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Sera
Hallo zusammen,

nach ewig langer Abstinzenz melde ich mich einmal wieder zu Wort. Es geht allerdings nicht um mich, sondern um jemanden, der mir sehr viel bedeutet. Ich bräuchte hier ein paar Informationen, Tipps, Anregungen, was helfen könnte und was ich in meiner Position als Angehörige tun kann, um dieser Person zu helfen.

Folgendes:

Die Person ist manisch-depressiv, wie sich nun durch einen Psychiater herausgestellt hat. Sie erlebt das typische Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt, bisher sind es relativ lange Phasen (von 2-3 Wochen bis hin zu 2-3 Monaten). Es wurden bereits Antidepressiva verschieben. Der Effekt war, dass es ca. die ersten zwei Monate alles extrem gut war (so gut, dass die Person ihre eigenen Grenzen nicht mehr erkannt hat), dann kam das große Tief. Die Dosis wurde erhöht, dann ging das Spiel von vorne los. Nun wurde die Dosis zum dritten Mal erhöht (was ich nebenbei bemerkt gar nicht gut finde, aber ich bin auch generell kein Freund von Antidepressiva). Therapeutische Hilfe ist vorhanden, auch ein längerer Aufenthalt in einer Reha-Klinik ist momentan ganz hoch im Kurs.

Meine Frage nun: Kennt sich jemand mit der Diagnose aus und kann mir sagen, was ich als Angehörige tun kann, um die betreffende Person zu unterstützen? Zuhören ist natürlich logisch und das versteht sich von selbst. Ich meine eher, ob es darüber hinaus etwas gibt, was man tun kann und was hilfreich ist.

Wie sieht es aus mit den Tabletten? Mir gefällt das gar nicht, dass hier Medikamente im Spiel sind, bei denen die Dosis immer nur erhöht wird. Es wird letztendlich nur ein künstlicher Mir-geht's-gut-Zustand erreicht, der erfahrungsgemäß auch nicht ewig anhält. Und irgendwann is die Höchstdosis eben auch mal erreicht. Und dann? Wenn sich der Körper an die maximale Dosis gewöhnt hat? Was passiert dann? (-- rhethorische Frage) Die Ärzte vermuten einfach, dass der Körper sich nach einer gewissen Zeit an die Dosis gewöhnt hat und dann eben wieder absackt. Kriegt man das nicht auch ohne Tabletten in den Griff? Ich habe meine Depressionen ja auch stets ohne Tabletten überwunden, allerdings war ich auch nie manisch-depressiv. Ich bin mir nicht ganz sicher, inwieweit der Unterschied gravierend ist.

Was mich nun ganz konkret interessiert:

- Ist es überhaupt realistisch, die Krankheit auch ohne Medikamente in den Griff zu kriegen?
- Irgendwelche Tipps und Tricks, was man tun kann, damit es besser wird? Sowohl aus Sicht des Betroffenen, als auch aus Sicht der Angehörigen.
- Vielleicht Empfehlungen für ein gutes Buch zum Thema? Wissen ist Macht und ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass es leichter ist, mit einer Diagnose umzugehen, wenn man die Krankheit erkannt und vor allem verstanden hat.
- Sonst irgendwas, was wichtig ist (oder sein könnte) und von mir aktuell nicht bedacht wurde?

Ich wäre wirklich dankbar für ein paar Tipps und Ratschläge. Ich möchte gern etwas tun, aber dazu kenne ich das Krankheitsbild zu wenig und ich möchte natürlich auch nichts anleiern, was am Ende nach hinten los gehen könnte.

Danke und LG,
Sera

09.10.2017 21:40 • 17.10.2017 #1


BellaM85
Hi!
Ich hab mit Menschen die darunter leiden zusammen gearbeitet ich kann dir nur sagen es ist eine sehr schwierige Erkrankung.
Es ist wie du sagst von super gut bis hin zu tiefer Trauer. Ohne Medikamente wird es sehr schwer und selbst mit Medikamenten kann es immer schlimmer werden. Ich kenne keinen der die Erkrankung ohne Medikamente in den Griff bekommen hat und generell das diese Erkrankung irgendwann überhaupt weg ging. Es ist auch so das sie generell durch diese auf und ups medikamentös schwer einzustellen sind viele bekamen irgendwann sogar Spritzen dagegen also Steigerungen gibt es dabei immer.
Ich hab wohl auch mit den wirklichen Härtefällen gearbeitet die für immer geschlossen untergebracht wurden aber auch bei denen fing es mal so an das sie erstmal noch klar kamen.
Als Angehöriger kann ich dir nur empfehlen leg dir ein hartes Fell an und zeig viel Verständnis was anderes kann ich dir nicht raten

Das ist für mich persönlich echt eine der schlimmsten psychischen Erkrankungen.

Alles Gute und LG

09.10.2017 22:08 • #2


A


Manisch-depressiv - Erfahrungen?

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Sera
Mh... danke, BellaM85. So wirklich aufbauend ist das allerdings nicht. Wie sieht es aus mit den weniger krassen Fällen? Wir reden hier (zum Glück) nicht von jemandem, der sofort geschlossen untergebracht werden müsste, sondern von jemandem, der seinen Tag trotz allem klar strukturiert und aus eigener Kraft schon vieles tut, um nicht noch weiter abzurutschen. Ich habe gelesen, dass es wohl sogar Patienten geben soll, die geheilt werden konnten.

Ich möchte einfach nicht nur tatenlos rumsitzen und zusehen. Da muss es doch noch mehr geben als nur zuhören und Verständnis zeigen.

LG,
Sera

10.10.2017 07:01 • #3


BellaM85
Das würde ich vielleicht mal mit seinem Psychiater oder Arzt besprechen die kennen sich mit sowas sicherlich besser aus. Ich kenne nur nicht viele Menschen die das haben aber heilen kann man das sicherlich weil man kann irgendwie so gut wie jede Krankheit irgendwie heilen.
Achte auf jeden Fall darauf das der Tagesplan so abläuft wie es die Person geplant hat weil eine Abweichung kann zu Verwirrung und durcheinander führen und das ist nichts für solche Menschen.
Rede da besser echt Mal mit den Ärzten drüber ist sicherlich das beste.

Alles Gute und LG

10.10.2017 11:11 • #4


Schlaflose
Ich kann nur von meiner Cousine berichten, bei der es richtig schlimm war. In der manischen Phase wurde sie richtig psychothisch, rannte nachs auf die Straße und schrie herum, dass ihr Vater sie vergewaltigen wolle. Sie war dann mehrere Wochen in einer Klinik und wurde auf Mediakemente (Neuroleptika) eingestellt und damit konnte sie anschließend ein ganz normales Leben führe. Sie hat ihr Medizinstudium beendet, bekam 2 Kinder und arbeitet seit 25 Jahren als Ärztin. Ich weiß nicht, wie lange sie die Medikamente nahm, in der Schwangerschaft auf jeden Fall nicht.

10.10.2017 11:26 • #5


M
Guten Morgen Sera,

du warst zwar jetzt länger nicht im Forum, doch vielleicht schaust du
ja mal wieder rein.

Ich empfehle dir das bipolar-forum.de.

Dort schreiben Betroffene und auch Angehörige.
Es gibt auch viele Informationen, rund um die Erkrankung.

Denke dort wirst du viele Antworten auf deine Fragen erhalten.

Alles Gute für dich.

Viele Grüße,
Mari

17.10.2017 08:19 • #6





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl