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19

Carcass
Bei uns wird immer erbarmungslos gegessen und getrunken, immer lustig, und vor allem LAUT

27.05.2016 10:23 • x 1 #21


JollyJack
@Blackstar :

Die arme Kleine, das ist ja fürchterlich! Warum nimmt man denn da nicht ein bisschen Rücksicht? Kann doch nicht so schwer sein....

Aber das ist genau das, was ich mit meinem Beitrag ausdrücken wollte:
Alle spulen sie munter und selbstverliebt ihr Programm runter, ohne Rücksicht auf Verluste. Anstatt sich mal auszutauschen , entartet das Ganze zu einem Schaulaufen der Unwichtigkeiten. Was interessiert mich , dass eine Cousine dritten Grades der Schwiegermutter meines Bruders irgendwo in Deutschland kürzlich eine Bronchitis hatte?!? Das ist genauso hochinteressant, wie die von mir erwähnten Fahrräder.
Da finde ich die Sache mit dem Reissack, der neulich in China vom Fahrrad gefallen sein soll, ungleich spannender...

Immerhin musst Du da nicht durch, mach an dem betreffenden Tag lieber etwas, das Dir guttut.

LG
JollyJack

27.05.2016 10:34 • x 2 #22


A


Wer liebt Familienfeste auch so wie ich?

x 3


B
Zitat von Carcass:
Bei uns wird immer erbarmungslos gegessen und getrunken, immer lustig, und vor allem LAUT


Mensch Carcass, wäre aber nicht so gut, wenn so bald wieder. Wo Du doch so schön abgenommen hast!

27.05.2016 11:42 • #23


B
Zitat von JollyJack:
@Blackstar :

Die arme Kleine, das ist ja fürchterlich! Warum nimmt man denn da nicht ein bisschen Rücksicht? Kann doch nicht so schwer sein....

Aber das ist genau das, was ich mit meinem Beitrag ausdrücken wollte:
Alle spulen sie munter und selbstverliebt ihr Programm runter, ohne Rücksicht auf Verluste. Anstatt sich mal auszutauschen , entartet das Ganze zu einem Schaulaufen der Unwichtigkeiten. Was interessiert mich , dass eine Cousine dritten Grades der Schwiegermutter meines Bruders irgendwo in Deutschland kürzlich eine Bronchitis hatte?!? Das ist genauso hochinteressant, wie die von mir erwähnten Fahrräder.
Da finde ich die Sache mit dem Reissack, der neulich in China vom Fahrrad gefallen sein soll, ungleich spannender...

Immerhin musst Du da nicht durch, mach an dem betreffenden Tag lieber etwas, das Dir guttut.

LG
JollyJack


Danke, werd ich machen!

27.05.2016 11:43 • #24


S
Hallo Blackstar,

ich bin neu hier, das ist mein erster Beitrag. Ich leide schon viele Jahre an einer Sozialphobie sowie an Zwangsgedanken (Therapien habe ich gemacht, ich nehme derzeit auch Medikamente). Ich stoße in meiner Familie leider auf kaum Verständnis und habe sehr wenige (eigentlich so gut wie keine) Freunde, geschweige denn einen Partner. Um so mehr tut es gut, zu lesen, dass es anderen tatsächlich genauso geht wie mir.

Ich habe ebenfalls erhebliche Probleme bei Familienfeiern und erkenne mich, in dem was du schreibst, sofort wieder. Bislang habe ich durchgehalten, aber ich kann nicht mehr. Ich nehme den anderen zuliebe teil, leide aber furchtbar - schon Tage vor der Feier, während der Feier und auch noch Tage danach. Letztes Jahr im Herbst habe ich daher das erste Mal all meinen Mut zusammengenommen und habe bei einer Familienfeier abgesagt. Ich war erheblich im Zwiespalt mit mir: einerseits wollte ich es allen recht machen, andererseits wollte ich aber auch nicht leiden. Momentan fahre ich eher auf der Schiene, mir Gutes zu tun, also nicht mehr so zu leiden. Andererseits habe ich aber auch Angst zu vermeiden.

