Verhalten, gerade in einer Arztpraxis. Selbst wenn man einen Termin deshalb nicht wahrgenommen hat. Ich würde es einfach wieder probieren und wenn es sich wiederholt, dann passiert es eben.

Grüße

pc

14.01.2018 17:06 • #2


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Was soll ich nur tun ?

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Danke für dein Kommentar, panicchief.
Keine Ahnung, was ich dazu noch sagen soll. Fällt mir schwer den Ist-Zustand so zu akzeptieren.
Im Grunde gibt es nur einen einzigen Weg... und wer damit Probleme hat, hat halt Pech gehabt.

15.01.2018 21:35 • #3


F
Gibt es denn nichts und niemand an den man sich wenden kann, wenn man es nicht ins Erstgespräch schafft ? Hat denn niemand auf dieser Welt Verständnis dafür, dass man evtl. einen Kontakt langsam aufbauen möchte ? Wenn ich so kontaktfreudig wäre, bräuchte ich keine Hilfe...

16.01.2018 17:55 • #4


kl Schnecke
Zitat von Freiflieger:
Im Grunde gibt es nur einen einzigen Weg... und wer damit Probleme hat, hat halt Pech gehabt.

Welcher weg ist es denn?
Müssen tust du gar nichts, höchstens auf Toilette.

Für Andere musst du auch nichts tun, wenn dann höchsens für dich selbst.
Wie kannst du denn etwas für dich selbst tun? oder was wäre das?

16.01.2018 18:05 • x 1 #5


F
Zitat von kl Schnecke:
Welcher weg ist es denn?

Der Weg zum Psychologen oder Hausarzt ist die einzige Lösung. Und das ist zweifelsfrei ein Konzept basierend auf der Pharmaindustrie mit der ich mich nicht identifiziere. Selbst telefonische Gespräche, aufbauend auf eine Therapie werden von der Krankenkasse abgelehnt. Von alternativen Heilungsmethoden (z.B: Heilpraktiker, Reiki, usw.) gar nicht zu sprechen. Für die Moralapostel an dieser Stelle: Ich meckere also nicht ausschließlich, sondern habe auch ein paar Lösungsvorschläge! Wenn Deine Therapieform für Dich anklinkt, freue ich mich für Dich, aber warum wird mir mein Lichtblick vergönnt ?

Was soll ich beim Psychologen, wenn ich das Bild der gesunden Gesellschafst nicht befürworte ? Ich möchte daran gar nicht angepasst werden. Ich möchte kein personifiziertes Ego werden, sondern mich gerade von dem Konzept des mitinbegriffenem Kapitalismus distanzieren. Das konzeptuelle psychologische Denken hat einfach nichts zu bieten was mich interessiert. Dafür möchte ich mich auch nicht mehr rechtfertigen müssen. Ich möchte Akzeptanz, das ist doch nicht zu viel verlangt ? Lass mich meine Therapieform wählen, liebe Krankenkassen.

16.01.2018 19:45 • x 1 #6


P
Zitat von Freiflieger:
Der Weg zum Psychologen oder Hausarzt ist die einzige Lösung. Und das ist zweifelsfrei ein Konzept basierend auf der Pharmaindustrie mit der ich mich nicht identifiziere.
Skepsis gegenüber Psychopharmaka bzw. einer Behandlung, die sich hauptsächlich darauf stützt, gibt es auch von vielen Fachleuten, also kannst Du durchaus Hilfe bekommen, ohne gezwungen oder gedrängt zu werden, Psychopharmaka zu nehmen.
Zitat:
Was soll ich beim Psychologen, wenn ich das Bild der gesunden Gesellschafst nicht befürworte ? Ich möchte daran gar nicht angepasst werden. Ich möchte kein personifiziertes Ego werden, sondern mich gerade von dem Konzept des mitinbegriffenem Kapitalismus distanzieren.
Das sind interessante, aber auch schwierige Fragen, mit denen man sich natürlich ausführlicher auseinandersetzen müsste. Vielleicht kann man es so sehen, dass auch innerhalb dieser Gesellschaft mit ihren Fehlern Schlupflöcher existieren, in denen es Hilfe für Andersdenkende gibt. Ich würde versuchen, darauf zu vertrauen, dass Du einen Arzt oder Psychologen findest, der zu Dir passt und Dir weiterhelfen kann.

Grüße

pc

17.01.2018 17:21 • #7


Jan_
Ich schaffe es nicht mir Hilfe zu holen, ich spüre bereits im Wartezimmer so viel Druck, dass ich die Praxis einfach wieder verlasse. Danach setzte ich aus Scham auch nie wieder ein Fuß in diese Praxis.

Dafür musst du dich wirklich nicht schämen!
Du bist in einer Situation - in der auch andere sind - die sich nun mal so äußert.
Du bist ja gerade deswegen dort. Dann wird dir da auch Verständnis für entgegen gebracht werden. Und falls nicht, dann war es nicht der richtige Ort, aber du hast es versucht und dir die Chance nicht genommen.

Ist dir denn bewusst was dir so viel Druck erzeugt?
Was dir so viel Angst macht?

Ich weiß nicht weiter, jedes Gespräch, dass mit Du musst beginnt, kann ich nicht ernst nehmen, da der Muß-Zwang ja gerade mein Problem ist...
Das ist natürlich verständlich. Einfache Lösungen sind schnell gesagt, aber schwer umgesetzt.
Letztlich muss es schon aus eigener Überzeugung geschehen; sei es Überzeugung über den Weg, oder auch nur es überzeugt auf einen Versuch ankommen zu lassen.
Da ist natürlich gut wenn der Gesprächspartner empathisch, rücksichtsvoll und klar genug ist das als Gedankenanstöße und Vorschläge zu formulieren und ggf. Unterstützung anzubieten, und nicht als Muss hinklatscht.

Keine Ahnung, was ich dazu noch sagen soll. Fällt mir schwer den Ist-Zustand so zu akzeptieren.
Im Grunde gibt es nur einen einzigen Weg... und wer damit Probleme hat, hat halt Pech gehabt.


Gerne möchte ich dir meine Sicht hierzu erläutern.

Die Krankenkassen sind soziale Kassen. Viele Beitragszahler finanzieren viele andere Leistungsnehmer im Krankheitsfall, einerseits aus solidarer Bereitschaft und andererseits um selbst für den Fall versichert zu sein (durch die Anzahl der Kunden verteilen sich die Kosten auf vielen Schultern, statt im Krankheitsfall große Kosten tragen zu müssen).

Daher tragen die Kassen auch eine Verantwortung dafür sinnvoll mit den Geldern umzugehen.

Durch jahrelange Forschung, statistische Auswertung und Erfahrungswerte bilden Fachärzte Konsenz über nachweislich hilfreiche Diagnosen und Behandlungen.
Die Kassen tragen alle notwendigen Kosten, wie es per Gesetz festgelegt ist, und teilweise auch über Zusatzleistungen die sie für sinnvoll erachten.

Du verteufelst alles der klassischen Medizin als Pharma Lobby sicherlich ohne fundierte Gründe dafür zu haben.
Auch die meisten Fachärzte vermeiden ein zu viel an Medikamenten, verschreiben lieber garnichts oder weniger, oder empfehlen auch alternative Mittel.
Was mir verschrieben wurde war immer klar aus bestimmten und klar artikulierten Gründen. Und die Medikamente immer mit nachgewiesener Wirkung.

Du nennst Reiki, aber im Hinblick auf die Heilung von Krankheiten durch Reiki konnte trotz zahlreicher Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen keine gesundheitsbeeinflussende Wirkung belegt werden.
Das ist der einfache und nachvollziehbare Grund warum das von der Krankenkasse nicht (auf kosten aller) finanziert wird.
Wenn du das Gefühl hast es hilft dir, dann kannst du das natürlich gerne nutzen - aber eben auf eigene Kosten, weil aus eigener Überzeugung. Und nicht aufgrund nachweisbarer Wirkung.

Gibt es denn nichts und niemand an den man sich wenden kann, wenn man es nicht ins Erstgespräch schafft ?
Es gibt psychiatrische Kliniken mit Notfallambulanz, zu der man einfach hin gehen kann und - ggf. nachdrücklich - einen Termin bekommen kann.
Vielleicht auch in deiner Nähe?

Hat denn niemand auf dieser Welt Verständnis dafür, dass man evtl. einen Kontakt langsam aufbauen möchte ? Wenn ich so kontaktfreudig wäre, bräuchte ich keine Hilfe...
Verständnis haben sicherlich viele dafür. Ich auch.
Unser Gesundheitssystem gerade für psychische Erkrankungen ist sehr schwierig - überlastet, wenig freie Therapeuten - das ist für psychisch angeschlagene Personen natürlich eine umso größere Hürde. Erst in den letzten Jahren werden psychische Erkrankungen in der Gesellschaft offen anerkannt und nicht mehr unbedingt als Schwäche/Tabu gelebt - was es für die Betroffenen, die ihre eigene Fehlbarkeit eingestehen müssen, noch schwieriger machte.

Gute Therapeuten haben da natürlich auch Verständnis für.
Das ändert aber alles nichts daran wie es nun mal ist. Man muss einen Termin bekommen und machen, man muss hin gehen, man muss sich einen sympathischen Therapeuten erstmal suchen. schei. anstregend, aber ist nunmal so


Was sind denn deine eigentlichen Beschwerden?
Ich glaube du hast nur Panikattacken als tatsächliches Symptom erwähnt?
Die würde man wahrscheinlich auch garnicht mit Pharmaka behandeln. Stattdessen lernt man etwas über die Angst, Panikattacken, und wie man damit besser umgehen kann und sie lindern und letztlich vermeiden kann, indem man sie auch annimmt.

Viel Glück auf deinem Weg, und ich hoffe du kannst dich öffnen

16.02.2018 01:50 • #8





Dr. Reinhard Pichler