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Hallo ihr Mimmosen!

Als Leidensgenosse will ich nun auch mal ein paar Worte von mir geben (schreiben ist ja 1000mal einfacher als reden).

Sobald ich vor mehreren Menschen etwas sagen muss, werde ich rot, mein Herz klopft dermaßen heftig, dass es an seiner Belastbarkeitsgrenze arbeitet, ich fange an zu stottern, mir fällt nichts mehr ein, ich bekomme kaum Luft usw. Bei machen Arten von Menschen (z.B. Vorgesetzte oder hübsche Mädchen) reicht auch schon eine Einzelperson dafür aus. Sobald ich Aufmerksamkeit errege, gerate ich in innere Panik. Über jede Peinlichkeit (für andere völlig banal, z.B. im Supermarkt an der Kasse, wenn ich nicht genug Geld hatte und einen Artikel stornieren musste), denke ich noch Tage danach darüber nach und denke mir 100000mal verdammt, verdammt schei. vergiss es, schei., mist, verdammt, vergiss es:..

Ich bin schon seit meiner Kindheit extrem Schüchtern und versuchte oft vergeblich, mich einigermaßen anzupassen, um akzeptiert zu werden. Klassenspaßvögel und Wichtigtuer sowie meinen extrovertierten Bruder hab ich immer so sehr beneidet, dass ich sie gehasst habe. Ich dachte mir immer ungefähr so: Ich wünschte, ich hätte nur ein bisschen von dieser Offenheit und Hemmungslosigkeit dieser Leute, aber bitte nichts von ihrer Primitivheit, Dummheit und Oberflächlichkeit). Ab einem gewissen Alter begann ich mich quasi selbst zu therapieren. (z.B. mit Alk. auf Partys, harte Musik und harte Optik). Will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen. Jedenfalls war und blieb ich immer ein zurückhaltender, verklemmter, ruhiger, ängstlicher Kerl und das hat mich voll angekotzt. Auf der anderen Seite hatten Manche (i.d.R. Ältere) sehr großen Respekt vor meiner Kreativität, vor meinem Können in vielen Dingen, vor meinen unkonventionellen Gedanken (die nur einigen Wenigen zuteil wurden). Aber was nützt das alles, wenn man das schüchterne Bubilein bleibt und z.B. nie eine Beziehung zu einem Mädchen hat und von Liebe, Zärtlichkeit, Geborgenheit, Wärme nur träumen kann, während sich die restliche Welt nur um das eine Thema Partnerschaft und Sex dreht.

Mit Suizidgedanken hab ich viel gespielt (ein paar mal auch definitiv geplant (natürlich so, dass es nicht nach Selbstmord aussieht, wäre ja viel zu peinlich)). Im Hinterkopf hatte ich aber immer den Gedanken, dass ich es irgendwann allen zeigen werde... ich werde ein berühmter Erfinder sein, ein Held der Nation auf den alle aufschauen, der seine Traumprinzessin aus der Knechtschaft einer bösen Hexe befreit und mit ihr (der Prinzessin, nicht der Hexe) glücklich lebt bis ans Ende der Welt oder so ähnlich. Außerdem wollte ich meinen Tod meinen Eltern und Geschwistern nicht zumuten. Andererseits behalte ich es als gewissen Trost immer im Hinterkopf, dass es zur Not, falls das mit dem Held und der Traumprinzessin usw. nichts wird und ich meine Einsamkeit nicht mehr ertrage, immer noch diesen Notausgang gibt. Mit anderen Worten: Wenn alle Stricke reißen, kann ich mich immer noch erhängen

Eigentlich wusste ich schon immer, dass ich nicht nur schüchtern bin, sondern dass das bei mir krankhaft ist. Ich habe niemals mit jemandem darüber geredet, weil das ja ultrapeinlich wäre, wenn jemand wüsste, dass ich an Sozialphobie leide. Jeder meinte (und meint) also, ich sei so wie ich sein will. Mein Verhalten wird auch von vielen als Aroganz fehlinterpretiert. Natürlich war ich noch nie bei einem Arzt (auch nicht wegen anderer Leiden). Konnte mich nie dazu überwinden. Angst also, die ich wiederum durch meine arogante Haltung verdränge : ich stehe doch über der Sache und weiß viel besser über mein eigenes Problem und dessen Lösung bescheid als irgendsoein Arzt. Ich krieg mein Leben auch alleine auf die Reihe. Wäre ja schlimm, wenn ich auf die Hilfe anderer angewiesen wäre und noch schlimmer, wenn das irgendjemand mitbekäme. Außerdem bin ich normal. Die anderen sind aufgedreht, ruhelos, oberflächlich, stressig. Ich bin halt ein Alien, der mal dringend nach Haus telefonieren sollte. Außerdem war ich mir immer sicher, dass ich vor einem Doc kein Wort rausbringen würde. Ich schiebe es also schon seit vielen vielen Jahren vor mir her, zu einem Psychologe zu gehen. Nachdem mir jedoch kürzlich durch übermäßige Selbstmedikation mal wieder etwas sehr schlimmes passiert ist, hab ich mir geschworen nun endlich über meinen Schatten zu springen und ärztliche Hilfe anzunehmen. Ich denke, mein erster positiver Schritt ist schon mal, hier im Forum ein bisschen über mein Problem zu schreiben.


