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aequinox
Hallo,

ich habe momentan schwer mit meiner Arachnophobie zu kämpfen und hoffe, hier Menschen zu finden, die ebenfalls betroffen sind oder schon eine Therapie hinter sich haben. Ich schreibe mir jetzt einfach mal alles von der Seele, deshalb Vorsicht, könnte ein längerer Text werden. Und Vorsicht, TRIGGER! Neben der extremen Arachnophobie leide ich auch noch unter einer stark ausgeprägten sozialen Angststörung.

Ich bin 26 und habe schon seit ich denken kann Angst vor Spinnen. Vor allem Weberknechte und diese dicken, bösen Winkelspinnen sind mein persönlicher Erzfeind. Generell alle Spinnen ab 1cm machen mir wahnsinnige Angst und ich empfinde auch Ekel, vor allem davor, dass sie mich berühren könnten. Ich habe auch große Angst vor stechenden und fliegenden Insekten wie Wespen (bin noch dazu allergisch), Bienen etc. und diesen großen Stechmücken, die aussehen wie Weberknechte mit Flügeln. Ich kriege jetzt schon Gänsehaut, wenn ich nur daran denke!
Ich bin Pflegekraft in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung und arbeite momentan nur nachts. Während meiner 10-Stunden-Schicht bin ich (abgesehen von den Bewohnern) alleine, kann also niemanden um Hilfe rufen, wenn mal ein Biest auftaucht. Noch dazu ist das Wohnheim in der Nähe von Wäldern, es gibt also vor allem während der Sommermonate enorm viele Krabbel- und Flugtiere. Während der Wintermonate bin ich relativ entspannt. Danke schon vorab für Ratschläge wie der Job scheint nicht geeignet zu sein, ich finde meine Arbeit sehr schön und hatte mit den Spinnen am Anfang auch relativ wenige Probleme (die zeigten sich auch erst etwa ein halbes Jahr später).

Ich war vor 3 Wochen auf einem Festival, wir haben in einem Zelt geschlafen, das natürlich nicht unbedingt krabbeltiersicher ist. Ich hab akribisch darauf geachtet, dass das Zelt immer geschlossen ist und sich kein Tier da rein verirrt, aber im Vorzelt waren einige Spinnen, ab und zu mal eine Wespe und unzählige Grashüpfer, schrecklich! Ich war die komplette Woche absolut unentspannt, zum einen wegen der vielen Leute (soziale Angststörung) und zum anderen wegen der Insekten. Tagsüber waren unglaublich viele Wespen unterwegs, Es verging kaum eine halbe Stunde, in der uns kein Tierchen besucht hat - alles in allem also purer Stress und ich war heilfroh, als ich wieder zuhause war.
Kurz danach hatte ich einen Nachtschicht-Block und in der - glücklicherweise - letzten Nacht hatte sich wieder eine der Winkelspinnen in ein Bewohnerzimmer verirrt. Ich selbst kann mich den Tieren nicht mehr als 10 Meter nähern, habe deshalb einen Bewohner geweckt, damit der die wegmacht. Ich bin nicht stolz drauf, aber ich weiß keinen anderen Ausweg und der Bewohner freut sich immer sehr, wenn er mir helfen kann, egal bei was.

