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Ich wünsche euch einen guten Morgen.

Ich bin 23 Jahre alt und schon seit langem mit meiner Freundin zusammen und im nächsten Jahr wollen wir heiraten. Meine Freundin möchte bald darauf Kinder.

Berufstätig bin ich und verdiene genug um eine Familie zu finanzieren.

Wenn ich aber an meine eigene Kindheit denke, habe ich Zweifel. Ich war oft unglücklich, weil meine Eltern nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollten.

Ich war aufgedreht und kribbelig, konnte keine drei Minuten ruhig an einem Platz sitzen. In der Schule hatte ich Probleme. Ständig gab es Stress wegen den Hausaufgaben.

Ich war außerdem angeblich total unselbständig. Jedenfalls beklagten sich die Lehrer immer darüber, dass ich nichts könne und unselbständig sei.

Ich bin zu früh geboren.
Ich hatte Probleme mit der Motorik, Probleme beim Essen.
Bei Familienfeiern habe ich mich lächerlich gemacht, weil ich zu ehrlich war.

Niemand wünscht sich das für sein Kind.

Meine Eltern waren ziemlich überfordert, obwohl sie alle möglichen Hilfen in Anspruch nahmen.

Teilweise haben sie die Probleme verdrängt, so glaubten sie dass ich auf das Gymnasium kommen würde, obwohl es dafür keine Chance gab. Sie sind aus allen Wolken gefallen.

Teilweise haben sie überfordert reagiert. Ich meine keine Schläge.

Ich bin mit den Hausaufgaben, insbesondere Mathe, nie klar gekommen. Mein Vater wollte mir helfen. Er wollte mir erklären, was man bei bestimmten Aufgaben macht. Ich habe nichts verstanden, war verzweifelt, habe mich quer auf die Hausaufgaben gelegt und geweint. Ein paar mal habe ich ihn zum weinen gebracht.

Oft musste ich am Küchentisch sitzen, bis ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Ich wusste allerdings nicht, was ich tun soll, also bin ich nur gesessen und habe Ärger gekriegt, weil ich immer aufstehen wollte.
Meine Mutter wurde beim Kochen behindert, weil sie den Tisch benötigt hätte. Ich habe mich geschämt.

So gerne hätte ich draußen mit meinen Freunden gespielt, aber ich durfte nicht, wegen der Hausaufgaben.

Soziale Kontakte durfte ich selbstredend haben, die Hausaufgaben allerdings gingen immer vor und haben sich bei mir über Stunden gezogen. Ich fühlte mich einsam und unglücklich.

Ich war ständig zu spät, unordentlich. Ich hatte überall nur Ärger.

Ich habe so große Angst, ein Kind zu zeugen, das ist, wie ich es war. Ich wäre damit total überfordert.

30.05.2023 09:01 • 31.05.2023 #1


D
Hast Du denn mit Deiner Freundin mal über genau das was Du hier schilderst gesprochen?

30.05.2023 10:31 • #2


A


Vaterschaft - Problemkinder

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Zitat von Disturbed:
Hast Du denn mit Deiner Freundin mal über genau das was Du hier schilderst gesprochen?


Das habe ich zumindest versucht. Sie glaubt das wären nur meine Zukunftsängste.
Wir haben gerade angefangen unsere Traumhochzeit zu planen, die im nächsten Sommer stattfinden soll.

Hatte jemand von euch Sorgen wie ich habe? Berechtigt oder unberechtigt?

30.05.2023 10:45 • #3


D
Zitat von EspressoX:
Hatte jemand von euch Sorgen wie ich habe? Berechtigt oder unberechtigt?

