Missbrauch mit Folgen

Hallo...

Ich weiß ehrlich nicht, wie ich das hier anfangen soll...Am besten wohl ganz am Anfang.

Also, alles begann vor etwas mehr als drei Jahren, da war ich 15. Ich wurde in eine Klinik eingewiesen, warum, das ist ein anderes Thema, und kam mit zwei anderen Jungs/Männern in ein Zimmer. Ich schätzte sie zu dem Zeitpunkt auf etwa 18-19, genau weiß ich es bis heute nicht.
Das einzige, was ich wirklich wusste, war, dass der eine Manu, bzw. Manuel hieß und der andere immer nur T genannt wurde, sie waren schon länger dort und kannten sich.

Die ersten Tage mit denen verliefen noch ziemlich normal, bis sie anfingen mich an Stellen anzufassen, die nicht...normal sind. Sie gingen immer weiter und irgendwann...vergewaltigten sie mich...Ich...hab' Anfangs noch versucht mich dagegen zu wehren, doch irgendwann sah ich ein, dass es eh sinnlos ist. Drei Jahre lang ging das so...Jeden Tag...teilweise über mehrere Stunden...Und nie hat es jemand gemerkt, die ganze Zeit nicht...Und gesagt hab' ich da auch nix von...Zum einen, weil die mir gedroht hatten und zum anderen, konnte ich es einfach nicht...

Dann endlich, mit 18, kam ich aus dieser Hölle wieder raus, endlich weg von denen....Natürlich habe ich versucht, das Alles zu verdrängen und 'normal' weiter zu leben, was Anfangs auch recht gut klappte. Ich hatte (und habe immer noch) einen wundervollen Freund, den ich wirklich liebe. Während meines Aufenthalts in dieser...Hölle, anders kann ich's nicht beschreiben, brach der Kontakt leider ab, weil wir uns zuvor gestritten hatten und er dachte, ich wäre einfach weg... Jedenfalls bin ich wirklich glücklich mit ihm und habe eigentlich auch überhaupt kein Problem damit, wenn wir uns küssen oder so, im Gegenteil. Ich liebe ihn doch und will das ja auch!

Ein Problem gibt es jedoch trotzdem: Vor ca. 3-4 Monaten hatte ich einen Alptraum, von genau den Ereignissen in der Klinik, von den Vergewaltigungen...Am nächsten morgen bin ich wirklich schweißgebadet aufgewacht, hab am ganzen Körper heftig gezittert und hätte fast geweint...Mein Freund, der bis dato noch nichts von den Vergewaltigungen wusste, war natürlich auch da und versuchte mich zu beruhigen, das ging jedoch voll nach hinten los. Wenn er mich auch nur anfassen, geschweige den umarmen oder gar küssen wollte zuckte ich heftig zusammen und schrie ihn an, er solle es lassen. Eigentlich wusste ich, dass er mir NIE etwas antun würde, doch ich bekam trotzdem bei jeder kleinsten Berührung Panikattacken und/oder Heulkrämpfe... Als ich mich dann irgendwann endlich wieder halbwegs beruhigt hatte, erklärte ich ihm alles, zumindest versuchte ich es..Natürlich war er zuerst geschockt, zeigte aber dennoch viel Verständnis für die
Situation. Solche Momente kommen immer noch hin und wieder vor und ich kann einfach nichts dagegen tun...

Und auch wenn mein Freund so verständnisvoll ist und immer für mich da ist, weiß ich, dass es ihn irgendwo auch verletzt, dass ich teilweise ja regelrecht Angst vor ihm habe! Und auch, dass es ihn traurig macht, dass er mir dabei nicht helfen kann, weil ich es quasi gar nicht erst zulasse....Und das macht mich echt fertig...Schließlich ist das Letzte, was ich will, ihn traurig zu machen oder zu verletzen, doch ich mache es trotzdem...Auch wenn ich das nicht extra mache, ich hasse mich trotzdem dafür...Ich...man, ich will das doch Alles gar nicht...

Ich weiß auch nicht, was ich dagegen tun kann...Vielleicht...sollte ich 'ne Therapie machen oder so, aber...ich hab mittlerweile einfach Angst vor jeglicher psychologischer 'Hilfe'...Ich sollte sie annehmen, das ist mir klar, aber ich kann's einfach nicht... Langsam weiß ich echt nicht mehr weiter...

So, das...war meine Geschichte. Ich musste sie einfach mal erzählen...Es hat Überwindung gekostet, aber ich hab's geschafft...Vielen Dank für's lesen.
LG Ardian

Hallo Adrian (ich glaub, du hattest dich verschrieben?)

