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Hi an alle,
Ich schreibe gern Gedichte und Short Stories. Da ich heute das Bedürfnis hatte etwas zu schreiben, habe ich mir diese Geschichte ausgedacht. Es spielen ein paar Themen aus meinem Privatleben mit. Aber auch Themen anderer User. Hauptsächlich aus dem Bereich über Einsamkeit. Es liegt keine Intention dahinter, hier große Kunst zu machen. Wenn es euch gefällt, gut. Wenn nicht, auch gut.
Bevor fragen zum Namen Nick kommen. Ich habe ein Nick Cave Album gehört, als ich den Text geschrieben habe. Also dann.

Plötzlich war alles wieder gut

Komisch, wie das Leben so spielt. Ich habe es mir zwar schon hunderte, wenn nicht tausende Male gewünscht, jemanden wie sie kennenzulernen. Als es dann aber wirklich passierte, war ich nicht vorbereitet und hätte nie geglaubt, wie leicht und schnell alles ablief.
Eigentlich wollte ich nur ein paar Einkäufe machen. Und plötzlich steht dieses zauberhafte Geschöpf neben mir und sagt:
„Hi Nick.“
Aus dem Nichts. Völlig überraschend. Pure Magie.
Zuerst wusste ich gar nicht was ich sagen soll. Ein Glück, dass sie gleich weitergesprochen hat.
„Wie geht’s dir immer so?“
Wie sollte es mir in dem Moment schon gehen? Großartig. Nervös. Baff. Überglücklich. Und wie immer bei mir, auch zweifelnd.
„Ganz gut. Und bei dir? Was machst du immer so?“
Meine ersten Sätze. Ich bin ein bisschen stolz, dass ich sie, in meiner Verzauberung, überhaupt hervorgebracht habe. Deine Antwort entgeht mir komplett, da sich meine Sinne an ihrem Gesicht verzehren. Mund, Nase, Wangen und ihre Augen. Diese wunderschönen Augen, die eine Welt zeigen, in der man unbedingt sein möchte. Eine glitzernde und erstrebenswerte neue Weltordnung.
Plötzlich merke ich, dass ich lächle. Ungezwungen und frei. Ein Lächeln, wie ich es seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt habe. Es fühlt sich irrsinnig gut an. Und du redest und redest, mit einer Stimme, der man tage- und nächtelang zuhören möchte.
Aus dem Nichts, die Frage, die alles verändert. Alles Leid, alle Qual und Zweifel, die man in 24 Jahren erlebt hat, wurden von ihr, wie von einem Radiergummi, weggewischt,
„Wollen wir uns treffen?“
Ohne zu zögern:
„Ja!“
„Wann passt es dir?“
„Heute, jetzt.“
Du lächelst weiter.
„Und wo?“
„Wo du willst.“
„Ich geb dir meine Nummer und du gibst mir deine. Wenn mir etwas einfällt, melde ich mich. Und wenn dir etwas einfällt, meldest du dich.“
„Okay.“
Sie gibt mir Ihre Nummer und ich fummle sie irgendwie in mein Telefon. Normalerweise kontrolliere ich nie Nummern. Aber bei ihr musste ich es. Ihre Nummer war ein Geschenk, dass es zu wahren galt.
„Ich muss jetzt weiter. War wirklich schön dich zu sehen. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“
„Unbedingt.“
„Bis bald.“
„Ciao.“

03.04.2015 10:52 • 03.04.2015 #1


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Und dann ging sie. Wie eine Frühlingsbrise, die einem umschmeichelt und wieder verlässt.. Ein bis dahin beschissener Tag wurde ins rechte Licht gerückt. Gelöst, mit pochendem Herzen mache ich meine Einkäufe und fahre nach Hause. Ein Ort, der mir immer mehr zum Martyrium wurde, hatte plötzlich allen Schrecken verloren.
Zuhause angekommen, läutet mein Handy und sie war dran.

Und von da an lief alles, wie durch Zauberhand. Wir trafen uns unzählige Male. Wir gingen es langsam an und aus dem ersten nervösen Treffen wurde eine tiefe und innige Liebe.
Alles lief plötzlich ganz leicht. Dinge, die mich fertig gemachten haben, lösten sich auf, wie Nebel.
Ich begann den Ausbau, der mich dutzende Male verzweifeln lies. Sie zog aus ihrer damaligen Wohnung aus und war sofort Feuer und Flamme für dieses Projekt und ist es immer noch.

Wir liegen im Bett. Sie schläft und ihr Atmen ist ruhig und gleichmäßig. Seit wir uns da erste Mal sahen, hatte sie immer ein Lächeln im Gesicht. So auch jetzt. Ich liege da und betrachte sie und bin dankbar. Unendlich dankbar für diese Erlösung. Erfüllt und zufrieden schlafe ich ebenfalls ein und wünsche mir, dass es niemals endet.

03.04.2015 10:52 • #2


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Dann läutet der Wecker. Ich wache auf. Alleine. Alles nur ein Traum. Sie ist weg, die Sorgen wieder da. Einsamkeit, Ausbau und der Rest des Konglomerats aus schei.. Soll ich aufstehen?
Wozu? Was für einen Sinn hat dieses langweilige und sorgenvolle Leben?
Die tägliche Plackerei, das ewige Kämpfen und immer wieder kriegt man trotzdem in die Fresse.
Keine Besserung in Sicht. Es gab mal jemanden, der sagte, dass man weiter und immer weitermachen muss. Was aber tun, wenn man nicht mehr weiter kann und will? Wenn einen das tägliche Leben, Stück für Stück auseinandernimmt, bis irgendwann nichts mehr übrig ist?
Der Suizid ist meist nicht das Resultat, eines einzigen schweren Erlebnisses. Es ist die Summe an Ohrfeigen und Niederschlägen, die einen zerbrechen. Es wird zum Siechtum und irgendwann kommt die kleinste Lappalie und es ist aus. Quasi Stirb langsam. Und das Hirn setzt aus und man wird unberechenbar.
Das Grübeln nach dem Warum kommt immer nachher. Dann wenn es meist schon zu spät ist. Er war halt schlecht drauf, mein Gott, kann’s ja geben. Und niemand will etwas gewusst haben. Dutzende Bitten, die auch Hilfeschreie gewesen sein könnten, sind mit einem Wisch vergessen.
Die Macht der Verdrängung und Verleugnung.

Aber was mach ich mir darüber Gedanken. Der Mensch ist wie er ist und die Mehrheit kann gar nichts dafür. Es sind immer diejenigen, denen man nahe steht, die einen verletzen. Und die, die man liebt, haben die Macht dich zu töten. Von heute auf morgen.

Das Einzige, was mich am Leben hält, ist ein Funken in mir. Ich spüre ihn. Er liegt tief in meinem Bauch und ich versuche so gut wie möglich, ihn vor dem eisigen Wind der Realität zu schützen.
Sein Glühen ist mal stärker und mal schwächer. Weg war er noch nie. Er ist immer da und wartet darauf endlich ein großes Feuer zu entzünden. Hab Geduld. Geh mir ja nicht aus.

Warum habe ich mir eigentlich am Samstag den Wecker gestellt? Ach ja. Ich wollte in die Stadt.
Ostereinkäufe besorgen. Für die einzigen Menschen, die man liebt und hat. Familie.

Ich stehe auf, suche meine Klamotten, greife mir den Autoschlüssel und hoffe, das bald alles wieder gut wird...

03.04.2015 10:53 • #3