Ich vereinsame immer mehr. Die wenigen Freunde, die ich im Leben hatte, hab ich längst verloren. Außer in der Arbeit hab ich so gut wie keinen Kontakt zu Menschen. Außer zu meiner Mutter, die manchmal anruft (NA WIE GEHT'S ? -gut. WAS GIBT'S NEUES IN MÜNCHEN? -nichts. WAS MACHST DU DENN DAS GANZE WOCHENENDE ÜBER? -ausruhen, Internet, wie immer. GEH DOCH MAL RAUS; TRIFF LEUTE, GEH IN EINEN SPORTVEREIN, DU WARST DOCH FRÜHER IMMER SO SPORTLICH... -jaja usw...) Wenn ich mich ab und zu mal überwinde, unter die Leute zu gehen, in Discos zu gehen, dann nur wenn ich mich vorher mit Alk. therapiert habe. Ab einer gewissen Dosis fühle ich mich dann plötzlich auch so hemmungslos wie die anderen und werde von Dr. Jeckyll zu Mr. Hyde. Ich erhoffe mir dann, Leute kennenzulernen, und endlich mal eine Freundin kennenzulernen, was natürlich grundsätzlich scheitert. Bekanntschaften gibt es so nur für den Augenblick. Mehr geht nicht, denn das Gegenüber lernt ja nicht mich, sondern Mr.Hyde kennen. Außerdem führt so eine Nacht bei mir grundsätzlich zu einem Totalabsturz, da Mr. Hyde sich dann so wohl fühlt, endlich mal wieder atmen zu können, dass er nicht genug von der enthemmenden, angstzerschmetternden Flüssigkeit kriegen kann. Und dann passiert wieder irgenwas Schreckliches. Damit will mir das Schicksal / Gott / meine Seele sagen: WACH AUF! Hör endlich auf mit Deiner Dich-selbst-therapieren-Lüge mit der du dir dein Leben immer mehr ruinierst. Sei endlich ehrlich zu dir selbst und deiner Umwelt und tu was sinnvolles gegen Deine Einsamkeit. Nimm professionelle Hilfe in Anspruch. Noch ist es nicht zu spät...

So jetzt reicht's aber erst mal!
Ich hoffe, mein Beitrag hat irgendwas gebracht. Mich hat es jedenfalls mal ein wenig befreit, darüber zu schreiben.

Stärkende Grüße euch allen
Dave

22.01.2005 00:47 • 02.02.2005 #1


S
Hallo Dave,
wie du schon selbst schreibst, ist es nicht einfach mit dir zu reden bzw. dir zu raten.
Bevor ein anderer dir etwas raten könnte, gibst du dir schon selbst die Antwort.
Du bist wirklich sehr klug. Doch leider mangelt es dir an der persönlichen Umsetzung.
Ich kenne das, wie es dir früher ging. Ich habe auch immer die Großklappen irgendwie beneidet. Doch heute, weiß ich, warum ich früher den Mund zu vielen Dingen gehalten habe.
Manche Diskussionen waren wirklich sowas von primitiv, dass mir dazu einfach nichts dazu einfiel.
Stehe einfach dazu, dass du nicht zu jedem Schnickschnack etwas sagen musst. Suche dir Freunde auf deiner Welle.
Bevor es dazu kommt, vertraue dich mal einem Psychologen an. Vor dem braucht dir nichts peinlich zu sein. Er kennt diese Fälle zur Genüge und er verdient sein Geld mit uns Mimosen.
Wach auf! Das Leben wird viele schöne Augenblicke für dich haben!
Mach endlich den Anfang!
Sich selbst überwinden, ist der allerschwerste Krieg.
Sich selbst überwinden, ist der allerschönste Sieg!
Es grüßt dich herzlich der genesene staunebär

22.01.2005 14:59 • #2


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"WACH AUF!"

