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M
Hallo,

ich bin 29 Jahre und habe neuerdings Panikattacken. Ich hatte schon vor einigen Jahren mal Herzrythmusstörungen, die wohl stressbedingt waren, aber obwohl sie so heftig waren, dass ich im Krankenhaus bleiben musste, hatte ich noch nie Panikgefühle dabei - mein Herz hat gestolpert ohne Ende, meine Gefäße waren so eng, das man kaum Blut holen konnte und ich war die Ruhe in Person und hab noch Witze gemacht...
Vorgestern fing es dann in einer Sitzung an: Leichter Schwindel, das Gefühl mein Herz setzt komplett aus, Panik, ich halte den Tisch fest, alles verschwimmt komisch und ich denke nur: Jetzt werd ich ohnmächtig oder ich sterbe und keiner bekommts mit. Plötzlich spür ich mein Herz wieder, dass jetzt rast wie verrückt. Schlecht ist mir nicht geworden, aber die Angst hat total lange angehalten. Daheim musste ich in Begleitung ständig gehen, raus, an die Luft... sonst wäre ich verrückt geworden. War dann nachts alleine und hab ständig meinen Puls kontrollieren müssen, ob mein Herz noch schlägt, ständig Angst, wenn ich einschlafe, werde ich nicht mehr wach.
Am nächsten Tag ging es dann. Zweimal hätte ich fast wieder einen Anfall bekommen, aber irgendwie durch Ablenkung hab ich geschafft drum rum zu kommen. Ich hab mich irgendwie gezwungen mit dem weiter zu machen, was ich am machen war.
Heute in der Kantine wieder eine Attacke (bleich geworden, ein Gefühl zu fallen oder im Boden zu versinken, wieder das Gefühl, mein Herz bleibt stehen und danach Herzrasen - meine Kollegen haben das natürlich mitbekommen, Wasser gebracht und sich gewundert warum ich nicht mehr sitzen kann, obwohl mein Kreislauf abgeschmiert ist) und bis jetzt immer noch Angst und dieser Bewegungsdrang, so als wolle man vor etwas weglaufen...
Bin dann direkt nach der Attacke zum Arzt und hab die Sache geschildert. Überweisung zum Kardiologen, der am Montag EKG und Langzeit-EKG machen soll. Auf meine Beschreibungen der Panik ist die Ärztin nicht groß eingegangen... Okay, eine Abklärung um organische Gründe auszuschließen ist mir schon wichtig, da ich ja auch irgendwie Angst hab, da könnte jetzt doch etwas mit dem Herz nicht stimmen (obwohl ichs nicht glaub, weil ich diese ganze Prozedur ja schon hinter mir hatte). Aber wie geht es weiter wenn nix gefunden wir? Soll ich mich dann noch weiteren Untersuchungen unterziehen? Soll ich sagen, dass ich es für Panikattacken halte? Was mach ich, wenn der Arzt nicht darauf reagiert? Irgendwie weiß ich halt nicht, was mir im Moment helfen würde, ich will einfach nur Hilfe, weil ich total Angst vor der nächsten Attacke habe.... vor allem weil es jetzt schon zweimal auf der Arbeit kam und ich so langsam richtig schiss bekomme noch zur Arbeit zu gehen. Und Gründe für die Panik kann ich auch keinem nennen. Zur Zeit gibt es jetzt nix so gravierendes, was der Auslöser gewesen sein könnte.... Bin nicht wirklich glücklich und zufrieden, aber auch nicht so belastet, dass ich mit solchen Auswirkungen gerechnet hätte.
Jetzt hab ich erst mal Angst vorm Wochenende. Ich weiß wirklich nicht, ob ich in Ruhe mit meinen Freunden zusammen sitzen oder mit der Band proben kann. Irgendwie bin ich mir sicher, die Ablenkung würde gut tun, aber wenn ich dort eine Attacke bekomme, kann ich da auch nicht mehr hin. Bin echt gerade total am Ende. Hier sind wenigstens Leute, die wissen, wie sich das anfühlt...

