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M
lieber bernd,

ich bin ja nun schon seit september 1 mal wöchentlich beim psychologen und es ist sehr kompakt was wir erarbeiten strengt auch sehr an aber egal da muss ich durch!
nun meine frage ich habe einige sachen mir schwer erarbeitet ich gehe seit oktober wieder voll arbeiten, fahre wieder auto, kann wieder alleine zu hause bleiben und nun seit zwei wochen habe ich einen derben rückfall!
ich fuhr mit dem auto mitten in der stadt und plötzlich wurde mir schwarz vor augen ich gehe weiter zur arbeit aber lass mich fahren. nun tritt es im dienst auf. atemnot, schwindel u.s.w. ich bin fix und fertig wenn ich abends nach hause komme. ich empfinde alles als qual, kann mich an nichts mehr erfreuen*nerv*
mein therapeut sagt ich bin zu ungeduldig ich weiss so bin ich nunmal! aber wieso sucht sich der körper immer wieder andere sympthome um mich lahm zu legen??
haben sie einen tipp? danke im voraus!!

glg mimmi

06.12.2007 10:23 • 10.12.2007 #1


B
Hallo mimmimaus,

es ist wirklich überraschend und toll, welche Fortschritte Du im Abbau Deines Vermeidungsverhaltens schon gemacht hast und wie viel Freiräume Du Dir dadurch wieder schaffen konntest.

Aber ich möchte Dich auch etwas bremsen, ja sogar weitergehen, als Dein Therapeut dies tut, wenn er sagt, Du seist zu ungeduldig. Den Rückfall, den Du schilderst könnte Dir ja vielleicht auch etwas sehr wichtiges über Dich und Deine Probleme sagen. Egal da muss ich durch,so bin ich nun mal sind Aussagen von Dir, die darauf hinweisen, dass und wie stark Du Dich unter Druck setzt, müssen statt wünschen, sich bemühen, sich über jeden kleinen Fortschritt freuen !
Alles oder nichts, schwarz oder weiß sind wichtige Grundeinstellungen, die Dich scheinbar lenken und die zu innerem Stress führen. Dies ist dann aber der Boden dafür, dass sich überwunden geglaubte Ängste sehr rasch wieder melden: Du hast gegen sie gekämpft und geglaubt, sie besiegt zu haben -nicht wahr? Die Ängste gehören aber zu Dir. Das wäre so, als hättest Du Dich selbst bekämpft und besiegt. Du hast doch diese Ängste nicht umsonst, sie sagen Dir doch etwas über Dich und Deine Einstellungen und Verhaltensweisen.

Liebe Mimmimaus, es wird nicht genügen, nur die Vermeidung abzubauen. Das ist ein erster und wichtiger Schritt, aber nicht das Ende. Dann beginnt die Arbeit an Deinen Grundüberzeugungen, Einstellungen, Bewertungen, Lebensphilosophien, die zu Deinen Problemen beitragen. Und Deine Ängste sagen Dir nichts anderes, als dass Du aufpassen sollst auf Dich, dass irgend etwas läuft, was nicht gut und nicht gesund für Dich ist. Insofern sind unsere Ängste auch immer unsere Freunde. Und würdest Du gute und echte Freunde bekämpfen? oder ihnen zuhören und ihren Rat schätzen?

Es geht nicht darum: die Angst muss weg und möglichst schnell - und dann so weiter wie bisher - sondern darum, Dich mit Deinen Gefühlen ernst zu nehmen und zu erforschen, was geändert werden kann, um zukünftig mit weniger Ängsten und mehr Freude am Leben leben zu können.

Ich würde Dir gern ein Buch empfehlen, dass ich hier besonders gut finde: Butollo, Willi, Die Angst ist eine Kraft ! - Das Buch ist etwas älter. Wenn es nicht mehr im Buchhandel ist, versuche es über eine Bücherei zu bekommen - es lohnt sich wirklich.

Ich wünsche Dir, dass Du den Druck aus Deinem Dampfkessel etwas heraus lassen kannst und nicht nur versuchst, Symptome zu bekämpfen. Ich wünsche Dir ganz einfach einen guten Weg für Dich selbst.

Bernd Remelius

10.12.2007 11:23 • #2