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Plumbum
Hallo ihr Lieben

Mir ist bei Selbstbeobachtungen aufgefallen, dass in Phasen, wenn mir die Angst und die Zweifel wieder mehr zu schaffen machen, ein weiteres Gefühl unheimlich schwer auf meinen Schultern lastet. Und zwar SCHULD! DU bist selbstschuld das du Angst hast. Wärst du nicht so klein und mickrig...so feige...Hättest du nicht an dieses oder jenes Ereignis gedacht, hättest du nun keine Angst...und dergleichen mehr.
Bei genauerem Hinsehen, fiel mir auf, dass dies genau die Vorwürfe waren, die ich seit frühester Kindheit von meinem Vater vorgehalten bekam. Hatte ich mich verletzt, z.b. Fuss umgeknickt oder vom Baum gefallen oder ähnliches. Konnte ich mir von ihm anhören, wie selten blöde ich doch wäre und das es MEINE EIGENE SCHULD ist, dass dieses oder jenes passiert ist. Es konnte auch vorkommen, dass ich zusätzlich zu meiner Verletzung auch geschlagen wurde...vermutlich um seinen hanebüchenen Argumenten Nachdruck zu verleihen.

Interessant dabei ist, dass Gefühl bleibt, an die jeweiligen Situationen musste ich mich erst erinnern.

Wie in meinem Tagebuch schon beschrieben, konnte ich mich erst 2014 von einer alten Schuld-Angst befreien. Ihr müsst euch das mal vorstellen, ich hab mich fast 40 Jahre lang schuldig gefühlt, weil ich als kleines Mädchen Angst hatte allein zu sein! Irrsinn hoch 10!

Und ich hab das jetzt auch gleich mal umgesetzt. Wenn ich spüre, dass ich wieder nervöser werde... sag ich mir Es nicht Deine Schuld! Du kannst nichst für Deine Angst Und soll ich euch was sagen? Es funktioniert! Ich spüre direkt wie ich mich langsam beruhige.

Nun hätte ich gerne gewusst, ob es euch ähnlich ergeht? Habt ihr auch mit dieser eingeprägten (ich habe diesen Ausdruck bewusst gewählt!) Schuldangst zu kämpfen?
Eingeprägt deshalb, weil diese Schuld uns aufgedrückt wurde, wie ein unsichtbarer Stempel, auf unsere Seelen.

Liebe Grüsse
Plumbum

21.04.2017 14:46 • 24.04.2017 x 1 #1


32 Antworten ↓


M
Ja das kenne ich liebe @Plumbum

Vorallem da ich ja jetzt selbstverantwortlich bin für meinen eigenen Kram. Aber ich denke sich selbst zu verzeihen ist nicht so einfach. Mir wurden auch immer Vorwürfe gemacht auch das ich doch selber Schuld bin. Ich versuche noch heute nach einer Lösung, wie ich diese Schuld ablegen kann und nicht nur anderen sondern auch mal mir selber verzeihen kann.

21.04.2017 15:35 • #2


A


Schuld ohne Sühne - Warum auch?

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Plumbum
Zitat von MissPanicRoom:
Ja das kenne ich liebe @Plumbum
Aber ich denke sich selbst zu verzeihen ist nicht so einfach.


DAS ist doch der Knackpunkt! WIR haben uns NICHTS vorzuwerfen! Was willst Du dir denn verzeihen? Das Du Kind warst? Das Du deinem Vater in die Ohrfeige gelaufen bist? Oder wie darf ich mir das vorstellen?

Liebe Grüsse
Plumbum

21.04.2017 15:47 • #3


M
Hast schon Recht...wir Kinder waren ja an allem Schuld...weil wir ja unartig waren...die bösen Kinder sie machen was sie wollen

21.04.2017 15:51 • #4


Plumbum
Zitat von MissPanicRoom:
Hast schon Recht...wir Kinder waren ja an allem Schuld...weil wir ja unartig waren...die bösen Kinder sie machen was sie wollen


...als ob wir das gekonnt hätten.... es hat, also zumindest bei uns zu Hause, nicht wirklich intressiert was wir wollten. Stattdessen war alles mit Reglements zugekleistert....

