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D
Hallo zusammen,

wie ich im Vorstelleungsthread schon geschrieben habe, mein Name ist Dominik, ich bin 25 Jahre alt, wohne in der Nähe von Nürnberg und bin eigentlich... joa, ein ganz normaler junger Mann, mit ganz normalen junger Mann Interessen. Gewesen.

Bis vor etwa 10 Wochen.


Ich saß zuhause vor meinem Computer, tat, was ich seit Jahren jeden Abend tue, nämlich diverse Diskussionsforen abklappern, Computer spielen und den Abend ausklingen lassen.
Plötzlich begann mein Herz zu rasen. Ich hatte den Eindruck, es rast so schnell, dass es gleich stehen bleiben muss. Objektiv betrachtet waren es im Nachhinein vielleicht 130 - 140 Schläge, also bei weitem noch nicht in einem Rahmen, der in irgendeiner Form lebensbedrohlich wäre. Dennoch hatte ich unsagbare Ansgt. Ich habe mich auf den Balkon geflüchtet um an Luft zu kommen, mich dort hingelegt und gewartet. Etwa 10 Minuten später war alles wieder vorbei, ich gin Tags darauf zum Arzt um mir dort eine arterielle Hypertonie, also einen Bluthochdruck bescheinigen zu lassen. Dieser wird seitdem auch eingestellt behandelt.

Etwa 3 Wochen ging es mir nun gut, die ACE Hemmer taten ihre Pflicht, ich war der desten Überzeugung, der Vorfall begründe sich auf den Bluthochdruck.

Dem war offenbar nicht so.
Denn nach besagten 3 Wochen, erlitt ich während der Arbeit einen erneuten Anfall. Zwar hatte ich an diesem Tag viel Stress, habe mich auch bereits vom Morgen an geärgert, doch war ich bisher immer ein massiv stressresistenter junger Mann, dem die ein oder andere Stresssituation eher gelegen kam, als ihn zu belasten.
Ich bekam die schlimmste Panikattacke die ich mir jemals vorstellen konnte, dachte, ich hätte einen Infarkt und lies den Notarzt kommen.

Als ich 15 Minuten später in der Klinik war, hätte ich im metaphorischen Sinne wieder Bäume ausreißen können...
Ich ging am nächsten Tag also wieder arbeiten. Was hätte ich meinen Kolleginnen und Kollegen, meinem Chef auch sagen sollen? Eigentlich geht es mir gut, nur manch,al. da hab ich leichte Aussetzer und will ganz schnell, ganz weit wegrennen. Ich denke mal, die würden mich derbst auslachen. Zurecht, irgendwie. xD

Wieder 14 Tage, in denen es mir gut ging. Zumal ich Urlaub hatte, den ich zuhause verbracht habe. Rückblicken betrachtet war das vielleicht ein fataler Fehler...
Ich dachte mir, ich läute den Frühling (wie jedes Jahr davor auch) mit einer kleinen Grillfeier auf meinem recht groß geratenen Balkon ein.
Ich ging also recht gut gelaunt, aber doch schon mit einem etwas mulmigen Gefühl (so, als würde ich die Augen nicht auf bekommen oder wirklich kontrolliert denken, sehr schwer zu beschreiben) zum Einkaufen. Ich kam nicht mal bis zur Käsetheke, als ich wieder bemerkt habe: Mein Herz beginnt zu rasen. Ich werde gleich bewusstlos.
Ich habe den Korb im Wagen stehen lassen, mit Geldbeutel und allem was ich eigntlich einkaufen wollte, ging langsam zum Auto, immer Ausschau haltend, wo ich mich hinsetze, wenn ich wirklich bewusstlos werde. Ich hab mich dann ins Auto gelegt, 20 Minuten später bin ich nach Hause gefahren. Dort hab ich dann bei der Dame in der Filiale angerufen und sie gebeten, sie möge doch bitte meinen Geldbeutel in den Tresor legen. Meine Mutter hat ihn dann abgeholt. Ich sah mich nicht in der Lage, nochmal kurz in diesen Laden zu gehen, obwohl es gerade mal 30 Meter vom Parkplatz hinein und wieder hinaus gewesen wären.


Nach diesem Erlebnis war ich mir sicher, dass ich ein Problem habe, das Abklärung bedarf. Ich lies mich selbst in die ortsansässige Klinik einweisen, da ich die Termine zum MRT, Echo und Sono, die erst in einigen Wochen zu erwarten waren nicht mehr abwarten wollte. Ich war sicher, ich habe entweder eine Herzschwäche oder eine andere Krankheit, die dringend behandelt werden muss. Letzten Montag habe ich die Klinik verlassen. Mit der Diagnose: Sie sind eigentlich kerngesund.

