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S
Hey,

ich bin 23 Jahre alt, studiere und habe jetzt seit über einem Jahr mit der Agoraphobie zu kämpfen.

Anfangs wusste ich gar nicht, was ich habe. Psychosomatische Störung hieß es immer. Jetzt habe ich vor kurzem doch mal den Weg zu einer Psychotherapeutin gefunden und weiß jetzt was los mit mir ist.

Angefangen haben die Probleme schon etwas früher. Hatte Angst vor Prüfungen und so Sachen. Diese Probbleme habe ich allerdings größtenteils im Griff.

Die Probleme der Agoraphobie fingen dann vor einem Flug im letzten Jahr an. Ich hatte Magenprobleme, musste dauernd auf's Klo und wusste gar nicht ob ich mich ins Flugzeug setzen konnte.
Das war wirklich total seltsam für mich, da ich regelmäßig geflogen bin und nie Probleme damit hatte.
Im Flugzeug musste ich mich einfach nur auf mich konzentrieren, um überhaupt einen klaren Kopf bewahren konnte.
Im Urlaub war alles in Ordnung. Auf dem Rückflug hatte ich ähnliche Probleme. War aber voller Vorfreude wieder nach Hause, in meine gewohnte Umbegung zu kommen und deshalb war es wohl etwas besser.

Ich vermute, dass die Probleme auftraten, da ich vor dem Flug (mitten in der Nacht) ungewohnt viel Kaffee getrunken hatte, was ich normal nicht tat.

Dann hatte ich eine Zeit lang wieder Ruhe und nur selten damit zu kämpfen.

Zu Beginn des zweiten Semesters meines Studiums (März diesen Jahres) fiel es mir unglaublich schwer mich morgens in den Zug zu setzen, um zur Vorlesung zu fahren. Ich hatte wieder Magenprobleme, einen Kloß im Hals, enge in der Brust, mit war heiß und kalt und ständig habe ich mich gefragt Wie komm ich hier raus?, Hoffentlich bin ich bald da, Hoffentlich schauen mich nicht so viele Leute an, Was denken die anderen Leute?, Wo ist das Klo?, Wie komme ich am schnellsten hier weg? etc.

Als ich dann in der Vorlesung gesessen habe, wurde es nach ein paar Minuten besser. Die Zeit in der man sich auf die Situationen vorbereitet ist schlimmer, als die eigentliche Situation.

Nun habe ich in der Regel einfach Angst davor, wieder Bauchschmerzen und Übelkeit zu bekommen.
Eine Zeit lang konnte ich gar nicht außer Haus essen, weil ich Angst hatte, dass mir im Restaurant schlecht werden könnte und ich nicht rechzeitig zum Klo kommen würde.
Ich habe sogar einfach 6kg abgenommen und wiege bei 176 keine 60kg mehr. Ich bin zwar sehr schlank. Aber das war schon ein großer Schock für mich.

Habe nur engsten Freunden und meiner Familie davon erzählt.

Versuche die Situationen in denen meine Ängste auftreten nicht zu vermeiden. Nur manchmal ging (und geht es zum Teil immer noch) es gar nicht.
Ein guter Freund versuchte mich immer damit zu unterstützen, indem er mich überredete Dinge zu tun, die ich schon 1000 mal tat, aber vor denen ich nun plötzlich Angst bzw. einen heiden Respekt hatte.
Ich denke dadurch gewann ich schon wieder einen kleinen Teil Selbstvertrauen.

Mittlerweile bin ich soweit, dass ich wenigstens ein bisschen besser damit klar komme.
Ich fast wieder alles essen, was ich möchte und wo ich es will. Abends mal ein B. trinken, wenn ein Freund mich zu sich einläd, etc.
Allerdings habe ich immer noch fast jeden Morgen vor Vorlesungen die Gedanken und? passiert es heute wieder?