Jedenfalls - die letzten 3 Wochen hat sich meine Arachnophobie so massivst verschlimmert, dass ich jeden Tag komplett ständig angespannt und unter Druck bin, ich bin einfach nur noch gestresst und erschöpft. Meine Symptome sind auch so einschränkend... ich kann nicht mehr durch Türen gehen, ohne vorher die Wand über der Tür und den Türrahmen zu inspizieren. Wenn ich einen Raum betrete, MUSS ich zuerst alle Wände und den Boden anschauen um mich zu vergewissern, dass da keine Spinne ist. Es muss absolut lächerlich aussehen, wie ich zuerst die Tür anstarre, dann schnell durchlaufe, mich umdrehe und die Rückseite der Tür sowie die Wand, in die die Tür eingelassen ist, abscanne, dann dreh ich mich einmal im Kreis und hoffe, hoffe, hoffe dass da nichts ist.
Wenn ich doch eine Spinne sehe, bleibe ich wie angewurzelt stehen, bin nicht mehr fähig mich zu bewegen, mein Herz rast und meine Gedanken setzen einfach aus, fühlt sich an wie ein kleiner Hirnschlag mit Todesangst.
Ich mag keine Fenster mehr öffnen und unbeaufsichtigt lassen, es könnte ja sonstwas reinkrabbeln oder reinfliegen. Ich hab jetzt Insektenschutznetze für jedes Fenster zuhause bestellt, vielleicht geben die mir etwas mehr Sicherheit. Ich hab vor so ziemlich allem Angst, was ich nicht auf einen Blick einsehen kann: Möbel (ich kann ja nicht jedes mal drauf, drunter und dahinter schauen... wer weiß, was sich da verbirgt), Kleidung (könnte ja eine Spinne ihr Netz darin gesponnen haben), das innere von Klopapierrollen (ich hab da mal ein Bild gesehen auf Facebook, oh Mann...), hinter Bildern, Spiegeln und was sonst noch so an der Wand hängt, ich mag auch nicht mehr in die Nähe von Wänden, außer die Wand ist komplett *beep*, dann kann ich ja alles sehen.
Ich rufe nächste Woche einen Psychiater an und hoffe, der kann mir recht schnell einen Termin geben, das ist momentan absolut nicht mehr tragbar. Ich scanne permanent meine Umgebung ab, kann mich nicht mehr wirklich konzentrieren - geschweigedenn entspannen oder mich unbeschwert fühlen -, muss mich im 5-Minuten-Takt umdrehen, um zu überprüfen, ob sich eine Spinne hinter mich geschlichen hat. Eine Art Spinnen-Paranoia.

Wenn ich eine Spinne entdeckt habe, kann ich sie nicht mehr aus den Augen lassen. Denn noch schlimmer als eine Spinne ist eine Spinne, die nicht mehr da ist. Das ging so weit, dass ich eine Spinne im Wohnheim von einem anderen Gebäudeflügel aus beobachtet habe (Luftlinie bestimmt 40 Meter), sicher getrennt durch eine Balkontür, einen Innenhof und die Eingangstür. Ich stand da sicherlich 30 Minuten, hab immer wieder versucht, mich zu bewegen, mit einem Besen hinzugehen und die kaputtzumachen, aber ohne Erfolg, ich KANN einfach nicht, ich bin wie paralysiert.
Ich habe öfter das Gefühl, dass irgendwo auf mir etwas krabbelt oder ich meine Spinnweben an meinen Armen zu fühlen, ein ekelhaftes Gefühl.

Ich muss ständig an Spinnen denken und daran, dass sie uns permanent umgeben - den Gedanken verbiete ich mir ganz oft, weil ich sonst verrückt werden würde. Ich will mich mit meiner Phobie auseinandersetzen und versuchen, dahinterzukommen, aber besonders weit bin ich noch nicht gekommen. Ich denke, es hat ganz viel mit Kontrollverlust zu tun. Spinnen tauchen unkontrollierbar auf (anders als z.B. Hunde, die sich durch Hecheln/Gebell/Laufgeräusche bemerkbar machen und die noch dazu nicht komplett aus dem Nichts erscheinen wie eine Spinne, die unerwartet hinter einem Möbelstück auftaucht), sie können mich erschrecken und - im Fall von Wespen - mich sogar ernsthaft verletzen. Vor 2 Jahren wurde ich auf dem gleichen Festival wie vorhin erwähnt von einer Wespe in die Hand gestochen und die schwoll für 1 Woche aufs doppelte an.
Wenn, wie gesagt, eine Spinne auftaucht, will ich um jeden Preis wissen, WO sie sich aufhält und falls ich sie aus den Augen verliere, wird meine Panik nur noch größer. Meine Gedanken drehen sich mindestens 3/4 der Zeit, die ich wach bin, um Spinnen und Insekten.

