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Das Leben scheint seltsamer und eigensinniger geworden zu sein, seit wir älter wurden. Der Weg der nun beschritten ist, scheint nicht mehr gepflastert und geprägt zu sein durch die Hoffnung auf die Erfüllung und Vollendung selbst gesetzter Ziele und Bestrebungen. Man verändert sich nun, wird zu einer Insel, nichts scheint mehr zu sein wie gerade noch vor kurzem, nun ist man plötzlich der ungewollte Fels inmitten einer immer stärker werdenden Brandung, gezeichnet von Fortschritt und Zerfall, von Entwicklung und Verlust. Die Freude und Hoffnung auf das Zukünftige weicht nun einer immer betäubenden, lähmenden Versöhnung und Einsicht für die Gegenwart. Der endlose Kompromiss. Gemeinsame, einsame Verbündete und passiv Verfeindete verlieren sich in einem apathisch gewordenen Meer aus Fantasie, Traum, Verleugnung und scheinbarer Wirklichkeit. Alles ist der Aufgabe unterstellt, den Kampf aufzunehmen gegen die Armut und für das eigene Überleben, welches im nüchternen Angesicht der bereits verfassten Geschichte vergangener und verflossener Momente und Gelegenheiten ironischerweise doch schon gar nicht mehr erstrebenswert erscheint.
Als wir Kinder waren, schien leben normal und selbstverständlich zu sein. Wir waren an einem sicheren Ort in einer unendlichen Gegenwart, wo alles stimmig zueinander schien und die niemals ein ende finden sollte, umgeben von einer ebenso grenzenlosen Fülle an gestalterischen Möglichkeiten für die ominöse, weit entfernte Zukunft. Nun jedoch wurde uns sogar das alleinige Recht auf Existenz abgesprochen, das stattdessen zum teuren Luxusgut erkoren wurde, welches zuerst schwer verdient- und dann hart umkämpft und verteidigt werden soll. Welchen Preis hat es, dieses trügerische Spiel zu treiben, bis an das Lebensende? Nichts als der Tod und die Aussicht auf die sichere, bittere Reue über das eigene menschliche Versagen und Unvermögen lauern am Ende eines solchen Lebens.
Der Mensch entwickelt einen Hang zur Soziopathie in dieser jämmerlichen tragischen Welt. Er muss Kalkül verfolgen und beweisen um sich selbst und seiner Sache treu zu bleiben, um ein autonomes Leben für sich selbst zu garantieren, wenngleich er damit dasjenige der anderen ob gewollt oder nicht, unweigerlich vernichten muss.
Das Subjekt im Kontext einer Gruppe muss seine Pläne die es schmiedet und seine erdachten Ideologien und Weltbilder vor der Gemeinschaft verstecken und beschützen, es muss sein Antlitz wahren, indem es sich bedeckt hält und im verborgenen agiert. Der Mensch wird zum Geheimniskrämer seiner Ziele und Gefühle. Die Vergangenheit nimmt dabei Teil an der Gegenwart und reformiert als bereits gemachte Erfahrungen das Weltbild jenes Subjekts, zum guten wie zum schlechten. Nur der Mensch, der sich als Subjekt erkennt und begreift vermag es zu verstehen, was das Leben für ihn bereithält. Das reflektierte und erkannte der Vergangenheit wird zum Vermächtnis für die Zukunft sowie zur Berufung und Aufgabe eines einzelnen und jener Welt in die er hineingeboren wurde.

20.10.2023 03:47 • 22.10.2023 x 1 #1


Schlaflose
Und was genau will uns dieser Beitrag sagen?

20.10.2023 06:57 • x 3 #2


A


Kollektives Siechtum

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R
Hallo, ich finde diesen Text viel zu pauschal. Außer der Sicherheit, die ich als Kind auch empfunden habe, finde ich mich dort nirgendwo wieder, und finde es immer unangenehm, wenn in Texten von wir und der Mensch geschrieben wird, so, wäre das, was geschrieben ist, für alle und grundsätzlich gültig.

20.10.2023 10:13 • x 4 #3


Mondkatze
Angst vor dem Alter / dem älter werden?

20.10.2023 10:45 • x 1 #4


M
@Schlaflose du weißt schon ganz genau, was dieser Beitrag uns hier sagen will. Du willst es nur nicht wahrhaben. Hab ich recht

22.10.2023 16:27 • #5


laluna74
Zitat von MEWO:
weißt schon ganz genau, was dieser Beitrag uns hier sagen will. Du willst es nur nicht wahrhaben. Hab ich recht


Jetzt muss ich doch ein wenig schmunzeln...

22.10.2023 17:42 • #6