16.11.2007 17:45 • 11.12.2007 #1


N
Ich kann gut nachvollziehen, wie es dir im Moment geht. Meine erste Panikattacke hatte ich auch auf Arbeit. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keinen außergewöhnlichen Streß, will sagen alles ganz normal. Dann kam die Attacke- aus heiterem Himmel und ich dachte es wäre ein Kreislaufkollaps. Die Tage danach habe ich mich regelrecht auf Arbeit schleppen müssen; immer die Angst im Nacken, das es wieder passiert. Ich nahm ab, weil ich nichts mehr essen konnte, hatte ständig das Gefühl, jetzt gleich passiert es. Aber es ist nicht passiert. Meine Ärztin hat mich dann auch durchgechekt und alles war o.K. Ich hatte zwar Magenschleimhautentzündung mit Helicobakterbakterien, aber ansonsten war ich organisch gesund. Also hat sie mich zu einer Therapie überredet. Ich war 8 Wochen in Therapie, die mir sehr gut getan hat. Seit zwei Wochen gehe ich wieder arbeiten. Für 4 Stunden erst einmal. Aber ich glaube, da habe ich wohl den zweiten Schritt vor dem Ersten gemacht.
Deine Ärztin wird wissen, was bei Panik und Ängsten zu tun ist. Und wenn nicht, dann gibt es auch noch andere Ärzte. Dir stehen viele Wege offen. Kopf hoch, das wird schon wieder. Nicht gleich heut und morgen, aber irgendwann! Lg nilly

16.11.2007 18:10 • #2


A


Wie weiter?

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S
Hi,
ich leide mit dir! Ich habe das selbe Problem seit anfang des Jahres. Aber ich kann dir ja mal sagen was mir geholfen hat: erst mal ganz genau informieren was eine Panikattacke ist. Sie mal in dem Beitrag : ausführliche erklärung zu panik nach. Lies alles was du zu lesen bekommst über das Thema, auch wenn du es schon kennst, denn dieses wiederholte lesen trägt dazu bei das gelesene zu verinnerlichen. Ich habe heute mein 24h EKG gemacht und bin mir sicher das es nix anzeigen wird (ich hoffe es sehr!). Je früher du dich über alles informierst umso schneller oder besser kannst du daran arbeiten (habe ich gelesen). Und was den Arzt angeht, war bei mir genau umgekehrt. Der sagte gleich : Sie brauchen nur ruhe, wenn Körper und Seele nicht im Gleichgewicht sind kommt sowas vor.
Natürlich hat er damit recht, aber wenn ich erst mal davon ausgehe das ich was am Herzen habe und sich meine Gedanken nur noch um das Thema drehen, dann muß ich doch erst mal Gewissheit haben das mein Herz gesund ist und dann kann ich mich um meine Seele kümmern.
Habe mir einen anderen Arzt (Ärztin) gesucht und die hat mir echt geholfen.
Scheu dich nicht davor den Arzt zu wechseln wenn du denkst das er nicht auf dein Problem eingeht.
Alles Gute
Sabine

16.11.2007 19:30 • #3


M
Hallo,

danke für eure Antworten und für euer Verständnis.
Heute geht es mir schon etwas besser. Ich bin dem Link gefolgt und hab mal alles durchgelesen. Auf der Seite waren dann ja auch noch diese Tipps, was man machen soll, wenn die Panik kommt.
Ich bin in den letzten Tagen so viel spaziert und an der Luft gewesen, wie das komplette letzte Jahr nicht mehr. Am Freitag bin ich abends mit meiner besten Freundin weg. Hab ihr alles erzählt und wir sind dann trotzdem in eine Kneipe, obwohl ich mir sicher war, dort nicht länger als zehn Minuten still sitzen zu können. Es fing dann auch schon bei ihr im Auto an, als sie noch zur Bank ist... Schwindel, das Gefühl weg zu driften... ich hab mich auf die Musik konzentriert und laut mitgesungen, dann ging es wieder weg. In der Kneipe ist mir einige male schwindelig geworden, bin hin und her gerutscht wie eine Irre und hatte das Gefühl ich hör mich selbst von weit weg sprechen, aber ich hab mich gezwungen im Gespräch zu bleiben und konnte so verhindern, dass ich nochmal in die totale Panik weg gleite. Ich habs durchgehalten und damit ich schlafen kann, sind wir dann noch ne Stunde mitten in der Nacht durch den Wald gelaufen.
Gestern bin ich dann auch mit zum Treffen mit meinen Freunden. Das wollte ich eigentlich ausfallen lassen... die hätten zwar Verständnis, aber ich will nicht, dass alle mitbekommen, was mit mir los ist. Langes sitzen, viel Reden, überhitzter Raum und nicht die Möglichkeit einfach aufzuspringen und zu gehen. Meine Freundin hat mich dann aber überredet mitzukommen. Sie meinte, wenn ich mich jetzt nicht überwinde, igel ich mich immer weiter ein. Im Notfall würde sie einfach mit mir aufstehen und um den Block laufen, bis es wieder geht. Ich habs dann auch gewagt. Wieder kamen einige male die Anzeichen einer Attacke. In der ersten Stunde war ich nur damit beschäftigt, mich abzulenken und ab und an am Tisch festzuhalten, weil ich dachte der Schwindel wird wieder so heftig. Aber ich habs ohne richtige Attacke überstanden und bin total froh, nicht daheim geblieben zu sein...
Wenn ich nicht grade am laufen bin, bin ich viel am heulen. Ich hab das Gefühl, dass alles raus muss. Der ganze angestaute Frust, den ich die ganze Zeit mit einem Lächeln weg gesteckt habe. Jetzt muss ich nur noch den Mut aufbringen aufzuräumen und endlich mal den Mund auf zu machen. Noch kein Plan wo ich anfangen soll. Meine Freundin meint, mach einfach irgendwas, wo du ein Ergebnis siehst, egal wie klein der Schritt ist. Ich werde ihren Rat mal beherzigen.