Meine Blutdruckwerte waren einmalig gut, mein Herz ist stark wie das eines jungen Bullen, Niere, Milz, Leber und Schilddrüse sind völlig in Ordnung.

Jetzt habe ich wieder Urlaub. Ab Montag muss ich wieder arbeiten.
Und wenn ich JETZT daran denke, wird mir kotzübel.
Ich WEISS, dass mir das Montag wieder passiert. Und ich weiss nicht, was ich dann tun soll. Wieder den Notarzt rufen? Ich glaube, ich mach mich langsam zum Gespött bei den Kollegen. Aber was soll ich tun? Die Symptome SIND ja da. Ich kann nur nicht mal sagen, warum sie da sind. Es gab keinen spezifischen Auslöser, keinen Vorfall, nichts. Jetzt soll ICH ein Angstpatient sein? Mit welcher Begründung?

Ich frage mich, ob es wirklich eine Angsterkrankung ist, oder gibt es jemanden, der die Symptome kennt, aber eine andere Diagnose dazu bekam?

Sorry für den langen Text, tat aber auch mal ganz gut, jetzt. xD


Liebe Grüße
Domi

13.05.2009 15:03 • 19.05.2009 #1


U
Hallo Domi,
Bei deiner Geschichte kann es durchaus um eine Angst und Panikstörung handeln!!
Das beste was du tun kannst (da du ja kerngesund bist) ist dich ablenken und ganz normal weitermachen !! Ich weiß sowas fällt einem schwer ......aber du musst dir immer wieder sagen ........ICH BIN GESUND ......ICH HABE NICHTS........
Ausserdem würde ich mir einen Platz besorgen bei einem Psychotherapeuten !!
Bei deinen Kollegen und deinem Chef würde ich die Wahrheit sagen das du halt unter Angst und Panik leidest .........die werden es verstehen !! Bei dir könnte der Auslöser Stress sein !
Genau wie bei mir !
Und dann könnte ich dir noch empfehlen das du mal zur Apo gehst und dir ein Pflanzliches Mittel holst das du ruhiger wirst z.b. Passiflora Curarina ist aus der Passionsblüte gemacht .......und wirkt Wunder allerdings nicht von heute auf Morgen........ich habe es über 4 Monate täglich 3 mal genommen.
Ich wünsche dir alles Gute
du bist nicht allein damit

LG Ulli

13.05.2009 15:34 • #2


A


IST es ein "Angstzustand"?

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marissa82
Es deutet schon auf eine Angsterkrankung hin,da auch die Ärzte dir bestätigt haben das du eigentlich kerngesund bist.
Und du hat ja nicht ständig Schmerzen oder?
Also in bestimmten Situationen, auch vor der Arbeit.

Das kenne ich gut, meist hat man davor wieder Angst wo man eine schlimme Attacke hatte.

Mach dir über die Angst keine Gedanken wenn du wieder in die Arbeit musst (das ist schwer, aber reinsteigern ist das schlimmste was man tun kann)
Ich kenn das, bin selbstständig und habe zur Zeit Angst vor jedem neuen Termin Angst. Habe es auch schon länger und habe meiner früheren Chefin erzählt was ich habe. Sie hat es sogar verstanden.

Hast du in deiner Arbeit jemanden dem du dich anvertrauen könntest?
Oder glaubst du sie würden es nicht verstehen.
Aber da es die Angstkrankheiten u. Depressionen zu heutiger Zeit schon oft gibt und offen darüber gesprochen wird, denke sie werden es verstehen.

Lies dir doch mal die Tipps die man in solchen Situationen tun kann durch, da sind super Ratschläge dabei.

Ich wünsch dir was!!

13.05.2009 15:42 • #3


S
du hast nicht vielleicht, sonder 100% eine Angststörung. Klingt eher in meine Richtung, ich hab eine Herzneurose, also immer Angst das ich ein bisher unentdecktes Herzleiden habe und das ich genau wenn ich diese Ängste hab umfallen werde.

Sieh dir auf dieser Seite die Videos dazu an, da wird dir einiges klarer.

Im großen und GAnzen bleibt dir nichts anderes über als eine Therapie zu machen, denn es gibt natürlich einen Grund dafür das du das hast der dir aber jetzt sicher nicht einfallen würde.
Und verzichte auf Medikamente, die helfen zwar manchmal aber lösen keine Probleme

13.05.2009 15:48 • #4


P
Herzlich Willkommen hier!