Grüssle
Plumbum

21.04.2017 15:55 • #5


yellowBag
Ist mir nie aufgefallen , dass mit der Schuld. Aber jetzt wo du es beschreibst?

Ich kenne das so, immer wenn was passiert war, (Verletzung ö.ä.) gabs erst mal ein Riesendrama.
Geschrei, was hatt du den da wieder gemacht, hast wieder nicht aufgepasst, so in der Art.

Das hat mir erst richtig Angst gemacht. Nicht die Verletzung, sondern das danach, weil ich dachte, dass muss ja jetzt was
ganz schlimmes sein.

Schuld schon durchaus, weil ich ja nicht so funktioniert habe wie die anderen in der Familie und mich so als Außenseiter
gefühlt habe. Ich habe da gar nicht rein gepasst. Dämlicher Spießerhaufen. Das konnte ich aber als Kind nicht erkennen,
alle Gefühle unterdrückt nur um mich anzupassen.

Sieht man ja , was daraus wird.

Aber Danke @Plumbum für diesen Gedanken.

21.04.2017 15:56 • x 1 #6


Icefalki
Natürlich liebe Plumbum. Ich war sogar schuld, als mir beim Turnen und das wirklich aus Versehen, eine Mitturnerin den halben Schneidezahn abgehauen hatte. Ich war an allem schuld. Daher kein Wunder, dass ich über den sex. Missbrauch mit 16 Jahren auch die Klappe gehalten habe. Interessant, das du das ansprichst.

Ist bei mir normal gewesen. Selbst jetzt, wenn ich darüber nachdenke, ist es eher so, dass das zur Kindheit dazu gehört hatte. Meine Haltung darüber war eher, ist doch klar, mal wieder ich, wer denn sonst?

Ich kann das schlecht beschreiben,aber irgendwie, weil es vielleicht so regelmässig kam, war es mir auch eher egal. Würde das als abgestumpft beschreiben. War insgesamt auch nur ein Teil der generellen Anlehnung.

Jetzt muss ich darüber gerade mal grinsen. Da gab man sich soviel Mühe, mich zu erziehen, dass schlussendlich eine Neurotikerin entstanden ist. Die sich dann, ok zugegeben, mit sehr viel Mühe, selbst aus dem Mist hat ziehen müssen und jetzt ein tolles eigenes Leben leben darf.
Wer weiss, vielleicht wäre ich auch nur ein oberflächlicher Mensch geworden, dem die Meinung anderer wichtiger ist, als die eigene. Vielleicht.

Weisst du, wenn man mal alles hoch und runter verarbeitet hat, man loslassen kann, versteht man die Hintergründe und alles wird verständlicher.
Und dann stellt man fest, dass man eigentlich sooooo schlecht gar nicht ist und, welch Wunder, man räumt nur noch den Menschen Mitspracherecht ein, die man liebt oder mag. Der Rest interessiert einfach nicht mehr.

21.04.2017 16:01 • x 1 #7


Plumbum
@yellowBag Der Text hätte von mir sein können. Ganz genau so war das damals.

@Icefalki Freut mich sehr, dass Du das für Dich abklären konntest.


Liebe Grüsse
Plumbum

21.04.2017 16:14 • x 2 #8


kopfloseshuhn
Hi Plumbum.
Leider musste ich dein Tagebuch abbrechen zu lesen weils mich echt triggert. So viele parrallelen

Ich verstehe dich gut. Und auch diese Schuld ist mir nicht unbekannt.
Oder sagen wir mal generell Schuld. Es ist nicht einfach, die gehen zu lassen wenn es einem immer so eingetrichtert wurde.
Immer selbst schuld. Immer die doofe.