18.11.2007 12:01 • #4


M
So, am Montag beim Kardiologen gewesen: EKG und Ultraschall ohne Befund, wie erwartet. Termin für 24 Std. EKG hab ich erst Ende November, aber davon versprech ich mir auch nicht viel...
Irgendwie hab ich Montag und Dienstag ganz gut rum bekommen. Immer wenn es noch mal kam, bin ich an die frische Luft und rum gerannt. Auf der Arbeit ging es auch und ich konnte mich ablenken.

Heut ist es richtig heftig. Mit einer Kollegin gesprochen, die sich erkundigt hat, ob es mir wieder gut geht und mir wird total schwindlig und ich denk, ich kipp um. Hab mir nix anmerken lassen und bin dann in der Frühstückspause um die Häuser gerannt. Jetzt achte ich wieder auf jedes Anzeichen - alles kommt mir Laut vor, ich seh verschwommen.... Au mann, keinen Plan, wie ich heute den Arbeitstag überstehen soll, aber wenn ich jetzt fahre, pack ichs gar nicht mehr...

21.11.2007 11:28 • #5


D
Hallo Mascha,

bei mir fing auch alles auf der Arbeit an. Es war ein Tag wie immer. Ich saß und auf einmal wurd mir heiss, Schweissausbrüche, Herzstiche, Schwindel und ich dachte ich sterbe gleich. Habe es keinem gesagt, bin aufs Klo. Dann auf einmal wieder. Eine Kollegin hat es mitbekommen und mich gefragt ob ich vor die Tür möchte. Habe es ihr geschildert. Nach Hause fahren durfte ich nicht, da sie Angst hatten mir würde was bei der Autofahrt passieren. Wurde dann in die Notfallpraxis gefahren. EKG gut. Am nächsten Tag kam mein Kopf noch hinzu, Druck, Kribbeln und ich wurde abgeholt. Ab da bin ich von Arzt zu Arzt gelaufen. Hatte Angst zur Arbeit zu gehen und konnte nicht mehr unter die Leute gehen. Es kam überall. Selbst bei meiner Oma, wo ich mich immer wohl gefühlt habe. Ich wollte nur noch nach Hause, egal wo ich war. Es wurde CT und MRT mitgemacht, da das Gefühl im Kopf nicht verschwand. Ich war dann erstmal für drei Wochen krank geschrieben. Es war einfach nur die Hölle, ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Habe mich nur zu Haus und beim Arzt wohlgefühlt. Jeden Tag hatte ich Angst einen Herzanfall zu erleiden. Einen Monat später hatte ich dann meinen Termin beim Neurologen. Der sagte mir es sind Angstzustände mit Panikattacken. Er hat mir Opipramol und Dociton verschrieben. Drei Monate habe ich dies genommen, und es wurde weniger. Dazu kam dann, dass meine Tochter eine große OP hatte, was die Sache nicht einfacher machte. Ich musste die Tabletten absetzen, da ich eine Eileiterschwangerschaft hatte, aber die Ärzte erst dachten, es würde eine intakte Schwangerschaft sein. Die Wochen nach dem Absetzen wurden wieder schrecklich. Allein die Panik: Wie ohne Tabletten, machte die Sache schlimmer. Im Moment habe ich noch immer welche aber nicht so starke wie letztes Jahr. Sie kommen plötzlich, dann sag ich mir es ist nur die Angst und sie verschwinden. Trotzdem habe ich noch immer Angst, es könnte doch was sein. Oft auch vor dem Einschlafen, dass ich denke mein Herz schlägt nicht mehr und ich wache nicht mehr auf. Weiss auch nicht ob das nie aufhört?? In letzter Zeit habe ich auch diese komischen Kopfschmerzen. Es zieht so sehr, und lässt wieder nach. Ich habe so einen starken Druck im Kopf, natürlich begleitet von der Angst, es sei was Ernstes...
Lieben Gruß