Du hast geschrieben:

Bin lieber alleine, als in Gesellschaft. Mir macht das nichts aus und fühle mich auch nicht einsam.
Für mich sind die meisten Menschen einfach nur Stress und bin froh, wenn ich nicht dabei sein muss.

Darf ich dich fragen, ob das hundertprozentig und immer so ist? Für mich sind die Menschen auch einfach nur Stress und ich kann gut allein sein. Aber in letzter Zeit immer häufiger fühlt es sich wie ein Stich an, wenn ich zB eine glückliche kleine Familie auf der Straße sehe. Ich glaube, ich will das eigentlich auch..aber ich kann es nicht. Das tut so weh.

Wenn ich doch wenigstens sagen könnte, dass ich bewusst allein bin und alles gut ist. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich so ist..ich zweifle sehr an mir. Ich will nicht, dass mir die Sozialphobie alles kaputt macht und ich will nicht vermeiden. Aber ich finde, mit eins der schwierigsten Dinge für einen Sozialphobiker ist es, eine Beziehung einzugehen.

Ich freue mich auf eure Antworten und Kommentare

16.06.2016 11:06 • #25


B
Willkommen im Forum, schön dass Du da bist und Danke dass Du gleich in meinem Thread geantwortet hast!

Zitat von schmidtchen:
Darf ich dich fragen, ob das hundertprozentig und immer so ist? Für mich sind die Menschen auch einfach nur Stress und ich kann gut allein sein. Aber in letzter Zeit immer häufiger fühlt es sich wie ein Stich an, wenn ich zB eine glückliche kleine Familie auf der Straße sehe. Ich glaube, ich will das eigentlich auch..aber ich kann es nicht. Das tut so weh.


Natürlich nicht hundertprozentig immer, aber kann sehr gut damit leben und wenn ich dann glückliche Pärchen sehen, denke ich an meine vergangene lanjährige Beziehung und bin dann sehr froh, dass ich das nicht mehr mitmachen muss und tun und lassen kann was ich will. Man kann halt nicht alles haben und ich habe mich für den Alleingang entschieden. Bereue diese Entscheidung auch nie! Bei mir wurde auch eine schizoide Persönlichkeitsstörung (ein Psychiater) diagnostiziert und vielen anderen, von einigen Psychiatern und Psychologen. (Weiß schon gar nicht mehr alle, bei denen ich in meinem Leben in Therapie und Behandlung war). Ob es letztlich so ist, weiß ich nicht. Aber ich bin wirklich sehr gerne alleine und durchaus in der Lage damit glücklich und zufrieden zu leben!

16.06.2016 11:18 • #26


S
Liebe Blackstar,

herzlichen Dank für deine schnelle Antwort. Ich bin nach wie vor hin- und hergerissen. Ich will dieser Krankheit einfach nicht nachgeben, sondern eigentlich will ich sie ja besiegen. Ich denke, ich werde weiter kämpfen. Ich werde sehen..

Nochmals vielen Dank!

26.06.2016 12:33 • #27


D
Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich hier reinschreiben darf, da der Thread ja schon älter ist, aber nun gut, ich stöbere gerade so ein bisschen in den alten Themen rum

Was ich von Familienfeiern halte? Das ist irgendwie eine schwierige Frage.

Früher, als ich kleiner war, mochte ich es wirklich gerne, da ich meine Lieblingscousine sehen konnte und ich habe gerne was mit ihr gemacht. Als Kind ist man ja sowieso nicht in so einer lauten Halle voller Erwachsenen, da zieht man sich lieber zurück und spielt draußen oder in versteckten Räumen.
Leider ist man nicht ewig Kind und je älter man wird, tut man sich mit den Erwachsenen zusammen und das musste ich wohl oder übel auch machen, denn jetzt spiele ich nicht draußen und ich wäre auch wohl die einzige aus der Verwandtschaft, die das in meinem Alter tun würde xD aber so merke ich immer mehr, dass ich nicht so bin wie die anderen.