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Hallo,

irgendwie komisch. Als ich den Text gelesen habe, stellte ich mir die Frage, wer denselbigen geschrieben hat. Immer wieder musste ich feststellen, wie gut der Text von mir hätte sein können. Eine solchartige Identifikation mit einem Text, der ein Problem in all seinen Facetten schildert, hatte ich noch nie. Und ich verstehe dich nur zu gut. Der einzige Unterschied besteht darin, dass ich eine relativ große Klappe habe, kein Klassenclown bin, aber gerne andere Leute zum Lachen bringe (leider ständig auf Kosten anderer). Das ist aber eher eine Art Schutzfunktion, um mich gar nicht erst beliebt zu machen, so dass ich nicht mehr darauf warten muss, bis mich die/der Nächste verarscht, beledigt oder demütigt.

Ich bin ebenfalls geplagt von extremer Schüchternheit. (paradoxerweise habe ich eine große Klappe ) Ich sehe in mir einen Menschen, der vielleicht nicht ganz so wertvoll ist. Ich mache mich also ständig schlecht und halte nicht viel von mir. Meine sonst sehr negative Grundstimmung tut ihr übriges. Ich fühle mich ständig in einer Position, die allgemein nur belastend ist und im Weg steht. Das fördert eine Isolation.

Leider hatte ich keine Möglichkeit, mich selbst zu machen. Ich fühle mich recht unansehnlich (Akne und sowas alles) und einige frühere Geschehnisse liefern mir heute noch den Beweis dafür. Ich finde einfach alles peinlich, was im Zusammenhang mit mir steht. Meinen Leistungen (ich erstelle Internetseiten) trete ich ständig abwertend gegenüber.
Das Beispiel, das du gebracht hast, ein Peinlichkeitsgefühl zu entwickeln, wenn man einen Artikel storniert und hinter einem noch 10 andere Menschen stehen, finde ich auch für mich sehr passend. Ich würde mir Tage danach noch Gedanken darüber machen, was die anderen wohl darüber gedacht haben, obwohl es ja eigentlich völlig egal ist. Ich versuche, mir das auch ständig einzureden, aber es klappt wohl nicht. Immerhin leben wir in einer Gesellschaft der Anonymität, wo keiner mehr keinen kennt und jeder gleichgültig gegenüber dem anderen ist.

Thema Liebe: Ich bin nun 19 und hatte noch nie so wirklich eine Freundin. Das Gefühl, verarscht zu werden, ist jedes Mal auf's Neue schön und der Weg, wieder hochzukommen, immer wieder lang. (vor allem, wenn man Gefühle hatte) Ich glaube nicht mehr wirklich daran, dass es klappen wird; hab mich praktisch mit der Einsamkeit abgefunden, obwohl es mir Angst macht (paradoxerweise) Vielleicht wehre ich mich auch in gewisser Weise dagegen, eine Freundin zu haben, da ich nicht wirklich glaube, dass diese mich dann lieben kann. Ich glaub's einfach nicht. Jedenfalls haben alle schon Erfahrungen; das Leben dreht sich praktisch nur noch darum und ehrlich gesagt, geht mir diese ständige Laberei von Fic... Bu... Bl... nur noch so auf den Sack. Was ich dabei am schlimmsten finde ist, dass ich mich absolut gar nicht integrieren kann. Außerdem schätze ich viele Leute so ein, dass sie dann brüllen würden ... Was du hattest noch keinen Sex?. Das wäre mir sehr peinlich.

Ich glaube, dass ich schon so langsam der Grübelsucht verfallen bin. Ich kann gar nicht mehr anders. Irgendwie macht es mich kaputt, weil ich ständig am Überlegen bin.
Psychologen: Wir haben nur einen hier und ich weiß nicht wirklich, ob meine Probleme für einen Besuch gerechtfertigt sind, da es noch mehr Menschen gibt, die bestimmt mehr leiden. Na ja ... ich muss einfach irgendwie damit leben.

Markus

22.01.2005 17:32 • #3


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Merci für die Resonanz!

Staunebär, du scheinst ja wirklich geheilt zu sein. Ich wäre glücklich, wenn ich irgendwann wie du andere motivieren könnte...