Nachts, während meinen Schichten, schwitze ich durchgehend von Schichtbeginn bis -ende, obwohl es meistens garnicht besonders warm ist, so stark stehe ich unter Spannung. Mein Kiefer und mein Genick sind verkrampft und ich bekomme schnell Kopfschmerzen. Außerdem ist es wahnsinnig anstrengend, ständig so aufmerksam meine Umgebung zu scannen.

Ich rufe am kommenden Montag zur Praxisöffnung bei einem Psychiater in meiner Nähe an und hoffe, dass der mir zeitnah helfen kann. Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Zustand noch durchhalten kann. Heute ist meine letzte Nachtschicht, dann habe ich 4 Tage frei - ein bisschen erholen und den Kopf freikriegen - aber ich habe schon Panik vor dem nächsten Nachtwachenblock, dann hab ich 5 Nächte am Stück, 50 Stunden und in jeder einzelnen könnte ich auf Spinnen treffen.

Puh... das ist wirklich ein langer Text geworden. Bitte verurteilt mich nicht oder lacht mich nicht aus, wenn doch, dann behaltet es für euch und verzichtet darauf, meinen Beitrag zu kommentieren. Mir wurde schon vorgeschlagen, meinen Arbeitsplatz zu ändern (bitte keine solchen Ratschläge) - aber erstens ist das nicht so einfach, zweitens mag ich meinen Job wirklich sehr und drittens ist das für die (wahrscheinlich anstehende) Konfrontations- und Verhaltenstherapie doch die ideale Umgebung, oder?

Die Situation ist sehr schlimm für mich und ich würde mich freuen, wenn es hier Leute gibt, denen es ähnlich geht oder die mit einer Therapie oder Medikamenten positive Erfolge erzielt haben.
Danke schonmal an jeden, der meine Story gelesen hat.

Liebste Grüße,
aequinox

19.08.2017 02:44 • 25.08.2017 #1


17 Antworten ↓


P
Warum solltest du deinen Arbeitsplatz ändern sollen? Dafür gibt es doch keinen Grund. Du hast dich in eine Angst hineingesteigert. Die beeinträchtigt irgendwie deinen Alltag. Jeder, der in irgendeiner Art und Weise regelmäßig unter Angst leidet, wird dies nachvollziehen können, also bist du erstmal nicht alleine
Den richtigen Ansatz hast du schon gefunden... Konfrontation kann helfen.
Ich selbst hab das Problem tatsächlich auch, aber nur bei Wespen, weil ich auch allergisch bin und als Kind fiese Begegnungen mit den Biestern hatte. Und ja, Wespen sind neben Mücken und Bremsen eigentlich so ziemlich das einzige nervige Getier.
Spinnen sind hierzulande zumeist einfach nur harmlos, Schnaken auch und Grashüpfer erst recht. Sie können dir nicht wehtun und übertragen keine Krankheiten. Stell sie dir einfach mal mir großen, niedlichen Comicaugen vor. Klingt bescheuert, aber mir hat es geholfen. Ich töte keine Spinne mehr, die bei uns in der Wohnung rumläuft, sondern setze sie nach draußen. Auch Schnecken aus dem Salat werden gerettet - die meisten der Krabbeltiere haben nur Angst vor dir und dem grellen Licht, das du zu ihrer Schlafenszeit erzeugst. Sie widersprechen einfach unserem ästhetischen Empfinden, aber stellen keine Gefahr für uns dar. Im Gegenteil, weißt du, was Bienen und Hummeln für uns eigentlich leisten? Die sind auch total harmlos.
Junikäfer finde ich auch gruselig, aber bei näherer Betrachtung sind sie auf einmal dämlich und niedlich. Ich finde, sich genauer mit dem jeweiligen Tier zu befassen, bringt schon ernorme Besserung.
Aber wie gesagt - dir droht keine Gefahr. Das musst du erstmal verinnerlichen.

19.08.2017 03:13 • #2


A


Noch jemand mit extremer Arachnophobie/Insektenangst?