Naja, meine Familie ist sehr groß und, wenn wieder so eine Feier statt findet, kommen locker mal so 50 Leute und das ist nicht mal alles! Seit ein paar Jahren fühle ich mich auf so einer Feier nicht wirklich wohl, weil ich mich irgendwie so komisch dort fühle. 1. Ist es mir immer sehr unangenehm dort aufzutauchen und alle Menschen dort zu begrüßen und dann auf Fragen wie z.B. Wie gehts dir? zu antworten, da ich auch mit solchen Fragen nichts anfangen kann und nicht weiß, wie drauf antworten soll. Es ist mir dann immer zu viel und ich habe jedes Mal so ein Bedürfnis zu weinen, wenn ich sehe, wie viele Menschen dort sind und wie chaotisch das alles ist und jeder spricht mich an.
2. Habe ich Angst mich ausgeschlossen zu fühlen von meinen gleichaltrigen Verwandten bzw. Cousinen. Mit meiner damaligen Lieblingscousine (heute 18 Jahre alt) haben wir leider nicht mehr so wirklich dieselbe Wellenlänge. Sie wird erwachsen, ist in vielen Dingen weiter als ich und neben ihr fühle ich mich noch so unreif und kindisch und sie tut sich jetzt eher mit meiner anderen Cousine (23 Jahre alt) zusammen und dann reden die immer über ihren festen Freund, Führerschein und und und, also über solche Themen, wo ich nicht mitreden kann, weil mir das alles nicht widerfahren ist. Ich fühle mich immer wie das dritte Rad am Wagen und sitze eh immer still da und träume oder, wenn ich wieder im Redefluss bin, habe ich das Gefühl, dass ich nerve und zu viel rede.

Außerdem wird mir immer vor Augen geführt, dass alle in meiner Familien ein vollständiges Elternpaar haben und gesund sind. Ich weiß, Neid ist keine gute Eigenschaft, aber ja, ich gebe es offen und ehrlich zu: Ich bin drauf neidisch! Aber nein, ich bemitleide mich nicht selber, denn ändern kann man daran nichts und man muss es so hinnehmen wie es ist.

Naja und durch die Angst, habe ich sowieso Angst, mich vor meiner Familie zu blamieren, in Form von Kontrollverlust. Ich trinke dann dort sehr viel Alk., damit ich locker und lustig werde, wie die anderen. Meiner Mutter gefällt es nicht und sie sagt mir auch immer, dass sie dafür sorgen wird, dass ich nur maximal ein Glas Alk. trinke, aber sie kann mir da nichts vorschreiben, ich bin schon volljährig und es ist meine Verantwortung.

Wenigstens sind in meiner Familie und auf der Feier dort auch Kinder, die mögen mich und ich bin dann immer diejenige, die dann mit ihnen spielt oder sich generell beschäftigt, weil was anderes mache ich nicht, da sich ja meine anderen Cousinen zusammengetan haben und ich da nicht mehr so richtig reinpasse. Eigentlich komisch oder? Ich verstehe mich mit einer 7 Jährigen besser als mit einer 18 oder 23- jährigen? Was ist nur los?

Also um jetzt zum Schluss zu kommen:
Durch das Älter werden, hat sich für mich die Atmosphäre einer Familienfeier geändert. Früher als Kind hat man da eher noch gespielt und sich zurückgezogen, aber heute, im erwachsenen Alter merke ich einfach, dass ich nicht reinpasse, da man eben von einer Person in meinem Alter die ganzen kommunikativen Dinge erwartet, die mir etwas schwer fallen.

Was ich aber mag, ist das Essen und die Musik.

So das wars, ich hoffe, ich habe am Thema nicht vorbei geschrieben und ich hoffe auch, dass es nicht schlimm ist, wenn ich diesen Thread wieder aufgeweckt habe, aber ich fand es interessant.