Markus, was die große Klappe betrifft: bei mir war das in der Oberstufe ähnlich. Ich hab immer versucht irgendwie extrem zu sein und alles was für andere abstoßend ist oder ihnen Angst macht, zu verkörpern. Hab auch versucht, andere mit ihrer Normalheit zu verarschen. Ich hab oft das Gegenteil meiner wirklichen Persönlichkeit wiedergespiegelt. Auch eine Art Schutzfunktion. Besonders gut gelang mir das ganze, wenn ich viel Alk. getrunken habe. Da habe ich bestimmt sehr viele Leute verletzt und auch potentielle Freundschaften kaputt gemacht. Viele hatten Angst vor mir. Ein paar Leute, die michsehr gut kannten (aus ihrer Sicht), fanden das immer superwitzig und animierten mich oft, meinen Mr. Hyde rauszulassen. Mit diesen Freunden traute ich mich aber nur zusammen zu sein, wenn ich besoffen war. Wochenend-Freunde also, die mich nicht wirklich kannten. Mit der Zeit hab ich es geschafft, dass auch diese nichts mehr von mir wissen wollten.

RE: Thema Liebe:
Ich bin jetzt 28 und hatte noch nie ne Freundin bzw. Sex. Ich hatte einige Chancen bei Mädchen, denen ich gefallen hab (auf die auch ich voll abgefahren bin). Leider waren meine Ängste so groß, dass nie was daraus wurde. Die Mädchen dachten dann immer, dass sie nicht attraktiv genug für mich wären und waren wohl ziemlich deprimiert, denn den eigentlichen Grund für mein Verhalten konnte ich ihnen ja nicht nennen. Habe z.B. nie zurückgerufen, meiner Mutter gesagt, wenn jemand für mich anruft, sag ich bin nicht da, bin zu dates nicht erschienen oder hab mich davor so vollgesoffen, dass ich nicht mehr zurechnungsfähig war und sie dann mit Müll zugetextet oder ich hab gesagt, ich bin in eine andere verliebt etc.
Meine Hauptangst bestand und besteht darin, dass die Frau mich abstoßend findet, wenn sie mich *beep* sieht, da ich extrem hellhäutig bin und Sommersprossen und Leberflecken ohne Ende hab. Das hat mich schon seit meiner Kindheit extrem belastet. Außerdem denke ich, ich kann ihr als langweiliger schüchterner Typ auch sonst nichts bieten und bin für eine Frau völlig uninteressant. Dazu kommt eine Höllenangst vor Sex (wo doch mein Verlangen nach Zärtlichkeit und Sex riesengroß ist), da ich ja Null praktische Erfahrung damit habe.
Ich hab mich also noch nie wohlgefühlt in meiner Haut (sowohl im wahrsten Sinne des Wortes als auch im wahrsten Sinne des Sinnes).
Das Thema Fic... Bu... Bl..., die ganzen Sexstorys und die Prahlerei der Weiber-Abschlepper ging mir auch immer voll auf den Sack und das Ganze hat mich total deprimiert. Das hab ich mir natürlich nie anmerken lassen.
Je älter man wird, desto mehr Beziehungs-Erfahrung sollte man normalerweise mitbringen. Umso größer wird meine Angst vor einer ersten Beziehung. Nüchtern Kontakt zu einer weiblichen Person herzustellen ist für mich mittlerweile absolut undenkbar. Auf der anderen Seite hab ich mich nicht damit abgefunden, ein Einzelgänger zu sein. Im Gegenteil, mein Verlangen nach einer Beziehung wird immer noch größer und damit auch die Angst, dass daraus nie etwas wird.

Trotz allem hab ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben

Gruß
Dave

22.01.2005 19:56 • #4


M
Hey Dave,

Alk. ist bei mir nicht wirklich das Problem. Erstens hasse ich Alk. und zweitens ist es mir, aufgrund von Tabletten, nicht möglich, Alk zu mir zu nehmen.

Thema Freunde: Irgendwie habe ich keine Freunde. Nur welche, von denen man ständig neu verarscht, nicht vollgenommen wird. Das kotzt mich irgendwie an.

Liebe: Du hattest Chancen, nutz diese. Ich hatte Anfang des Jahres 2004 eine sowas von süße Maus gefunden. Ich war wie gelähmt, sowas von verknallt, hab mich aber so blöd angestellt, dass es nichts wurde. (Ich könnte mir in den Ar... beißen) Ich hatte auch noch keine Erfahrungen und war deshalb sehr gehemmt. Learning by doing. Einfach machen... heute hätte ich bei ihr sehr viel anders gemacht. Ich habe auch immer noch Angst vor dem sich ausziehen und Sex haben. Wenn man darüber nicht soviel nachdenken müsste, dann wäre das ja nicht mal mehr ein Problem. Aber diese ständige Grübelei verdorben einem irgendwie alles.
Dass man unbedingt Erfahrungen mitbringen muss, finde ich ein wenig übertrieben. Sicherlich kann sie von Vorteil sein, aber eine Frau, die wirklich Gefühle für dich hat, wird sich damit abfinden müssen. Am Ende ist man dann immer schlauer.