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patriot
Hört sich nach einer scheren Form von Angst an.........Therapie ? Was anderes kann dir da nicht helfen!

19.08.2017 03:18 • #3


P
Zitat von patriot:
Hört sich nach einer scheren Form von Angst an.........Therapie ? Was anderes kann dir da nicht helfen!


Für manche Menschen der richtige Weg; anderen hilft es nicht und es wird nur Zeit verschwendet und verunsichert. Ich weiß, dass diese Empfehlung nicht immer die richtige ist, wenn man eine einigermaßen starke Persönlichkeit hat.

19.08.2017 03:48 • #4


patriot
Sich selbst therapieren ist die höchste Form von Selbstheilung und die allerbeste. Aber in diesem Fall ......?!? Der eine kann es der andere nicht. Und manchmal braucht man doch professionelle Hilfe die verschiedene Ansätze oder Wege aufzeigen!

19.08.2017 04:27 • x 1 #5


aequinox
Zitat von Persikka04:
Warum solltest du deinen Arbeitsplatz ändern sollen?
[...]
@Persikka04
Aber wie gesagt - dir droht keine Gefahr. Das musst du erstmal verinnerlichen.


Hallo, vielen lieben Dank für deine Antwort!
Ich hab mit ein paar wenigen Personen darüber gesprochen und es gab auch eine Diskussion in einer Angststörungs-Gruppe in Facebook, und ich habe einfach zu oft schon gehört na, alleine in der Nacht arbeiten ist ja auch nicht gerade der ideale Beruf bei einer solchen Angst, kannst du dir nicht was anderes suchen? Deshalb der Hinweis in meinem Post, dass diese Diskussion auf keinen fruchtbaren Boden bei mir fällt.

Ich finde deinen Ansatz, mir die Tiere irgendwie niedlich zu reden, sehr gut - ich hab das auch schon versucht, mir vorgestellt, dass die ja eigentlich nur fressen und überleben wollen und ich denen eigentlich egal bin. Aber das hilft nicht so wirklich, dazu ist meine Angst einfach nicht genug oder ich will es nicht genug, ich kanns schwer beschreiben. Und da mach ich mir dann wieder Gedanken, ob das überhaupt was bringt, wenn ich eh nicht den Willen aufbringen kann und das frustriert mich. Die Angst vor einer Konfrontation überlagert einfach alles.

Am besten wäre es, man würde mich so hypnotisieren, dass ich statt Spinnen oder andere Insekten nur noch kleine Drachen sehe. Die sind wenigstens wirklich niedlich!

@patriot:
Ich weiß, und da bin ich ja auch dran. Meine sozialen Ängste (und mittlerweile auch depressive Phasen in Kombination mit Prokrastination und Nicht-Aufraffen-Können) verhindern nur leider oft, dass ich zur Tat schreite. Ich denke drüber nach, und sag mir ja, morgen und habe im gleichen Augenblick ein schlechtes Gewissen, weil ich schon wieder schiebe. Aber ich kann mich wirklich einfach nicht aufraffen.
Und wenn es dann zu spät ist, versuch ich zu retten, was noch zu retten ist. Montag Morgen ruf ich direkt an und kriege hoffentlich zeitnah einen Termin.
Ich bin definitiv keine starke Persönlichkeit - wie wir alle habe ich meine Päckchen zu tragen, ich will nicht weiter ausschweifen, aber ich habe eine traumatische Beziehung hinter mir (Trennung war 2009), die ich immer noch nicht richtig verarbeitet hat und meine soziale Angststörung noch weiter angefacht hat. Zudem leide ich auch unter Dermatillomanie (Impuls-Kontroll-Störung, zwanghaftes Zupfen, Quetschen und Knibbeln an der Haut, Pickel und Mitesser ausdrücken, Kratzen bis Wunden entstehen, die teilweise richtig böse sind...), was durch meinen Stress momentan noch mehr verstärkt wird. Ich seh grade wirklich keinen anderen Ausweg, als mir einen Psychiater/Therapeuten zu suchen, der mich therapiert und anleitet.