19.01.2018 11:11 • x 1 #28


B
Freue mich immer, wenn Du schreibst und Danke für den tollen Beitrag! Ging mir früher auch immer so, daß ich immer bei den Kleinen war
und dort hat es mir auch immer am besten gefallen. Später habe ich gekniffen so oft es geht und inzwischen, wissen eh alle, was mit mir los ist.
Meiner Mutter geht es ähnlich wie mir und meine Schwester, verträgt inzwischen auch nicht mehr soviel wie früher. Sag doch einfach den engeren
denen Du vertraust, was mit Dir los ist. Habe auch sehr lange mit mir gerungen, bei mir wissen es auch alle, bis auf meinen Bruder und seine
Familie, außer seinem jüngeren Sohn, der ist paradoxerweise auch so wie ich vom Wesen her und wir verstehen uns super, dagegen kann mich
der Ältere nicht ausstehen, obwohl ich dem noch nie was getan habe und durch einige Schnitzer die er sich bei mir erlaubt hat, ich ihn auch
nicht mehr. Mein Bruder ist für mich auch heute noch wie ein Fremder, wir haben überhaupt nichts gemeinsam. Mich wundert, wie wir die
gleiche DNA haben können. Meine Schwester ist meine Halbschwester von meiner Mutter und sie ist mir wesentlich näher. Tja, Verwandtschaft
ist so eine Sache, hatte auch schon viel damit zu kuddeln in meinem Leben. Inzwischen, tu ich nur noch was geht und letztes Weihnachten
war sogar richtig nett und als mein spezieller Neffe kam, ging ich einfach und hab gewartet bis er wieder weg war. Er ist übrigens so beliebt,
daß in der Zeit alle zu mir kamen, weil sie sein lautes Geschrei nicht mehr hören konnten und es bei mir so schön ruhig und gemütlich ist.
Schön zu wissen, daß man nicht mehr das schwarze Schaf der Familie ist.

19.01.2018 11:12 • x 1 #29


M
Re: Wer liebt Familienfeste auch so wie ich?

Da bin ich nicht da.
Und meinen Geburtstag feier ich am liebsten indem ich alleine mit einer Freundin was Schönes mache.

... 80 Leute.... ui, mir wird schlecht

19.01.2018 11:35 • x 1 #30


B
Ja, 80 Leute ist mir auch ein paar Nummern zu groß. Mag es auch viel lieber ruhig im engsten Kreis, wenn überhaupt!
So war es aber mit der Sippe meines Ex auch, denke nur noch mit Grauen daran zurück
und bin heilfroh, daß ich aus der Nummer für immer raus bin.

19.01.2018 11:36 • x 1 #31


M
Gratulation!

19.01.2018 11:47 • x 1 #32


D
Zitat von Blackstar:
Freue mich immer, wenn Du schreibst und Danke für den tollen Beitrag! Ging mir früher auch immer so, daß ich immer bei den Kleinen war
und dort hat es mir auch immer am besten gefallen. Später habe ich gekniffen so oft es geht und inzwischen, wissen eh alle, was mit mir los ist.
Meiner Mutter geht es ähnlich wie mir und meine Schwester, verträgt inzwischen auch nicht mehr soviel wie früher. Sag doch einfach den engeren
denen Du vertraust, was mit Dir los ist. Habe auch sehr lange mit mir gerungen, bei mir wissen es auch alle, bis auf meinen Bruder und seine
Familie, außer seinem jüngeren Sohn, der ist paradoxerweise auch so wie ich vom Wesen her und wir verstehen uns super, dagegen kann mich
der Ältere nicht ausstehen, obwohl ich dem noch nie was getan habe und durch einige Schnitzer die er sich bei mir erlaubt hat, ich ihn auch
nicht mehr. Mein Bruder ist für mich auch heute noch wie ein Fremder, wir haben überhaupt nichts gemeinsam. Mich wundert, wie wir die
gleiche DNA haben können. Meine Schwester ist meine Halbschwester von meiner Mutter und sie ist mir wesentlich näher. Tja, Verwandtschaft
ist so eine Sache, hatte auch schon viel damit zu kuddeln in meinem Leben. Inzwischen, tu ich nur noch was geht und letztes Weihnachten
war sogar richtig nett und als mein spezieller Neffe kam, ging ich einfach und hab gewartet bis er wieder weg war. Er ist übrigens so beliebt,
daß in der Zeit alle zu mir kamen, weil sie sein lautes Geschrei nicht mehr hören konnten und es bei mir so schön ruhig und gemütlich ist.
Schön zu wissen, daß man nicht mehr das schwarze Schaf der Familie ist.