Alk. ist keine Lösung. Probleme können schwimmen. Alk. ist bääh

Markus

22.01.2005 20:55 • #5


S
Hallo Markus,
ich glaube, so wie du dich beschreibst, musst du dich erst mal selbst finden, bevor du eine dir ebenbürtige Partnerin suchst.
Das allerwichtigste ist, dass du es lernst, dich selbst zu lieben und zwar so, wie du bist.
Eine gute Möglichkeit, sich selbst einzuschätzen ist, wenn du dir einen Zettel nimmst, in der Mitte machst du längs einen Strich und dann beginnst du. Auf der einen Seite schreibst du deine guten Eigenschaften auf, auf der anderen die weniger guten.Machs nicht so kompliziert, denke nicht tagelang drüber nach, sondern schreib einfach aus dem Bauch heraus.
Wenn die schlechteren Eigenschaften überwiegen, dann versuche nur diese Sachen an dir zu beobachten und ändere, was du ändern kannst.
Was nicht zu ändern ist, wie Akne usw. das musst du einfach akzeptieren und einfach annehmen. Es gehört zu dir.
Ein großer Fehler von vielen, die eine Freundin suchen, ist, dass sie eine möglichst tolle Frau möchten. Denen sage ich, so bös es auch klingen mag:Schau in den Spiegel und suche dir einfach etwas ebenbürtiges. Es gibt sehr viele Mädchen, die ebenfalls Probleme haben und glücklich wären, von einem wie dir angeschaut und angesprochen zu werden.
Zu jedem Topf gibts einen Deckel! Das andere (Sex) kommt dann von ganz allein.
Mit 19 brauchst du lange noch nicht zu resignieren. Du bist noch auf der Suche nach dir selbst.
LG staunebär

23.01.2005 17:51 • #6


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Hallo Dave,
schau mal auf meine Antwort an Markus. Vielleicht bringts dir auch etwas.
Ich weiss schon, ihr sucht eine Partnerin, die nicht so oberflächlich ist wie´die meisten heutzutage.
Sucht nach einer, der man anmerkt, dass sie auch Probleme hat. Meist ist es eine an der Seite einer besonders hübschen, die glücklich wäre, wenn auch mal einer nach ihr schauen würde. Meist handelt es sich bei den schüchternen Mädels (auch Jungs) um die charakterlich wertvolleren und liebevolleren Menschen.
Probiert euch aus!
LG staunebär

23.01.2005 17:57 • #7


T
staunebär schrieb am So, 23 Januar 2005 16:57
Sucht nach einer, der man anmerkt, dass sie auch Probleme hat. Meist ist es eine an der Seite einer besonders hübschen, die glücklich wäre, wenn auch mal einer nach ihr schauen würde. Meist handelt es sich bei den schüchternen Mädels (auch Jungs) um die charakterlich wertvolleren und liebevolleren Menschen.
LG staunebär



Alloa...also eigentlich gar nicht mein Thema, aber ich lese hier trotzdem gerne einige Threads, weil ich mir unter Sozialphobie wirklich wenig Vorstellen kann oder will...well i don't know.

Mmh..staunebär...irgendwie klingt das ja schon ein bißchen hart..aber Du hast schon in irgendeiner Weise Recht, wobei man diese Menschen nicht pauschal als charakterlich wertvoller betrachten sollte...aber das haste ja damit nicht ausgedrückt (hab das schon verstanden )

Und ich kann Dir dahin gehend nur beipflichten, dass wenn man sich erstmal selbt gefunden hat und weiß man sich selber wert ist und seine Stärken und Schwächen einzuschtzen weiß, man auch eine völlig andere Wirkungsweise hat und man wird positiv überrascht sein.

Ich wünsch Euch ganz viel Kraft und Glück Euch selbst zu finden und schätzen zu lernen...Ihr seid es wert

Grüßli
die stille mitleserin

23.01.2005 20:49 • #8


A
Hi TuraSatana, stille Mitleserin!

