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D
Hallo,

mich beschäftigt seit längerem eine Frage und ich bin sehr froh, diese hier stellen zu können

Seit über 5 Jahren leide ich an PA, Depression, Agoraphobie und verschiedenen anderen Ängsten/Phobien und vor allem an körperlichen Symptomen (hauptsächlich Schwankschwindel u. Sehstörungen).

Ich arbeite stetig daran und natürlich an mir. Habe verschiedene Dinge ausprobiert und konsequent angewendet. Nun ist es so, dass es bei mir seit den 5 Jahren immer wieder im Wechsel aufwärts und schnell wieder abwärts geht. Dann dauert es wieder einige Tage bis Wochen, bis ich mich vom abwärts erholt habe.
So langsam verzweifel ich, wie kann es sein, dass ich als Agoraphobiker einfach so auch mal alleine raus gehen kann und dann einige Tage später geht nichts mehr, auch nicht in Begleitung? Ist das noch normal? Oder kann es sein, dass ich eine andere, bisher noch nicht erkannte Störung (z.B. Borderline....) habe?
Dazu muß ich sagen, dass meine Diagnosen vom Arzt und Psychotherapeuten diagnostiziert wurden. Kann es sein, dass da was übersehen wurde?
Ich habe große Angst, denn dieses ewige hin und her ist immer schwerer zu ertragen und macht mich sehr traurig.
Hoffe sehr, hier eine Antwort zu bekommen.
Liebe Grüße, dunklerauenwald

13.09.2010 13:31 • 16.09.2010 #1


B
Hallo dunklerauenwald,

weil es oft in der Konzentration auf Probleme und Symptome vergessen wird: Die Tatsache, dass es Dir gelingt, Dich auch in Phasen, in denen es Dir nicht so gut geht, wieder nach oben zu bringen, zeigt, dass Du Fortschritte gemacht hast und über Kompetenzen verfügst, Dir selbst immer wieder zu helfen. Glückwunsch - das ist nicht selbstverständlich !

Zu Deiner Frage: In der Tat spricht ein solcher Auf-und-Ab-Verlauf dafür, dass wichtige Ursachen bzw. Grundlagen Deiner Probleme noch nicht bearbeitet sind. Diese liegen meist aber nicht in einer falschen oder unvollständigen Diagnose (Diagnosen sind immer grobe Zusammenfassungen), sondern viel mehr darin, dass wichtige Bedingungen Deiner Probleme noch nicht klar und bewusst sind und meist im Bereich ungünstiger Einstellungen - z.T. eben auch automatisiert und deshalb schwer zugänglich - liegen.
So kann es z.B. sein - gerade bei Ängsten sogar relativ häufig, dass die Ängste auch einen Krankheitsgewinn haben, also verstärkt werden, wie etwa Bindung in Beziehungen schaffen, oder eine längst notwendige Entscheidung vermeiden helfen u.ä.m.
Auf einer nicht so tief liegenden Ebene kommt es aber auch ziemlich oft vor, dass zwar das Flucht- und Vermeidungsverhalten abgebaut werden konnte (dies wirkt immer günstig !), aber entscheidende Einstellungen, die die Ängste festigen und auslösen, nicht bearbeitet und nicht wirklich durch rationalere Einstellungen ersetzt wurden (also, man verhält sich zwar anders, glaubt aber letztendlich noch immer in alten Mustern) oder auf Verhaltensebene: man vermeidend flieht nicht mehr so schnell aus angstauslösenden Situationen, tut es aber versteckt doch noch, weil man sich nicht bewusst und lange genug mit der Angst, wenn sie auftritt (!), auseinandersetzt und bewältigt.

Dies alles sind Ansätze auf ganz unterschiedlichen und auch unterschiedlich zugänglichen Ebenen. Vielleicht schaust Du noch einmal genauer bei diesen Punkten nach. Fange dabei mit dem Vermeidungs- und Fluchtverhalten an, gehe dann zu den Einstellungen (Gedanken vor und während der Angst) und schließlich zu sonst beeinflussenden Nebenfeldern, wie von mir erwähnt.

Falls noch nicht geschehen, könnten Dir dabei das Buch von Dr. Doris Wolf, Ängste verstehen und überwinden aus dem PAL Verlag sowie passende pdf-Selbsthilfematerialien unter https://www.psychic.de/panikattacken-behandlung.php weiterhelfen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg - und vergesse dabei auf keinen Fall, das immer wieder wert zu schätzen, was Du schon erreicht hast.

Gruß

Bernd Remelius

16.09.2010 14:04 • #2