Ja ich habe das Glück, dass meine Mutter auch so ist. Sie ist sogar noch extremer als ich. Sie hasst solche großen Veranstaltungen und sie ist immer einer der ersten, die schon gehen möchte

Tja, mit den engeren Verwandten ist so ein Ding.... kann ich es überhaupt als eng bezeichnen? Ich mag meine Verwandtschaft, viel spüre ich zwar nicht, aber zumindest, mit denen ich mehr Kontakt habe, die sind mir natürlich wichtig, generell ist mir eine Familie wichtig. Allerdings rede ich nicht viel mit denen. Die fragen mich zwar immer, wie es mir geht und ich beantworte einfach die Fragen, aber mehr kommt nicht, aber das liegt auch an mir, ich denke manchmal nicht dran, auch mal Gegenfragen zu stellen.
Meine 18 jährige Cousine weiß, dass ich beim Kinder und Jugenpsychiater mal war, sie war dann nämlich später auch bei demselben, aufgrund des Schulstresses, das bekam ihr nicht so gut und so haben wir uns ein wenig drüber ausgetauscht, aber was genau los ist, davon weiß sie nichts, dafür weiß meine 23 jährige Cousine was von meinen Diagnosen. Anfangs war sie skeptisch, doch jetzt ist es besser geworden, aber viel habe ich auch nicht erzählt. Ich erzähle generell sehr wenig von irgendwelchen Problemen und selbst, wenn ich sage, ich habe Probleme, dann spiele ich es selber runter und denke mir so: Das sind also wirklich Probleme, die ich habe? Witzig, ich kann mich auch einfach mal mehr zusammenreißen Ja, ich mag sein, dass ich selber zu streng mit mir bin, aber ich kann da nicht anders, vielleicht habe ich mit meiner Mutter doch mehr gemeinsam, als mir lieb ist Sie ist auch so eine, die verschwiegen ist und Probleme sie überfordern, sie erzählt selber nicht viel davon und ich dann ebenso wenig. Deswegen weiß auch fast gar keiner etwas aus meiner Familie von mir, nicht mal meine Oma, aber es ist auch irgendwie unsere Mentalität. Probleme mit sich selber auszumachen und streng sein.

Bei uns ist es aber auch immer sehr laut. Vor allem meine eine Tante, wenn die etwas lustiges zu erzählen hat, schreit so rum und alle fangen laut an zu lachen, bis die die Augen tränen und jaaa, es wird auch viel getrunken, vor allem die Männer, aber das Klischee lebt, meine Familie mütterlicherseits kommt aus Russland

20.01.2018 13:59 • x 1 #33


D
Zitat von Dani2107:

Ja ich habe das Glück, dass meine Mutter auch so ist. Sie ist sogar noch extremer als ich. Sie hasst solche großen Veranstaltungen und sie ist immer einer der ersten, die schon gehen möchte

Tja, mit den engeren Verwandten ist so ein Ding.... kann ich es überhaupt als eng bezeichnen? Ich mag meine Verwandtschaft, viel spüre ich zwar nicht, aber zumindest, mit denen ich mehr Kontakt habe, die sind mir natürlich wichtig, generell ist mir eine Familie wichtig. Allerdings rede ich nicht viel mit denen. Die fragen mich zwar immer, wie es mir geht und ich beantworte einfach die Fragen, aber mehr kommt nicht, aber das liegt auch an mir, ich denke manchmal nicht dran, auch mal Gegenfragen zu stellen.
Meine 18 jährige Cousine weiß, dass ich beim Kinder und Jugenpsychiater mal war, sie war dann nämlich später auch bei demselben, aufgrund des Schulstresses, das bekam ihr nicht so gut und so haben wir uns ein wenig drüber ausgetauscht, aber was genau los ist, davon weiß sie nichts, dafür weiß meine 23 jährige Cousine was von meinen Diagnosen. Anfangs war sie skeptisch, doch jetzt ist es besser geworden, aber viel habe ich auch nicht erzählt. Ich erzähle generell sehr wenig von irgendwelchen Problemen und selbst, wenn ich sage, ich habe Probleme, dann spiele ich es selber runter und denke mir so: Das sind also wirklich Probleme, die ich habe? Witzig, ich kann mich auch einfach mal mehr zusammenreißen Ja, ich mag sein, dass ich selber zu streng mit mir bin, aber ich kann da nicht anders, vielleicht habe ich mit meiner Mutter doch mehr gemeinsam, als mir lieb ist Sie ist auch so eine, die verschwiegen ist und Probleme sie überfordern, sie erzählt selber nicht viel davon und ich dann ebenso wenig. Deswegen weiß auch fast gar keiner etwas aus meiner Familie von mir, nicht mal meine Oma, aber es ist auch irgendwie unsere Mentalität. Probleme mit sich selber auszumachen und streng sein.

