Zwanghaftes Denken über Vergangenheit

Hallo zusammen. Seit ca 3 Monaten kämpfe ich zusätzlich zur Angststörung auch noch mit Zwängen. Es sind immer Gedanken, die Situationen in der Vergangenheit betreffen. Im Moment denke ich an eine Nacht vor 4 Jahren. Ich bin mit einer Freundin was trinken gewesen, sie ging eher, ich erzählte noch mit dem Barkeeper (kennen uns) und irgendwann hab ich dann gesagt, dass ich jetzt auch gehe. An den heimweg erinnere ich mich leider nicht. Ich weiß aber aufgrund von Fotos und SMS in meinem Handy, dass ich 1.15 los gegangen bin, und 1.30 zuhause war. Das passt zeitlich auch so. Es ist eine kurze Strecke,fir die man sonst ca 7 Minuten braucht. Es hat aber tierisch geschneit in der Nacht und Naja, ich war eben leider betrunken.
Früh dann, bin ich hochgeschreckt, aus einem Traum denke ich. Ich sah vor mir, wie ich einen langhaarigen Mann umarme. Habe das damals abgetan als Traum, weil ich mich an so eine Situation nicht erinnern konnte. Jetzt nach 4 Jahren fällt mir das alles wieder ein und ich denke, vielleicht war das kein Traum, sondern eine Erinnerung. Ich möchte krampfhaft die Gefühle von damals nachempfinden, die Gedanken von damals nachdenken, was natürlich nicht gelingt. Mich macht das so verrückt.
Ist es nicht so, dass wenn diese Situation eine Erinnerung gewesen wäre, mir es im Nachhinein dann tatsächlich auch wieder als Erinnerung eingefallen und im Kopf geblieben wäre? Wisst ihr, wie ich meine? So als ob eben eine Erinnerung zurück kommt. Wenn ich aber an diesen Abend denke, so fällt mir nichts dergleichen ein. Ich kann einfach nicht abschalten. Vielleicht hat jemand einen Tipp. Danke, liebe Grüße.

Hallo Lucie,
an viele Dinge kann man sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr genau erinnern. Fachleute, die sich mit der Genauigkeit bei Erinnerungen beschäftigen, beschreiben so etwas.
Besonders schlimm ist das bei Zeugenaussagen, die nach Straftaten gemacht werden.
Vermutlich wirst Du nie herausfinden,
Was Traum, was Wirklichkeit und was Erinnerung ist.
Versuche es einfach ruhen zu lassen.
Gruß Bernhard

Hallo Bernhard, danke dir für deine Antwort. Ja, das mit den Zeugenaussagen hat mir meine Psychologin neulich gesagt, das ist echt erschreckend.
Ich kann einfach nicht anders. Dieser Zwang, immer wieder drüber nachzudenken. Ganz schlimm. Es sprechen die meisten Dinge eigentlich dafür, dass es tatsächlich nur ein Traum war. Zum Beispiel sah ich die Situation zwar in der Nähe meiner Wohnung vor mir, aber auf der Straßenseite, die ich prinzipiell niemals entlang laufe. Dann ist auf meinen Fotos, die ich noch gemacht habe, kein Mensch zu sehen, außer mir bei den Selfies. Und bei Videos hört man auch niemanden.
Der dj hatte allerdings lange Haare, vielleicht hat mein Hirn da irgendwas kombiniert. Meine Angst ist die, dass ich fremdgegangen sein könnte, ohne mich zu erinnern. Aber eigentlich spricht alles dagegen. Ich könnte verrückt werden.

Lucie, Du kannst schon anders.
Das erfordert allerdings, dass Du anfängst, sachlich über dieses Thema nachzudenken.
Bisher denkst Du nur gefühlsbetont darüber nach. Und indem Du nur mit Gefühlen über Deine Bilder und Erinnerungen nachdenkst, kommst Du zu keinem abschließenden und
für Dich zufriedenstellendem Ergebnis.
Damit führst Du Dich selbst immer wieder in den von Dir beschriebenen Zwang.

Du hast so Recht. Ich bin noch ganz am Anfang meiner Therapie und habe schon gute Ansätze bekommen. Manchmal kann ich sie umsetzen, aber noch hält das nur sehr kurz an. Dann zack, brauche ich wieder diese Rückversicherung durch Kontrollen und Meinungen von anderen oder/und eben diesem zwanghaften Nachdenken.
Diesem Impuls nicht zu folgen ist so unglaublich schwer. Das kostet mich so viel Kraft und Energie. Wahnsinn. Ich hoffe, dass es bald besser wird. Ich muss noch mehr an mir arbeiten.

Zitat von Lucie:

Ich muss noch mehr an mir arbeiten.

Wer gesund und psychisch stabil sein möchte, der sollte ständig an sich arbeiten. Ich sage mal,
was man so an sich arbeiten nennt.
Weißt Du denn, woran Du hauptsächlich arbeiten möchtest?

Zitat von Lucie:

Manchmal kann ich sie umsetzen, aber noch hält das nur sehr kurz an. Dann zack, brauche ich wieder diese Rückversicherung durch Kontrollen und Meinungen von anderen oder/und eben diesem zwanghaften Nachdenken.

Ist es nicht völlig normal, ständig immer wieder Meinungen und Rückversicherungen zu benötigen und zu suchen?
Ich brauche die auch ständig. Von welchen Menschen sind Dir die Meinungen und Rückversicherungen
denn am Angenehmsten und am Wichtigsten?

Zitat von Lucie:

Diesem Impuls nicht zu folgen ist so unglaublich schwer. Das kostet mich so viel Kraft und Energie.

Kannst Du Deine Rückversicherung nicht ganz normal in Deine täglichen Gedanken einbauen,
ohne dass Du dabei Angst und ein schlechtes Gewissen hast?
Das sollte Deinen Kopf sehr entlasten.

Wenn man sich nicht mehr genau erinnern kann, werden Dinge erfunden um es *passend zu machen*.

Konfabulation. Das Füllen von Gedächtnislücken durch frei erfundene Begebenheiten.

Zitat von UlliOnline:

Wenn man sich nicht mehr genau erinnern kann, werden Dinge erfunden um es *passend zu machen*. Konfabulation. Das Füllen von Gedächtnislücken ...

Das ist Wahnsinn. Erst jetzt wieder. Hatte ich ja neulich Drehschwindel nachts, vor über zwei Wochen, heute lese ich dann, dass bei Begleitsymptomen wie Doppelbildern Vorsicjt geboten ist. Hab ich auch damals schon gelesen. Aber heute habe ich mich dann gefragt, ob ich nicht vielleicht doppelt gesehen habe und es nur nicht richtig interpretiert habe oder nicht gemerkt...oder oder oder. Mein Gott wie krank ist das denn bitte?

Zitat von Lucie:

Mein Gott wie krank ist das denn bitte?

@UlliOnline ich seh deine Antwort nicht. Nur dein Dingens, was immer unter den Nachrichten steht.