Oder zur Schuldigen gemacht indem einem wortwörtlich das Messer in die Hand gedrückt wird....
Es ist für die damlas Großen ein einfaches Mittel das Kind klein zu halten. Sich der verantwortung zu entziehen und was weiß die Hölle noch alles.

Ja Schuild ist ein großes thema bei mir und ich denke mir immer, wenn jemand meine größte Schuld kennen würde, dann würde er/sie mich niemals mögen können. Mich verlassen und nie nie wiederkehren.
Auch wenn ich auch da noch ein Kind war als ich zur Schuldigen gemacht wurde fühlt es sich nach Schuld an.

Ja Hand in hand. Schuld und Angst. Aber eben genauso auch erlebt.

Es ist so, wenn ein Kind oder ein Missbrauchsopfer meinetwegen selbst die Schuld gibt ist das nur ein irrsinniger Versuch sich einzureden man wäre handlungsfähig gewesen. Es macht die Ohnmacht etwas leichter zu ertragen. Aber an der Schuld trägt man mindestens genauso schwer.

Mitfühlende Grüße an alle hier.

21.04.2017 18:13 • x 1 #9


Plumbum
@kopfloses Huhn ...und wie gehst Du damit um?

Liebe Grüsse
Plumbum

21.04.2017 18:48 • #10


BellaM85
Hi

Ich hab das Gefühl nur im Bezug auf meine Mutter da ich damals mit meiner Tante schwimmen gefahren bin obwohl ich so ein komisches Gefühl hatte und als wir wieder kamen stand der Krankenwagen bei uns vor dem Haus. Mein vater war noch arbeiten und meine Mutter kam ins Krankenhaus wo sie in innerhalb von 24 Stunden wegen einer falschen Diagnose starb.

Ich hab da auch damals mit meinem Therapeuten und Psychiater drüber gesprochen aber beide sagten es sei nicht meine schuld gewesen ich war zu klein war erst 4 Jahre!
Das war das letzte mal das ich sie sah im Krankenhaus durfte ich damals nicht in ihr Zimmer rein sie lag ja auf intensiv.

LG!

21.04.2017 18:52 • #11


Plumbum
Schei.... Schätzchen, dass tut mir leid...

21.04.2017 18:57 • x 1 #12


BellaM85
Ja ist kein Problem das sind Dinge die wird man zwar nie vergessen aber man lernt damit umzugehen!
Ich mein meine stiefmutter war der Teufel zum Glück sind die nicht mehr zusamnen ich bin ja mit 16 auf sie los und hab meinen Vater vor die Wahl gesetzt! Fazit sie ging
Aber jeder Mensch hat sch... im Leben erlebt der eine mehr der andere weniger
Wenn das mit ihrem Tod nicht gewesen wäre hätte ich ein schönes Leben gehabt und diese Erkenntnis lässt mich trotz der Dinge glücklich sein

21.04.2017 19:05 • x 1 #13


kopfloseshuhn
Hey Plumbum...
Wie gehe ich damit um?
Gar nicht?!
Ich kann mir im Kopf zwar sagen, dass ich das Kind war und die verantwortung wo ganz anders lag.
Tja das ist aber alles nur Kopfsache. Das Gefühl, das innere Kind, fühlt sich immernoch schuldig. Und ich weiß auch nicht, wie und ob dieses gefühl je verschwinden wird.

Ach Mensch Leute...schwere Geschichten hier... euch alle

21.04.2017 19:48 • #14


Plumbum
@kopfloseshuhn *nickt*

21.04.2017 23:30 • #15


Hotin
@kopfloseshuhn
Zitat:
Wie gehe ich damit um?
Gar nicht?!
Ich kann mir im Kopf zwar sagen, dass ich das Kind war und die verantwortung wo ganz anders lag.


Die hier im Thema angesprochenen Schuldfragen haben für mich eine ganz zentrale Bedeutung bei den Ängsten.
Ich finde, wenn Du das schaffst, solltest Du damit umgehen lernen. Damit meine ich, Dich in Gedanken mit
diesen Fragen ein für alle mal, abschließend beschäftigen.

