Soziale Angst und die Liebe

Hallo! Ich schreib mein Problem mal in diese Rubrik, weil es auf jeden Fall mit meinen sozialen Ängsten zusammenhängt.

Seit ich denken kann, bin ich mit sozialer Angst im Konflikt. Es fing schon im Kindergarten an, wo ich oft von Freunden/Freundinnen enttäuscht wurde und erstmals diese Verunsicherung gespürt habe (ich habe da so Schlüsselszenen im Kopf). In der Grundschule kannten sich alle schon und ich hatte massive Probleme Anschluss zu finden. Zum Glück konnte ich später 2 sehr gute Freunde finden. Der Übergang auf die weiterführende Schule war dann aber wieder die Hölle. Ich hatte panische Angst vor dem Sprechen mit meinen Klassenkameraden. Im Unterricht habe ich überhaupt nicht gesprochen, weil mir da ja alle zugehört hätten. Ich habe später dann doch Freunde gefunden, aber der Weg dahin hat seelische Narben hinterlassen. Mobbing war zum Glück kein Thema für mich.
Auch kein Thema war der Kontakt mit Jungs, dem Thema Liebe und eigentlich alle Teenager-Themen. Erfahrungen habe ich keine gesammelt. Wenn sich ein Junge für mich interessiert hat, habe ich den Mund nicht aufbekommen.

Mittlerweile komme ich gut zurecht im Leben. Ich kann immer noch nicht in Gruppen mit (teils) fremden Menschen laut reden. Vorträge zu halten ist die Hölle für mich, aber Smalltalk, auch mit fremden Menschen, klappt sehr gut. Die Leute sehen mir meine soziale Angst auch nicht mehr an. Ausgleichsmäßig bin ich stattdessen oft völlig überdreht.
Ich leide auch unter zum Teil starker Nervosität. Manche sozialen Situationen lösen bei mir oft stundenlanges Grübeln und Magenschmerzen aus.

Ich lerne mittlerweile auch öfters junge Männer kennen. Ich würde mich freuen, wenn es denn endlich mal mit einem Mann langfristig klappt. Im Grunde möchte ich einfach sagen können, dass ich (mit Mitte 20) schonmal in einer Beziehung war/bin. Wenn es dann aber zur Sache geht, die Männer mir ihr Interesse mitteilen, mich küssen wollen etc. dann wird mir vor lauter Angst/Panik schlecht und plötzlich wird der Mann mein ärgster Feind

Ich habe erst auf Beziehungsangst getippt, aber vielleicht ist es panische Angst vor körperlicher Nähe? Wenn ich einen Mann dann doch irgendwie zum ersten mal geküsst habe, wird aus der Angst einfach eine unangenehme Pflicht. Ich kann sowas einfach nicht genießen.

Das Schlimme für mich ist, dass ich jetzt endlich einen Mann kennen gelernt habe, der rational betrachtet (gefühlstechnisch kann ich das im Moment nicht bewerten, weil ich die gesamte Situation als unangenehm empfinde) einfach perfekt für mich ist. Freunde und Bekannte sagen das auch. Er ist auch relativ unerfahren, einfach nur nett, sieht gut aus und er steht auf mich.

Was mache ich denn jetzt? Therapie ist geplant, aber einen Termin bekomme ich die nächsten Monate erstmal nicht, weil alle Therapeuten volle Terminkalender haben. Ich habe Tabletten hier, Paroxetin, aber ich traue mich nicht, sie zu nehmen. Die Nebenwirkungen sind schon echt heftig.
Ich glaube, dass mir so ein Kerl nicht nochmal so schnell über den Weg läuft. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten, als Freund würde er bei mir sofort durchgehen, aber sobald ich über körperliche Nähe nachdenke, wird mir schlecht.

MfG,
DTMP

Hallo DTMP,

deine Geschichte klingt fast wie meine
Also keine Angst, du bist schon mal nicht allein

Mir gehts so ähnlich wie Dir.
Auch ich habe (m)einen Traummann kennengelernt und er passt auch perfekt zu mir (objetiv gesehen)
Allerdings merke auch ich, wie ich sozusagen Panik bekomme, wenn wir uns sehen. Mir ist teilweise unwohl und ich hab das Gefühl (rede es mir zumindest ein), das ich ganz schnell weg muss !
Ich vermute, hier fehlt einfach ein gesundes Selbstbewusstsein und wir haben eine innere Blockade.
Ist mein Freund aber dann da, bin ich froh und genieße die Zeit .....

Meine Freunde sagen mir immer wieder, genieße es solange es geht und denk nicht darüber nach.
Mit dieser Denkweise läuft es bei mir jetzt schon 6 Monate, mal besser und dann mal wieder schlechter.

Ich kann Dir jetzt nur den Tipp geben, es auszuprobieren.
Triff dich mit ihm, ohne irgendwelche Erwartungen. Du bist zu nichts verpflichtet und kannst/könntest das Treffen auch jederzeit beenden.
Denk nicht darüber nach, was in der Zukunft wäre.
Danach sehen wir weiter

Viel Glück

Hallo Frani,

deine Worte klingen sehr lieb, vielen Dank

Hast du deinem Traummann denn mal gesagt, was du für ein Problem hast? Ich überlege mit offenen Karten zu spielen, möchte aber auch kein Fass aufmachen, weil wir denselben Freundeskreis haben

ich muss auch sagen, wenn ich erstmal mit ihm unterwegs bin, dann geht es eigentlich, wir reden sehr viel, aber ich habe jetzt nicht das Bedürfnis ihn zu küssen oder ihm überhaupt näher zu kommen. Interessanterweise habe ich dieses Bedürfnis nur bei Menschen, denen ich nicht näher kommen kann/darf. Ich vermute, da steckt ein Schutzmechanismus hinter. Das lichtet sich dann hoffentlich in der Therapie.

Okay, ich werde es weiter versuchen. Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht

MfG
DTMP

Ich versteh dich total...
Mir gehts da genauso...
Die Männer die ich nicht haben kann/konnte, sind /waren für mich auch immer Interessant...
Aber was wäre eigentlich, wenn das Blatt sich drehen würde und so ein Mann auf einmal dich/uns will... ganz ehrlich: dann wären wir auch weg;-)
Mein Freund weiß alles, und steht voll hinter mir...
Er weiß auch, das ich eigentlich keinen Mann wollte und bleibt immer super verständnisvoll...
Sag es ihm einfach, schließlich hast du nichts zu verlieren...
Solange du es ihm nett erklärst wird er auch lieb reagieren und wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja doch irgendwann mal was...
halt mich auf dem laufenden....
lg frani

Da sitzen wir ja anscheinend wirklich im selben Boot
Ich habe die Situation auch schon oft durchgespielt, dass die Personen, in die ich mich nicht verlieben sollte, sich plötzlich in mich verlieben und das war z.T. sehr ernüchternd, weil (wie du schon sagtest) ich wahrscheinlich nach kurzer Zeit weg wäre...

Da kann man nichts machen
Ich werde das nächstes Treffen mal abwarten und dir dann gerne berichten

MfG
DTMP