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C
In einem Beitrag zu Was Sie tun können, um sich Entscheidungen zu erleichtern steht: Wenn Sie sich und andere nicht in Lebensgefahr bringen, dürfen Sie auch Fehlentscheidungen treffen. Aber wie ist das zu sehen, wenn ich meinem Partner mitteile daß ich mich trennen will und dieser versucht sich das Leben zu nehmen? Dann bringe ich ihn durch meine Entscheidung in Lebensgefahr. Die Möglichkeit besteht ja immer...
Wenn der Partner z.B. depressiv ist, die es sogar wahrscheinlich.

13.01.2008 19:32 • 14.01.2008 #1


B
Hallo Claudia,

eine schwierige Entscheidung und Frage, die Du da aufwirfst, auf die es auch keine einfache Antwort gibt. Eine solche Situation, wie Du sie schilderst, ist immer schwierig und emotional sehr belastend - besonders wenn man direkt beteiligt ist. Deshalb kann es oft auch gut sein, jemanden außerhalb des eigenen Beziehungsnetzes zu fragen, da hier mehr Distanz möglich ist.

Die Entscheidung, ob sich jemand das Leben nimmt, trifft nur derjenige allein! Und daran können wir letztendlich auch nichts ändern, wenn der andere den festen Willen dazu hat. Du bringst den anderen mit Deiner Entscheidung also nicht in Lebensgefahr! Der andere entscheidet vielmehr, wie er Deine Entscheidung, Dich zu trennen, bewertet und darauf reagiert - letztendlich was er mit seinem Leben anfangen will.

Wenn dies nicht so wäre, bestände eine absolute Abhängigkeit zwischen selbständigen Erwachsenen. Jeder wäre jederzeit erpressbar. Man müsste nur mit Selbstmord drohen, schon müsste der andere machen, was man will. Und das kann und darf auch nicht sein. Dein Partner ist kein Kind, sondern ein erwachsener Mensch. Er hat jederzeit die Wahl, sich anders zu entscheiden. Er existiert auch ohne Dich - und wäre er woanders geboren, wäret ihr euch vielleicht gar nicht begegnet.

Wo liegt dabei aber Deine Verantwortung? Deine Verantwortung liegt darin, die Verantwortung für Dein eigenes Leben zu übernehmen. Du hast nämlich auch nur eins. Und ob Du es weg wirfst oder Dich in die ungewollte Abhängigkeit von jemand anderem begibst oder das tust, was Du für Dich selbst am besten hältst, ist allein Deine Entscheidung.

Deine Überlegungen zu der Selbstmorddrohung Deines Partners ehren Dich. Es ist Dir nicht gleich, wenn ein anderer Mensch leidet. Trotzdem hat er kein Recht, Dein Leben durch sein Leben zu bestimmen. Deine Verantwortung liegt also darin, Deinem Partner klar zu machen, dass Du Dich nicht erpressen lässt, dass es für Dich schlimm wäre, wenn er seine Ankündigung wahr machen würde, aber das dies seine Entscheidung wäre und Du letztendlich nichts daran ändern könntest. Es ist sein Leben, das er in die Waagschale wirft.
Und Du kannst ihm helfen, sich Hilfe zu holen, wenn er Hilfe braucht, um ohne Dich weiter zu leben. Und wenn er akut selbstmordgefährdet ist, musst Du das tun, was jeder Mensch in einer solchen Situation machen muss: Hilfe holen (Notarzt, psychiatrische Ambulanz). Aber eine Beziehung ist keine therapeutische Wohngemeinschaft und Du nicht seine Therapeutin, die dafür zuständig ist, dass er weiterleben kann. Das würde auch ich als professioneller Therapeut ablehnen, weil es für jeden Menschen eine Überforderung ist.


Ich wünsche Dir viel Kraft in der schwierigen Phase, die Du gerade durchmachst.

Herzliche Grüße

Bernd Remelius

14.01.2008 15:40 • #2