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S
Hallo in die Runde.
Ich bin Steff und ich habe ständig panische Angst davor, Krebs zu haben. Mein Vater ist an Lungenkrebs gestorben, da war ich 16. Ob das der Grund und die Ursache ist, keine Ahnung, kann gut sein.

Irgendwas habe ich immer. Heute morgen habe ich meine Brust abgetastet, das mache ich sonst nie, absichtlich nicht, um mich nicht irre zu machen. Na ja und habe prompt das Gefühl, was ertastet zu haben. Montag gehe ich zu meiner Frauenärztin und komme mir mal wieder total doof vor.

Ich versuche so gut es geht, meine Angst zu verdrängen, in dem ich eben z.B. nicht die Brust abtaste, sondern nur einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung gehe und meiner Ärztin vertraue.
Gelingt mir aber nicht immer. Ich werde langsam älter und natürlich nehmen da auch so Zipperlein zu. Mal zwickt es hier, mal dort und für mich ist das fast immer dem Todesurteil Krebs verbunden.

Es macht mich verrückt und meinen Mann auch, der sich natürlich all meine schweren Krankheiten immer anhören muss. Verdammt, ich weiß, dass ich eigentlich wohl nichts habe (ganz genau weiß man das ja nie...), aber ich habe den totalen Horror.

Ich freue mich über jedes nette Wort hier, manchmal hilft es ja schon, wenn man das Gefühl hat, nicht allein zu sein.

Danke.

LG
Steff

12.12.2014 14:12 • 12.12.2014 #1


Carcass
Hallo Steff,

du bist bei Leibe nicht alleine mit deinen Symptomen und vor allem auch dieses Abtasten, das ist wohl das Typischste für uns Ängstler. Und sicherlich kann deine Angst daher kommen , dass du dieses Erlebnis mit deinem Vater hattest. Aber zwangsläufig bekommt man nicht die Krankheiten und Todesursachen der erstgradigen Familie.
Ich für meinen Teil dachte immer ich habe Lymphknotenkrebs, weil die am Kiefer dick und schmerzend waren. Darauf meinte der HNO Wenn die so reagieren, sind sie kerngesund, denn so zeigt es mir dass sie arbeiten

Letztlich geht bei mir die Angst wieder um, dass ich um die Weihnachtszeit krank sein könnte, oder eben nicht mitfeiern kann. Da beisst sich der Hund selber in den Schweif! Machst du eine Therapie , oder hast du schon einmal eine gemacht?

LG

12.12.2014 15:34 • #2


A


So geht es irgendwie nicht weiter

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S
Hallo Carcass,
danke für Deine Worte. Ja, vielleicht liegt das alles wirklich am Krebstod meines Vaters... So richtig trauern konnte ich damals nicht, habe das alles irgendwie gar nicht verstanden.

Ich war auch schon in Therapie, nicht wegen der Krebsangst, aber wegen verschiedener anderer psycho-somatischer Beschwerden und wegen Depressionen. Ich wohne aber in einer Stadt, wo man als Kassenpatient bis zu zwei Jahre auf einen Therapieplatz warten muss... Und die Therapie aus eigener Tasche bezahlen, das kann ich nicht.

Wie gehst Du denn mit den Ängsten um? Hast Du einen Tipp?

LG!

12.12.2014 17:46 • #3


Carcass
Nunja, damals war es eben so extrem dass ich manchmal stundenlang vor der warmen Heizung saß, Angst hatte und dachte ich müsse sterben. Therapie war für mich so weit weg, weil ich mich schämte, einen an der Mütze zu haben. Hatte dann das wahnsinnige Glück an einen Therapeuten gelangt zu sein, der mir so richtig auf den Kopf haut und mir auch deutlich macht, was eigentlich wirklich passiert. Insgesamt habe ich eine Gesprächstherapie hinter mir und aktuell noch eine kognitive Verhaltenstherapie. Nach einiger Zeit begann ich dann endlich wieder zu leben, indem ich der Angst ein Beinchen stellte und wenn es extrem war, einfach aus ging , unter Menschen war und mich dann damit ablenken konnte.

Da ich keine Antidepressiva vertrug und es mir davon noch schlechter ging, nutzte ich die Therapie um mich selber zu finden, ich weiss klingt blöd. Ich habe vielen Menschen sicherlich böse mitgespielt, aber nie absichtlich und ich konnte es dann erklären. DENN aus meiner Angststörung kristallisierte sich die Hypochondrie heraus.

Tipp, ist ja für jeden individuell, aber ich sage mal einige von mir. Bei Herzjagen hüpfe ich durch die Wohnung und brülle vor mich hin , also höre Musik dabei. BD messe ich dann schon lange nicht mehr, sondern nur noch aus Spass und ich nehme die Symptome einfach an. Klopft das Herz sage ich mir Aha, ich lebe, sonst würde ich es nicht merken. Mein Arzt sagte mal Finden sie das wirklich beruhigend wenn das Herz nicht mehr schlagen würde? Da musste ich so lachen und was er sagen wollte, wo es scheppert, da ist Leben drin.

Aber es ist nun einfacher gesagt als getan, es mal eben zu ändern. Ich hatte früher Samstags früh immer Herzjagen bevor es zum Fussball ging, bzw. zum Essen vorher und ich hätte keine Atemübungen machen können oder mir Tavor einwerfen können. So gab mir meine Frau ein B., damit ich wieder ruhig werde und das Herz Ruhe gibt. Sowas geht natürlich nur am WE und wenn man nicht fahren muss.
Ganz wichtig ist aber, die Mitmenschen um einen herum für das Thema zu sensibilisieren und offen darüber zu reden, so dass die auch wissen worum es geht und man nicht als Jammerllappen da steht, der man aber eigentlich nicht ist.

Und wenn es mir Angst mäßig richtig schäbig geht, dann brauche ich Kohlehydrate, Pizza, Nudeln und einfach was gutes für das Herz. Denn das Herz sagt uns was wir brauchen und wenn es unzufrieden ist und schimpft, dann poltert es und wir bekommen Angst

12.12.2014 17:54 • x 1 #4


S
...ich hab grad für mich und meinen Sohn Croque bestellt...
Habe auch grad das Gefühl, ich brauch was leckeres. Sonst esse ich immer sehr gesund, viel Gemüse und so, mein Mann ist Vegetarier.
Danke für Deine Tipps. Montag geh ich erstmal zu meiner Frauenärztin. Mal sehen, was das gibt...
Manchmal denk' ich ja auch, vielleicht ist das dann eben so. Ich habe Krebs, ich sterbe, das war's, aus. Ich hatte bis jetzt ein tolles Leben, ich muss dankbar sein.
Weiß auch nicht...

12.12.2014 18:25 • #5





Dr. Matthias Nagel