Das haut mich und ich denke die meisten, die deine Geschichte lesen - richtig um! Lass dich mal per Geschriebenen hier einfach von mir drücken. Ich muss erst einmal fragen: Hattest du denn niemanden, mit dem du über die Vergewaltigungen sprechen konntest? Klar hattest du Angst so lange du mit diesen zwei Abartigen auf einem Zimmer gelegen hast - Aber warum hast du dich nicht nachdem du aus der Klinik warst - dich jemanden anvertraut? Das ist ein schweres Verbrechen und die Beiden haben genau gewusst, was sie da tun! Was hast du für ein Verhältnis zu deinen Eltern oder vielleicht Geschwister?
Gibt es niemanden, dem du das im realem Leben anvertrauen kannst? Was mich dabei auch interessiert - wie war die komplette Reaktion deines Freundes? Er hat nur Verständnis?
Es ist einfach unglaublich, dass so etwas über 3 Jahre in einer Klinik fast täglich passieren kann - ohne dass irgend jemand davon merkt! Das finde ich schon richtig erschreckend!
Also ich bin der Meinung, dass du dich unbedingt jemanden anvertrauen musst und die ganze Angelegenheit auf irgendeine Weise verarbeiten musst. Wenn du das weiterhin mit dir rumschleppst,
kann das mal psychisch gesehen ganz gewaltig in die Hose gehen! Das holt dich immer wieder ein ...

Also...erst mal danke für deine Antwort.
Und nein, ich habe mich nicht verschrieben. Ich heiße wirklich Ardian. xD
Naja...bis auf meinen Freund habe ich eigentlich niemanden, mit dem ich reden kann...Meine Mutter ist abgehauen, als ich noch klein war und mein Vater in der Zeit meines Aufenthalts gestorben. Das ist aber eher eine Erleichterung für mich, weil er mich eh gehasst hat usw...Und meine Schwester ist schon seit 7 Jahren nicht mehr am leben....
Wie gesagt, erst war mein Freund halt wirklich geschockt usw...Aber er hat halt wirklich schnell Verständnis gezeigt...So ist er halt.

Aber ganz krass finde ich - ich nehme mal an, dass du die drei Jahre in der Klinik warst, weil du psychische Probleme hattest. Mal angenommen die ZWEI haben sie auch und sind in gewisser Weise nicht zurechnungsfähig - dann ist das eine ganz gravierende Verletzung der Aufsichtspflicht des Klinkpersonals! Dann ist das schon eine ganz andere Adresse!

Ich begrüße dich mal herzlich bei uns.

Vergewaltigungen gehören angezeigt, und warum du das 3 Jahre in einer Klinik ausgehalten hast, naja, mach jetzt nicht weiter, mit dem Schweigen..

Nichtdestotrotz gehört das natürlich therapeutisch aufgearbeitet. Und niemand kann einem helfen, wenn man schweigt. War vorher so, ist jetzt noch so..

Das psychologische Muster eines Opfers sollte therapeutisch aufgebrochen werden und letztendlich möchtest du das doch auch verarbeiten.

Hast es deinem Freund erzählt, und jetzt uns.

D.h. Du bist durchaus in der Lage, darüber zu reden. Sei einfach mutig und hole dir Hilfe. Versuch den Kreislauf zu durchbrechen.

Zitat von BrokenHuman:

Also...erst mal danke für deine Antwort.
Und nein, ich habe mich nicht verschrieben. Ich heiße wirklich Ardian. xD
Naja...bis auf meinen Freund habe ich eigentlich niemanden, mit dem ich reden kann...Meine Mutter ist abgehauen, als ich noch klein war und mein Vater in der Zeit meines Aufenthalts gestorben. Das ist aber eher eine Erleichterung für mich, weil er mich eh gehasst hat usw...Und meine Schwester ist schon seit 7 Jahren nicht mehr am leben....
Wie gesagt, erst war mein Freund halt wirklich geschockt usw...Aber er hat halt wirklich schnell Verständnis gezeigt...So ist er halt.

Ardian? Dir ist aber schon bewusst, dass du das hättest anzeigen müssen? Die ZWEI waren zu dem Zeitpunkt schon volljährig, zwar noch nicht 21 aber schon Ü18 !
Kann es sein, dass man dich in dieser Klinik nicht für voll genommen hat, weil du auch psychische Probleme hattest und du Angst hattest, dass dir niemand glaubt?
Du musst das anzeigen ! Jetzt kannst du das immer noch ... und wenn die ZWEI nichts an die Backe bekommen, aber dann die Pflegekräfte dort ! das darf einfach nicht sein,
dass jemand - in deinem Fall ja du - in einer Klinik nicht sicher aufgehoben ist und 3 Jahre so psychisch kaputt gemacht wird!

Krass . Die Klinik wird die Namen haben. Da müsste eine Strafanzeige gestellt werden

Hallo du,

Verstehe ich das richtig ? Du warst drei Jahre lang stationär in einer Klinik? Deine beiden Zimmergenossen waren auch mindestens 3 Jahre dort ? Und ihr wart in dieser Klinik täglich über mehrere Stunden alleine und unbeaufsichtigt in euren Zimmern ohne Pflegepersonal, ohne Therapien, oder Untersuchungen, ohne Kontrollen oder sonstige Aufsicht? Und du hattest keine Möglichkeit diese Klinik zu verlassen? Dein Freund hat drei Jahre auf dich gewartet ohne, dass er wusste wo du drei Jahre lang bist ob du überhaupt noch lebst ? Und er hat keine Möglichkeit gehabt heraus zu finden wo du bist beispielsweise über deine Eltern oder gemeinsame Freunde ?

Sorry wenn so nachbohre aber ich kann vieles nicht nachvollziehen daher fällt es mir schwer dir zu etwas zu raten.

@Emelieerdbeer Ja, du verstehst das richtig. Ich war drei Jahre lang stationär in einer Klinik, genauso wie meine Zimmergenossen. Und ja, wir waren oft so lange alleine...Meistens zwischen 13 Uhr und 16 Uhr. Und halt Nachts. Nope, war 'ne geschlossene Klinik. Naja...er wusste, dass mein Vater mich in eine Klinik stecken wollte, aber nun nicht, ob das wirklich der Fall war...Nur mein Vater wusste, dass ich da war, und der wollte meinem Freund keine Auskunft darüber geben, wo ich bin....

@HannaZ Ja...ich sollte sie wirklich anzeigen...Und ja, die hatten, genauso wie ich, psychische Probleme...

@Icefalki Ich will es ja auch irgendwie machen...aber wenn ich kurz davor bin, traue ich mich im Endeffekt einfach nicht...

@brokenhuman, aber das ist dann so ähnlich wie damals. Hast dich nicht getraut.

Wie willst du das sonst verstehen?

Ich bemühe mich gerade wirklich um reine sachliche Info und erspare uns allen mein Ausflippen über solche Zustände. Unfassbar.

Ardian? Wenn dein Freund so lange auf dich gewartet hat und jetzt für dich volles Verständnis hat, dann wird er auch bei dir sein, wenn du eine Anzeige machst!
Wenn du Angst vor den Kosten hast, dann gehst du mit einer Gehaltsbescheinigung oder deinem Nachweis von was du finanziell lebst zum nächsten Gericht.
Es gibt immer eine Beratungsstelle, dort kannst du dich informieren, ob für dich eine Prozesskostenbeihilfe in Frage kommt und wenn ja, dann kannst du auch mit ihr
ein Beratungsgespräch bei einem Anwalt in Anspruch nehmen. Auf jedem Fall würde ich diesen Fall schildern und gemeinsam mit dem Anwalt Schritte einleiten!
Der Anwalt kann auch gut abschätzen, ob eine Klage Erfolg hätte und erledigt dann auch im Nachhinein die Anzeige bei der Polizei. Das hat den Vorteil, dass du so jung wie du bist
von Anfang an begleitet wirst und du mehr Halt hast. Und! Kein Mensch kann das wieder rückgängig machen, was dir passiert ist! Aber - die Klinik kriegt richtig eine auf den S A C K
und du sorgst dafür, dass diese grausamen Dinge weniger passieren. Wenn die Klinik dann an dich ein Schmerzensgeld zahlen musst - selbst wenn es auf einen Vergleich hinausläuft, dann
hast du wenigstens eine Entschädigung und du hast einen Notgroschen - weil ausser deinen Freund, bist du wie ich dich verstanden habe sehr allein auf dieser Welt!

UND ! Es macht dich psychisch sowas von stark ... wenn du dich gewehrt hast und hast nicht einfach stillschweigend alles mit dir machen lassen! Für deine Psyche, die noch ganz lange halten muss, so jung wie du bist, ist das Balsam und lässt für dich eine ganz andere Sichtweise zu, die dich eventuell rettet damit abschliessen zu können, also es zu verarbeiten!

@Icefalki @HannaZ Gut, ihr habt recht. Ich werd's machen....denk ich. Danke...

Zitat von BrokenHuman:

@Icefalki @HannaZ Gut, ihr habt recht. Ich werd's machen....denk ich. Danke...

Wenn du Hilfe brauchst, wie ... was ... wann ... womit - du kannst dich zu jeder Zeit hier über PN bei mir melden!
Wenn ich kann - helfe ich dir gern!