25.11.2007 01:27 • #6


M
Hallo Zusammen, hallo dylla (...hab deinen Beitrag erst heute gelesen, da ich nicht mehr am PC war, sorry)

wollte mal grad schildern, wie es mir in den letzten Wochen ergangen ist: Bin noch mal zur Hausärztin, da ich mich auf der Arbeit ständig total unsicher gefühlt habe (Schwindel, Sehstörungen, das Gefühl, mein Herz setzt aus). Sie meinte, sie tippt auf Panik (zuerst hat sie noch Blutbild gemacht und Schilddrüse gecheckt), ich hätte mich überfordert und brauche eine Auszeit - Tavor für den Notfall und eine Woche krank geschrieben. Beim Blutholen noch schön Hyperventiliert, obwohl ich noch nieeeee Angst vor so was hatte. Ich bin ständig raus, spazieren, joggen, hab mich sogar auf den Wheinachstsmarkt getraut und alleine ins Kaufhaus, ständig versucht mich abzulenken. Da die Sehstörungen nicht besser wurden wollte ich noch mal hin, aber meine Ärztin war nicht da. Also bin ich wieder arbeiten gegangen - die Hölle - nur noch gegoogelt, was ich alles schlimmes haben könnte. Versucht Dienstags zum Arzt zu gehen...nur die Vertretung da...Donnerstags nur noch in dringenden Notfällen (und ich mir eingeredet, ach, so schlimm ist es ja nicht)... auf der Heimfahrt Panikattacke im Auto. Da war ich dann total fertig, hab mich nicht mehr ernst genommen gefühlt, so als hätte ich was schlimmes und keiner will mir helfen und mein Leben ist gelaufen, weil ich an nix anderes mehr denken kann außer an den Schwindel, die komischen Herzgefühle, komisches Gefühl im Bauch, total geschwollene Lymphknoten. Freitags dann total verzweifelt wieder zur Ärztin. Hab ihr den Schwindel und die Sehstörungen geschilder und mich mittlerweile total reingesteigert, dass ich eine schlimme Krankheit habe (Tavor für Notfall war aufgebraucht, da Panik beim Besuch meiner Eltern, nach der Bandprobe usw., was mir das letzte Gefühl von Sicherheit genommen hat, aber ich wollte diese Teile ja auch nicht dauerhaft). Meine Ärztin hat dann noch ein Blutbild zur Abklärung von Borreliose und Entzündungswerten wegen der Lymphknoten gemacht, einige Blockaden in der Halswirbelsäule gelöst und mich zur Beruhigung noch zum Augenarzt überwiesen, der natürlich nix gefunden hat. Montags dann Rückenschmerzen, konnte mich kaum bewegen. Überweisung geholt und ab zum Orthopäden, Brustwirbelsäule eingeränkt, immer noch mies gefühlt. Dienstags wieder zur Hausärztin: Ich wieder total fertig, wegen Ärztemaraton ohne Befunde und sie meinte dann, dass sie organisch nix findet und hat mir Citalopram verschrieben. Sie hatte noch den Tipp meinen Atlaswirbel deblockieren zu lassen, da sie Patientinnen hatte, bei das auch zu Schwindel, Angst und Sehstörungen geführt hat. Also bin ich dann heute da auch noch hin und hab mich nach dem Kopfabreißmanöver auch etwas erleichtert gefühlt. Ich nehm jetzt mal die Pillen und hoffe, dass es besser wird. Übermorgen geh ich wieder arbeiten. Ich hoffe, dass haut hin... ich sag mir halt, wenn ich arbeite bin ich von diesen komischen körperlichen Symptomen abgelenkt. Ich hoffe, bis zu den Feiertagen wird es besser... Sitzen bei der Familie, ein Konzertbesuch steht noch an und ich hab selber noch einen Auftritt mit meiner Band... zur Zeit seh ich dem allem nicht sehr optimistisch entgegen.

@dylla:was du beschreibst klingt wirklich genau wie bei mir, vor allem das Gefühl vorm Einschlafen, dass das Herz stehen bleibt und das Druckgefühl im Kopf - ich wollte auch noch zum Neurologen, aber irgendwie weiß ich ja doch, dass der nix findet. Da rennt man von Arzt zu Arzt und kommt sich wie ein Hypochonder vor, obwohl es einem ja wirklich schrecklich geht... Es ist schon verdammt hart, das Vertrauen in den eigenen Körper wieder zu finden, wenn man so was durchmacht, aber ich bin mir sicher, dass es irgendwann wieder aufhört

Viele Grüße

11.12.2007 18:59 • #7





Dr. Hans Morschitzky