Ich glaube sich eingehend Gedanken zu machen ist wichtig. Sich Sorgen zu machen, dass ein Kind so wird wie man selbst ist, ist zumindest nicht zweckmäßig. Da sollte eher im Vordergrund stehen, wie man für eine gute Entwicklung des Kindes sorgen möchte und ob man dazu in der Lage sein könnte. Vorher weiß man sowieso nicht, wie es kommen wird.
Aber diese Ängste fragen ja nicht nach einer Berechtigung. Sie kommen und es wäre vielleicht gut, zu ergründen wieso sie da sind und woher sie kommen und wie man sie zerstreuen kann. Nur festzustellen, dass es Zukunftsängste sind, ist ja nicht die Lösung.
Prinzipiell finde ich es gut, wenn sich jemand aber vor der Zeugung eines Kindes Gedanken macht, was das Bedeutet. Machen meiner Meinung nach, leider nicht genug Menschen in ausreichendem Maße.
Meine Frau und ich mögen Kinder, aber wir haben uns entschieden, selbst keine haben zu wollen.

30.05.2023 11:23 • x 3 #4


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Zitat von Disturbed:
Ich glaube sich eingehend Gedanken zu machen ist wichtig. Sich Sorgen zu machen, dass ein Kind so wird wie man selbst ist, ist zumindest nicht zweckmäßig. Da sollte eher im Vordergrund stehen, wie man für eine gute Entwicklung des Kindes sorgen möchte und ob man dazu in der Lage sein könnte. Vorher weiß man ...


Danke für deine Antwort. Wie genau verlief diese Entscheidung? Habt ihr sie jemals bereut?

30.05.2023 11:42 • #5


Afraid1992
@EspressoX ich kann deine Sorgen auch verstehen. Ein bisschen erinnern mich die Schilderungen an meinem Sohn. Aufgedreht, zappelig und manchmal super schusselig. Er ist aber absolut liebenswert und total schlau. Ich denke das Problem ist, dass deine Eltern überfordert waren. Denn vieles was du beschreibst hätte anders ablaufen können. Hausaufgaben und Schule sind sehr wichtig, natürlich. Aber wenn da eine Lernschwäche oder andere Dinge bestehen, dann bringt Druck und „du darfst erst spielen gehen, wenn du fertig bist“ nicht viel.. zumindest nicht, wenn man dann irgendwann selber so traurig ist und sich einreden lässt, man würde nichts können (wie die Lehrer das sagten).
Man ist als Mutter oder Vater immer mal überfordert, aber das gehört dazu und ist die Mühe ehrlich gesagt wert. Heute würde es sicherlich auch nochmal ganz andere Lösungen und Hilfe geben, wie es sie damals bei deinen Eltern mit dir gab.
Mach dich nicht verrückt, höre in dich hinein ob du ein Kind möchtest oder nicht, aber versuche diese Entscheidung nicht aufgrund der Angst zu treffen, dass es vielleicht anstrengend werden wird. Jedes Kind ist auf seine Weise anstrengend, aber auch toll. Und ihr als Eltern könnt es ganz wunderbar in die richtige Richtung lenken, den Charakter formen und dem Kind trotzdem die Möglichkeit geben sich zu entfalten.

30.05.2023 11:51 • x 5 #6


D
Zitat von EspressoX:
Danke für deine Antwort. Wie genau verlief diese Entscheidung? Habt ihr sie jemals bereut?

Da spielten viele Überlegungen hinein und es war eher ein Prozess als eine eben mal so getroffene Entscheidung. Wir bereuen diesbezüglich nichts.

30.05.2023 12:04 • x 1 #7


E
Denk ans Hier und Jetzt und nicht daran, was bei dir war.

Es kommt immer anders bei den eigenen Kindern. Immer! Und letztendlich liegt es an euch wie ihr die Erziehung gestaltet.

Ich habe 2 Kinder und trotz meiner Vorgeschichte habe ich es nie bereut, im Gegenteil.

30.05.2023 14:18 • x 3 #8


koenig
Zitat von EspressoX:
Wenn ich aber an meine eigene Kindheit denke, habe ich Zweifel. Ich war oft unglücklich, weil meine Eltern nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollten.

Ich war aufgedreht und kribbelig, konnte keine drei Minuten ruhig an einem Platz sitzen. In der Schule hatte ich Probleme. Ständig gab es Stress wegen den Hausaufgaben.