Diese surreale Gefühl, das du beschreibst, bevor dein Herz zu rasen beginnt, kenne ich ebenfalls sehr gut!
Das überkommt einen einfach so, in Situationen, in denen man es nicht erwartet. Ich hatte es das letzte mal vor 3 Wochen beim Bäcker. Stand in der Reihe, hatte plötzlich das Gefühl, irgendwie nicht mehr ganz da zu sein, und prompt hämmert das Herz und ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren und hab gedacht, die Welt dreht sich jetzt ohne mich weiter.
Ganz komisch.

Wenn du wirklich denkst, dass du an einer Angststörung leidest, dann beginne doch eine Therapie.

Meine Situation hat sich schon gebessert, nachdem ich einen Termin ausgemacht hatte. Da wusste ich: Jetzt geht es weiter, jetzt mach ich aktiv was gegen die Angst! Das Gefühl allein, nicht mehr hilflos und alleine zu sein, hat mir schon so geholfen, ab da ging es bergauf.

Ich denke, du verstehst im Moment dich selber nicht mehr und das macht dir Angst. Außerdem wartest du schon richtig auf die Attacken -und dann kommen sie auch!
Mir hat es geholfen, nicht mehr zum Arzt zu flüchten, sondern das Problem zu erkennen und an der Wurzel zu packen.
Mit Therapie, Sport, Bewegung (wenn die Panik akkut ist, hilft das, sie einzudämmen!), mehr Hobbies, mehr Zeit an der frischen Luft verbringen.. einfach nicht mehr ständig zu kurz treten, sondern sich echt Zeit nehmen für das, was Spaß macht.

Inzwischen bin ich wieder so fit, dass ich sogar mein Abitur ohne eine richtige Attacke überstanden habe. (Beklemmung und Angst waren zwar bei einer von drei Prüfungen da, aber auch das hab ich in den griff bekommen.) Und das ist echt eine extreme Stress-Situation.
Trotzdem konnte ich sie meistern.
Das macht mich stolz und mir Mut auf eine Heilung

Also: Beginne nicht, dich einzuigeln, oder denke, dass du das jetzt aushalten musst und es von selber weg geht. Das stimmt nicht.
Aber man kann eine Angststörung gut heilen, und uzwar dann, wenn man früh mit einer Therapie beginnt und sich auf den Hosenboden hockt und sich wirklich mit sich selber auseinander setzt und sein Leben umzukrempeln beginnt.

Alles Gute!
Pilongo

13.05.2009 15:54 • #5


D
Erst mal: Vielen Dank für die Reaktionen, bestätigt mich (und auch einen arzt aus der Klinik) in der Vermutung, dass ich wohl doch eine Angsterkrankung habe. -.-

Ich muss ja gestehen, dass es mir FAST lieber gewesen wäre, man hätte mir gesagt:

Sie haben eine verengt Niuerenarterie, daher die Präkolapsien.
Dann hätte man das Ganzse mit einer OP behoben und alles wär ok.


Danke auch für die Tipps mit den pflanzlichen Medikamenten, für die bin ich auf jeden Fall weit empfänglicher als für Antidepressiva, die man mir auch schoan aufschwatzen wollte.

Die Sache mit der Therapie hab ich mir fest vorgenommen, das Problem dabei kennt denke ich jeder:
Einen freien Therapieplatz zu bekommen gleicht einem Secher im Lotto.
Ich werd dennoch mal dranbleiben. Einige der Videos habe ich mir angesehen, faszinierend fand ich, dass ich mich wirklich sehr schnell selbst wiedererkannt habe, die Symptomatik einfach passt.

Ich bin sehr froh, dass ich zumindest Leute gefunden habe, denen es offenbar ähnlich geht, die vielleicht auch schon weiter sind als ich und ihr Leben dennoch meistern.
Ich muss ja gestehen, dass ich mittlerweile wirklich Angst vor der Zukunft habe, weil ich mich einfach frage, wie ich so weiter leben kann.
Kann ja nich sein, dass ich nich mal mehr einkaufen gehen kann. Außerdem steht Rock im Park vor der Tür. xD

Danke jedenfalls für die bisherigen Infos und Meldungen.

DOmi

13.05.2009 15:54 • #6


P
Wegen der Therapie:
Mach es einfach wie ich: Quantität schlägt Qualität.