19.08.2017 05:10 • #6


patriot
Hey ich mache auch Dauernachtschicht aber das eine hat mit dem anderem nichts zu tun!

19.08.2017 05:15 • #7


aequinox
Mal ein kurzes Update -
hatte die letzten vier Tage frei und habs tatsächlich geschafft (!), eine Psychologische Praxis zu kontaktieren und einen Termin auszumachen. Habe Freitag vormittag mein Erstgespräch, bin schon ganz gespannt. Ich hab nur ein bisschen Angst, dass die Psychologin mich nicht ernst nimmt - wenn ich da ankomme und ihr von meiner Arachnophobie und der Angst vor Insekten erzähle, Dermatillomanie, soziale Angststörung, Höhenangst, despressive Verstimmungen, Prokrastination... vielleicht denkt die ja, ich simuliere nur, bei so vielen Erkrankungen?

Jetzt liegen aber erstmal 5 Nachtschichten vor mir. Mir wird richtig schlecht, wenn ich dran denke, zehn Stunden in dieser Spinnenhöhle aushalten zu müssen . Hab schon überlegt, ob ich mich krankschreiben lassen soll, aber einerseits tuts mir leid für die Kollegen, die dann einspringen müssen und andererseits... wenn ich einmal krankmache, mach ichs vielleicht wieder und ich will der Angst nicht so viel Macht einräumen.

23.08.2017 19:28 • #8


N
Du schaffst das schon da bin ich sicher. Ich kann deine Angst wirklich nachvollziehen. Meine ist zwar nicht so ausgeprägt wie deine aber ich hab wirklich Angst vor mittelgroßen bis großen Spinnen. Von Wespen, Libellen, Motten und sogar Schmetterlingen will ich gar nicht reden. Im Ernst ich hab sogar Angst vor Schmetterlingen. Eigentlich total bescheuert aber soetwas gibt es halt auch.
Versuch dich auf Arbeit mit irgendetwas abzulenken so das du nicht ständig an Spinnen denken musst. Plane irgendetwas. Vielleicht gibt es ja etwas was du gerne machen willst und womit du dich ablenken kannst. Irgendetwas halt

23.08.2017 19:54 • #9


aequinox
Vielen Dank, Novakin!
Mich ängstigt auch so ziemlich alles, was krabbelt und fliegt und mich irgendwie erschrecken kann, auch Schmetterlinge, wie bei dir! Ich find sie nicht eklig, aber sie erschrecken mich, echt bescheuert

Das Problem ist, dass ich nachts öfter durchs komplette Wohnheim durchlaufen muss, es ist überall dunkel (die Bewohner schlafen ja) und ich bin alleine... brrr! Ich rechne quasi bei jedem Schritt mit irgendeinem Viech, das stresst mich einfach tierisch.

23.08.2017 20:02 • #10


N
Kann ich verstehen. Bin ja auch froh wenn nichts da ist. Aber diese Ungewissheit ist da was oder nicht ist schlimm.
Atme einfach immer mal wieder kräftig ein und versuche dich zu beruhigen und dann wird das schon. Ich weiß ist manchmal einfacher gesagt als getan.

23.08.2017 20:10 • #11


Icefalki
Probier es mal mit umgekehrter Psychologie. Betrachte die Spinnen als deine nächtliche Beschützer. Da du die alleinige nächtliche Wächterin deiner Station bist, sind sie deine Gehilfen. Denn Schrecken verbreiten können sie ja vorbildlich.

23.08.2017 22:25 • #12


aequinox
Icefalki, das ist eine gute Idee, aber ich weiß nicht, ob ich daran glauben kann - meine Angst überlagert einfach ALLES.