So wie du dich bezeichnest könntest du auch als eine von uns stillen Wässern durchgehen

Du kannst oder willst dir nichts unter Sozialphobie vorstellen. Ich kann selbst nicht 100% sicher sein ob diese Diagnose auf mich zutrifft, weil ich sie mir noch nie von einem Psychologen bescheinigen ließ, da meine Angst vor einem Gespräch mit nem Arzt dies nie zuließ. Nur meine Nachforschungen im Internet haben mich mich darauf gebracht.

Ich kann dir ja mal ein Beispiel aus einem bestimmten Bereich meiner Jugend erzählen:

Ich war als Kind in einem Turnverein. Ich war eine Art Wunderkind, da ich problemlos alles konnte, wovon andere nur träumen konnten. Ich war ein super Geräteturner. Wohl fühlte ich mich dabei aber nur, wenn mir niemand dabei zugeschaut hat. Mir hat das Turnen an sich total Spaß gemacht, aber in den Verein zu gehen war für mich trotzdem die Hölle. Ich hab immer versucht, zwischenmenschliche Kontakt auf ein Minimum zu reduzieren.. Wenn alle nach dem eigentlichen Turnuntericht zum Duschen gegangen sind, hab ich für mich alleine trainiert. Vom Können her wäre ich als 15-Jähriger einer der besten Turner Deutschlands gewesen. Ich sollte mehrmals an größeren Wettbewerben teilnehmen, hab das aber mit irgendwelchen Ausreden immer verhindert. Nur einmal war ich bei einer Baden-Württembergischen Meisterschaft in Stuttgart und wurde Dritter. Die psychische und körperliche Belastung durch das Auftreten vor Publikum (Herzklopfen und Bluthochdruck bis kurz vor dem Herzversagen, Zittern, Lähmungserscheinungen usw.) hielten mich davon ab, Erster zu werden und soetwas jemals wieder auf mich zu nehmen. Danach bin ich aus dem Verein ausgetreten. Als wir später im Schulsport Geräteturnen gemacht haben, hab ich ständig krank gemacht. Die Übungen, die notenmäßig für einen Einser ausgereicht hätten, hätte ich ohne jegliche Vorübung aus dem Ärmel geschüttelt, aber mein Herz wollte schon beim Gedanken daran, vor anderen Leuten zu Turnen, zerspringen. So war das auch im Schwimmen und bei allem anderen. Ich bin immer nur dann im Sportunterricht erschienen, wenn es absolut notwendig war, um meine Notengebung nachzuholen. Ich bekam immer eine Eins.

Das war nun nur ein kleines beispiel aus dem Sport-Bereich. Ähnlich ist es mir im Leben in allen Bereichen ergangen. Ich konnte nie jemandem mein Wissen vermitteln, weil ich nicht mit Menschen sprechen konnte. Ich konnte nie jemandem sagen, was mir fehlt, keine Gefühle vermitteln, weil ich mit niemandem sprechen konnte. Ich wurde immer in irgendwelche Schubladen gesteckt, in die ich absolut nicht passte, weil ich mich nicht dagengen wehren konnte. Ich hab deshalb z.B. in der Schule schlechte Noten bekommen (mündlich immer 6,0), weil ich als Desinteressiert eingestuft wurde, obwohl ich wissensgierig und intelligent war. Ich habe mein Äußeres immer gehasst, auch wenn Leute behauptet haben, ich sei attraktiv. Ich habe meinen Charakter verdammt, auch wenn Freunde und Verwandte mich als ruhigen, zurückhaltenden Menschen akzeptierten. Ich konnte nie der sein, der ich wirklich war bzw. der ich sein wollte. Diese schei. Angst vor den Anderen hat mir sehr viele Möglichkeiten zerstört. Ich habe mich mehr und mehr zurückgezogen und lebe nun seit längerer Zeit völlig vereinsamt ohne Freunde, ohne Nichts. Jeder Kontakt zu Menschen ist für mich so mühsam, mit Angst und körperlichen Angstreaktinen verbunden, dass ich Kontakt und alles andere Meide, was mir Angst macht. Nur wenn es absolut notwendig ist (z.B. Job) springe ich unter Höllenqualen über meinen Schatten.

