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callisto
Liebes Experten Team,
ich habe folgendes Problem und hoffe Sie können mir einen Rat geben, was ich zumindest als nächsten Schritt tun kann.
Mir ging es über einen längeren Zeitraum recht gut. Bis auf einige Symptome hin und wieder konnte ich relativ unbeschwert leben. Jetzt ist es so, dass mein Mann und ich uns entschieden haben ein zweites Kind zu bekommen. (Mein erstes Kind ist 4 Jahre alt. ) Eigentlich wünsche ich mir sehr ein weiteres Kind und möchte diesen Traum auch nicht verwerfen. Aber mein Problem ist, dass ich, seitdem wir diesen Entschluss gefasst haben, wieder sehr viele Ängste entwickelt habe und nun auch schon seit Tagen dauerangespannt bin. Ich habe sogar wieder Anflüge von Panikattacken und fühle mich teilweise richtig schlecht. Als meine erste Tochter geboren wurde, stand ich ziemlich alleine da, weil mein Mann Onlinespielsüchtig war und mich nicht unterstützt hat. Diese Zeit über war ich oft sehr erschöpft und regelrecht krank. Aufgrund dessen habe ich teilweise sehr schlechte Erinnerungen an diese erste Zeit. Zumal da auch meine Angststörung erst richtig schlimm wurde. (Mein Bruder ist auch kurz nach der Geburt meiner Tochter gestorben und meine Tochter hatte einen Herzfehler. )
Mein Mann und ich haben uns aber in den letzten Jahren wieder zusammen gerauft und er hat das Spielen aufgegeben und hilft auch ordentlich mit. Also hätte ich auch seine Unterstützung. Trotzdem habe ich einfach viele Ängste und Sorgen obwohl ich mir das Kind sehr wünsche.
Nun meine Frage: Soll ich meinen Traum verwerfen und lieber kein zweites Kind bekommen? Oder würde es vielleicht helfen wenn ich mir für die Zeit der Schwangerschaft und auch danach wieder psychotherapeutische Hilfe suche? Was kann ich noch tun um diese Ängste und diese Daueranspannung und Symptome wieder los zu werden? Kann es überhaupt sein, dass das jetzt nur davon kommt?

Bitte entschuldigen Sie den langen Text, aber so ganz ohne Erklären ging es leider nicht.

Vorab lieben Dank für einen Rat
Ihre calli

18.09.2011 13:00 • 30.09.2011 #1


B
Hallo callisto,

Du solltest Deinen Traum nicht aufgeben, da Deine Reaktionen sehr nachvollziehbar und verständlich sind. Diese Reaktionen sagen aber nicht: bekomme kein Kind mehr ! Sondern sie stellen nur eine Reaktivierung der schlechten Erfahrungen von früher dar. Die Situation Schwangerschaft/Kind ruft die Erfahrungen wieder auf, die Du damals hattest. Andere hast Du ja noch nicht. deshalb ist dies sehr nachvollziehbar. ich halte diese Ängste deshalb auch nicht für krankhaft, sondern für einen Schutzmechanismus, diese Erfahrungen nicht erneut machen zu müssen. Es wäre aber irrational. die früheren Erfahrungen nun einfach auf heute zu übertragen, DENN:

1. Du hast damals diese schwere Zeit auch überwunden und Du hast heute Dein Kind. Hat dies Dich nicht auch in manchen bereichen stärker gemacht? Du kannst also auch auf diese Stärken heute zurückgreifen.
2. Eure Beziehung scheint sich doch verändert zu haben ? Dein Mann scheint sich doch verändert zu haben? Ist deshalb wirklich noch mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dass es wieder so wie früher ablaufen wird ?
Wenn Deine Antwort darauf nein ist, dann ist es wichtig, nach dieser Erkenntnis und nicht nach dem gefühl zu entscheiden, dass von früher noch da ist. Und dieses Gefühl wird sich auch nur verändern, wenn Du bei einer erneuten Schwangerschaft andere Erfahrungen machst. D.h. Auch wenn Du Dich für ein neues Kind entscheidest, wird diese früheren Erfahrungen nicht einfach weg sein und Dein Unbehagen oder Angst wird Dich sicher noch eine Weile begleiten, bis Du wirklich neue und andere Erfahrungen gemacht hast. jetzt kommt es mehr auf Deinen Verstand, als auf Dein FRÜHERES Gefühl an. Wenn Du bereit bist, für Deinen Traum, diese Erfahrung durchzustehen, Du und Dein Mann dieses Kind wirklich wollen, dann wird es auch möglich sein, Dich richtig zu entscheiden.

Und wenn Du denkst, psychotherapeutische UNterstützung könnte Dir jetzt helfen - na dann nimm sie in Anspruch !

Alles Gute für Dich wünscht Dir

Bernd Remelius

30.09.2011 16:36 • #2