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S
Sicherlich habt Ihr hier unendlich viel zu beantworten aber würde mich riesig freuen einen Tipp zu bekommen.

Seit sehr langer Zeit lebe ich ohne Partner wegen meiner Krankheiten und kam kürzlich wieder in die Situation einen Mann näher kennenzulernen was ich sofort abgewiesen habe. In den nächsten 2 Monaten könnte ich höchstwahrscheinlich wieder damit konfrontiert werden und eigentlich sehne ich mich sehr nach einer festen Beziehung und würde es gerne mal versuchen. Wie aber soll ich die Sache angehen...entweder erfährt der Partner durch eine meiner Panikattacken dass ich nicht ganz dicht bin oder ich muss ihm das irgendwie mitteilen. Sicherlich ist der richtige Zeitpunkt wenn der Partner mich kennengelernt hat aber was wenn ich möglicherweise nach dem 2. Date eine Attacke bekomme. Ich kann von einem nicht betroffenen nicht erwarten dass er dafür Verständnis hat und schon garnicht wenn er auch noch 15 Jahre jünger ist als ich......

Gibt es hier vielleicht eine Art Strategie?

Eine ehemalige Nachbarin hat mehrere meiner Attacken erleben müssen und hat mich super unterstützt und hat sich um meine Tiere gekümmert wenn ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Ich habe ihr immer Stoffwechsel-Störungen vorgegaukelt was ja nicht ganz gelogen ist. Ich stehe noch immer in Kontakt mit ihr und letztens teilte sie mir doch wortwörtlich ganz lieb mit Shaliah, durch Deinen Stress, Deiner Vergangenheit und alles Drumherum ist das sicherlich hauptsächlich eine psychische Sache bei Dir was nicht verwunderlich ist. Sie bat mir an wieder dorthin umzuziehen damit ich wieder Leute um mich herum habe und sie würde mich im Falle von Attacken umsorgen und sich natürlich um meinen Hund kümmern. Das hat mich so berührt dass ich jetzt wirklich wieder daran denke dorthin umzuziehen (ist leider eine unkonventionelle und nicht immer leichte Art des Wohnens), denn in diesem Loch hier bin ich ganz allein. Diese Aussage von ihr hat mich aber doch wieder ermutigt vielleicht doch nochmals zu versuchen einen Mann kennenzulernen, weiß aber wie gesagt nicht, wie ich das anstellen soll. Ich könnte einen Partner nicht belügen, denn eine psychische Krankheit in Kombination mit weiteren chronischen Krankheiten ist kein Pappenstiel.

Vielen Dank und liebe Grüße
Shaliah

03.08.2008 00:48 • 04.08.2008 #1


B
Hallo Shaliah,

Du hast Dir die Antwort zum Schluß Deines Schreibens eigentlich schon selbst gegeben.

So lange Du aber selbst denkst, dass Angstattacken bedeuten, dass Du nicht ganz dicht bist, so lange wird es Dir auch schwerfallen, ehrlich damit umzugehen. Oder würdest Du, wenn Du z.B. schlecht sehen könntest das zum Anlass nehmen, nicht ganz dicht zu sein. Du darfst bitte nicht die gleichen Vorurteile selbst an Dir praktizieren, die viele in Bezug auf psychische Probleme haben.

Jetzt sage nicht, dass Du ja nicht so denkst - aber die Anderen. Wenn Du vor dieser Bewertung Angst hast, dann bedeutet das immer auch, dass Du in Deinem Innersten selbst so fühlst und denkst ! Wie kämst Du sonst auf diesen Gedanken - oder Du könntest in im Kontakt sicherlich locker und souverän kontern.

Eine mögliche Partnerschaft mit einer Lüge zu beginnen - da muß ich nichts weiter sagen - oder?

Damit hast Du natürlich immer die Gefahr, dass Du enttäuscht wirst und dass ein möglicher Partner einen Rückzieher macht. Das ist dann aber seine Entscheidung, auch wenn sie Dir weh täte. Das mußt Du bewußt in Kauf nehmen - willst Du nicht schon zu Beginn emotional abhängig werden. Und das ist die schlechteste aller Voraussetzungen für eine Partnerschaft.

Du mußt aber natürlich auch nicht eine Partnerschaft damit beginnen, dass Du erst einmal lange und breit über all Deine Probleme sprichst - da würde ich auch sofort davon laufen. Mache das, wenn es an der Zeit ist, wenn ein Anlaß dazu besteht, dosiert, wenn die jeweilige Situation es erfordert - und nicht im allgemeinen Rundumschlag. Ein Mann will Dich als Partnerin und nicht als lebende Problemträgerin. Das wäre ja wohl auch umgekehrt bei Dir so - oder?
Das kannst Du aber nur, wenn Du Dich selbst nicht als nur Problem siehst, sondern Dir Deine Stärken und das, was Dich attraktiv macht, immer wieder bewußt deutlich machst.

Etwas Wichtiges zum Schluß, womit Du sehr bewußt und aufmerksam umgehen solltest: Krankheiten oder Probleme haben oft auch einen sekundären Krankheitsgewinn - gerade auch in Partnerschaften: Bindung/Beziehung über Mitleid oder den Wunsch, Dir zu helfen würde irgendwann in Abhängigkeit und Aggression umschlagen. Also niemand will Dich auf Dauer wegen Deiner Probleme, sondern wegen Dir als Mensch und Person. Deshalb ist es so wichtig, die anderen Seiten an Dir auch zu Wort kommen zu lassen. Deine Probleme sind zwar da, aber sind realistisch gesehen immer nur ein kleiner Teil von Dir, auch wenn sie Dich manchmal mehr fordern, als ihnen eigentlich zusteht.


Ich wünsche Dir alles Gute für Deine Zukunft und grüße Dich herzlich

Bernd Remelius

04.08.2008 09:15 • #2