Aus derselben Ursache heraus sind weitere Probleme hinzugekommen (Co-Morbidität, wenn ich das richtig verstanden habe) wie Depressionen (wie soll das anders sein wenn man ständig Einsam ist). Oder schon seit längerer Zeit Alk.. Alk. ist nunmal genau das Arzneimittel, das auf meine Indikation anspricht, nämlich meine Hemmungen unterdrückt und meine Schüchternheit verjagt. Besoffen traue ich mich, rauszugehen und mit Menschen zu reden, selbst wenn ich mir dabei bescheuert dabei vorkomme wenn ich nur Müll labere, stinke und unangenehm bin. Es ist trotzdem immer wieder eine fantastische innere Befreiung für mich, wenn ich mit Leuten reden kann, was ich nüchtern leider nicht kann. Aus gesundheitlichen Gründen mache ich solche Alk. Therapien nur alle paar Monate. Das ist schon viel zu viel, da ich jedes mal alles verschenke und/oder verliere, was ich bei mir habe und Nasenbrüche und sonstige Blessuren davontrage. Dass dies ohne meinen Willen immer sowweit kommt, erkläre ich mir folgendermaßen: meine Psyche merkt im Alk., wie unbekümmert sie plötzlich zu dem fähig ist, was ihr sonst so schwer fällt und kann davon nicht genug bekommen. Sie hat ja schließlich einiges nachzuholen. Völliger Kontrollverlust ist die Folge. Eine echte Verwandlung von Dr. Jeckyll in Mr. Hyde.

Vielleicht konnte ich dir hiermit einen Teilbereich der Probleme eines Sozialphobikers (mit Co-Morbidität) schildern, vorausgesetzt, ich bin wirklich ein Sozialphobiker.

Viele Grüße
Dave

24.01.2005 01:24 • #9


T
Danke schön Dave für diese nette Antwort

Aber nach Deinen Beschreibungen bin ich das komplette Gegenteil. Vielleicht fällt es mir deshalb schwer in diese Welt einzudringen, bzw. das angemessene Verständnis zu zeigen. Mmh..wer weiß
Ich war nie still oder in mich gekehrt, aber ich habe meinen persönlichen Wert auch erst mit 17/18 und dann letztendlich mit 22 finden können. Etwas zu dem ich stehen kann und ich weiß, dass ich es nicht ändern kann und das is gut so.

Wie Gloria Gaynor schon so schön sang: I am what I am and what I am needs no excuses

Aber ich kann es nachvollziehen, wie man durch solche Blockaden immer mehr gehemmt wird und wahrscheinlich auch keinen wirklichen Ausweg sieht, aus diesem - vielleicht auch dieser eigensgebauten Falle - herauszubrechen.

Aber was sich aufbaut, kann auch eingerissen werden. und Dave..es muss Dir kein Arzt sagen, was für Dich sinnig erscheint. Niemand kennt Dich besser als Du selbst, und wenn für Dich die Beschreibung sinnig ist, dann bringt es vielelicht auch ein Stück Sicherheit diese Symptome einfach mal benennen zu können, um es Außenstehenden verständlich zu machen...und sei es nur anonym via Internet

Und zu den Alk....wie Walter Lechler schon schrieb...Nicht die Dro. ist's

...egal was passiert ist, passiert und passieren wird...nach regen kommt sonnenschein

Viel Glück weiterhin
die stille Mitleserin

24.01.2005 01:38 • #10


A
Hi
wenn Du Deinen persönlichen Wert erst mit 22 gefunden hast, dann schaff ich es ja vielleicht auch noch vor dem gefürchteten 30sten und gröhle dann glückich Gloria Gaynor's Text in der Badewanne nach dem Motto wer täglich singt dass alles schallt wird 99 Jahre alt

Ja, nicht die Dro. macht's... wahrscheinlich sind wir alle süchtig. Nicht nur das macht mir Mut, sondern auch alles andere was du schreibst!

Jetzt muss ich trotzdem erstmal ins Bett.

Danke und schönen Gruß, auf dass die Sonne bald scheint!
R... uups...anonym...
Dave

24.01.2005 02:08 • #11


T
Alloa Dave,

schallend in der Badewanne gröhlen? Wieso nich *g*
Ich hab mir das alles gestern nacht noch durch den Kopf gehen lassen
und im Grunde genommen muss man sich nur eingestehen, dass ein
gesunder Egoismus sehr förderlich sein kann. Also, das waren damals
meine Überlegungen.
schei. auf den rest und was er denkt und was er tut...hauptsache Dir
geht es gut und du bist glücklich...ob einigermaßen oder vollends.

