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M
Hallo Leute,

dann will ich mich auch mal bei euch vorstellen, und meine Probleme schildern!

Ich habe eine ältere sehr selbstbewusste und erfolgreiche Schwester mit vielen Freunden und einen festen Freund und einen jüngeren Bruder der noch in die Schule geht, auch sehr selbstbewusst ist und auch eine menge Freunde hat.
Ich bin 21 Jahre alt, habe überhaupt kein Selbstbewusstsein, noch bin ich erfolgreich, noch habe ich Freunde.
Eines meiner Probleme ist einfach, dass ich viel zu schüchtern bin um mit jemandem zu reden. Ich kann keinen Small Talk halten. Nicht einmal da, weiß ich was ich sagen soll, und mir ist auch aufgefallen, dass es einem seine „Gesprächspartner“ auch nicht sehr einfach machen. Die warten immer irgendwie darauf, dass ich was sage. Aber ich kann es doch nicht! Ich fühl mich dann immer gezwungen etwas zu sagen und dann geht’s sowieso nicht mehr. Die absolute Hölle war, als ich meine Lehre begonnen habe. Ich musste alle 4 Monate die Abteilung wechseln. Mir ging es in der Zeit wirklich schlecht. Jeden Tag musste ich mich aus dem Bett quälen. Mit meinen Kollegen habe ich wirklich nicht viel geredet, nur das allernötigste. Das fanden die natürlich gar nicht so toll und dachten, dass ich mich für was besseres halte. Was aber gar nicht stimmt. Im Gegenteil. Aber seit ich ausgelernt habe und in einer festen Abteilung bin, geht’s damit besser. Ich habe super Kollegen! Da fällt gar nicht auf, dass ich schüchtern bin. Da kann ich so sein wie ich in Wirklichkeit bin. Nur es lernen mich nicht viele so kennen. Das ist eher die Ausnahme. Eigentlich kennt mich nicht einmal meine Familie. Die wissen ja gar nicht was mit mir los ist. Die sagen immer nur, ich solle jetzt endlich mal in die Disco gehen und mich amüsieren. Doch ich kann mich nicht amüsieren, nur wenn ich getrunken habe. Und darauf habe ich auch keinen Bock. Sonst habe ich mich wirklich noch nie amüsiert wenn ich weggegangen bin. Das hört sich jetzt bestimmt total armselig an, aber es ist leider wirklich so. Jedenfalls war ich schon seit letztem August nicht mehr weg. Ich fühl mich einfach immer am falschen Platz, total unwohl, und hab das Gefühl, dass das alle merken und mich anstarren oder über mich lästern.
Ich muss auch zugeben, dass ich dadurch auch sehr eifersüchtig geworden bin. Wenn ich der Meinung bin, das es jemand nur um ein Stück besser hat als ich, dann bin ich eifersüchtig. Egal um was es geht. Ich glaube, dass das auch daran liegt, dass ich bei uns in der Familie nicht recht viel gezählt habe. Meine Schwester war immer die Kluge, mein Bruder immer der Fußballer (für meinen Vater genau das Richtige). Ich war nichts. Mir wurde immer nur vorgehalten ich soll so sein wie meine Schwester oder so wie mein Bruder. Aber meine Eigenschaften haben nicht gezählt.

Ich überlege auch schon ob ich nicht eine Therapie machen soll. Ich möchte mein Leben wirklich ändern. Ich möchte Spaß am Leben haben, mich amüsieren, Freunde haben, nicht meine Träume in den Wind schießen, weil ich Angst davor habe. Mir geht es zur zeit echt mies. Ich habe auch niemanden mit dem ich darüber reden könnte. Meine Familie würde das überhaupt nicht verstehen. Und über Psychologen brauch ich gar nicht erst anfangen zu reden, da würden sie mich alle auslachen.

Hier möchte ich mich einfach mal mit anderen austauschen, wie welche Erfahrungen ihr so gemacht habt und wie es euch so damit geht.

Jetzt hör ich aber lieber mal wieder auf, alles kann ich in einer Mail sowieso nicht erzählen.

Bis bald

Manuela

16.04.2005 23:49 • 29.04.2005 #1


M
Hi Manuela,

ist es denn nötig, dass Du Deiner Familie von einem Therapeuten erzählen mußt? Das kannst Du doch für Dich allein entscheiden, wenn es Dir unangenehm sein sollte, dass jemand es weiß......

Es scheint so, dass Du wenig Selbstbewußtsein hast und auch darunter leidest.
Da wäre ein Therapeut doch genau das Richtige für Dich. Er (oder sie) könnte Dir zeigen, wie Du die Dinge aus einer anderen Perspektive sehen könntest, er hilft Dir Deine Stärken zu erkennen......oft ist man so vernagelt dass man nicht erkennen kann, wie die Dinge wirklich sind, man sieht immer nur aus seiner eigenen Position, fühlt sich schnell herabgesetzt oder ungeliebt, dabei ist es gar nicht so.

Du brauchst Dich wegen einer Therapie nicht zu schämen und wenn es Dir doch unangenehm sein sollte, dann erzähl es einfach niemandem.......

Ich war damals auch ziemlich überrascht, als ich an meinem Arbeitsplatz plötzlich die Arzthelferin aus meiner Therapiepraxis sah aber es lief alles völlig normal ab, sie sprach mich nicht darauf an und niemand hat je davon erfahren

Liebste Grüße von Mildred

29.04.2005 21:44 • #2





Dr. Reinhard Pichler