Im Kino muss ich mich sehr auf's Entspannen konzentrieren bevor der Film anfängt. Am liebsten sitze ich außen, damit ich schnell raus könnte, falls was passiert.

Passiert ist allerdings noch nie etwas.

Uff.... jetzt bin ich froh, dass ich mir das irgendwie mal von der Seele geschrieben habe. Sorry wenn es zum Teil wenig strukturiert ist.

Habe schon mehrmals überlegt mich hier anzumelden.
Jetzt habe ich es wohl endlich mal getan.

Viele Grüße

S......

12.11.2009 00:43 • 12.11.2009 #1


L
Hallo lieber Steve!

Herzlich Willkommen!

Ja, es ist erschreckend, an dieser doofen Krankheit zu leiden. Ich musste mich 10 Jahre dran gewöhnen...

Was Du auf keinen Fall machen darfst, ist das Vermeiden! So schwer es auch fällt, du musst üben, üben, üben...

Was machst Du für eine Therapie und bekommst Du Tabletten?

Viele liebe Grüße

12.11.2009 01:52 • #2


A


Ein neuer

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S
Hallo Lebkuchen,

dass es besser ist, die Dinge nicht zu Vermeiden, habe ich auch schon festgestellt.
Wenn man mal wieder was geschafft hat, macht das neuen Mut.

Wie genau die Therapie ablaufen wird, weiß ich nicht. Ich war erst ein Mal dort, zum Kennenlernen.

Tabletten habe ich nicht und möchte ich auch nicht nehmen.
Das einziges was hier liegt ist Baldrian. Davon habe ich in über einem Jahr jedoch auch erst ca. 10 mal Gebrauch gemacht.
Ich will es, wenn es geht, ohne Medikamente schaffen.

Was mir außerdem eine Zeit lang geholfen hat und mehr eine Stütze für mich war, war Iberogast. Das habe ich teilweise mehrmals die Woche vor Vorlesungen genommen, um meinem Magen zu beruhigen.
Die Tropfen habe ich noch immer jeden morgen in der Tasche. Nur damit ich weiß, dass ich sie nehmen könnte.
Genommen habe ich sie schon eine ganze Zeit nicht mehr.

12.11.2009 12:06 • #3


L
Hallo Steve,
ist super in Ordnung, es ohne Tabletten zu versuchen. Habe ich auch am Anfang so gemacht. Leider wurden die PA immer stärker( hatte dann Angst, verrückt zu werden) und bin zum Psychiater gerannt...

Ich habe wegen der Therapie gefragt, weil ich von 3 Psychiatern/Psychologen falsch behandelt wurde. Die wollten Tiefenanalyse mit mir machen, was aber total falsch ist bei Agoraphobie. Sorg dafür, dass Du eine Konfrontationstherapie bekommst, immer schön mit der Psychologin üben, üben, üben...
Die hat mich mitten in der Stadt alleine gelassen, hatte die stärksten Pas und dann wurde es besser...

Ich wünsche Dir viel Glück!

12.11.2009 13:32 • #4


S
Dass es eine Konfrontationstherapie werden wird, hatte sie gesagt. Erinner mich jetzt wieder, als Du diesen Begriff benutzt.

Wie das Ganze dann abläuft weiß ich aber noch nicht.
Hoffe, dass sie da ein paar gute Ideen hat.

12.11.2009 22:19 • #5


kaysmama
Hallo Steve,

herzlich Willkommen hier...

Ich bin selber 24 Jahre jung und leide seit Dezember 2007 (also seit bald 2 Jahren) an dieser Krankheit...

Ich war schon 4 Wochen stationär in einer Psychosomatischen Klinik, nehme täglich Antidepressivas und mache im Moment eine Konfrontationstherapie und Verhaltenstherapie...

Und mir hilft es ! Ich hab FAST mein altes Leben wieder zurück, also nur Kopf hoch und lass dich nicht einschüchtern!

13.11.2009 00:23 • #6





Dr. Hans Morschitzky