Mir geht es dabei nicht darum, dass die Verantwortung woanders lag.
Viel mehr glaube ich geht es darum, dass Du in Deinen Gedanken Deine/Deinen
Erzieher direkt beschuldigen darfst, ja sogar musst.
Er/Sie haben an Dir große Fehler gemacht. Und diese Fehler haben Dir extrem geschadet.
Zitat:
Tja das ist aber alles nur Kopfsache. Das Gefühl, das innere Kind, fühlt sich immer noch schuldig.


Schuldig fühlst Du Dich nur so lange, solange Du Dich selbst nicht klar von dem Schuld-Gedanken befreist.
Auch heute noch, solltest Du Dich gedanklich gegen damaliges Unrecht wehren. Dies halte ich für sehr wichtig.
Zitat:
Und ich weiß auch nicht, wie und ob dieses gefühl je verschwinden wird.


Ob dieses Gefühl je verschwinden wird, weiß ich nicht.
Ich bin jedoch davon überzeugt, Du kannst es deutlich schwächer machen, wenn Du Dich heute noch in Gedanken
eindeutig gegen die damaligen Ungerechtigkeiten und falschen Erziehungsmethoden wehrst.

Mich z. B. hatte meine Mutter durch ihre Art negativ geprägt. In Gedanken habe ich ihr widersprochen und mich
dadurch von ihrer (scheinbaren) Macht über mich befreit.
Geholfen hat mir dabei die Erkenntnis, dass sie vermutlich oft überfordert war und es zu dem Zeitpunkt nicht wusste,
welchen Schaden sie mit ihrem Verhalten anrichtet.

Eltern machen sehr, sehr viele Fehler!


Die positive Wirkung meiner inneren Befreiung hat mein Leben in fast allen Bereichen verbessert.

Viele Grüße

Bernhard

22.04.2017 01:52 • x 1 #16


Plumbum
@Hotin Da hast Du recht. Eltern machen Fehler. ABER ich finde diese Fehler sind durchaus verzeihbar, WENN sie aus Unwissenheit gemacht wurden. Sie ihre Kinder lieben und Entscheidungen trafen, von denen sie überzeugt waren, diese sind das beste für ihr Kind.

Wenn man allerdings der Spielball für ihre emotionalen Schieflagen ist/war, dann sieht das schon anders aus...

Liebe Grüsse
Plumbum

22.04.2017 02:11 • x 2 #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Hotin
Hallo Plumbum,
Zitat:
Wenn man allerdings der Spielball für ihre emotionalen Schieflagen ist/war, dann sieht das schon anders aus...


Da wirst Du Recht haben. Was meinst Du, sieht dann völlig anders aus?

Bernhard

22.04.2017 03:15 • #18


Plumbum
Tja... das Ergebnis siehst Du hier im Forum...zerbrochene Kinderseelen, die selbst im Erwachsenenalter noch mit den Furchen die ihre Erfahrungen schlugen, zu kämpfen haben.

22.04.2017 03:20 • #19


Hotin
Zitat:
...zerbrochene Kinderseelen, die selbst im Erwachsenenalter noch mit den Furchen die ihre
Erfahrungen schlugen, zu kämpfen haben.


So ist das. Nur ist das nicht auch einfach ein Stück weit das, was menschliches Leben ist? Erfahrungen und
Verhaltensweisen werden von Eltern, Erziehern, Lehrern und anderen (oft falsch) weitergegeben.

Wir können aber auch hier im Forum sehen, es gibt einige, die es schaffen, sich durch andere Sichtweisen und
Therapien von ihren früheren Erfahrungen so weit zu befreien, das Ängste deutlich schwächer werden und die
von Dir beschriebenen Furchen nur als Narben zurück bleiben.

Leben wird durch ein besseres Selbsbewusstsein wieder lebenswerter.

Bernhard

22.04.2017 03:34 • x 1 #20


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