Hatte gerade eben wieder so eine Situation...
* ACHTUNG TRIGGER *
Die größte Spinne, die ich bis dato live im Wohnheim gesehen habe. Bin so weit wie möglich um sie rumgelaufen und hab einen Bewohner geweckt, der sie für mich wegmachen sollte - der hat absolut keine Berührungsängst, der tritt sogar mit den *beep* Füßen drauf und nimmt sie anschließend in die Hand, aber er kriegt sie nie ganz tot... jedenfalls hat er auch gerade eben die Spinne mit einem Besen von der Wand geholt, nochmal draufgeschlagen, sie dann vom Besen gepflückt und in den Mülleimer geworfen. In den Mülleimer! Da kommt die doch wieder raus, wenn sie noch lebt! Also hab ich ihm gesagt, er soll einfach den ganzen Mülleimer nach draußen tragen (aber er hat recht wenig Sprachverständnis, deshalb hat er nicht begriffen, was ich von ihm wollte) - also hat er den Müllbeutel rausgeholt, zusammengedrückt und wollte ihn wieder in den Mülleimer tun
Ich hab ihm dann irgendwie klarmachen können, dass er den Müllsack einfach draußen im Hof lassen soll - hat er auch gemacht. Er ist dann wieder ins Bett.. und ich hab todesmutig (wirklich!) in den Mülleimer geschaut... nichts mehr drin, PUH! Hatte ja Angst, dass die da noch drinsitzt, dann wär ich glaube ich in Ohnmacht gefallen. Oder vielleicht auch nicht, sonst hätte ich sie ja nicht mehr im Auge behalten können.
Jedenfalls hör ichs 5 Minuten später draußen rascheln - ihn hat der Müllbeutel draußen wohl gestört, also wollte er ihn wieder reinholen habs ihm dann ausreden können. Oh mann, mein Puls ist jenseits von Gut und Böse und ich bin komplett nassgeschwitzt, ich lauf nur noch in Schneckengeschwindigkeit und geduckt durchs Wohnheim. Aber ich tröste mich, ich hab Freitag ja meinen Termin und vielleicht ist die Psychologin ja der Meinung, dass meine Arbeit das ganze nur noch verschlimmert und will mich krank schreiben. Ich hab ja noch 4,5 Nächte vor mir und meine Energie ist jetzt schon komplett weg.

Ich wünschte, die Viecher würden im Dunkeln leuchten, dann könnt ich mich ein bisschen besser drauf einstellen.

24.08.2017 02:29 • #13


N
Hey,

ich hoffe du hast deine restliche Nacht ansonsten gut überstanden. Wünsche dir viel Glück für deine heutige Schicht.

24.08.2017 17:56 • #14


aequinox
Ich hab mich gestern krank gemeldet, weil ich einfach zuviel Angst hatte, arbeiten zu gehen. Allein der Gedanke daran, dass ich bei der Arbeit wieder eine von den Spinnen treffen könnte, lässt mich ohne Ende schwitzen und zittern.
Hatte heute mein Erstgespräch bei der Psychologin - ich hab die eine Stunde lang vollgeheult, aber sie war trotzdem nett. Nächsten Freitag hab ich den nächsten Termin und bin fürs Wochenende krank geschrieben. Ich brauch jetzt ein bisschen spinnenfreie Ruhe, um mich auf die nächste Nachtschicht mental vorzubereiten...

25.08.2017 14:47 • #15


N
Dann ist der erste Schritt ja gemacht. Ich wünsche dir ein erholsames Wochenende
Hoffe du kannst dich etwas erholen

25.08.2017 15:49 • #16


E
Zitat von aequinox:
Ich hab mich gestern krank gemeldet, weil ich einfach zuviel Angst hatte, arbeiten zu gehen. Allein der Gedanke daran, dass ich bei der Arbeit wieder eine von den Spinnen treffen könnte, lässt mich ohne Ende schwitzen und zittern.

Was genau befürchtest du was passieren könnte wenn du einer Spinne oder einem Käfer begegnen würdest? Die Tierchen suchen ja in der Regel nicht den Körperkontakt mit dem Menschen und eine Reale Gefahr geht ja auch von hier heimischen Insekten nicht aus. Von der Logik ist die Situation wenn du einer Spinne begegnest, selbst wenn es ein Prachtexemplar der größten hier vorkommende Spinne sein sollte potentiell nur für die Spinne gefährlich. Das kleine Tier käme mit ihren Zähnen nicht einmal durch deine oberste Hautschicht hindurch, während du sie ohne Kraft aufwenden zu müssen mühelos mit bloßen Fingern zerquetschen könntest.

