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S
Liebe Frau Wolf,
vielen DANK für die bisherigen, sehr aufschlußreichen Antworten auf meine Fragen;
Mir ist leider noch immer (trotz Literatur und langjähriger Therapie, die jetzt allerdings beendet ist) nicht klar, warum ich jetzt beinahe tägl. bzw. immer dann, wenn ich wohin muss, wo ich unter Menschen bin, wie z.B. an die Uni, zu einem Treffen mit jd., in die Disko o.ä., schon den ganzen Tag bzw. die ganze Zeit im Vorfeld Angst habe, dass die Symptome der Panik dort wieder auftauchen und ich dann erklären muss, was mit mir los ist. Zudem denke ich, meiner Meinung nach schon auch, dass ich aus der Situation ja dann nicht einfach fliehen kann, denn ich möchte ja nicht, dass jeder von der Panik bzw. Angst weiss.
Heute treffe ich mich z.B. mit einer Freundin, die ich nicht so häufig sehe, zum Bummeln. Ich weiss, dass ich den ganzen Vormittag (bis kurz vor dem Treffen) Angst vor der Angst bzw. dem Auftreten der Symptome während des Treffens haben werde. Der Gedanke an die Angst begleitet mich die ganze Zeit und ich würde mir so wünschen, dass dies nicht mehr der Fall ist!
Allerdings war meine 1. Panikattacke in einer solchen Situation: Ich war mit einer Bekannten im Kino, fühlte mich etw. unter Stress, weil ich sie noch nicht so genau kannte (wollte einen guten Eindruck machen usw.), war an dem Tag allgem. nicht so gefestigt und dann kamen die Symptome. Sie fragte natürlich auch, was los sei und ich konnte nur sagen, dass mir nicht gut ist. Ich wusste, dass ich eigentlich nicht einfach so gehen kann (der Film lief ja noch)..mir wurde immer übler und ich war wirklich nur froh, dass ich es irgendwie nach Hause geschafft habe nach dem Kino.
Dieser Abend hat mein Leben verändert (das war im Sommer letzten Jahres). Seitdem lebe ich mit dem mehr oder weniger permanenten Gedanken an die Panik.
Dazu kommt auch, dass ich früher überhaupt nicht gerne weggegangen bin (abends in die Disko, zu Freunden o.ä.). Seit ich meine neue Beziehung habe (seit gut 1,5Jahren jetzt) MUSS ich eigentlich mit weg gehen, da meinem Freund dies sehr wichtig ist. Einerseits bin ich froh, dass er mich dazu gebracht hat, jetzt mit auf Parties usw. zu gehen (und ich habe mittlerweile auch Spass dort), andererseits überlege ich, ob auch dies ein Auslöser dafür sein könnte, dass ich jetzt in Situationen, in denen ich mich nicht wohl fühle, die Panik erzeuge.
In meiner Kindheit MUSSTE ich von meinen Eltern aus Leistungssport machen und auch allgem. gab es keine gr. Diskussionen-was ich von ihnen aus machen musste, hab ich gemacht..da gab es keine Alternativen.
Nach dem Tod meiner Mutter (1998) und somit dem Ende der Kontrolle meiner Eltern hab ich angefangen, noch stärker als schon früher, Situationen, die ich nicht mag, einfach zu meiden. So habe ich z.B. unangenehme Ferienjobs abgebrochen, Freundschaften (ohne es zu wollen) zerstört, weil ich kurz vor den Treffen immer so ein schlechtes Gefühl hatte, dass ich abgesagt habe usw.
Ich versuche, zu ergründen, WOVOR ich genau Angst habe bzw. WARUM ich mir die Panik dann mache. Einerseits bin ich sehr perfektionistisch veranlagt, was ich schon häufiger als mögl. Auslöser in Literatur gefunden habe. Zudem hatte ich in den letzten Jahren etw. Probleme, richtige Freundinnen zu finden.
Evtl. habe ich also Angst, nicht den richtigen Eindruck o.ä. zu machen und setze mich so unter Druck?!
Können Sie mir noch weitere Literatur (neben Ihrem Ängstebuch) empfehlen oder Entspannungstechniken (neben denen in Ihrem Buch), die mich evtl. zurück in ein normales Leben bringen könnten?!

09.03.2007 06:29 • 09.03.2007 #1


S
P.S. Es wäre mir möglich, wieder stundenweise in die Therapie zu gehen. Würden Sie mir dies empfehlen (ich habe z.Z. nicht das Gefühl, dass ich damit alleine zurecht komme)?

09.03.2007 08:45 • #2


Dr. Doris Wolf
Hallo sweetypie,
vorneweg, ich halte es für gut, wenn du noch ein paar therapeutische Sitzungen nimmst. Ein Therapeut kann dich ermutigen und Unsicherheiten, ob du es richtig machst, aus dem Weg räumen.
Im Grunde genommen hast du jetzt schon viele Auslöser selbst herausgefunden: - die erste Panikattacke in dieser Situation - die Bewertung als Katastrophe - dein Bestreben, alles richtig zu machen, und gut angesehen zu werden von anderen - der innere Widerstand, sich deinem Freund zuliebe mit anderen zu treffen - den Glauben, nicht fliehen zu können - die Gewohnheit, Unangenehmes zu meiden. Es ist nicht unbedingt erforderlich,die genauen Ursachen in der Vergangenheit zu finden. Wichtig ist es, sich hilfreiche Einstellungen zu erarbeiten UND sich entsprechend zu verhalten. Die Angst wird erst mit der Zeit nachlassen.
Ein Buch zum Weiterarbeiten:- A. Marchand A. Letarte: keine Panik mehr.
viel Erfolg
Dr. Wolf

09.03.2007 09:14 • #3