Bei uns ist es aber auch immer sehr laut. Vor allem meine eine Tante, wenn die etwas lustiges zu erzählen hat, schreit so rum und alle fangen laut an zu lachen, bis die die Augen tränen und jaaa, es wird auch viel getrunken, vor allem die Männer, aber das Klischee lebt, meine Familie mütterlicherseits kommt aus Russland


Ach warte mal, ich habe vergessen: Manchmal, wenn wir am Tisch sitzen mit den anderen Verwandten und mich jemand anspricht, aber ich nicht richtig reagiere oder so nicht verstehe (wenn viele reden, vermischt sich alles oder ich höre es nicht richtig), dann sagt das meine Mutter denen, dass es so bei mir ist, denn die denken immer alle, dass ich einfach kein russisch verstehe und deswegen nicht richtig reagiere oder nicht verstehe

20.01.2018 14:11 • x 1 #34


lynonel
Dann ist es wohl weniger eine Phobie, als ein Erkenntnisprozess, dass man sich einem gesellschaftlichen Zwang nicht mehr aussetzt. Krankheit setzt ja - wenn ich mich so recht entsinne - ein Leid voraus. Für sich daraus eine gesunde Konsequenz zu ziehen, sehe ich eigentlich als mutigen Schritt. Viele folgen doch lieber dem familiären Herdentrieb. Für mich stelle ich mit zunehmendem Alter fest, dass ich gewisse Lärmpegel nicht mehr ertragen will/kann und dass Stille etwas sehr Schönes sein kann. Wenn man mit sich im Einklang ist.

20.01.2018 16:08 • #35


Entwickler
Für mich stellst sich das Problem nicht mehr, da es seit knapp 20 Jahren keine Familienfeiern mehr gibt. Für mich war nie die Lautstärke das Problem, sondern das Ausgefragtwerden vor versammelter Mannschaft. Selbst wenn ich alles beantwortet habe, gab es immer nur zwei Möglichkeiten:

Neid oder Ablehnung. Dass ich mal irgendwann für irgendwas gelobt wurde, wäre in dieser Familie komplett unvorstellbar gewesen. Meine Mutter war schon das schwarze Schaf in der Familie, also konnten ihre drei Kinder aus deren Sicht auch nichts besseres werden. Dass ich aber trotzdem ein völlig unerwartet stabiles Leben geführt habe, hat viele verstört. Ich wurde einfach irgendwann nur noch ignoriert. Einer der Onkel meinte irgendwann Ende der 80er Jahre mal, dass es irgendwann mal aufhören muss, die ganzen Neffen und Nichten bei Geburtstagsfeiern zu bewirten. Denn das wäre einseitig und letzten Endes zu teuer, weil die selber ja die Onkel und Tanten auch nicht mehr einladen würden. Es war allen Beteiligten irgendwann nur noch peinlich, eine Großfamilie darzustellen. Wie erbärmlich, oder? Waren ja fast alle linkslastig, und da wären sie unglaubwürdig gewesen, traditionelle Werte hochzuhalten. Und so hielten sie es für angebrachter, keinen Umgang mehr zu pflegen. Zwei Tanten machten noch ein paar Jahre lang Sippentreffen, aber ich wurde nur einmal dazu eingeladen, in 2001, ausgerechnet da, als ich gerade meine Partnerin verlor. Und so war ich wieder der Sonderling. Ich wohnte zu der Zeit in Frankfurt/M, was aus deren Sicht bedeutete, dass ich nur da bin, weil ich in Kassel keine Arbeit mehr gekriegt hatte, was zu einer doppelten Abwertung führte: Sogar mein Brauder machte damals eine Andeutung, dass ich es 1. in meiner Heimat zu nichts gebracht habe, und 2. deswegen glaubte, in der Großstadt was besseres zu sein. Und so half er mir auch nur widerwillig beim Umzug.