Irgendwie tun mir die Spinnen doch leid das sie so vielen Leuten unberechtigt Angst machen, zumal sie ja äußerst nützliche Tiere sind. Wenn man mal schaut was sich so an Getier im Netz einer Spinne im Wohnzimmer ansammelt, dann bin ich recht froh das dieses ganze Krabbelzeug gefressen wurde und nicht mehr in meiner Küche rumläuft

Klar das sagt sich für mich so leicht, ist mir schon klar. Aber du wirst die Angst nicht loswerden wenn du dich Zuhause verkriechst. Während du den Beitrag hier gelesen hast sind bestimmt hunderte heimliche Untermieter um dich herum unterwegs, auch wenn du sie nicht siehst. Fliegen, Mücken, Käfer, Spinnen, Silberfischen und noch viele andere Tiere die man so im Haushalt immer dabei hat. Davor sollte man sich nicht fürchten, sondern die nützlichen dulden und die Schädlinge vertreiben. Vielleicht wäre es praktisch wenn du dich mal mit Insekten befassen würdest. Klar Beispiel Spinnen sind keine Schönheiten wenn sie vor einem laufen, aber mal auf guten Fotos in der Nahaufnahme betrachtet sieht man das Spinnen genau so wie die meisten anderen Insekten wirklich schöne Tiere sind die doch irgendwo mehr faszinieren als abstoßen.

25.08.2017 17:38 • #17

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aequinox
Danke für deinen Beitrag, Eduard!
Phobien oder starke Ängste sind nicht unbedingt logisch oder für Außenstehende nachvollziehbar, deshalb verzeih mir, wenn ich dir sage, dass du das nicht nachvollziehen kannst. Ich weiß, dass Spinnen und andere Insekten nützlich sind - gerade Bienen und Wespen sind ja unverzichtbar für unser Leben. Aber trotz aller logischen Argumente habe ich Angst und ich weiß, dass es irrational ist, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich kann nichtmal Bilder von Winkelspinnen anschauen, weil ich sofort Panik bekomme - glaub mir, ich habs versucht.

Ich weiß nicht, wovor genau ich Angst habe, aber ich denke, es hat mit der Unberechenbarkeit und Ungewissheit zu tun. Es KÖNNTE sich eine Spinne da befinden, aber ich weiß es nicht, also muss ich es kontrollieren, indem ich den Raum inspiziere und mich davon überzeuge, dass keine da ist. Falls ich eine finde, bestätigt es mein übertriebenes Sicherheitsverhalten - was total bescheuert ist, ich weiß. Ich kriege Angst bei dem Gedanken, dass mich die Spinne berühren könnte oder in meine Richtung läuft und mich anschließend berührt. Und merkwürdigerweise habe ich besondere Angst davor, dass mir Tiere in meine Körperöffnungen kriechen können. Ist mir bisher noch nie passiert, deshalb ist es umso weniger nachvollziehbar, woher diese Angst tatsächlich kommt. Ich weiß es nicht, aber ich hoffe, dass die Therapie bald anschlägt.

Momentan KANN ich Spinnen nicht als die nützlichen kleinen Helfer sehen, die sie definitiv sind, ich seh sie eher als kleine Monster, die mir mein Leben (ungewollt) schwer machen. Die können ja auch nichts dafür, aber genauso wenig kann ich für meine Ängste.
Ich hoffe, das macht einigermaßen Sinn für dich, aber wie eingangs gesagt - ein Nicht-Phobiker kann diese Ängste eher nicht nachvollziehen, weil sie komplett unlogisch sind.
Ich kann zum Beispiel nicht nachvollziehen, wie man Angst vor Bakterien haben kann, weil es für mich total unlogisch ist - aber für die betroffene Person ist es mehr als logisch.

25.08.2017 23:52 • #18


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