Ich hab, als mir klar war, dass ich das ändern muss, einfach direkt 15 Therapeuten angerufen, aufs Band gesprochen und gesagt, sie sollen nur zurück rufen, wenn sie innerhalb der nächsten 4 Wochen Zeit haben weil ich echt akkut Hilfe brauche.
Und eine Woche später hatte ich einen Termin
Mit dem Therapeuten bin ich auch wahnsinnig zufrieden.
Hatte also echt enormes Glück.
Ich würde dir auch empfehlen, einfach an einem Nachmittag alle hintereinander anzurufen, die bei dir in der Nähe sind -nutzt bestimmt was!
Irgendeiner wird schon Zeit haben für dich.

Bis dahin: Versuch, nicht Zuhause zu bleiben und dich zu verkriechen. Das Gehirn merkt sich nämlich die Abläufe, die du ihm vorgibst. Angst - - Herzrasen - Einigeln - Grübeln - Panik usw.
Je öfter dir das passiert, desto stärker wird die Verknmüpfung im Kopf abgespeichert. Dann ruft das Gehirn sie bald bei jeder Kleinigkeit, die dich beunruhigt, ab.
Du musst versuchen, den Teufelskreis so früh wie möglich zu durchbrechen.

Find es übrigens klasse, dass du nichts nehmen willst, mach ich auch nicht. (Nur zweimal in extremen Situationen hab ich was nehmen müssen, denn bei mir hat der Tod meines Papas die Panik ausgelöst.)
Man muss schließlich lernen, mit der Angst umzugehen, nicht, sie zu betäuben und zu vermeiden!
Dein gedanke geht schon genau in die richtige Richtung.
Du kriegst das bestimmt gut in den Griff.

Und vielleicht sehen wir uns bei Rock im Park, ich komme nämlich aus Nürnberg

13.05.2009 16:03 • #7


D
Das mit den Therapeuten abklappern mach ich direkt Morgen.
Nur heute, am Mittwoch Nachmittag, haben die hier alle zu.
Naja, hätt ich mich auch schon früher drum kümmern können.
Ja, ich hoffe auf Rock im Park. Darauf würd ich nur SEHR ungern verzichten.

Antidepressiva oder so kommen für mich nicht in Frage. Ich fühle mich nicht depressiv, ich bin eigentlich voll das Glücksbärchi. xD
Nur manchmal, wenn dieser Mist kommt, da ist das eben alles anders. -.-

Aber ich bin mal optimistisch. Danke für's Mut machen.
Ich geh jetzt mal, um direkt ein zeichen zu setzen (xD) ne runde spazieren. xD

13.05.2009 16:06 • #8


D
Falls es jemanden interessieren sollte, möchte ich gerne von meinem, doch SEHR gefürchteten, ersten Arbeitstag erzählen, nachdem ich krank war.


Wie gesagt, ich hatte vor dem Tag echt Bammel.
Ich war der festen Überzeugung, dass ich wieder einen Anfall bekomme.

Ich stand extra 2 Stunden früher auf, hab mich den Abend vorher mit autogenem Training vorbereitet und gehofft, dass das Wetter nicht zu sonnig ist. (Geht es eigentlich noch jemandem so, dass er mehr Symptome hat, wenn es draußen heiß ist?)

Als ich fast da war, wollte ich eigentlich schon wieder umdrehen, mich wieder krank melden. Habs dann aber einfach mal gewagt, rein zu laufen. Ich hab schon gemerkt, dass etwas nicht ganz so rund läuft.

Nach etwa 40 Minuten ging es dann.


Ich hab den Tag durchgehalten und denke, dass das zumindest der erste Schritt in die richtige Richtung war.


Ich möchte mich herzlich bedanken, auch wenn ich noch nicht lang hier bin, aber durch die vielen Tipps, habt ihr mich echt geholfen.
Gerade diese Atmungs Geschichten finde ich EXTREM hilfreich.
Wenn ich bemerkt habe, dass es los ging, hab ich diese Bauchatmung gemacht. Hat suuuper geholfen.

Therapietermin hab ich leider noch keinen, habe aber bei der Krankenkasse erwirken können, dass die freien Therapeuten ebenfalls behandeln dürfen.


Naja. Jedenfalls vielen Dank.
Ich kann nur jedem, der im Beginn dieser Angsterkrankung steht, sich hier ECHT durchzulesen, was andere Leute für Erfahrungen haben. Die Videos sind aus meiner Sicht zwar nicht soooo hilfreich (im Sinne von was kann ich tun) haben aber durch den aufklärenden Charakter definitiv entkrampfenden und angstlindernden Effekt.


Liebe Grüße
Domi

19.05.2009 00:47 • #9





Dr. Hans Morschitzky