In 2012 bekam ich noch mal einen Trigger, als eine damalige gute Bekannte meinte, zu ihrer Geburtstagsfeier auch noch ihre Eltern einladen zu müssen, damit sie nicht zweimal feiern muss. Das habe ich zweimal mitgemacht, einmal mit meiner Frau und einmal ohne. Aber seitdem sie auch so extrem ausgefragt wurde vor allen Leuten, hat sie rigoros den Kontakt abgebrochen. Sie ist bekanntlich Brasilianerin und empfand es als extrem übergriffig, so dermaßen wie ein Kind verhört zu werden. Diese Bekannte und ihr Vater sind beide Lehrer. Die finden das vermutlich normal, andere Menschen von oben herab zu behandeln. Als ich diese Bekannte darauf aufmerksam machte, das wir das nicht wollen, und das es nicht üblich ist, erwachsene Freunde und Eltern zusammen einzuladen, brach auch sie den Kontakt bis heute ab.

Was ich bis heute nicht verstehe: Warum sind Menschen so gehässig? Warum versuchen sie permanent, Mitmenschen abzuwerten? Warum verstehen sie nicht, dass Neid eine Todsünde ist, und warum ist es so schwer für sie, andere einfach zu nehmen, wie sie sind, und das Positive in ihnen zu sehen? Sie sind einfach nicht in der Lage, die Hierarchie abzulegen, und die anderen einfach nur als Menschen wahrzunehmen, die nicht dauernd kämpfen wollen. Alles, was man sagt, wird auf die Goldwaage gelegt. Daraufhin untersucht, ob man was besseres sein will. Wenn man in einer Umgebung groß wird, wo man sich mit Eintritt in die Oberstufe andere Freunde zu suchen hat, bleibt wohl nichts anderes, als sich rigoros abzugrenzen, um sich nicht runterziehen zu lassen. Wo man schon als schräg gilt, wenn man sich nicht regelmäßig besäuft. Wer hat nun ein Problem? Ich oder die?

22.01.2018 08:49 • x 1 #36


Entwickler
Es heißt zwar immer, dass man seine Mitmenschen nicht ändern kann, aber ich maße mir trotzdem ein Urteil über eingerissene Verhaltensweisen an. Ich hatte vor vielen Jahren mal eine Beziehung zu einer ostdeutschen Frau. Als ich sie mit auf eine Geburtstagsfeier nahm, war es für sie das erste Mal, mit Westdeutschen Kontakt zu haben. Sie fand es einfach nur befremdlich, wie sie von den meisten Gästen regelrecht von oben bis unten begutachtet wurde. Kein Anzeichen von freudiger Aufnahme, kein wirkliches Kennenlernen wollen, sondern permanent der Drang, sie zu beurteilen. So banale Dinge wie Klamotten, Schminke, Haltung. Typisch verwestlichte, durch den materiellen Lebensstil begründete Unsitten. Und da kann man irgendwo nicht mehr sagen: Such dir einen anderen Bekanntenkreis. Denn wer kann sich denn wirklich dem Zeitgeist entziehen? Selbst in diversen evangelisch-freikirchlichen Gemeinden geht es nicht anders zu. Irgendwann fängt jeder an, nach Merkmalen zur Abwertung zu suchen. Ein wirklicher Wille, jemanden anzuerkennen, ohne sich als minderwertig bedroht zu fühlen, kann ich nirgends finden.