Ich war außerdem angeblich total unselbständig. Jedenfalls beklagten sich die Lehrer immer darüber, dass ich nichts könne und unselbständig sei.

Ich bin zu früh geboren.
Ich hatte Probleme mit der Motorik, Probleme beim Essen.
Bei Familienfeiern habe ich mich lächerlich gemacht, weil ich zu ehrlich war.


Vielleicht würde bei dir auch ADHS passen. Das würde auch damit passen, dass deine Eltern nicht immer wussten, wie sie mit dir umgehen sollten.

Weißt du, aber das ist letztendlich für den Zukunft als Vater egal. Weil du bist jetzt erwachsen und kannst dich um dich selbst kümmern. Wenn du immer noch Schwierigkeit hast, kannst du dir Hilfe holen. Deine Fähigkeiten als Vater sind deswegen nicht in Frage zu stellen. Als Eltern wird man nicht geboren, da wächst man auch immer wieder mit seinen Aufgaben. Das A und O für ein Kind sind Fürsorge, Zuwendung, Liebe. Alles andere kommt dann schon. Du bist nicht allein und als Eltern kann man sich auch Rat holen, wenn man einmal nicht weiter weiß.

30.05.2023 14:27 • x 3 #9


O
Kinder bekommen oder nicht ist eine sehr individuelle und nur bedingt planbare Entscheidung. Man bekommt eine Wundertüte und zurückgeben kann man sie nicht
Ich finde es sehr gut, dass du dir vorab Gedanken machst. Wie sieht es denn mit den positiven Gedanken zum Thema Vaterschaft aus? Was spricht für ein Kind?

Zitat von EspressoX:
Soziale Kontakte durfte ich selbstredend haben, die Hausaufgaben allerdings gingen immer vor

War bei mir genauso und (um dir Mal einen anderen Blickwinkel zu geben) empfinde ich rückblickend nicht mehr als negativ. Ganz im Gegenteil hat es dazu beigetragen, dass wir Kinder heute alle mit guten Schul- und Berufsabschlüssen dastehen und es uns finanziell gut geht.


Zitat von Afraid1992:
Man ist als Mutter oder Vater immer mal überfordert, aber das gehört dazu und ist die Mühe ehrlich gesagt wert.

Zitat von Grace_99:
Es kommt immer anders bei den eigenen Kindern. Immer! Und letztendlich liegt es an euch wie ihr die Erziehung gestaltet.

Die Beiden vor mir haben eigentlich schon die wichtigsten Punkte genannt: Die perfekten Eltern wird es nie geben und vieles liegt auch an einem selbst.
Hört sich vielleicht etwas lapidar an, aber: Wenn du es nicht ausprobierst weißt du nicht, wie du als Vater sein wirst ‍️

30.05.2023 14:43 • x 2 #10


E
Zitat von Ostseemädchen:
Kinder bekommen oder nicht ist eine sehr individuelle und nur bedingt planbare Entscheidung. Man bekommt eine Wundertüte und zurückgeben kann man sie nicht Ich finde es sehr gut, dass du dir vorab Gedanken machst. Wie sieht es denn mit den positiven Gedanken zum Thema Vaterschaft aus? Was ...


Das finde ich eben so schlimm @Ostseemädchen. Das Abitur wird immer wichtiger. Ich habe kein Abitur. Die Suche nach einem Ausbildungsplatz war schwierig. Letztendlich hatte ich Glück und Beziehungen und habe etwas gefunden.

Welche Chancen werden unsere Kinder noch haben?

31.05.2023 12:22 • #11


koenig
Zitat von EspressoX:
Das Abitur wird immer wichtiger. I


Nein, es wurde nur wichtig gemacht. Am Ende kommt es meines Erachtens auf das Gesamtpaket an. Es gibt so viel mehr Qualitäten als ein Abitur.

31.05.2023 14:21 • x 2 #12


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