Und Dave...es kann auch noch weit über die 30er Grenze gehen
Du wirst Dich niemals ganz kennenlernen können. Sich selbst zu ergründen
und zu verstehen ist ne Lebensaufgabe *g*
*mut wegnehm*
just kidding

..aber nichts desto trotz...nach regen kommt sonnenschein

die stille mitleserin

24.01.2005 13:17 • #12


T
Hello liebe Leute

TuraSatana schrieb:Zitat:
(...)dass ein
gesunder Egoismus sehr förderlich sein kann.(...)


Ja...gesund.

Ich war bis zu meinem 22 Lebensjahr...ein Star...so fühlte ich mich...wenn ich einen Raum mit vielen Menschen betrat...so fühlte ich mich gut dabei...alle Augen mich gerichtet...egal...ich fiel immer auf...wenn ich nicht von alleine..half ich erfolgreich nach.

Dann begann eine Zeit...Selbstwiederfindung...Dro....wow...waren das Trips...2 Jahre lang...1x Monat...eine Sitzung. Vieles habe ich über mich selbst erfahren. Dann wurde es immer schlimmer, HorrorTrips, und hörte damit auf.

Danach war ich ein Sozialphoibiker...alle Augen auf mich...oh nein...das will ich nicht...das bin ich nicht wert. Aufallen...lieber nicht...ist eher peinlich...usw..

Heute...fällt es mir teilweise schwer vor einer Gruppe zu sprechen...Hitzewallungen...Schweißausbrüche...usw....kommt aber auf meine gesamt Situation an. In meinem Beruf halte ich auch Schulungen...vor meiner ersten Schulung war ich fertig...das sollte ich nähmlich bei einer großen Versicherung abhalten...Oberes Management. Aber ich musste da durch...und ich wusste wenn ich da wieder heil rauskommen...werde ich wachsen...so war es dann auch...nach der ersten Stunde blühte ich auf...und ich war gut...konnte alle Fragen beantworten...

Ich sollte noch hinzufügen...das ich ehrlich war...im Vorfeld...sagte ich das ich nervös sei und das es das erste mal ist.

Ich bin nicht Stolz darüber...habe aber eine Gewissheit gewonnen...ich bin der der ich bin.

Zum Thema Grübel und wieder Grübeln...eigentlich spricht nichts dagegen...der Inhalt ist entscheident. Aber das kannst aber nur du wissen Markus15!

Dave...2 extreme...introvertiert oder extrovertiert...auf der einen Seite gibst so gut wie nichts raus auf der anderen Seite (mit Alk) gehst aus dir...lässt aber nix rein. M.E. brauchst du etwas...um dich nüchtern innerlich zu entleeren. Malen..Musik...Sport...dabei aber das Aussen mit in deine Kunst einfliessen läßt. Sozusagen eine Brücke findest.

Oder anders gesagt...ihr seid tiefe Brunnen...lasst die Menschen um euch herum daraus schöpfen....euer Wasser ist kristalklar und wohltuend.

Findet euren Weg...ihr seid etwas besonderes.

Aus dem Herzen
Tarek

26.01.2005 12:51 • #13


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Hallo Dave,

woher kennst Du meine Lebensgeschichte?
Im Ernst; ich war total verblüfft, wie sehr sich Deine Erfahrungen mit meinen decken. Auch ich wollte nie etwas mit so oberflächlichen Typen zu tun haben. Und auch ich habe mich wahnsinnig nach einer Partnerschaft gesehnt.

Leider ist die Welt voller Lügen!
Sex macht nicht glücklich. Auch eine tolle Beziehung ist noch nicht genug. Weder das, noch Schönheit, Haus, Auto oder Geld.

Wer ist denn nun eigentlich oberflächlicher: Der, der dummes Zeug redet, oder der der gar nichts sagt, außer Schönes Wetter heute. ?

Tatsache ist: Niemand ist perfekt, nichtmal annähernd. Tatsächlich stehen wir alle auf dem gleichen Level. Andere abzuwerten ist absolut fehl am Platze.

Man kann nicht losziehen und sagen: Jetzt suche ich mir ne Freundin. Das geht schief. Wenn man die Menschen darauf reduziert, ob sie für eine Beziehung in Frage kommen, geht man total an ihnen vorbei.

Du solltest Dich mal ernsthaft um einen dieser oberflächlichen Idioten bemühen. Versuche einfach, ihn kennenzulernen. Frage Dich, welche Probleme der mit sich rumschleppt und hilf ihm beim Tragen. Du wirst Dich wundern!

Das Problem mit der Freundin erledigt sich so irgendwann von selbst.

Grüße,

Nico

02.02.2005 22:21 • #14


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Dr. Reinhard Pichler