Im kirchlichen Umfeld in der brasilianischen Heimat meiner Frau war ich nicht lange genug, um beurteilen zu können, wie sie sich dort langfristig mir gegenüber verhalten. Aber was ich sofort bemerkt habe: Es gibt dort fast nur komplette Familien, und wie sie sagt, erreichen dort die meisten Ehen die Silberhochzeit. Gehe ich in deutsche Kirchengemeinden, sehe ich da nur Omas und Opas, aber keine komplette Familie. In den moderneren Gemeinden sind es fast nur Singles oder Alleinerziehende. Mann, Frau und Kinder zusammen in der Öffentlichkeit gibt es sowieso fast nirgends mehr zu sehen. Ich maße mir also an zu urteilen, dass dieses Land geistig-moralisch völlig am Ende ist. Das geht so keine 20 Jahre weiter.

22.01.2018 09:11 • x 1 #37

Sponsor-Mitgliedschaft

lynonel
Ja, es ist tatsächlich für das Umfeld verstörend, wenn man als schwarzes Schaf sein Leben auf die Beine bekommt. Ist wohl so etwas wie eine gruppendynamische Erwartungshaltung, die man enttäuscht.. Kommt mir sehr bekannt vor. Eigentlich sollte man ja davon ausgehen, dass sich die Leute freuen würden...........
Deine Beobachtungen mit der ostdeutschen Beziehung kann ich jedenfalls völlig bestätigen, weil so eine Beziehung mit entsprechenden Familientreffen auch hinter mir liegt. Mir kam das ostdeutsche Familienleben immer natürlicher und auch positiver vor, als das Gegenstück im Westen. Leider muss ich allerdings heute die Feststellung treffen, dass sich viele Ostdeusche auch aklimatisiert haben, dieses menschliche Zusammengehörigkeitsgefühl im Osten ist zu einem größeren Teil verloren gegangen bzw. wurde geschluckt. Der Neid oder die Gier ist eben schon eine starke Kraft und darauf ist ja dieses Land inclusive Insassen auch begründet - wenn man mal kurz unter das Deckmäntelchen gewisser Ideologien schaut.

22.01.2018 12:21 • x 1 #38


Entwickler
Zitat von lynonel:
Ja, es ist tatsächlich für das Umfeld verstörend, wenn man als schwarzes Schaf sein Leben auf die Beine bekommt. Ist wohl so etwas wie eine gruppendynamische Erwartungshaltung, die man enttäuscht.. Kommt mir sehr bekannt vor. Eigentlich sollte man ja davon ausgehen, dass sich die Leute freuen würden...........

Paul Watzlawick hat in seinem Standardwerk Menschliche Kommunikation anschaulich erklärt, wie Neid und Hass zustande kommen. Wer dagegen nicht bewusst ankämpft, fühlt es so von Natur aus. Denn jemand der als schwach gilt und unerwartet wieder zu Kräften kommt, lässt den Beobachter relativ gesehen schlechter dastehen als vorher, und das würde die Natur nicht so einfach gelten lassen. Da gibt es auch anschauliche Experimente mit höher entwickelten Säugetieren, bei denen man einzelne Exemplare vorübergehend so betäubt, dass sie schwach wirken, aber nicht komplett umfallen. Je höher entwickelt, umso länger dauert es, bis sie sich ihren Platz in der Hierarchie wieder erkämpft haben. Bei den Menschen könnte es sogar sein, dass jemand, der einmal komplett außer Gefecht war, für immer abgeschrieben ist, je nach Intelligenzgrad des Umfeldes.

Aber wenn man das komplett ignoriert, und es sich leisten kann, ein neues Umfeld zu suchen, sollte man das tun. Im christlichen Umfeld hat man ohnehin keine Beziehungen direkt zu Menschen, sondern immer nur über Gott zu ihnen. Das heißt, solche Bewertungen sind einfach komplett irrelevant.

22.01.2018 14:46 • #39


B
Watzlawick mag ich auch gerne, habe vor langer Zeit das Buch Anleitung zum Unglücklichsein gelesen.
War sehr lustig und aber trotzdem tiefgründig beschrieben. Der Autor ist gut, wenn man psychische Probleme hat.

22.01.2018 14:54 • #40


A


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